Winterliche Lüftungskonzepte: Energieeffizienz und Raumluftqualität in bayerischen Gebäuden
Im Ballungsraum München treffen dichte Bebauung, strenge Energieauflagen und hohe Nutzererwartungen aufeinander. In der kalten Jahreszeit entsteht dadurch eine anspruchsvolle Aufgabenstellung: Wie lassen sich behagliche Innenraumtemperaturen erreichen, ohne die Heizkosten in die Höhe zu treiben oder den CO₂-Footprint zu verschlechtern? Ein präzise abgestimmtes Lüftungskonzept ist der Schlüssel, um diese Zielkonflikte in Gewerbeimmobilien und hochwertigen Wohnobjekten gleichermaßen aufzulösen.
Marktdruck und gesetzliche Impulse
Aktuelle Energiepreisniveaus weisen auf ein dauerhaftes Kostenthema hin. Parallel machen Vorgaben wie das Gebäudeenergiegesetz (GEG) und die DIN EN 16798 niedrige Primärenergie- und CO₂-Werte verbindlich. Die Bayerische Bauordnung fordert zusätzlich den Nachweis hygienischer Luftwechselraten, sobald eine wesentliche Änderung an Bestandsgebäuden erfolgt. Damit verschiebt sich der Fokus von reiner Fensterlüftung hin zu ganzheitlichen raumlufttechnischen Lösungen.
Relevante Kennzahlen zur Winterlüftung
Luftqualität und Produktivität
Messreihen des Fraunhofer IBP belegen, dass eine CO₂-Konzentration von 2 000 ppm die kognitive Leistungsfähigkeit um bis zu 11 % reduziert. In Großraumbüros ohne maschinelle Lüftung wird dieser Schwellenwert nach weniger als einer Stunde erreicht. Ähnliche Beobachtungen gelten für Einzelhandelsflächen mit hoher Kundenfrequenz.
Energieverluste durch Fensterlüftung
Erhebungen der Bayerischen Energieagentur zeigen, dass unkontrolliertes Stoßlüften bis zu 50 % der gesamten Heizenergie verbrauchen kann. Moderne Wärmerückgewinnungsaggregate erreichen im Gegenstromprinzip Rückwärmegrade von über 80 % und verringern den Heizbedarf entsprechend.
Förderkulisse
- Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG): bis zu 15 % Zuschuss für zentrale und dezentrale RLT-Technik.
- Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) – Programm 261: zinsgünstige Darlehen für Sanierungspakete inklusive Lüftung.
- Kommunale Zusatzprogramme in Bayern: häufig Kombinationsmöglichkeiten mit Dämm- oder Digitalisierungsvorhaben.
Planungsgrundlagen für wintertaugliche Systeme
Eine belastbare Auslegung beginnt mit der Bedarfsanalyse. Raumfunktionen, Belegungsdichten und Feuchteeinträge werden in einer Kurzsimulation abgebildet, um Luftvolumenströme und Wärmerückgewinnung genau zu dimensionieren. Digitale Gebäudemodelle (BIM) erleichtern den Abgleich mit bestehenden Schächten sowie Leitungsführungen und minimieren spätere Nachträge.
Bei Bestandsprojekten im Münchner Altbau können bereits wenige Millimeter Planungsgenauigkeit darüber entscheiden, ob Kernbohrungen oder teure Umroutungen nötig werden.
Im Rahmen der Wirtschaftlichkeitsbewertung sind nicht nur Investitionskosten, sondern auch Wartungsintervalle, Filterwechsel und eventuelle Mietaufschläge aufgrund verbesserter ESG-Kennzahlen zu berücksichtigen. Marktstudien weisen auf bis zu 11 % höhere Kaltmieten in zertifizierten Green Buildings hin.
Bauausführung und technische Details
Schachtsituation und Leitungsführung
Enge Schächte und denkmalgeschützte Fassaden fordern kompakte Geräte sowie flache Luftkanäle. 3D-Laserscans ermöglichen kollisionsfreie Planung und unterstützen die Abstimmung mit Brandschutz und Statik.
Wärmerückgewinnung
Für bayerische Wintertemperaturen empfiehlt sich der Einsatz von Gegenstrom-Plattenwärmetauschern mit >80 % Rückwärmegrad. Alternativ bieten Enthalpie-Wärmetauscher die zusätzliche Rückgewinnung von Feuchte und reduzieren so trockene Innenraumluft unter 30 % relative Feuchte.
Bedarfsgeregelte Volumenströme
Sensorbasierte Regelungen (CO₂, VOC, Feuchte) senken den Luftvolumenstrom bei geringer Belegung und reduzieren dadurch Strom- und Heizbedarf. In Verbindung mit frequenzgeregelten Ventilatoren entstehen Einsparungen von bis zu 40 % gegenüber Konstantvolumen-Systemen.
Integrale Gebäudeautomation
Über KNX- oder BACnet-Schnittstellen lassen sich Lüftung, Heizung, Kühlung und Sonnenschutz vernetzen. Die Anlage kann dadurch auf Sonneneinstrahlung reagieren, die Heizkurve anpassen und unnötige Wärmeeinträge vermeiden. Eine gemeinsame Leitwarte unterstützt die Zustandsüberwachung und erleichtert das Facility Management.
Anwendungsbeispiele aus der Praxis
Büro- und Verwaltungsgebäude
Ein IT-Campus in München-Schwabing senkte nach einer RLT-Sanierung den spezifischen Heizwärmebedarf von 110 kWh/m²a auf 65 kWh/m²a. Neben reduzierten Betriebskosten zeigte eine Mitarbeiterbefragung eine Steigerung der wahrgenommenen Luftqualität um 18 %.
Hochwertiges Wohnen
In einem denkmalgeschützten Stadtpalais wurden Deckengeräte mit Quellluftauslässen installiert. Trotz Außentemperaturen von –10 °C erreicht die Zuluft dank Enthalpie-Technik 20 °C, ohne Zugluft oder Kondensatbildung an Kältebrücken.
Retail- und Freizeitimmobilien
Ein oberbayerisches Shopping-Quartier integrierte UV-C-Module in bestehende RLT-Geräte, um die mikrobiologische Belastung der Umluft um 90 % zu reduzieren. Flexible textile Auslässe ermöglichen dabei eine rasche Anpassung an wechselnde Shop-Layouts.
Hygiene und Filtertechnik unter winterlichen Betriebsbedingungen
Niedrige Außentemperaturen und trockene Kaltluft erhöhen den Faserabrieb sowie die elektrostatische Aufladung von Partikeln. Für Luftfilter ergibt sich dadurch ein höheres Eintragspotenzial von Feinstaub in den Wärmetauscher. Praxisbewährt sind zweistufige Filterkonzepte mit ePM1 60 % (ehemals F7) in Kombination mit ePM10 > 80 % Vorfiltern. Die DIN EN 16798-3 schreibt bei Umluftanteilen über 20 % zusätzlich einen Hygieneplan nach VDI 6022 vor. In bayerischen Regionen mit erhöhter Feinstaubbelastung – etwa entlang des Mittleren Rings – halbiert ein verkürzter Wechselrhythmus von sechs Monaten die Druckverlustzunahme und schützt Ventilatorreserven. Kondensatwannen mit Gefälle und korrosionsbeständiger Beschichtung beugen Biofilmbildung vor, die sich im frostgefährdeten Einlaufbereich besonders schnell entwickeln kann.
Schallschutz und Nutzerkomfort
Maschinelle Lüftungssysteme erreichen in modernisierten Münchner Bestandsbauten oft Grenzbereiche des Schallschutzes nach DIN 4109-1. Durch den Einsatz von Helix-Schalldämpfern und niedrigdrehenden EC-Ventilatoren lässt sich der A-bewertete Schalldruckpegel um bis zu 8 dB(A) reduzieren, ohne den Volumenstrom abzusenken. Zugleich mindert eine kluge Luftauslassgeometrie Temperaturunterschiede zwischen Zuluft und Raumluft auf maximal 4 K. Dies vermeidet Zugerscheinungen, die im Winter bereits bei Austrittsgeschwindigkeiten über 0,2 m/s als störend empfunden werden. In hochwertigen Wohnobjekten spielt darüber hinaus die Platzierung der Schalldämpfer in abgehängten Decken eine entscheidende Rolle, um Trittschallbrücken zum Nachbarraum auszuschließen.
Betriebsführung und Monitoring
Ein digitales Monitoring senkt den Energieverbrauch der Lüftung im Winterbetrieb erfahrungsgemäß um 10 – 15 %. Sensoren erfassen CO₂, Temperatur, relative Feuchte und Filterdruckverlust in Echtzeit; die Daten fließen in ein zentrales Dashboard. Bei Überschreitung definierter Schwellenwerte startet ein automatischer Ticket-Workflow für das Facility Management. In Kombination mit smarten Wettervorhersagen lässt sich der Nachtkühlbetrieb gezielt unterbinden, sobald Tagestiefs unter –5 °C fallen. Eine jährliche Kalibrierung der Sensoren stellt sicher, dass die Anlageneffizienz nicht schleichend sinkt. Für Unternehmen, die unter CSRD-Berichtspflicht fallen, dient das Monitoring zugleich als verlässliche Datenbasis für Scope-1- und Scope-2-Emissionen.
Nachrüstung versus Neubau: Entscheidungsparameter
Ob eine Bestandsanlage ertüchtigt oder durch ein neues RLT-System ersetzt wird, hängt maßgeblich von statischen Reserven, Schachtgrößen und der verbleibenden Restnutzungsdauer ab. Bei mehr als 15 Jahren Anlagenalter, fehlender Wärmerückgewinnung und einem Wirkungsgrad unter 60 % weist die Lebenszyklusrechnung häufig einen Kostenvorteil für den Komplettaustausch aus. Dagegen kann in Gebäuden mit überdimensionierten Ventilatoren eine Retrofit-Lösung – Austausch der Motoren durch EC-Modelle und Nachrüstung eines Plattenwärmetauschers – den spezifischen Strombedarf auf bis zu 0,8 kWh/(m³·h) verringern. Fördermittel aus der BEG mindern dabei die Investitionsschwelle, sofern gleichzeitig eine energetische Bilanzverbesserung nachgewiesen wird.
Ausblick: Klimaneutrale Gebäude 2045
Mit Blick auf das bayerische Klimaschutzgesetz verschärfen sich die Anforderungen an CO₂-arme Gebäudebetriebe. Zukünftige Lüftungskonzepte integrieren daher Wärmepumpenkaskaden, Sekundärluftfilter mit Aktivkohle sowie regelbare Photovoltaik-Puffer, die den Strombedarf der Ventilatoren decken. In Smart-Grids vernetzte Quartiere tauschen Lastprofile aus, sodass Spitzenlasten im Winter abgeflacht werden. Gleichzeitig gewinnen adaptive Algorithmen an Bedeutung, die den Volumenstrom auf Basis von Präsenzmeldungen im Fünf-Minuten-Raster nachführen und dadurch Überlüftung vermeiden. Wer heute auf modulare Gerätetechnik, offene Bussysteme und erweiterbare Sensorik setzt, schafft die Voraussetzung für spätere Upgrades ohne kostspielige Umbauten.
Fazit
Winterfeste Lüftungssysteme in Bayern verbinden hohe Wärmerückgewinnung, hygienische Luftqualität und digitale Betriebsführung. Entscheider profitieren von reduzierten Heizkosten, geringeren Emissionen und messbar höherem Nutzerkomfort. Zentral sind eine bedarfsgerechte Auslegung, hochwertige Filtertechnik sowie vorausschauende Wartungskonzepte. Wer diese Punkte konsequent umsetzt, sichert sich Fördergelder, erfüllt regulatorische Vorgaben und steigert den Immobilienwert nachhaltig.
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