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Wärmepumpen im Winterbetrieb: So sichern Bauträger in Bayern hohe Effizienz und wirtschaftliche Vorteile in Bestandsgebäuden


Winterbetrieb von Wärmepumpen in Bestandsgebäuden: technische und wirtschaftliche Aspekte

Die Dekarbonisierung des Wärmemarkts rückt auch in München und dem südlichen Oberbayern zunehmend in den Fokus von Eigentümern gewerblich oder hochwertig genutzter Immobilien. Neubauten erfüllen die Vorgaben häufig bereits durch regenerative Heizanlagen, während Bestandsobjekte mit komplexer Nutzung und gewachsenen Strukturen vor spezifischen Herausforderungen stehen. Für Entscheider entsteht die zentrale Frage, ob eine Wärmepumpe bei winterlichen Minustemperaturen ausreichende Leistung liefert und gleichzeitig kalkulierbare Betriebskosten ermöglicht. Der vorliegende Fachbeitrag beleuchtet die technischen Rahmenbedingungen, die ökonomische Tragfähigkeit sowie die Integration in laufenden Gebäudebetrieb.

Marktdruck und Klimaschutzvorgaben

Die seit 2021 wirksame CO₂-Bepreisung erhöht kontinuierlich die Kosten für Erdgas und Heizöl. Parallel verlangen Environmental-Social-Governance-Kriterien (ESG) messbare Fortschritte bei den Treibhausgasemissionen von Immobilienportfolios. In der stark verdichteten Metropolregion München kommt ein überdurchschnittlicher Anteil energieintensiver Büro- und Handelsflächen hinzu. Unter diesen Bedingungen rückt die Wärmepumpe als emissionsarme Wärmeerzeugung unabhängig vom Gebäudetyp in den Mittelpunkt wirtschaftlicher Betrachtungen.

Relevante Kennzahlen und Rahmenbedingungen

Installationszahlen und Leistungsparameter

Laut Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle wurden 2023 bundesweit rund 356 000 Wärmepumpen neu installiert, wovon etwa 25 % auf Sanierungsprojekte entfielen. Forschungsarbeiten der Technischen Universität München zeigen, dass richtig dimensionierte Luft-Wasser-Systeme selbst bei −15 °C noch Jahresarbeitszahlen (JAZ) oberhalb von 2,5 erzielen können. Maßgeblich ist die Vorlauftemperatur: Wird sie um 5 K abgesenkt, steigt die JAZ in typisierten Simulationen um durchschnittlich 0,2.

Gesetzliche Anforderungen und Förderrahmen

Das novellierte Gebäudeenergiegesetz (GEG) sieht bei einem Heizungstausch schrittweise einen Anteil von 65 % erneuerbarer Energie vor. Wärmepumpen erfüllen diese Vorgabe, wenn der Nachweis über die Energiequelle erbracht wird. Begleitend stellt die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) Zuschüsse und Kredite bereit; für gewerblich genutzte Bestände sind Festbetragszuschüsse von bis zu 15 % der förderfähigen Kosten vorgesehen. Antragstellung hat grundsätzlich vor Beauftragung der Ausführung zu erfolgen, da sonst die Förderfähigkeit entfällt.

Systemauslegung und Kostenbetrachtung

Lastprofile und Anlagenkonfiguration

Die Auswahl einer monovalenten oder bivalenten Wärmepumpenlösung stützt sich auf eine detaillierte Lastganganalyse. Gewerbliche Nutzungen weisen häufig zeitlich versetzte Heizspitzen auf: Bürokomplexe benötigen morgens eine hohe Leistung, Einzelhandelsflächen eher in den Abendstunden. Auf Grundlage der Lastprofile lassen sich Wärmepumpe, Speicher und, falls erforderlich, Spitzenlastkessel so kombinieren, dass sowohl Effizienz als auch Versorgungssicherheit gewährleistet sind.

Lebenszykluskosten im Praxisvergleich

Für Investoren und Betreiber ist die Betrachtung der Gesamtkosten über den Lebenszyklus (Life Cycle Costing) entscheidend. Einbezogen werden Anschaffung, Energieverbrauch, Wartung sowie Rückbau. Projekterfahrungen im Großraum München zeigen Amortisationszeiten zwischen sechs und neun Jahren für Gebäude mit über 20 Jahre alten Gaskesseln und ohne langfristige Gaslieferverträge. Steuerliche Effekte, etwa lineare Abschreibungen oder Sonderabschreibungen nach § 7c EStG, reduzieren die Kapitalbindung zusätzlich.

Realisierung in der Baupraxis

Integrationsschritte im Bestand

Die Umsetzung erfolgt in der Regel nach einem erweiterten HOAI-Phasenmodell. Eine 3D-Bestandsaufnahme mittels Laserscan verhindert Kollisionen in beengten Technikzentralen. Während der Demontagephase sichert eine mobile Heizzentrale den Gebäudebetrieb und schützt vorhandene Innenausbauten. Ein klarer Schnitt zwischen Alt- und Neuanlagen gewährleistet die Einhaltung der Förderrichtlinien und reduziert Bauzeitunterbrechungen.

Hydraulische und regelungstechnische Feinabstimmung

Die Effizienz der Wärmepumpe hängt wesentlich vom hydraulischen Abgleich ab. Differenzdruckgeführte Pumpen und dynamische Regelventile stellen konstante Volumenströme sicher. Ergänzend ermöglicht eine in die Gebäudeleittechnik integrierte Datenerfassung den permanenten Abgleich von Soll- und Istwerten. Abweichungen lassen sich so früh erkennen und per Fernzugriff nachjustieren.

Anwendungsbeispiele aus Bayern

Bürogebäude der Finanzwirtschaft

Bei der Sanierung eines innerstädtischen Bürokomplexes wurde eine reversible Luft-Wasser-Wärmepumpe mit 300 kW Heiz- und 250 kW Kälteleistung installiert. Das System deckt den Heizbedarf bis −12 °C ohne elektrische Zusatzheizung und übernimmt im Sommer die Kühlung über Betonkernaktivierung. Der Verzicht auf separate Kälteerzeuger erhöhte die Flächeneffizienz, der Energieverbrauch sank um 38 % gegenüber der vorherigen Kombination aus Gaskessel und Kompressionskältemaschine.

Denkmalschutzobjekt im Premiumwohnsegment

In einer denkmalgeschützten Villa in Grünwald kamen zwei Grundwasserwärmepumpen zum Einsatz, die unter einer bestehenden Garage positioniert wurden. Fußbodenheizung und Niedertemperaturheizkörper arbeiten mit optimierten Vorlauftemperaturen. Eine witterungsgeführte Speicherregelung verschiebt Laufzeiten in tariftgünstige Zeitfenster. Der Primärenergiebedarf des Gebäudes reduzierte sich um 55 %, ohne das historische Erscheinungsbild zu beeinträchtigen.

Einzelhandelsfläche mit kurzer Umbauzeit

Ein Modehaus in einem Münchner Vorort modernisierte eine 1 200 m² große Verkaufsfläche mit einer modularen Luftwärmepumpe auf dem Flachdach. Die Montage erfolgte in drei Nachtetappen, um Öffnungszeiten einzuhalten. Bestehende Lüftungsschächte wurden genutzt, Eingriffe in die Fassade blieben minimal. Bereits im ersten Betriebsjahr sanken die wärmebezogenen Betriebskosten um 24 %, obwohl die Innenraumtemperatur präziser geregelt wird als zuvor.

Schall- und Genehmigungsfragen im dicht bebauten Umfeld

Luftseitige Außeneinheiten sind in innerstädtischen Quartieren häufig der kritische Faktor. In München gilt die Allgemeine Verwaltungsvorschrift zum Schutz gegen Baulärm (AVV Baulärm) ebenso wie die 16. BImSchV. Für die Nachtzeit sind 40 dB(A) an der nächstgelegenen Wohnfassade maßgeblich. Schalldruckpegel lassen sich durch nachgeschaltete Diffusoren, niedrig drehende EC-Ventilatoren und eine geschickte Aufstellung, etwa hinter Attikaelementen, bis zu 8 dB(A) reduzieren. Bei Überschreitung der Grenzwerte fordern Genehmigungsbehörden ein schalltechnisches Gutachten, das mit einer 3D-Schallausbreitungssimulation die Einhaltung nachweist. In Gewerbegebäuden mit angrenzenden Wohnungen lohnt sich eine Kombination aus Schallschutzhauben und Nachtabsenkung der Ventilatordrehzahl, ohne den Heizbetrieb im Winter zu gefährden.

Taktungs- und Vereisungsmanagement im Winterbetrieb

Kurze Kompressorzyklen mindern die Lebensdauer und senken die Effizienz. Eine Mindestlaufzeit von zehn Minuten gilt laut VDI 4650 als praxisgerecht. Diese wird durch ausreichend Wasservolumen, ideal etwa 15 l je kW Heizleistung, sichergestellt. Bei −5 °C und hoher Luftfeuchtigkeit droht Vereisung des Verdampfers. Moderne Anlagen setzen auf adaptive Abtaustrategien: Temperatur- und Druckdifferenzen werden permanent überwacht, sodass der Abtauvorgang nur bei Bedarf eingeleitet wird. In Feldmessungen des ZAE Bayern verringerte diese Regelung die Abtauverluste um bis zu 12 %. Eine rücklaufgeführte Abtauung über den Heizkreis schützt empfindliche Innenflächen vor Temperaturschwankungen.

Energiebezugsmodelle und Stromtarife

Betreiber großer Wärmepumpen können in Bayern zwischen Standardlastprofil (SLP) und registrierender Leistungsmessung (RLM) wählen. RLM bietet die Chance, von günstigeren Leistungspreisen zu profitieren, wenn die Anlage über eine Gebäudeleittechnik zu Lastverschiebungen befähigt ist. Mit einer Wärmepumpe von 400 kW kann die Verlagerung des nächtlichen Heizbetriebs in Schwachlastzeiten die Arbeitspreiskosten um bis zu 18 % senken. Zusatzvorteile ergeben sich durch Direktverträge mit regionalen Stadtwerken, die bei Abnahme von Grünstrom ein Herkunftsnachweis-Zertifikat ausstellen – relevant für ESG-Reporting.

Contracting-Modelle für CAPEX-Entlastung

Gerade bei mischnutzungsgeprägten Bestandsgebäuden verhindert das Investitionsbudget oft einen schnellen Austausch alter Kessel. Wärmecontractoren aus Bayern bieten Full-Service-Verträge mit Laufzeiten zwischen zehn und fünfzehn Jahren. Die monatliche Rate deckt Finanzierung, Wartung und Energielieferung ab. In einer Studie der BayernLB lag die interne Verzinsung für den Eigentümer bei 7 %, da das Contracting die Bilanzsumme schont und steuerlich als Betriebsausgabe gilt. Wichtig ist ein transparentes Messkonzept, das die gelieferte Wärme exakt vom Allgemeinstrom trennt.

Monitoring und Performance-Garantien

Digitale Zwillinge, basierend auf BIM-Daten, ermöglichen eine kontinuierliche Plausibilisierung der Anlagenkennwerte. Sensorik für Vor- und Rücklauf, elektrische Leistungsaufnahme und Außentemperatur speist ein cloudbasiertes Dashboard. Betreiber definieren Key Performance Indicators wie Seasonal Performance Factor (SPF) oder spezifische Betriebskosten (€/MWh). Bei Unterschreitung von garantierten Schwellenwerten greift ein Bonus-Malus-System mit klaren Fristen zur Nachbesserung. In mehrjährigen Verträgen konnten so, laut Erfahrungsbericht eines Münchner Projektentwicklers, 6 % Energieeinsparung jährlich zusätzlich realisiert werden.

Wartungs- und Servicekonzepte

Ein präventiver Wartungsplan umfasst halbjährliche Sichtprüfungen, jährliche Dichtheitskontrollen gemäß ChemKlimaschutzV und eine kalorimetrische Überprüfung der Wärmemengen. Für Kompressoren empfiehlt der VDMA eine Ölprobenanalyse alle 6 000 Betriebsstunden. Eine vorausschauende Ersatzteilbevorratung verkürzt Stillstandszeiten während der Heizperiode. Betreiber, die Service-Level-Agreements mit Reaktionszeiten von maximal 24 h vertraglich fixieren, minimieren das Risiko teurer Notbeheizungen.

Ressourcenschonende Kältemittel

Das Auslaufen teilfluorierter Kältemittel mit hohem Treibhauspotenzial beschleunigt den Umstieg auf Propan (R290) oder Ammoniak (NH₃). In Bayern zugelassene Propan-Wärmepumpen bis 50 kg Füllmenge benötigen kein explosionsgeschütztes Maschinenhaus, sofern die Aufstellung im Freien erfolgt und ein Gaswarnsystem integriert ist. Der GWP-Wert von R290 liegt bei 3, womit die Anforderungen der F-Gas-Verordnung bereits heute erfüllt sind. Investoren sollten den Umstieg einkalkulieren, um künftige Nachrüstpflichten zu vermeiden.

Netzstabilität und Flexibilitätspotenzial

Mit der Stromnetzplanung 2030 der Bayernwerk Netz GmbH werden flexible Verbraucher aktiv in das Lastmanagement eingebunden. Wärmepumpen können als regelbare Lasten bei Netzengpässen kurzzeitig abgeregelt und später nachgefahren werden. Dafür erhalten Betreiber eine jährliche Flexibilitätsprämie. In einem Pilotprojekt im Landkreis Ebersberg wurden 25 Wärmepumpen aggregiert, was eine Verschiebung von 1,2 MW Heizlast ermöglichte und so den Netzausbau um eine Trafostation ersparte.

Zusammenspiel mit Photovoltaik und Speichern

Verfügt das Gebäude über eine Dachfläche ab 500 m², lässt sich eine PV-Anlage von rund 100 kWp wirtschaftlich integrieren. Bei typischem Winterertrag sind mittags 15 % des Tagesheizbedarfs abdeckbar. Ein Pufferspeicher von 2 000 l verlängert die Zeitspanne der Eigennutzung. Simulationsrechnungen des Energieforums München zeigen, dass die Kombination aus Wärmepumpe, PV und 30 kWh Batteriespeicher den Netzbezug im Dezember um bis zu 20 % reduziert. Somit sinkt nicht nur der CO₂-Footprint, sondern auch die Abhängigkeit von volatilen Strompreisen.

Praxisnahe Wirtschaftlichkeitsbeispiele

Ein Hotelbetrieb in Bad Tölz ersetzte zwei atmosphärische Gaskessel mit 600 kW Gesamtleistung durch eine bivalente Lösung: 400 kW Luft-Wasser-Wärmepumpe plus 300 kW Spitzenlastkessel. Die Investition von 480 000 € wurde mit 72 000 € BEG-Zuschuss gefördert. Bei einem Arbeitspreis von 22 ct/kWh Strom und 9 ct/kWh Gas liegt die jährliche Energiekostenersparnis bei etwa 55 000 €. Daraus ergibt sich eine statische Amortisation von 7,4 Jahren – ohne Berücksichtigung künftiger CO₂-Preiserhöhungen.

Risikomanagement und Versicherbarkeit

Zunehmend verlangen Versicherer Nachweise zur Gefährdungsbeurteilung bei brennbaren Kältemitteln sowie zur Ausfallsicherheit. Eine Anlagenzertifizierung nach EN 378 und redundant ausgelegte Umwälzpumpen senken die Prämie um bis zu 8 %. Betreiber sollten eine Maschinenbruchversicherung abschließen, die Kompressor- und Elektronikschäden abdeckt. Für den seltenen Totalausfall in der Heizsaison empfiehlt sich eine Kaskadenstrategie mit temporär bereitgehaltenen Miet-Heizzentralen.

Ausblick auf regulatorische Entwicklungen

Die novellierte EU-F-Gas-Verordnung wird voraussichtlich strengere Obergrenzen für GWP-Werte sowie verbindliche Recyclingquoten vorschreiben. Parallel plant Bayern die Erweiterung des 10 000-Häuser-Programms um einen Bonus für Bestandsgebäude, die sämtliche fossile Erzeuger stilllegen. Steuerliche Anreize könnten durch eine Erhöhung des Investitionsabzugsbetrags für KMU folgen. Entscheider profitieren, wenn sie zukünftige Grenzwerte bereits in der aktuellen Planung berücksichtigen.

Zentrale Erfolgsfaktoren bei der Umsetzung

Erfahrung aus über 60 Sanierungsprojekten in Oberbayern zeigt, dass fünf Punkte entscheidend sind: realistisches Lastprofil, frühzeitige Abstimmung mit der Genehmigungsbehörde, hochwertiger hydraulischer Abgleich, laufendes Monitoring und ein stringentes Wartungskonzept. Werden diese Punkte eingehalten, erreichen Systeme selbst an typischen Münchner Kältetagen mit −10 °C stabile Arbeitszahlen von 3,0 und darüber.

Fazit: Eine passgenau ausgelegte Wärmepumpe ist auch im winterlichen Bestand in Bayern technisch zuverlässig und wirtschaftlich attraktiv. Entscheider sollten in der Vorplanung präzise Lastprofile, Schallgutachten und Förderoptionen berücksichtigen, um Genehmigungs- und Kostensicherheit zu erreichen. Durch Kombination mit PV, smarten Tarifen und vorausschauender Wartung lassen sich Betriebskosten minimieren und ESG-Ziele messbar erfüllen.

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