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Teilsanierung oder Komplettsanierung: Strategische Entscheidungshilfe für die Bauwirtschaft in Bayern zur Wertstabilität hochwertiger Immobilien

Teilsanierung oder Komplettsanierung: Strategische Entscheidungshilfe für die Bauwirtschaft in Bayern zur Wertstabilität hochwertiger Immobilien

Teilsanierung oder Komplettsanierung – Entscheidungsgrundlagen für hochwertige Gewerbe- und Luxusimmobilien

Marktsituation und strukturelle Rahmenbedingungen

Steigende Energiepreise, verschärfte ESG-Vorgaben und ein angespannter Flächenmarkt setzen Eigentümer von Bestandsobjekten in München unter Zugzwang. Entsprechend rückt die Frage nach dem angemessenen Sanierungsumfang in den Fokus: Reicht eine gezielte Teilsanierung oder empfiehlt sich eine Komplettsanierung des Gebäudes beziehungsweise des gesamten Ensembles? Die Antwort hängt von baulichem Zustand, regulatorischen Pflichten und wirtschaftlichen Zielgrößen ab.

Auslöser und Relevanz der Maßnahmen

Die Sanierungsquote im Freistaat liegt laut Staatsministerium für Wohnen bei etwa einem Prozent des Bestands pro Jahr. Studien des ifo-Instituts zeigen, dass zur Erreichung der Klimaziele eine Verdopplung erforderlich wäre. Vor allem Objekte aus den 1960er- bis 1990er-Jahren weisen Defizite bei Wärme­schutz, Haustechnik und Flächenlayout auf. Parallel liegt die Leerstandsrate im Münchner Bürosegment unter drei Prozent, sodass Verlagerungen während der Bauzeit kaum möglich sind. Eine präzise Abwägung zwischen Teil- und Komplettsanierung beeinflusst somit unmittelbar Werterhalt, Betriebskosten und Vermietbarkeit.

Daten, Kennziffern und regulatorische Vorgaben

Investitionsvolumen und Kostenkorridore

2023 flossen bundesweit rund 57 Mrd. € in die Modernisierung gewerblich genutzter Immobilien. Rund 40 Prozent entfielen auf Komplettsanierungen, 60 Prozent auf klar abgrenzbare Teilsanierungen. Für Münchner Büroobjekte veranschlagt der IHK-Marktbericht 1.200 – 2.000 €/m² bei vollumfänglichem Austausch von Technik und Ausbau, während Einzelmaßnahmen – beispielsweise Fassadenersatz oder Anlagen-Upgrade – 450 – 900 €/m² kosten. Selbst punktuelle Eingriffe können damit schnell sechsstellige Budgets erreichen.

Förderkulisse und rechtliche Pflichten

Die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) bietet Tilgungszuschüsse bis 15 Prozent für Nichtwohngebäude, sofern definierte Effizienzstandards eingehalten werden. Ergänzend sind Darlehen der LfA Förderbank Bayern verfügbar. Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) fordert unter anderem den Austausch fossiler Wärmeerzeuger nach 30 Jahren und definiert Dämmvorgaben für oberste Geschoss­decken. Werden diese Anforderungen nicht frühzeitig berücksichtigt, drohen kostenintensive Nachrüstungen.

Entscheidungskriterien für den Sanierungsumfang

Technische Analyse und strategische Planung

Basis einer belastbaren Entscheidung ist ein kombiniertes technisches und energetisches Audit. Dieses erfasst Substanzschäden, Restnutzungsdauern wichtiger Bauteile sowie Schnittstellenrisiken. Aus den Ergebnissen lässt sich eine mehrjährige Entwicklungsstrategie ableiten, die Investitionsphasen, Zeitfenster und mögliche Förderungen zusammenführt.

Finanzierung und Cashflow-Gliederung

  • Teilsanierung: geringere Einmalbelastung, dafür potenziell kürzere Nutzungszyklen einzelner Gewerke.
  • Komplettsanierung: höheres Initialbudget, jedoch meist längere Amortisationszeiträume und bessere Finanzierungskonditionen, da Banken das Gesamtrisiko gebündelt bewerten.
  • Phasenmodell: strukturierte Aufteilung in Bauabschnitte, um Mietausfälle zu minimieren und Liquidität zu steuern.

Umsetzung, Bauleitung und Schnittstellenmanagement

Bei einer Teilsanierung steht häufig ein Gewerk wie Gebäudetechnik im Vordergrund. Gleichwohl bleibt die Koordination mit Bestandstrassen, Statik und Brandschutz essenziell. Die Komplettsanierung erfordert zusätzlichen Aufwand für Abbruch, Roh- und Ausbau sowie Inbetriebnahme. BIM-Modelle erleichtern Kollisionsprüfungen und reduzieren Nachträge in frühen Leistungsphasen. Lean-Construction-Methoden sichern im laufenden Betrieb eine tagesgenaue Terminsteuerung und transparente Kostentrends.

Branchenspezifische Beispiele aus dem Großraum München

Büroimmobilien und Unternehmenszentralen

Ein Tech-Unternehmen in Sendling setzte nach Variantenuntersuchung auf eine umfassende Sanierung inklusive Betonschnitt, Hohlraumböden und energieoptimierter Fassade. Ergebnis: 38 Prozent weniger Primärenergiebedarf und 22 Prozent höhere Flächeneffizienz. Der Break-even lag bei neun Jahren.

Luxuswohnen und denkmalgeschützte Stadthäuser

Ein Schwabinger Palais erhielt neue Haustechnik, Bäder und Smart-Home-Komponenten, ohne tragende Strukturen anzutasten. Die sensible Teilsanierung bewahrte historische Stuckdecken, verkürzte Genehmigungszeiten und ermöglichte einen Preisaufschlag von rund 30 Prozent gegenüber dem unsanierten Zustand.

Retail- und Flughafenflächen

Ein Filialist am Münchner Flughafen modernisierte Verkaufszonen phasenweise innerhalb von sechs Wochen. Nacht- und Wochenendschichten hielten Umsatzeinbußen unter fünf Prozent. LED-Beleuchtung, neue Kälteanlage und austauschbarer Bodenbelag reduzierten anschließend die Betriebskosten signifikant.

Genehmigungs- und Nachbarschaftsmanagement

Eine strukturelle oder energetische Sanierung im Großraum München berührt in der Regel mehrere Behördenebenen: Lokalbaukommission, Untere Naturschutzbehörde und zum Teil das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege. Frühzeitige Scans der Genehmigungspflichten und ein abgestimmter Meilensteinplan verhindern Verzögerungen, die den Bauzeitenplan schnell um mehrere Monate strecken können. Parallel reduziert ein proaktives Nachbarschaftsmanagement Konflikte bei Lärm, Erschütterungen und Baustellenlogistik – ein wesentlicher Faktor, da innerstädtische Baufelder meist nur eingeschränkt anfahrbar sind.

Nachhaltigkeit und ESG-Reporting

Investoren verlangen zunehmend belastbare Kennzahlen zu CO₂-Emissionen, Wasserverbrauch und Kreislauffähigkeit von Baustoffen. Bei einer Komplettsanierung lässt sich der Primärenergiebedarf meist um 50 – 70 % reduzieren, wenn Fassade, Haustechnik und Nutzersteuerung konsequent verknüpft werden. Teilsanierungen generieren ebenfalls ESG-Vorteile, etwa durch Wärmepumpen-Hybridlösungen oder Photovoltaik auf Bestandsdächern, bleiben aber im Reporting fragmentiert. Ein digitales Gebäudemodell mit hinterlegten Materialpässen erleichtert die Dokumentation für Taxonomie-konforme Finanzierungen.

Vertragsmodelle und Risikoverteilung

Generalmunternehmer-Verträge (GU) bieten Fixpreise und minimieren Schnittstellen, bergen aber in volatilen Märkten Preisaufschläge. Bei komplexen Gebäuden setzen viele Bauherren daher auf GMP-Modelle (Guaranteed Maximum Price), kombiniert mit Open-Book-Prinzipien. Diese Transparenz erhöht die Planungssicherheit sowohl bei Teilsanierung als auch bei Komplettsanierung. Alternativ kann ein Construction Management mit einzelnen Fachlosen sinnvoll sein, wenn der Bauherr eigene Einkaufsstärken oder langjährige Rahmenverträge nutzen möchte.

Kosten- und Termincontrolling in der Praxis

Ein wöchentlich aktualisierter Earned-Value-Index (EVI) verknüpft Baufortschritt mit Zahlungsplan und macht Abweichungen sofort sichtbar. Besonders bei laufendem Betrieb – typisch für Münchner Gewerbeimmobilien – ist eine phasenscharfe Terminsteuerung entscheidend, um Mieterträge zu sichern. Moderne Dashboards integrieren Ausschreibungen, Nachtragsmanagement und Baustellenlogistik in Echtzeit. So können Bauherren bei drohenden Overruns frühzeitig gegensteuern, statt erst bei der Schlussrechnung unangenehme Überraschungen zu erleben.

Betriebsphase und Performance-Tracking

Nach Fertigstellung entscheidet die Betriebsführung über den langfristigen Erfolg der Maßnahme. Eine vernetzte Gebäudeleittechnik ermöglicht kontinuierliches Monitoring von Energiekennwerten, Raumluftqualität und Wartungsintervallen. Bei Komplettsanierungen sind Sensorik und IoT-Knoten bereits in der Rohbauphase planbar; bei Teilsanierungen lassen sich smarte Submeter nachrüsten. Die Daten fließen in ein Facility-Management-System, das Service-Level-Agreements überwacht und Optimierungspotenziale aufzeigt – ein messbarer Mehrwert für Eigentümer und Nutzer.

Ausblick auf Wertschöpfung und Exit-Strategien

Sowohl Teilsanierung als auch Komplettsanierung erhöhen den kapitalisierten Cashflow, jedoch auf unterschiedliche Weise. Während selektive Maßnahmen schneller liquiditätswirksam sind, erzielen vollumfänglich modernisierte Objekte höhere Multiplikatoren beim späteren Verkauf. In der derzeitigen Marktlage honorieren Käufer ESG-konforme Gebäude mit Aufschlägen von bis zu 75 bps auf die Bruttoanfangsrendite. Eine saubere Due-Diligence-Dokumentation – inklusive Revisionsplanung und Energiezertifikat – ist hierfür unerlässlich.

Best Practice: Projektorganisation in Bayern

Erfolgreiche Bauherren kombinieren agile Steuerungsmodelle mit klar definiertem Verantwortungsdreieck: Bauherr, Projektsteuerer und Generalplaner. Weekly-Stand-ups, mobile Mängelerfassungen und ein zentraler Projektraum schaffen Transparenz. Ergänzend sichern verbindliche Qualitäts-Gates – z. B. nach Leistungsphase 3, 5 und 8 – die Einhaltung von Kosten, Terminen und Qualitäten. Dieses Setup bewährt sich für Gewerbeimmobilien ebenso wie für gehobene Wohnprojekte, unabhängig davon, ob eine Teilsanierung oder eine Komplettsanierung gewählt wird.

Materialwahl und Lieferketten

Regionale Beschaffung reduziert Transportemissionen und verkürzt Lieferzeiten. Hochwertige Fassadenpaneele aus Süddeutschland oder Massivholz aus dem Bayerischen Wald erfüllen nicht nur ESG-Kriterien, sondern sichern auch handwerkliche Qualität. Bei importkritischen Produkten – etwa Wärmepumpen oder Lüftungsgeräten – empfehlen sich Rahmenverträge und alternative Spezifikationen, um Lieferengpässe abzufedern. Eine vorausschauende Lagerlogistik verhindert Baustopps und schützt den Projektzeitplan.

Schall- und Brandschutz als Erfolgsfaktoren

Insbesondere bei Mischnutzungen aus Retail, Büro und Wohnen steigen die Anforderungen an akustische Trennungen. Eine Komplettsanierung bietet die Chance, durch Geschossdeckensanierung und entkoppelte Installationen Schallübertragungen zu minimieren. Brandabschottungen, Fluchtwegoptimierung und smarte Evakuierungskonzepte lassen sich mittels BIM präzise planen und prüfen. Bei Teilsanierungen erfordern nachträgliche Schlitze und Leitungswege häufig individuelle Brandschutzkonzepte, um die notwendige Resttragfähigkeit zu sichern.

After-Sales-Service und Gewährleistungsphase

Ein strukturierter Übergabeprozess mit Einweisung der Haus- und Servicetechniker verringert Fehlbedienungen und reduziert Störungsmeldungen um bis zu 30 %. Digitale Wartungshefte und QR-basierte Bauteilakten erleichtern die Mängelverfolgung während der fünfjährigen Gewährleistungsfrist nach BGB bzw. der vierjährigen Frist bei VOB-B-Verträgen. Ein Early-Life-Support von zwölf Monaten stabilisiert den Betrieb und optimiert den Energieverbrauch nachhaltig.

Fazit
Sanierungsentscheidungen für hochwertige Gewerbe- und Luxusimmobilien in Bayern verlangen eine ganzheitliche Perspektive. Wer Genehmigungen, ESG-Vorgaben, Kosten- und Terminrisiken sowie den späteren Betrieb früh verzahnt, erhält ein belastbares Fundament für erfolgreiche Teilsanierungen oder Komplettsanierungen. Klare Vertragsmodelle, digitales Controlling und regional abgestimmte Materialbeschaffung sichern Termin- und Kostentreue. Entscheider profitieren von einer verifizierbaren ESG-Performance, gesteigerter Vermietbarkeit und höheren Marktwerten.

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