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Strategien für den sommerlichen Wärmeschutz in Bayern: So optimieren Bauunternehmen ihre Projekte und erfüllen neue Vorgaben

Strategien für den sommerlichen Wärmeschutz in Bayern: So optimieren Bauunternehmen ihre Projekte und erfüllen neue Vorgaben

Sommerlicher Wärmeschutz: Strategien zur Begrenzung der Überhitzung in Gewerbe- und Premiumimmobilien

Klimatische und ökonomische Ausgangslage

Der Temperaturtrend in Bayern zeigt seit Jahren nach oben. Messreihen des Deutschen Wetterdienstes registrieren eine deutliche Ausweitung der Hei­­ß­tag­kurve: Tage mit mehr als 35 °C treten im Großraum München inzwischen regelmäßig auf. Für Betriebe, Bestandshalter und Projektentwickler resultieren daraus spürbare Risiken. Produktivitätsverluste, Ausfallzeiten in sensiblen Produktionsketten sowie steigende Kosten für aktive Kühlung mindern den Cashflow und erhöhen das Haftungspotenzial. Gleichzeitig verschärfen Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien (ESG) den Handlungsdruck. Bis zu 40 % des Endenergieverbrauchs entfallen weiterhin auf Immobilien; jede Kilowattstunde eingesparter Kühlenergie verbessert daher sowohl das Betriebsergebnis als auch die CO₂-Bilanz.

Rechtliche Rahmenbedingungen und Förderkulisse

Anforderungen aus Normen und Gesetzen

Für den sommerlichen Wärmeschutz ist die DIN 4108-2 maßgeblich. Sie definiert Grenzwerte für die zulässige operative Raumtemperatur in Nichtwohngebäuden und fordert einen numerischen Nachweis, sobald die Raumkategorien I oder II angestrebt werden. Das Gebäudeenergiegesetz (GEG 2023) verweist explizit auf diese Norm. In München wird die Einhaltung zusätzlich im bauaufsichtlichen Verfahren geprüft; Nachschnitte im Genehmigungsprozess können den Baubeginn erheblich verzögern.

Förderprogramme

Die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) bezuschusst bauliche Maßnahmen wie außenliegenden Sonnenschutz, hochreflektierende Dachoberflächen oder den Einsatz von Phasenwechselmaterialien in Speichermassen. Nichtwohngebäude erhalten Fördersätze bis zu 15 %, im denkmalgeschützten Bestand sind bis zu 20 % möglich. Das bayerische 10.000-Dächer-Programm ergänzt das Bundespaket durch Boni für Gründächer mit integrierter Photovoltaik.

Planungs- und Ausführungsprozesse

Simulation und Vorplanung

Die frühzeitige thermische Simulation im Building-Information-Modell (BIM) eröffnet erhebliche Optimierungsspielräume. Variationen von Verglasungsanteil, Verschattungsgrad und Speichermasse lassen sich in der Vorentwurfsphase gegeneinander abwägen. Zielgröße bleibt eine operative Raumtemperatur unter 26 °C bei gleichzeitiger Einhaltung der CO₂-Grenzwerte. Eine belastbare Bilanztemperaturdifferenz erleichtert darüber hinaus die Budgetierung von Kapitalausgaben sowie die Beantragung öffentlicher Zuschüsse.

Finanzierungskonzepte

  • Capex-optimierte Contracting-Modelle: Ein externer Dienstleister finanziert Sonnenschutz oder kühlaktive Bauteile und erhält eine Servicepauschale.
  • Energetisches Performance Contracting: Vergütung basiert auf tatsächlich eingesparten Kilowattstunden, was das Risiko für den Nutzer reduziert.

Schnittstellen in der Umsetzung

Die Hauptanforderung in der Ausführungsphase ist die gewerkeübergreifende Koordination. Außenliegende Verschattungselemente benötigen statisch verlässliche Fassadenanschlüsse und windfeste Befestigungen. Für unter Denkmalschutz stehende Gebäude bieten sich zurückversetzte Lamellen oder innenliegende Vorsatzschalen an, um das historische Erscheinungsbild zu wahren. Glasfassaden mit Dreifachverglasung und einem Gesamtenergiedurchlassgrad (g-Wert) ≤ 0,25 minimieren den solaren Eintrag. Motorisch gesteuerte Öffnungen ermöglichen Nachtkühlung; gekoppelt mit der Gebäudeautomation fahren Verschattungselemente vor Erreichen kritischer Einstrahlwerte automatisch herunter.

Gemäß DIN 276 fallen die Kostenanteile für sommerlichen Wärmeschutz insbesondere in die Kostengruppen 330 (bauwerksbezogener Wärmeschutz) und 430 (technische Anlagen). Eine klare Vergabestruktur nach diesen Kostengruppen senkt das Risiko nachträglicher Kostensteigerungen.

Praxisbeispiele aus dem Großraum München

Büro- und Verwaltungsgebäude

Ein Softwareunternehmen in München-Schwabing ersetzte 2022 die konventionelle Kompaktkühlung durch außenliegende Aluminium-Raffstores, PCM-Deckensegel und ein extensiv begrüntes Dach. Die operative Raumtemperatur unterschritt auch bei Außentemperaturen von 34 °C die Marke von 25 °C. Die jährliche Energieeinsparung beträgt 48 MWh; der CO₂-Ausstoß sank um 22 t. Der Amortisierungszeitraum des Investitionspakets liegt unter acht Jahren.

Premium-Wohnbauten

In Grünwald entstand 2023 ein Passivhaus mit 1 200 m² Wohnfläche. Unsichtbare Zip-Screens, großformatige Betonvordächer und Estrichschichten mit Phasenwechselgranulat bilden das Hitzeschutz-Konzept. Motorische Oberlichter ermöglichen kontrollierte Nachtauskühlung. Messungen zeigen eine stabile Innenraumtemperatur von 24 °C ohne aktive Kühlung, verbunden mit einer zweistelligen Wertsteigerung der Immobilie.

Einzelhandel und Showrooms

Ein Marken-Retailer in der Münchner Innenstadt senkte die Kühllast um 60 % durch Low-E-Folien auf der Bestandsverglasung, Sonnenschutzverglasung im Schaufensterbereich und eine bodennahe Quelllüftung. Parallel stieg die durchschnittliche Kundenverweildauer laut Frequenzanalyse um rund zehn Prozent. Für den Vermieter verbesserten sich zugleich die Nachhaltigkeitsratings und damit die Vermarktungsoptionen.

Innovative Baustoffe und Bauteilsysteme

Aerogel-Dämmputze, kapillar leitfähige Innendämmsysteme und PCM-Leichtbeton eröffnen neue Optionen für den sommerlichen Wärmeschutz, ohne die Kubatur zu verändern. In bayerischen Innenstadtlagen, in denen Grundstückspreise jenseits von 8 000 €/m² liegen, zählt jeder Zentimeter Raumgewinn. Aerogel-Putze erreichen Wärmeleitfähigkeiten von λ ≈ 0,018 W/(m·K) und reduzieren den solaren Wärmeeintrag um bis zu 30 %. In tragenden Bauteilen kommen PCM-Zuschläge mit Schmelzpunkten zwischen 23 °C und 26 °C zum Einsatz. Ein 14 cm starker Leichtbeton mit 15 % PCM-Anteil speichert rund 42 kWh/m³ zusätzliche Latentwärme und glättet Temperaturspitzen, ohne die Statik nachzujustieren. Hochreflektierende Dachbeschichtungen auf Silikonbasis steigern den Albedo-Wert auf über 0,80 und senken die Oberflächentemperatur an Sommertagen um durchschnittlich 15 K.

Adaptive Fassaden und Steuerungstechnik

Die Kombination aus lichtlenkender Verglasung, elektrochromen Scheiben und außenliegenden Zip-Screens ermöglicht eine stufenlose Regulierung des g-Werts von 0,55 bis 0,10. In München-Freiham wurden so in einem 7-geschossigen Campusgebäude 22 % Kühlenergie eingespart. Entscheidender Faktor ist die vernetzte Steuerung: Wetterstationen auf dem Dach melden Globalstrahlung und Windlast in Echtzeit an das Gebäudeleitsystem. Ein prädiktiver Algorithmus, gefüttert mit DWD-Prognosen, positioniert Verschattungselemente, bevor Spitzenlasten auftreten. Gleichzeitig öffnet das System nachts automatisch Lüftungsflügel, sobald die Außentemperatur um mindestens 2 K unter die Innenraumtemperatur fällt. Diese nachtaktive Quelllüftung verringert die Kühllast um weitere 12 %.

Monitoring, Inbetriebnahme und Betriebsphase

Eine qualifizierte Inbetriebnahme (Commissioning) sichert den Übergang von der Bau- in die Nutzungsphase. In Bayern verlangen Versicherer bei Gewerbeimmobilien mit Mietflächen über 5 000 m² zunehmend ein digitales Monitoring. Temperatur-, Feuchte- und CO₂-Sensoren werden in der Regel über ein LoRaWAN-Netz eingebunden und im 5-Minuten-Takt ausgewertet. Die Daten fließen in Key-Performance-Indicators wie den Temperaturüberlastungsstunden (TOH). Werden mehr als 100 TOH/a überschritten, greift ein automatischer Prüf-Workflow: Anlagenparameter werden angepasst, Leckagen oder falsch eingestellte Zeitschienen identifiziert. Die Erfahrungswerte zeigen, dass kontinuierliches Monitoring die Betriebskosten um bis zu 8 % senkt und die Einhaltung der DIN 4108-2 dauerhaft sicherstellt.

Lebenszykluskosten und ESG-Reporting

Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen dürfen sich nicht allein auf Investitionskosten fokussieren. Für eine 10 000 m² große Gewerbeimmobilie in der Flughafenregion München-Nord ergibt die Vollkostenrechnung (35-Jahre-Horizont, 2,5 % Diskontsatz), dass 60 % der Gesamtkosten in der Betriebsphase anfallen. Werden hochwertige Verschattungssysteme und PCM-Speicher integriert, steigen die Capex zwar um rund 90 €/m² BGF, die Opex sinken jedoch um durchschnittlich 6 €/m²·a. In Summe resultiert eine Kapitalwertsteigerung von 480 000 €. Gleichzeitig profitieren Bestandshalter vom EU-Taxonomie-Konformitätsnachweis: Ein reduzierter Treibhausgasintensitätswert verkürzt die Financing-Spread um bis zu 25 Basispunkte. Das ESG-Scoring verbessert sich signifikant, was mittelfristig den Portfoliowert erhöht.

Qualitätssicherung und Risikomanagement

Thermografische Aufnahmen bei 10 K Temperatur­differenz decken Wärmebrücken oder Fehlstellen in der Fassadendämmung auf. Ergänzend wird das Luftdichtheitsniveau per Blower-Door-Test überprüft. Eine Leckage in der Gebäudehülle erhöht den Kühlenergiebedarf um bis zu 7 %. Wartungsverträge für Verschattungssysteme sollten eine jährliche Sicht- und Funktionsprüfung, Schmierung mechanischer Teile und Firmware-Updates für Steuerungsmodule umfassen. In Bayern häufig auftretende Sommergewitter mit Böen über 90 km/h erfordern außerdem Windlasttests der Befestigungspunkte. Versicherer erkennen geprüfte Systeme mit Rabatten von bis zu 5 % auf die Gebäudeversicherung an, wodurch sich das Qualitätsmanagement direkt monetarisieren lässt.

Ausblick auf regulatorische Entwicklungen

Die Novellierung der DIN 4108-2 befindet sich in Vorbereitung und wird voraussichtlich strengere Grenzwerte für Aufenthaltsräume in Kategorie II festschreiben. Zudem plant die Bayerische Staatsbauverwaltung eine Ergänzung der Musterbauordnung, um Gründächer in Kerngebieten verpflichtend vorzuschreiben. Für Projektentwickler bedeuten die absehbaren Änderungen, dass thermische Simulationen ab LPH 2 stärker gewichtet und potenzielle Nachrüstungen bereits in der Kostenschätzung berücksichtigt werden müssen. Frühzeitige Stakeholder-Einbindung – insbesondere von Fachplanern für Gebäudetechnik und Fassaden – reduziert das Risiko nachträglicher Umplanungen.

Synergieeffekte mit erneuerbaren Energiesystemen

Photovoltaik-Fassaden (BIPV) übernehmen eine Doppelfunktion: Sie erzeugen Strom und wirken als außenliegender Sonnenschutz. Eine 250 m² große BIPV-Fläche liefert in München im Jahresmittel etwa 35 MWh Strom und senkt gleichzeitig den solaren Wärmeeintrag um 45 %. In Kombination mit einer adiabaten Rückkühleinheit kann der Eigenstromanteil an der Kühlenergieversorgung auf 70 % steigen. Power-Purchase-Agreements (PPA) mit Laufzeiten von 15 Jahren sichern konstante Energiekosten und verbessern die Planbarkeit des Cashflows.

Best-Practice-Ausschreibung und Vergabe

Leistungsbilder für sommerlichen Wärmeschutz sollten die Kostengruppen 330 und 430 gemäß DIN 276 bereits in der EU-weiten Vorinformation aufführen. Zuschlagskriterien werden im Großraum München zunehmend nach dem Value-Engineering-Ansatz bewertet: 70 % Lebenszykluskosten, 20 % ökologische Kennwerte, 10 % Ausführungszeit. Bieter müssen Simulationsergebnisse, Referenzprojekte und Logistikkonzepte vorlegen. Erfahrungsgemäß reduziert ein zweistufiges Verhandlungsverfahren mit Mustermontage die Change-Order-Rate auf unter 3 %.

Fazit
Sommerlicher Wärmeschutz erfordert ein integrales Zusammenspiel von hochleistungsfähigen Baustoffen, adaptiver Gebäudeautomation und präzisem Monitoring. Wer bereits in den frühen Leistungsphasen thermische Simulationen, Lebenszykluskostenanalysen und ESG-Kriterien verankert, minimiert Kühlenergie, operationales Risiko und Finanzierungskosten gleichermaßen. Unternehmen in Bayern sichern so nicht nur den Komfort für Nutzer, sondern steigern auch den Marktwert und die regulatorische Zukunftsfähigkeit ihrer Gewerbe- und Premiumimmobilien.

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