Photovoltaik-Fassaden: Energie und Design vereint
Der Gebäudesektor steht unter zunehmendem Druck, Energieverbrauch und CO₂-Emissionen zu senken. Gleichzeitig steigen die Ansprüche an Architektur und Nutzerkomfort. Photovoltaik-Fassaden, oft auch als Solarfassaden oder „Fassade mit Solar“ bezeichnet, bieten eine Lösung, die Ökonomie, Ökologie und Ästhetik verbindet. Für Eigentümer und Betreiber von Gewerbeimmobilien im Großraum München ergeben sich dadurch neue Freiheitsgrade: Strom wird am Gebäude erzeugt, während die Hülle repräsentativ bleibt oder sogar aufgewertet wird. Dieser Beitrag erklärt, warum das Thema jetzt relevant ist, wie die Technik funktioniert und worauf es bei Planung, Bau und Betrieb ankommt.
Warum das Thema jetzt wichtig ist
Strompreise an der Börse schwanken stark, die EEG-Umlage ist gefallen, und Carbon-Pricing verteuert fossile Energien. Gleichzeitig verpflichtet das Gebäudeenergiegesetz (GEG 2023) zu höheren Anteilen erneuerbarer Energien am Primärenergiebedarf. In Bayern verschärft die 10 H-Regel für Freiflächenanlagen den Flächendruck. Fassaden bieten ungenutzte Quadratmeter, die bereits vorhanden sind und keine zusätzliche Bodenfläche beanspruchen. Für Unternehmen in München mit hohem Eigenverbrauch oder Ladeinfrastruktur steigt der Wert jeder selbst erzeugten Kilowattstunde. Photovoltaik-Fassaden adressieren also Energie- wie Flächenknappheit und zahlen in ESG-Ratings ein – ein wichtiges Argument bei Finanzierung und Vermarktung.
Technologische Grundlagen und Leistungsdaten
Aufbau einer Solar-Fassade
Eine Photovoltaik-Fassade besteht aus Modulen, die entweder als vorgehängte hinterlüftete Konstruktion oder als gebäudeintegrierte Lösung (BIPV) ausgeführt sind. Tragprofile und Modulklemmen verbinden die Paneele mit dem Rohbau. Zwischen Fassade und Wand entsteht ein Luftspalt, der thermische Hinterlüftung sicherstellt. Glass-Glass-Module oder glasbasierte Verbundmodule übernehmen dabei zugleich die Funktion der Wetterschutzhaut. Die Strom führenden Leitungen werden verdeckt geführt und in Strangsammlern gebündelt, sodass das äußere Erscheinungsbild homogen bleibt.
Effizienzfaktoren
Fassadenmodule erreichen je nach Zelltechnologie 150 – 220 W pro Quadratmeter. Ost- und Westausrichtung liefern morgens und abends Erträge, während Südfassaden bei tiefem Sonnenstand im Winter punkten. Neigung und Verschattung beeinflussen den Jahresertrag stärker als bei Dachanlagen, doch moderne PERC- oder Heterojunction-Zellen sowie bifaziale Module kompensieren Ertragseinbußen. In München lassen sich realistisch 300 – 500 kWh pro Kilowattpeak und Jahr erzielen. Eine 400 m²-Fassade mit 60 kWp kann so rund 18 000 kWh liefern, genug um beispielsweise 30 E-PKW mit jährlichen Kilometerleistungen bis 10 000 km zu versorgen.
Regulatorischer Rahmen in Deutschland und Bayern
Gebäudeenergiegesetz und DIN-Normen
Das GEG fordert bei Neubauten und umfassenden Sanierungen einen Primärenergieanteil von mindestens 65 % aus erneuerbaren Quellen. Fassaden-PV kann hier angerechnet werden, sofern sie dauerhaft installiert ist und den Nachweis gemäß DIN V 18599 liefert. Ebenso relevant sind DIN 4108 für Wärmeschutz, DIN 18008 für Glas im Bauwesen und die VDE-Anwendungsregel AR 4100 für den Netzanschluss.
Förderprogramme und steuerliche Mechanismen
Unternehmen können über die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) einen Investitionszuschuss oder zinsgünstige KfW-Kredite erhalten. In Bayern ergänzt das 10 000-Häuser-Programm die Bundesmittel. Neu seit 2022: Die Einspeisung kleiner Anlagen bis 30 kWp verdient dank Wegfall der Umsatzsteuer schon bei Anschaffung einen Vorteil von 19 %. Größere Fassadenanlagen profitieren vom Investitionsabzugsbetrag und von degressiver AfA. Zusätzlich können Betreiber Herkunftsnachweise handeln oder in Power-Purchase-Agreements (PPA) Direktabnehmer beliefern.
Wirtschaftliche Bewertung für Gewerbeimmobilien
Investitions- und Betriebskosten
Im Vergleich zu Standard-Dachanlagen liegen die spezifischen Kosten einer Fassaden-PV aufgrund der Unterkonstruktion und der designorientierten Module höher. Gleichzeitig ersetzen sie Fassadenmaterialien wie Aluminium-Paneele oder Naturstein. Bei hochwertigen Gebäudehüllen relativiert sich die Mehrinvestition. Betriebskosten sind gering; der Großteil entfällt auf periodische Reinigungen und Monitoring.
Erlösmodelle und Amortisation
Der wirtschaftliche Hebel liegt im Eigenverbrauch. Jede selbst genutzte Kilowattstunde ersetzt Strombezug zu Netztarifen zwischen 20 und 35 ct/kWh. Einspeisung wird mit aktuell 8 – 13 ct/kWh vergütet. Bei 70 % Eigenverbrauch kann eine Fassade je nach Verbrauchsprofil Renditen von 5 – 9 % p.a. erzielen. Die Amortisationszeit liegt dann bei 9 – 12 Jahren. Zusätzliche Einnahmen entstehen durch CO₂-Einsparnachweise, die in Corporate-Carbon-Budgets gegengerechnet werden.
Gestaltungsspielräume und architektonische Integration
Materialvarianten und Ästhetik
Moderne Module sind in verschiedenen Glasfarben, Siebdrucken und Zellabständen verfügbar. Damit lassen sich Muster oder Firmenlogos gestalten. Durch Antireflex-Schichten wirkt die Oberfläche matt und reduziert Blendung. Rahmenlose Ganzglasoptik erzeugt eine homogene Fläche, während gerahmte Varianten bewusst eine Rasterstruktur betonen. Architekten kombinieren häufig farbneutrale Glas-Glas-Module im Erdgeschoss mit dunkleren Solar-Paneelen in den Obergeschossen für einen „Floating-Look“.
Best-Practice im Raum München
Ein kürzlich modernisiertes Bürohaus in der Innenstadt nutzt eine 350 m² große Ost-Fassade mit semitransparenten Modulen. Die Module dienen zugleich als Sonnenschutz, reduzieren Kühllasten um 12 % und erzeugen 45 MWh Strom pro Jahr. Die Visualisierung zeigte bereits in der Vorplanung, wie Dachaufbauten reduziert und die Brüstungshöhen erhalten bleiben. Die Integration in das Denkmal-umgebende Stadtbild war dank anthrazitfarbener Zellrückseiten und schmaler Fugen möglich.
Projektplanung und Umsetzung
Machbarkeitsstudie und Vorplanung
Ein Projekt startet mit einer Analyse von Standort, Verschattung, Statik und Haustechnik. 3D-Simulationen prognostizieren Erträge und thermischen Einfluss. Parallel wird der Rückbau bestehender Fassadenmaterialien bewertet. Ein realistischer Terminplan berücksichtigt Genehmigungsfristen der Baubehörden und der Netzbetreiber in München. Die Wirtschaftlichkeitsrechnung fließt in das Entscheidungspapier für Geschäftsführung oder Investment-Komitee ein.
Ausführung und Bauleitung
Während der Bauphase koordiniert die Bauleitung Gerüstbau, Demontage und Installation der Unterkonstruktion in einem Zug, um Witterungsrisiken zu minimieren. Vorkonfektionierte Kabelstränge verkürzen Montagezeiten. Bei denkmalgeschützten Gebäuden erfolgt eine Abstimmung mit der unteren Denkmalschutzbehörde. Zum Abschluss stehen Inbetriebnahmeprotokoll und Netzbetreiberabnahme. Ein Online-Monitoring liefert Live-Daten für Facility-Manager und belegt die ESG-Performance gegenüber Investoren.
Herausforderungen und Lösungsansätze
Statik und Brandschutz
Die zusätzlichen Lasten einer Solarfassade bewegen sich je nach Modul zwischen 15 und 30 kg/m². Ingenieure prüfen Beton- oder Stahlstruktur auf Biegung und Durchbiegung. Brandschutz fordert eine Unterteilung in maximal 40 m² große Felder mit Brandsperren. Glas-Glas-Module der Klasse A erfüllen die höchsten Anforderungen und sind in Gebäudeklasse 5 zulässig.
Wartung und Monitoring
Münchens Niederschlagsmengen sorgen zwar für Selbstreinigung, doch Straßenstaub und Pollen können Erträge mindern. Eine halbjährliche Sichtprüfung und eine Reinigung pro Jahr sind praxisbewährt. Frühzeitige Fehlererkennung per Datenanalyse erkennt Hot-Spots oder Stringausfälle. So bleibt die Verfügbarkeit über 98 %.
Fazit
Photovoltaik-Fassaden vereinen dezentrale Energieerzeugung, architektonischen Mehrwert und regulatorische Zukunftssicherheit. Wer heute saniert oder neu baut, kann damit Stromkosten stabilisieren, CO₂-Ziele erreichen und den Immobilienwert steigern. Im dicht bebauten Großraum München sind die Fassadenflächen oft die letzte freie Ressource für erneuerbare Energien. BETSA.de plant und realisiert solche Projekte schlüsselfertig – von der Machbarkeitsstudie bis zur verlässlichen Betriebsführung.
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