Solarthermie für Warmwasser und Heizung im Bestand – Potenziale und Planung im Großraum München
Steigende Energiekosten, strengere CO2-Vorgaben und ESG-Kriterien zwingen Unternehmen und Eigentümer zum Handeln. Solarthermie bietet eine praxisnahe Lösung, um Warmwasser und Heizenergie im Bestand klimafreundlich zu erzeugen. Der Ansatz lässt sich in nahezu jede Gewerbeimmobilie integrieren. Im dicht bebauten Großraum München nutzen immer mehr Investoren die Sonnenwärme, um Betriebskosten zu senken und Werte zu sichern. Dieser Beitrag zeigt, worauf es bei Planung, Umsetzung und Betrieb wirklich ankommt.
Warum Solarthermie im Bestand gerade jetzt relevant ist
Die Strompreise in Bayern liegen laut BDEW 2023 um rund 40 % höher als vor fünf Jahren. Heizöl und Erdgas schwanken noch stärker. Parallel dazu verlangt die aktuelle EU-Taxonomie deutliche CO2-Reduktionen in Nichtwohngebäuden. Ab 2024 müssen Betreiber nach Gebäudeenergiegesetz (GEG) einen Erneuerbare-Energien-Anteil von 65 % erfüllen, sobald sie wesentliche Teile der Heizung tauschen. Solarthermie deckt oft 20 – 50 % des jährlichen Wärmebedarfs, ohne die Netzlast zu erhöhen. Sie senkt Betriebsausgaben sofort und steigert die Taxonomie-Konformität der Immobilie.
Technische Grundlagen und Systemkomponenten
Dachkollektoren – Herzstück jeder Solarthermieanlage
Dachkollektoren wandeln Sonnenstrahlung in nutzbare Wärme. Im Münchner Raum liefern moderne Flachkollektoren bis zu 450 kWh Wärme pro Quadratmeter und Jahr. Röhrenkollektoren schaffen sogar über 600 kWh, sind aber höherpreisig. Die Modulwahl hängt von Dachstatik, Neigungswinkel, Verschattung und ästhetischen Vorgaben ab. Bei niedrigen Dachlastreserven eignen sich Leichtbauabsorber mit unter 10 kg/m². Glas-Glas Varianten wirken hochwertig und erfüllen Denkmalschutzauflagen besser.
Speicher, Station und Regelung
Ein Schichtspeicher puffert die Solarwärme. Die Größe richtet sich nach Nutzprofil und Kollektorfläche. Eine Faustzahl aus der Praxis lautet: 50–80 Liter Speicher je Quadratmeter Kollektor. Solarstation, Pumpengruppe und Wärmetauscher verbinden Dachkreis und Gebäudehydraulik. Die Regelung misst Kollektor- und Speichertemperatur. Sie startet die Solarpumpe nur, wenn der Kollektor mindestens 5 K mehr liefert als der Speicher. So bleibt der Wirkungsgrad hoch und die Pumpe spart Strom.
Hydraulische Einbindung in bestehende Heizsysteme
Im Bestand liegen meist 70/50- oder 80/60-Netze. Solarthermie speist vorrangig den Warmwasserteil oder ein Niedertemperatur-Heizregister. Ein Dreiwegeventil trennt die Kreise sauber. Bei hoher Sonneneinstrahlung übernimmt das Solarsystem die Vorwärmung des Heizwärmekreises. Der bestehende Kessel springt erst an, wenn die Solartemperatur nicht reicht. Mit dieser hydraulischen Schaltung bleibt der Rücklauf kühler. Das erweitert die Brennwertnutzung und spart zusätzlich Gas.
Aktuelle Daten, Studien & Regulatorik
Branchenkennzahlen
Laut Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) wurden 2022 in Deutschland 14,7 Millionen Quadratmeter Solarthermiefläche betrieben. Der gewerbliche Anteil stieg auf 23 %. München liegt mit etwa 0,36 m² Solarthermie je Einwohner knapp über dem Bundesdurchschnitt. Eine Studie der TU München zeigt, dass bis 2030 rund 40 % der Gewerbedächer technisch für Solarthermie geeignet sind. Potenzial: jährlich 1,9 TWh Wärme allein in Oberbayern.
Förderprogramme & Gesetze
Die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG), Stand Januar 2024, unterstützt Solarthermieanlangen im Bestand mit bis zu 30 % Investitionszuschuss. Voraussetzung ist, dass die Kollektorfläche mindestens 20 m² bei Nichtwohngebäuden beträgt oder 9 m² je Wohneinheit. Zusätzliche 5 % Bonus gibt es, wenn die Anlage Teil eines individuellen Sanierungsfahrplans ist. In München ergänzt das Kommunale Förderprogramm „Sonneninitiative Wärme“ die BEG um 150 Euro pro installiertem Quadratmeter Kollektorfläche. Unternehmen können kumulieren, müssen aber Anträge vor Auftragsvergabe stellen. Wichtig: Ab 2027 wird der Emissionshandel im Gebäudesektor Pflicht. Frühzeitige Solar-Investitionen reduzieren künftige Zertifikatskosten.
Praxisnahe Tipps für anspruchsvolle Projekte
Planung & Finanzierung
Starten Sie mit einer Lastganganalyse. Sie ermittelt die stündliche Wärmeabnahme und prognostiziert den solaren Deckungsgrad realistisch. Ein 3D-Aufmaß per Drohne deckt Verschattungen auf und prüft Statikdaten. Während der Planung lohnt ein Mix aus Fremd- und Eigenkapital. Banken bewerten Solarthermie positiv, da langfristige Einsparungen die Cashflow-Sicherheit erhöhen. Contracting-Modelle sind bei Großflächen ab 200 m² interessant. Dabei übernimmt ein Service-Partner die Investition und Wartung; Sie zahlen nur für gelieferte Wärme.
Umsetzung & Bauleitung
Der Montageablauf lässt sich in vier Phasen gliedern. Erstens Dachvorbereitung mit Schienensystem und Dachdurchführung. Zweitens Kollektorverkabelung und Hydraulikverrohrung. Drittens Innenarbeiten: Speicher, Station, Sensorik. Viertens Systemspülung und Inbetriebnahme. Eine erfahrene Bauleitung reduziert Schnittstellenrisiken. Sie stimmt Dachdecker, Klempner, Elektriker und TGA-Planer in wöchentlichen Jour-Fix-Terminen ab. Für Gewerbe nonstop gewährleistet eine temporäre Ersatzwärmeversorgung, dass der Betrieb nicht unterbrochen wird.
Branchenspezifische Nutzenbeispiele
Bürogebäude & Unternehmenszentralen
Ein Bürokomplex in München-Riem mit 8.000 m² Nutzfläche installierte 320 m² Flachkollektoren. Ergebnis: 35 % Deckungsgrad bei Warmwasser und 18 % bei Heizung. Die jährliche Ersparnis liegt bei rund 45.000 Euro. Die Maßnahme senkte den Primärenergiebedarf um 70 kWh/m² a und hob die Bewertung von EPC C auf EPC B. Damit erfüllt das Gebäude die EU-Taxonomie für Green Finance leichter.
Luxuswohnungen & Private Estates
In Grünwald erhielt ein Privatanwesen mit 1.200 m² Wohnfläche eine ästhetisch integrierte Röhrenkollektorfläche von 90 m². Der Solarspeicher fasst 7.000 Liter. Dank intelligenter Steuerung produziert das System von April bis September fast autark Warmwasser. Zudem speist es einen 28 °C Pool. Weniger Geräuschentwicklung und eine elegante Dachlinie überzeugten den Bauherrn, ohne Kompromisse beim Design einzugehen.
Gewerbe- und Einzelhandelsflächen
Ein Handelszentrum im südlichen Landkreis München nutzt 500 m² Großkollektoren auf dem Parkdeck. Die Anlage liefert Prozesswärme für Lüftungsanlagen und Heizung. In Kombination mit einer Wärmepumpe steigt die Jahresarbeitszahl von 3,4 auf 4,6. Dadurch sinken die Stromkosten der Wärmepumpe um 27 %. Die Technikräume wurden modulartig vorgefertigt, was die Bauzeit um zwei Wochen verkürzte.
Fazit
Solarthermie im Bestand ist eine praxiserprobte Lösung, um Warmwasser und Heizung nachhaltig zu betreiben. Die Technik lässt sich modular an jede Gewerbeimmobilie anpassen. Sie reduziert Betriebskosten, erfüllt kommende CO2-Auflagen und steigert den Marktwert. Entscheider profitieren von stabilen Renditen und geringeren Risiken im Energiehandel. BETSA.de begleitet Sie von der Machbarkeitsstudie bis zum schlüsselfertigen Betrieb. Unsere regionale Erfahrung im Raum München sichert kurze Wege und klare Verantwortlichkeiten.
Falls Sie eine ausführlichere Beratung oder ein konkretes Angebot wünschen, senden Sie uns eine Anfrage:
👉 Kontaktformular
Oder nutzen Sie unser Anfrageformular:
👉 Zum Angebotsformular