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PV-Fassaden in Bayern: Ästhetik trifft auf Energieeffizienz – Investitionen sichern Wettbewerbsvorteile in der Bauwirtschaft

PV-Fassaden in Bayern: Ästhetik trifft auf Energieeffizienz – Investitionen sichern Wettbewerbsvorteile in der Bauwirtschaft

PV-Fassaden: Architektur trifft Energieeffizienz

Im Großraum München steigt der Druck, Gebäude zugleich repräsentativ, wirtschaftlich und klimafreundlich zu errichten. Photovoltaik in der Gebäudehülle gilt dabei als doppelte Ressource: Sie erzeugt elektrische Energie und übernimmt gestalterische Funktionen. Der Ansatz reicht von klassischer gebäudeintegrierter Photovoltaik bis zur komplett gestalteten Solarfassade, die ESG-Kriterien ebenso adressiert wie Corporate-Identity-Anforderungen.

Marktumfeld und Kostendynamik

Seit 2020 haben sich die Strompreise in München um rund 30 % erhöht. Parallel fordern Kapitalgeber und Nutzer belastbare Nachhaltigkeitsnachweise. Eine PV-Fassade senkt Betriebsausgaben und positioniert Objekte im Wettbewerb. Die überarbeitete Bayerische Bauordnung verpflichtet bei wesentlichen Dachsanierungen und Neubauten bereits zur Photovoltaiknutzung; für Fassaden besteht zwar keine Pflicht, jedoch ein deutlicher Standortvorteil.

Regulatorische Rahmenbedingungen und Förderlandschaft

Potenziale in Zahlen

Laut Fraunhofer ISE bieten 1,3 Mrd. m² geeignete Fassadenflächen in Bayern ein theoretisches Erzeugungspotenzial von mehr als 20 TWh pro Jahr. Selbst die Nutzung kleiner Teilbereiche kann den Grundlastbedarf mittelgroßer Büroimmobilien decken.

Bundes- und Landesprogramme

Für Investitionen in PV-Fassaden stehen das KfW-Programm 270 sowie das bayerische 10 000-Häuser-Programm zur Verfügung. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz 2023 sichert 20 Jahre Vergütung für eingespeisten Überschussstrom. Anlagen über 30 kWp erfordern ein Netzverträglichkeitsgutachten; bei denkmalgeschützten Gebäuden ist eine Zustimmung der Unteren Denkmalschutzbehörde einzuholen.

Projektentwicklung und Umsetzung

Machbarkeit und Finanzierung

Eine integrierte Machbarkeitsstudie verbindet Architekturvorgaben, statische Anforderungen und Energieertragsmodellierung. In dieser Phase werden Contracting-, Leasing- oder SPV-Strukturen geprüft, um Investitionsrisiken und Bilanzkennzahlen zu optimieren. Verschattungsanalysen sind essenziell: Fehlende Simulationen können Mindererträge von bis zu 25 % verursachen.

Planung, Bauleitung, Brandschutz

Monokristalline Halbzellen-Glas-Glas-Module mit Sondermaßen kombinieren hohe Effizienz mit Gestaltungsfreiheit. Farbliche Anpassungen erfolgen über strukturiertes Deckglas oder keramische Beschichtung. Brandschutzanforderungen richten sich nach DIN 18008-5; häufig sind Fassaden in den Klassen F30 oder EI30 nachzuweisen. TÜV-zertifizierte Inline-Fertigung reduziert Ausfallquoten unter 0,3 %. Regionale Lieferketten verkürzen Montagezeiten und erlauben Just-in-Time-Anlieferung.

Branchenspezifische Anwendungsszenarien

Büro- und Verwaltungsgebäude

Eine PV-Fassade von 1 600 m² erzeugt etwa 240 MWh Strom jährlich – ausreichend für rund 60 batterieelektrische Dienstfahrzeuge. Gleichzeitig reduziert die Hinterlüftung den sommerlichen Wärmeeintrag und verbessert das Raumklima. Die Möglichkeit, Logos in die Moduloberfläche zu integrieren, schafft Wiedererkennungswert.

Premium-Wohnimmobilien

Dünnschichtmodule mit seidenmatter Oberfläche lassen sich in Naturstein integrieren, ohne die Optik zu dominieren. Eigentümer erreichen Autarkiegrade bis zu 35&nbsp%; die langfristige Stromgestehung sinkt auf etwa 10 ct/kWh. Nachhaltigkeitsmerkmale erhöhen die Marktattraktivität der Objekte.

Handels- und Logistikstandorte

Hybridlösungen kombinieren Sonnenschutz und Stromproduktion. Untere Modulreihen dienen der Verschattung von Schaufenstern, obere Reihen versorgen Kühlaggregate. Praxiswerte zeigen eine Reduktion des Klimatisierungsbedarfs um 18 % und Amortisationszeiten von rund acht Jahren bei 30-jähriger Lebensdauer.

Technologie und Komponenten

Aktuelle Zelltechnologien wie TOPCon und HJT erreichen Wirkungsgrade über 24 %. In bifazialer Ausführung nutzen sie reflektiertes Licht und steigern den Ertrag an Nord- bzw. Ostfassaden um bis zu 10 %. Glas-Folie-Module weisen Temperaturkoeffizienten von –0,35 %/K auf, Glas-Glas-Systeme meist –0,28 %/K. Aluminiumunterkonstruktionen übernehmen die Hinterlüftung, führen Feuchte ab und erleichtern den Austausch einzelner Paneele.

Wirtschaftlichkeit und ESG-Reporting

Laut einer Untersuchung der Technischen Universität München lässt sich der interne Zinsfuß durch optimierte Planung auf unter 7 % p.a. senken. Gleichzeitig reduziert eine PV-Fassade den CO₂-Fußabdruck um etwa 50 kg pro m² Fassadenfläche. Die Erzeugung zählt als nachhaltige CapEx, verbessert Scope-2-Kennzahlen und erhöht die Taxonomie-Konformität.

Risikomanagement und Qualitätssicherung

Haupt­risiken entstehen durch Planungsfehler, unzureichende Statik oder fehlende Reserveleitungen. Ein Qualitätsmanagement nach ISO 9001 minimiert diese Punkte. Empfohlen wird eine zweistufige Inbetriebnahme mit elektrischem Funktionstest und anschließender Thermografie im Betrieb; Hot-Spots können so früh identifiziert werden. Wartungsverträge, die Reinigung, Monitoring und jährliche Gutachten enthalten, sichern langfristige Leistungswerte.

Praxisbeispiel Freising

In Freising wurde 2022 eine 2 500 m² große, vertikale PV-Fassade an einem Logistikzentrum installiert. Das modulare Konzept erlaubte den Weiterbau ohne Unterbrechung. Mit 380 MWh Jahresertrag deckt die Anlage den Energiebedarf der gekühlten Lagerbereiche sowie angrenzender Büros. Die Vermietung profitiert von um 12 % höheren Erlösen, da Nachhaltigkeitsziele der Mieter schneller erreichbar sind.

Betriebsführung und Monitoring

Eine Photovoltaikfassade erreicht ihre kalkulierten Erträge nur, wenn Betrieb und Wartung an die Besonderheiten der vertikalen Montage angepasst sind. Sensorik für Globalstrahlung, Modultemperatur und Stringstrom dient als Basis für ein permanentes Performance-Ratio-Tracking. Bei Abweichungen größer als 5 % werden automatisierte Tickets im CAFM-System erzeugt, sodass Techniker gezielt einzelne Paneele oder Wechselrichter prüfen können. Ferngesteuerte Neigungsscanner erkennen Schmutzfilme oder Eisbildung frühzeitig; in München reduziert eine halbjährliche Reinigung den Leistungsverlust um rund 2 %. Für ESG-Reporting lassen sich die Datensätze direkt in ISO 50001-konforme Dashboards integrieren.

Genehmigung und Behördenmanagement

In Bayern werden Solarfassaden im vereinfachten Baugenehmigungsverfahren nach Art. 58 BayBO geprüft. Entscheidend sind die Nachweise zur Windlast nach Eurocode 1, zur Systemfestigkeit nach DIN 18008-6 sowie zum Brandschutz gemäß Muster-FVHF. Bei Hochhäusern ab Nutzungsklasse 5 ist zusätzlich ein bauaufsichtlich anerkanntes Systemgutachten vorzulegen. Eine frühzeitige Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde zahlt sich aus, wenn Vogelschutzauflagen greifen. Für Anlagen über 135 kWp ist eine Anzeige bei der Bundesnetzagentur zwingend; die Registrierung muss spätestens einen Monat nach Inbetriebnahme erfolgen.

Digitale Planung und BIM-Integration

Building-Information-Modeling beschleunigt die Abstimmung zwischen Architekt, Statiker und Elektrotechnik. PV-Module werden als parametrische Familien in IFC-Modellen hinterlegt; daraus entstehen automatisiert Stücklisten, Kabellängen und Lastabtragspläne. Kollisionsprüfungen mit Fensterbändern oder Fassadenbefestigungen minimieren Nachträge während der Bauphase. Zusätzliche Layer für Verschattungssimulationen erlauben eine präzise Ausrichtung einzelner Paneele, was den Jahresertrag um bis zu 6 % erhöht. BIM-Modelle dienen nach Übergabe zugleich als digitaler Zwilling für das technische Facility-Management.

Ausschreibung und Vergabestrategien

Damit Angebote vergleichbar bleiben, empfiehlt sich eine funktionale Leistungsbeschreibung mit Mindestvorgaben zu Zelltechnologie, Ertragsgarantie und Wartungsumfang. In Bayern gängige Praxis: Los 1 Unterkonstruktion gemäß VOB/C DIN 18360, Los 2 elektrische Ausrüstung nach DIN 18382. Bonus-Malus-Regelungen sichern einen spezifischen Ertrag von mindestens 140 kWh/kWp und schaffen Anreize für hochwertige Komponenten. Bei öffentlichen Bauherren kann das neue Bayerische Vergabegesetz genutzt werden, um Nachhaltigkeitskriterien mit 30 % Gewichtung in die Wertung einfließen zu lassen.

Zukunftstrends und technologische Entwicklungen

Farbstabile Perowskit-Tandemzellen versprechen mittelfristig Wirkungsgrade über 30 % bei gleichzeitig hoher Designfreiheit. Hersteller aus Süddeutschland planen Pilotfertigungen ab 2025; erste Mock-ups zeigen eine gute UV-Beständigkeit unter südbayerischer Strahlung. Parallel gewinnen Hybridfassaden mit integrierten Wärmepumpenverdampfern an Bedeutung: Der Stromertrag deckt den Kompressorbedarf, während die Kälteabgabe des Arbeitsfluids die Modultemperatur senkt und so den Wirkungsgrad um 2–3 % steigert. Stationäre Batteriespeicher auf LFP-Basis ermöglichen eine Lastverschiebung in Gewerbeobjekten und reduzieren Netzbezugsspitzen.

Second-Life, Rückbau und Circular Economy

Nach etwa 30 Jahren Einsatzdauer sind Glas-Glas-Module zu über 95 % recyclingfähig. Aluminiumrahmen werden getrennt eingeschmolzen; Siliziumkontakte gelangen in metallurgische Prozesse. Betreiber können Rückbaurückstellungen bilden und sie in der Taxonomie als grüne CapEx ausweisen. In Bayern existieren derzeit vier spezialisierte Recyclinghöfe, die PV-Fassaden demontieren und zerlegen. Erste Projekte nutzen Second-Life-Module als Carport-Überdachung, um den Lebenszyklus um weitere zehn Jahre zu verlängern und die Gesamt-CO₂-Bilanz zu verbessern.

Versicherung und Garantiekonzepte

Technische Versicherer bewerten Solarfassaden ähnlich wie Aufdachanlagen, verlangen jedoch erweiterte Nachweise zur Sturm- und Durchschlagsicherheit. Eine All-Risk-Police deckt Materialschäden, Ertragsausfall und Haftpflichtrisiken ab; die Prämie liegt üblicherweise bei 0,8–1,2 % der Investitionskosten pro Jahr. Hersteller bieten lineare Leistungsgarantien von 87 % nach 25 Jahren. Ergänzend kann ein sogenannter Performance Bond abgeschlossen werden, der Mindererträge während der ersten Betriebsjahre finanziell kompensiert.

Netzintegration und Eigenverbrauchsoptimierung

Vertikale Solarfassaden liefern ihre Spitzenleistung in den Morgen- und Abendstunden, wenn Dachanlagen bereits bzw. noch im Schwachlastbetrieb laufen. In Kombinationsprojekten entsteht so ein geglättetes Erzeugungsprofil, das bis zu 60 % Eigenverbrauchsquote ohne Speicher ermöglicht. Intelligente Steuerungen priorisieren kritische Verbraucher wie Serverräume oder Kühlkreisläufe und verschieben elektrisch beheizte Lüftungsanlagen in Zeiten hoher Produktion. In München ist der Einsatz dynamischer Einspeisebegrenzungen inzwischen Standard, um Netzrückwirkungen zu minimieren und Netzentgelte zu reduzieren.

Kombination mit Gründach und Regenwassermanagement

Wird eine PV-Fassade mit einem extensiv begrünten Dach kombiniert, sinken Oberflächentemperaturen an der Fassade um bis zu 4 K, was den Modulertrag leicht erhöht. Überschussregenwasser kann über Fassadenrinnen in Zisternen geleitet werden und dient anschließend zur Bewässerung der Dachbegrünung. Durch diese Kopplung entstehen nachweisbare Synergien für die EU-Taxonomie-Ziele 6 (Wasser) und 7 (Klimaschutz).

Praxiskennzahlen aus der Region

Neuere Referenzen zeigen, dass in Bayern installierte Solarfassaden durchschnittlich 130–150 kWh Strom pro Quadratmeter Modulfläche und Jahr erzeugen. Investitionskosten bewegen sich je nach Design zwischen 650 € und 950 € pro Quadratmeter. Die Levelized Cost of Electricity liegen bei 9–12 ct/kWh, deutlich unter dem aktuellen gewerblichen Bezugspreis von etwa 25 ct/kWh.

Schulung und Betriebsorganisation

Für Hausmeister und Facility-Teams sind eintägige Schulungen ausreichend, um Sichtprüfungen und Basistests mit Infrarotkamera durchzuführen. Größere Liegenschaften setzen auf Remote-Monitoring-Center, die mehrere Objekte bündeln und Ausfallzeiten verkürzen. In der Praxis führt eine klare Zuordnung von Verantwortlichkeiten zu bis zu 15 % geringeren Betriebskosten.

Förderkombinationen und steuerliche Aspekte

Neben KfW- und Landesförderungen kann in Bayern der Investitionsabzugsbetrag (§ 7g EStG) genutzt werden, wodurch bis zu 40 % der Anschaffungskosten vorab steuermindernd zurückgelegt werden können. Für gewerbliche Energieerzeugung entfällt seit 2023 die EEG-Umlage, was die Amortisation weiter beschleunigt. Werden Solarfassaden als wesentlicher Gebäudebestandteil bilanziert, wirken sich Abschreibungen direkt auf die Gewinn- und Verlustrechnung aus.

Checkliste für Entscheider

• Frühzeitige Potenzialanalyse inkl. Verschattungsmodell
• BIM-basierte Detailplanung und Kollisionsprüfung
• Funktionale Ausschreibung mit Ertragsgarantie
• Genehmigungen unter Einbindung aller Fachbehörden
• Abschluss von All-Risk- und Performance-Versicherungen
• Implementierung eines Echtzeit-Monitorings
• Regelmäßige Wartung, Reinigung und Thermografie

Fazit
PV-Fassaden vereinen Ästhetik, Energiegewinnung und ESG-Mehrwert. Wer Standortanalyse, Planung und Betrieb konsequent verzahnt, senkt Energiekosten langfristig und steigert die Objektqualität. Entscheidern wird empfohlen, frühzeitig Machbarkeit, Fördermittel und Versicherungen zu prüfen, um Projekte budget- und terminsicher umzusetzen.

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