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Wärmerückgewinnungssysteme in Bayern: Wie neue gesetzliche Vorgaben die Betriebskosten für Bauherren und Immobilienbetreiber beeinflussen

Wärmerückgewinnungssysteme in Bayern: Wie neue gesetzliche Vorgaben die Betriebskosten für Bauherren und Immobilienbetreiber beeinflussen

Wärmerückgewinnungssysteme für Gewerbe- und Premiumimmobilien im Großraum München

Regulatorische Anforderungen und wirtschaftlicher Kontext

Im Zuge stark gestiegener Energiepreise und der Verschärfung des Gebäudeenergiegesetzes 2024 rücken Wärmerückgewinnungssysteme in den Fokus gewerblicher und hochwertiger Immobilienprojekte. Die Vorgaben zum Primärenergiebedarf sowie die Einführung verbindlicher Mindestwirkungsgrade für Lüftungsanlagen führen dazu, dass Betreiber ineffizienter Bestandsanlagen steigende Betriebskosten und potenzielle Wertminderungen einkalkulieren müssen.

Aktuelle Marktanalysen verzeichnen seit 2023 einen Kostenzuwachs beim Heizen von über 25 %. Parallel dazu bezuschusst die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) lufttechnische Anlagen mit Wärmerückgewinnung im Nichtwohnsegment mit bis zu 15 % der förderfähigen Investition, bei Kombination mit Effizienzgebäudestufen sogar bis zu 20 %. Die Amortisationszeiträume neuer Anlagen liegen dadurch häufig zwischen vier und acht Jahren.

Technische Konzepte und Auslegungsvarianten

Thermische Kopplung ohne Luftvermischung

Zentrales Bauteil jeder Anlage ist der Wärmetauscher, der Zu- und Abluftströme getrennt führt und dennoch einen Energieaustausch ermöglicht. Durch diese Kopplung gelangen Schadstoffe oder Gerüche nicht zurück in die Zuluft, während bis zu 90 % der in der Abluft gebundenen Wärme an die Frischluft übertragen werden.

Rotations-, Kreuz- und Gegenstromwärmetauscher

  • Rotationswärmetauscher nutzen eine drehende Speichermasse und erreichen Wirkungsgrade bis 85 %. Optional übertragen sie auch Feuchte, wodurch die relative Luftfeuchte im Innenraum stabilisiert wird.
  • Kreuzwärmetauscher arbeiten mit orthogonalen Luftkanälen und eignen sich für kompakte Anlagenlayouts bei moderaten Effizienzanforderungen.
  • Gegenstromwärmetauscher führen beide Luftströme über längere Wegstrecken parallel gegeneinander und erzielen so bis zu 90 % Rückgewinnung; sie kommen vor allem in Gebäuden mit hohen Effizienzstandards zum Einsatz.

Bedarfsgeführte Volumenströme

Sensorik für CO₂, Temperatur und Feuchte ermöglicht die adaptive Steuerung der Luftwechselraten. Durch Integration in BACnet- oder Modbus-fähige Gebäudeautomationssysteme lässt sich der Betrieb mit Heiz-, Kälte- und Verschattungsanlagen koordinieren. Dadurch reduziert sich der Strombedarf der Ventilatoren, und der Wärmetauscher arbeitet kontinuierlich im optimalen Kennfeld.

Projekterfahrungen aus dem Großraum München

Büro- und Verwaltungsgebäude

Eine 8 000 m² große Verwaltungseinheit in München-Schwabing senkte nach Umrüstung auf einen Gegenstromwärmetauscher mit bedarfsgeführter Regelung den jährlichen Heizwärmebedarf um rund 200 MWh. Die CO₂-Konzentrationen in stark belegten Bereichen liegen nun unter 800 ppm und erfüllen damit gängige ESG-Reporting-Anforderungen.

Luxuswohnungen und private Estates

In hochpreisigen Wohnobjekten kommt häufig der rotierende Enthalpietauscher zum Einsatz. Seine Fähigkeit, bis zu 70 % der Feuchte zurückzugewinnen, hält die relative Innenraumfeuchte im Winter oberhalb von 40 %. Dadurch werden empfindliche Oberflächen wie Massivholz oder Kunstsammlungen geschützt, ohne separate Befeuchter betreiben zu müssen.

Einzelhandel und Hotellerie

Ein Münchner Kaufhaus mit starker Besucherfrequenz nutzt die Abwärme aus dem Gastronomiebereich über einen Plattenwärmetauscher zur Vorerwärmung der Frischluft für Verkaufsflächen. Das Ergebnis ist eine Reduzierung der Heizkosten um 17 % bei gleichzeitig geringerem Kühlbedarf im Sommer.

Planung, Umsetzung und Qualitätssicherung

  1. Vor der Auslegung erfolgt eine Bestandsaufnahme mit Luftmengenmessungen, thermografischen Analysen und Energieverbrauchsauswertung.
  2. Auf Basis dieser Daten werden Wirtschaftlichkeitsprognosen unter Einbeziehung realistischer Energiepreissteigerungen – derzeit empfohlen sind drei Prozent pro Jahr – erstellt.
  3. Während der Bauphase prüft ein Fachbauleiter Druckverluste, Kanal­dichtheit nach DIN EN 12599 und den realen Wärmerückgewinnungsgrad.
  4. Abschließende Inbetriebnahmemessungen mit kalibrierten Sensoren dienen als Referenz für spätere Wartungs- und Serviceintervalle.

Eine Fraunhofer-Untersuchung von 2022 belegt durchschnittliche Einsparungen von 25 kWh /(m²·a) bei nachträglicher Installation von Wärmerückgewinnungsanlagen in Bürogebäuden.

Lebenszykluskosten und Wartungsstrategien

Die wirtschaftliche Bewertung endet nicht mit der Inbetriebnahme. Entscheidend ist die Betrachtung der gesamten Lebensdauer von meist 20 bis 25 Jahren. Direktkosten – Ventilatorstrom, Filter und Reinigung – addieren sich in Gewerbeimmobilien im Großraum München häufig auf 2,0 € bis 3,5 € je Quadratmeter Nutzfläche und Jahr. Moderne EC-Ventilatoren, strömungsoptimierte Kanalführungen und druckverlustarme Filterklassen (ePM1 60 %) senken diese Werte messbar. Ein vorausschauender Wartungsplan orientiert sich an Betriebsstunden statt Kalenderintervallen. Dadurch lassen sich Filterwechsel um bis zu 30 % hinauszögern, ohne hygienische Risiken nach VDI 6022 einzugehen.

Retrofit im denkmalgeschützten Bestand

Viele Premiumobjekte in der Münchner Altstadt stehen unter Ensembleschutz. Vorinstallierte Schachtquerschnitte sind begrenzt, Dachflächen für Aggregate knapp. Kompakte Gegenstromwärmetauscher mit integrierter Bypassklappe und schallgedämmter Verkleidung lösen dieses Platzproblem. Die Einbringung erfolgt häufig segmentiert durch bestehende Oberlichter, um die Fassadenansicht unverändert zu lassen. Flexible Luftschläuche mit innen glatter Oberfläche minimieren zusätzliche Druckverluste und erfüllen zugleich die Reversibilitätsanforderungen der Denkmalschutzbehörden.

Digitalisierung und Monitoring

Cloudbasierte Monitoring-Plattformen erfassen Temperatur, Feuchte, CO₂ sowie Stromaufnahme in Echtzeit. Durch Korrelation mit Wetter- und Belegungsdaten entsteht ein digitaler Zwilling der Lüftungsanlage. Frühzeitige Alarme, zum Beispiel bei steigender Druckdifferenz über dem Wärmetauscher, ermöglichen eine zustandsorientierte Instandhaltung. In Bürogebäuden wurde so der ungeplante Anlagenstillstand im Mittel von 6 h auf unter 1 h pro Jahr reduziert – ein relevanter Faktor für Mieterzufriedenheit und ESG-Ratings.

Typische Fehlerquellen und deren Vermeidung

Unzureichende Abdichtung der Kanalflansche kann die Rückwärmzahl um bis zu 5 % verringern. Ebenfalls häufig ist eine fehlerhafte Positionierung der Außenluftansaugung in Abgasfahnen benachbarter Betriebe, was zu Geruchsproblemen führt. Planer sollten mindestens 8 m horizontalen oder 3 m vertikalen Abstand zur Abluftfahne sicherstellen, ergänzt durch CFD-Simulation in dicht bebauten Quartieren. Bei Rotationswärmetauschern ist besonders auf eine werkseitig justierte Spüldichtung zu achten, um Feuchte- und Geruchsübertragungen zu minimieren.

Förder- und Finanzierungsmodelle in Bayern

Über die BEG hinaus gewähren regionale Programme – etwa die „EnergieBonusBayern“-Initiative – zusätzliche Zuschüsse von bis zu 100 € pro eingesparter Tonne CO₂. Leasingmodelle mit Full-Service-Komponente geben Betreibern Planungssicherheit, weil Wartung und Energie-Contracting in einer Rate gebündelt werden. Für Hotellerie und Einzelhandel bieten sich Contracting-Laufzeiten von zehn Jahren an; bei kommunalen Liegenschaften sind zwölf bis fünfzehn Jahre üblich. Eine Frühabstimmung mit der Hausbank erhöht die Chance auf zinsgünstige Kombinationen mit KfW-Programmen 263/264.

Praxiswerte zur Amortisation

Im bayerischen Mittel erreicht eine Lüftungsanlage mit hocheffizientem Wärmerückgewinnungsgrad von 85 % jährliche Einsparungen von 35 kWh pro Quadratmeter beheizter Fläche. Bei einem Energiepreis von 0,12 €/kWh ergeben sich 4,20 € Einsparung je Quadratmeter. Investitionskosten inklusive Einregulierung liegen aktuell zwischen 110 € und 160 € pro Quadratmeter Bruttogeschossfläche. Daraus resultieren statische Amortisationszeiten von drei bis sechs Jahren, die sich durch Fördermittel weiter verkürzen. Die Kombination aus niedrigerem Primärenergiebedarf und höherer Mieterzufriedenheit wirkt zudem positiv auf den Verkehrswert der Immobilie.

Zukunftsausblick: Kombination mit Wärmepumpen

Wärmepumpen gewinnen in München zunehmend an Bedeutung, nicht zuletzt aufgrund der Netzinfrastruktur und der Stadtwerke-Strategie „M-NetZero 2035“. Wird der Abluftwärme­tauscher hydraulisch mit dem Verdampfer einer Luft-/Wasser-Wärmepumpe gekoppelt, steigt die Jahresarbeitszahl auf Werte von 4,0 und darüber. Dadurch verringert sich die benötigte Heizleistung um bis zu 40 %. Für Planer wichtig: Die Druckdifferenz auf der Abluftseite sollte 200 Pa nicht überschreiten, um den Ventilatorstrom innerhalb des BEG-Förderkorridors zu halten.

Checkliste für die Projektpraxis

• Anforderungsprofil definieren: Nutzungsart, Belegung, Feuchte- und Geruchslasten
• Wirtschaftlichkeit kalkulieren: Energiepreis­szenarien, Förderquoten, Wartungskosten
• Luftwege prüfen: kurze Kanallängen, geringe Umlenkungen, Schalldämpfer berücksichtigen
• Bauablauf koordinieren: Just-in-Time-Lieferung der Aggregate, Platzbedarf für Montage
• Inbetriebnahme dokumentieren: Volumenstrommessung, Wärmerückgewinnungsgrad, Druckverlust

Fazit
Wärmerückgewinnungssysteme senken Betriebskosten, verbessern das Innenraumklima und stärken die ESG-Performance von Gewerbe- und Premiumimmobilien im Großraum München. Durch frühzeitige Planung, sorgfältige Ausführung und digitales Monitoring lassen sich Wirkungsgrade von über 85 % dauerhaft sichern. Förderprogramme und Contracting-Modelle reduzieren den Kapitalaufwand und verkürzen die Amortisation. Entscheider sollten daher eine ganzheitliche Lebenszyklusbetrachtung anstellen und bereits in der Konzeptphase Förder- sowie Finanzierungspfade abklären, um maximale Effizienz zu erzielen.

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