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Notstromversorgung in energetisch sanierten Gebäuden: So sichern Bauunternehmen und Investoren ihre Projekte in Bayern nachhaltig ab

Notstromversorgung in energetisch sanierten Gebäuden: So sichern Bauunternehmen und Investoren ihre Projekte in Bayern nachhaltig ab

Notstromversorgung in energetisch modernisierten Gebäuden

Gebäude im Großraum München werden zunehmend als hoch­effiziente Energiesysteme konzipiert. Photovoltaik, Wärmepumpe und digitale Gebäudesteuerung reduzieren den Primärenergiebedarf, erhöhen jedoch zugleich die Abhängigkeit von einer stabilen Stromversorgung. Fällt das Netz aus, stehen Aufzüge, Zutrittskontrolle oder Serverräume unvermittelt still. Eine passgenau ausgelegte Notstromversorgung sichert kritische Funktionen, schützt Sachwerte und verhindert kostenintensive Betriebsunterbrechungen.

Netzbelastung und Risikoszenarien

Elektromobilität, Wärmepumpenboom und volatile Einspeiser aus erneuerbaren Energien führen zu höheren Lastspitzen und stärker schwankender Netzfrequenz. Parallel steigt der Automatisierungsgrad in Büroimmobilien, Einzelhandelsflächen und hochwertigen Wohnanlagen. Bereits kurze Stromausfälle lösen komplexe Störketten aus: Kühlketten brechen, Brandmeldeanlagen wechseln in Störbetrieb und IT-Systeme verlieren Daten. In einer Region mit Premium-Mietpreisen können wenige Stunden Stillstand erhebliche Folgekosten verursachen.

Rechtlicher Rahmen und Kennzahlen

Ausfallstatistik und wirtschaftlicher Schaden

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz meldet durchschnittlich 160 meldepflichtige Stromausfälle pro Jahr in Deutschland. Laut VDE-Umfrage beziffern 72 % der befragten Unternehmen die Kosten einer einstündigen Unterbrechung auf mehr als 10.000 Euro. Datenorientierte Betriebe berichten über potenzielle Sechs­stellige Schäden. Da energetisch sanierte Gebäude häufig komplexe Regel- und Speichertechnik einsetzen, reagieren sie sensibel auf Spannungseinbrüche.

Normen, Landesvorgaben und Förderlandschaft

Für Ersatzstromanlagen in Sonderbauten verweist die Bayerische Bauordnung auf DIN VDE 0100-710 und -718. Die DIN VDE 0100-551 regelt die Einspeisung von Stromerzeugern in das Gebäudenetz. Förderprogramme wie die KfW-261 adressieren primär Effizienzmaßnahmen; werden Batteriespeicher im Kontext von Photovoltaik installiert, sind Zuschüsse jedoch möglich. Auf EU-Ebene verpflichtet die Verordnung (EU) 2022/1369 Betreiber kritischer Infrastruktur zur Steigerung ihrer Resilienz, was eine vorausschauende Backup Energie Haus Strategie begünstigt.

Planung, Dimensionierung und Wirtschaftlichkeit

Vorgehensweise bei der Risikoanalyse

  • Ermittlung unternehmenskritischer Prozesse und maximal zulässiger Ausfallzeiten.
  • Festlegen der Leistungsreserve für gleichzeitiges Anfahren mehrerer Verbraucher.
  • Bewertung der Netzqualität im Regel- und Inselbetrieb mittels Messkampagnen.

Ein Bürogebäude mit 1.000 m² Grundfläche weist typischerweise eine elektrische Grundlast von etwa 30 kVA auf. Für die Notstromversorgung wird häufig ein Sicherheitsaufschlag von 20 – 30 % angesetzt, um Anlaufströme von Pumpen oder Kälteanlagen abzufangen.

Technologieoptionen im Vergleich

Hybridkonzepte verbinden mehrere Erzeuger, um Wirtschaftlichkeit und Autonomie zu vereinen.

  1. Batteriespeicher mit Photovoltaik: decken Netzausfälle von bis zu fünf Stunden, reduzieren Netzbezug und nutzen Einspeisevergütungen.
  2. Gasbetriebenes Blockheizkraftwerk: erzeugt im Regelbetrieb Wärme und Strom, dient im Blackout als Ersatzquelle, senkt Vollkosten durch Kraft-Wärme-Kopplung.
  3. Dieselgenerator: bietet hohe Dauerleistung und lange Autonomie, erfordert regelmäßige Lastproben, Kraftstofflagerung und Schallkapselung.

Die Lebenszykluskostenanalyse kombiniert Kapitalkosten, Brennstoffe, Wartung und etwaige Fördermittel. In Bestandsprojekten erweist sich eine modulare Anordnung – beispielsweise Batterie plus BHKW für Grundlast und Diesel für Langzeitbetrieb – häufig als wirtschaftlichstes Szenario.

Ausführungsphase und Schnittstellenmanagement

Elektrische Integration

Alle Erzeuger werden über eine automatische Netzersatzschaltanlage (NSA) mit der Gebäudeverteilung gekoppelt. Umschaltzeiten unter 15 Sekunden stellen die Versorgung empfindlicher IT- oder Kommunikationssysteme sicher. DIN VDE 0100-551 fordert hierfür eindeutige Kennzeichnung der Einspeisepunkte und Verriegelungen gegen Rückeinspeisung in das öffentliche Netz.

Bauphysikalische Randbedingungen

  • Batteriesysteme benötigen klimatisierte Technikräume, um die Alterung der Zellchemie zu minimieren.
  • Dieselaggregate erfordern doppelwandige Auffangwannen, Brandschutz­klappen und schallschutzoptimierte Abgasführungen.
  • Die Tragfähigkeit von Decken und Fundamenten ist bei nachträglicher Installation schwerer Anlagen (z. B. 1 t für BHKW) statisch nachzuweisen.

Moderne Projekte nutzen 3D-Laserscans, um Leitungswege kollisionsfrei zu modellieren und teure Nacharbeiten zu vermeiden. Eine Fernüberwachung mit SMS- oder App-Alarmierung ermöglicht Wartung nach Bedarf und verkürzt Reaktionszeiten.

Praxisbeispiele aus Oberbayern

Büro- und Technologiecampus

Ein Softwareunternehmen südlich von München ersetzte seine 1990er-Energiezentrale durch eine Kombination aus 180 kWp Photovoltaik, 250 kWh Lithium-Ionen-Speicher und einem 150 kVA Dieselaggregat. Die Anlage erreicht 48 Stunden Autonomie, erfüllt ISO 27001-Vorgaben und senkt Jahresstromkosten um 18 % durch Spitzenlastmanagement.

Hochwertige Wohnimmobilie

Eine Villa am Starnberger See nutzt eine gekapselte Gasbrennstoffzelle mit 5 kW Dauerleistung. Ein 40 kWh Speicher fängt Lastspitzen ab und erlaubt lautlose Nachtversorgung. Lärmemissionen bleiben unter 35 dB(A) im Gartenbereich, sodass kommunale Auflagen eingehalten werden.

Lebensmittelhandel in Innenstadtlage

Ein Supermarkt in der Münchener Altstadt installierte ein 400 kVA Netzersatzaggregat zur Sicherung der Kühltheke und Kassensysteme. Eine vorgeschaltete Netzqualitätsprüfung bestätigte die Verträglichkeit der kältetechnischen Anlagen im Inselbetrieb. Ergänzend reduziert ein 120 kWh Batterie­system Lastspitzen und senkt die Netzentgelte um rund zehn Prozent.

Wartung, Prüfzyklen und Dokumentation

Eine verlässliche Notstromversorgung endet nicht mit der Inbetriebnahme. Der Betreiber ist nach DIN VDE 0100-600 verpflichtet, alle Schutz- und Schaltfunktionen regelmäßig zu prüfen. Für Dieselaggregate empfehlen sich monatliche Starttests unter Last, um Kraftstoffalterung zu vermeiden und Schmierkreisläufe zu aktivieren. Batteriespeicher benötigen halbjährliche Kapazitätstests; moderne Managementsysteme protokollieren Lade- und Entladezyklen automatisch und melden Abweichungen per Push-Nachricht. Sämtliche Prüfberichte müssen in der Anlagendokumentation hinterlegt werden, da sie bei Versicherungsaudits oder behördlichen Kontrollen als Nachweis dienen. Ein digital geführtes Wartungsbuch reduziert den Verwaltungsaufwand und gewährt allen Projektbeteiligten einen einheitlichen Datenstand.

Digitale Betriebsführung und Fernwartung

Gebäude in München setzen zunehmend auf Building-Information-Modelle, die Echtzeitwerte aus Netzersatzanlage, Batteriespeicher und Photovoltaik bündeln. Über Modbus-TCP oder OPC UA lassen sich Temperatur, Füllstand und Netzqualität aus der Leitwarte heraus überwachen. Bei Grenzwertüberschreitung startet ein gestuftes Alarmkonzept: Push-Mitteilung an den Haustechniker, Eskalation per SMS an den Dienstleister und im Ernstfall automatisierte Ticket-Erstellung. Predictive-Maintenance-Algorithmen analysieren Lastprofile und erkennen Verschleißindikatoren, bevor es zu Ausfällen kommt. Bereits eine um zehn Prozent verlängerte Lebensdauer der Batterie reduziert die Vollkosten spürbar.

Emissionen, Genehmigungen und Nachhaltigkeit

In innerstädtischen Lagen greift die 13. BImSchV auf Anlagen über 1 MW Feuerungswärmeleistung. Für kleinere Notstromaggregate gelten bayerische Vollzugshinweise, wonach Schalldruckpegel über Nacht 45 dB(A) am Immissionspunkt nicht überschreiten dürfen. Eine Schallkapsel mit mineralischer Einlage senkt Emissionen um bis zu 35 dB. Abgasnachbehandlung mit SCR-Katalysator mindert Stickoxide und erleichtert die Genehmigung. Betreiber erreichen zudem Klimaschutzziele, wenn sie Bio-Diesel oder synthetische E-Fuels verwenden; die Umrüstung erfolgt meist über Austausch der Kraftstoffleitungen und eine Neuprogrammierung der Einspritzkurve. So lassen sich CO₂-Reduktion und Versorgungssicherheit gleichzeitig realisieren.

Sektorkopplung und Strom-Wärme-Strategie

Kombinierte Strom-Wärme-Kälte-Konzepte erhöhen die Wirtschaftlichkeit von Netzersatzanlagen deutlich. Ein mit Erdgas betriebenes BHKW deckt bei Volllast die Grundwärme, während ein Absorptionskühler aus der Abgaswärme Prozesskälte erzeugt. Im Blackout übernimmt der Batteriespeicher binnen Millisekunden, bis das BHKW auf Nenndrehzahl ist. Die dabei entstehende Abwärme speist Pufferspeicher, sodass im Winter selbst bei Netzausfall frostgefährdete Leitungen geschützt sind. Durch das ganzjährige Nutzen der Abwärme sinkt der Primärenergiebedarf, was sich positiv auf die Energiebilanz nach GEG auswirkt.

Zukunftstechnologien: Wasserstoff und bidirektionale Elektromobilität

Pilotprojekte im Landkreis München testen Wasserstoff-BHKW mit 30 kWel Leistung. Der grüne Wasserstoff stammt aus überschüssiger Photovoltaik und wird in Composite-Tanks bei 350 bar gespeichert. Im Ersatzstrombetrieb erreichen die Aggregate Anlaufzeiten unter 30 Sekunden und emittieren lediglich Wasserdampf. Parallel gewinnen bidirektionale Ladegeräte an Bedeutung: E-Fahrzeuge dienen als mobile Stromspeicher, die bei Netzunterbrechung bis zu 11 kW zurückspeisen können. Eine intelligente Ladeinfrastruktur priorisiert kritische Verbraucher und verhindert Entladung unter die Mindestreichweite der Flotte. Dadurch entsteht ein dezentrales Microgrid, das Spitzenlasten glättet und die Resilienz erhöht.

Projektabwicklung und Vergabestrategie

Erfahrene Bauträger setzen auf einen integrierten EPC-Ansatz (Engineering, Procurement, Construction). Der Generalunternehmer verantwortet Entwurfsplanung, Beschaffung und Montage aus einer Hand, womit Schnittstellenrisiken sinken. Öffentliche Auftraggeber müssen das Vergaberecht (VgV) beachten: In Leistungsphase 6 wird die technische Funktionalität detailliert beschrieben, um Bietern Spielraum für innovative Lösungen zu lassen. Bei komplexen Hybridanlagen empfiehlt sich ein Verhandlungsverfahren mit Teilnahmewettbewerb, da qualitative Kriterien wie Wirkungsgrad oder modulare Erweiterbarkeit gewichtet werden können. Eine klare Honorarordnung für Prüfstatik und Brandschutz beugt Nachträgen vor.

Kostenübersicht und Finanzierungsmodelle

Die Investitionskosten schwanken stark: Ein 100 kVA Dieselaggregat liegt bei etwa 45.000 €, während ein gleich leistungsfähiger Batterie-Backup inklusive Leistungselektronik 70.000 € erreichen kann. Betriebskosten betragen bei Diesel rund 20 ct/kWh, bei Gas-BHKW unter aktuellen Marktpreisen 15 ct/kWh, wobei die erzeugte Wärme angerechnet wird. Contracting-Modelle verlagern CAPEX in OPEX: Ein Energiedienstleister stellt die Anlage, der Gebäudeeigentümer zahlt eine monatliche Verfügbarkeitspauschale und die tatsächlich bezogenen kWh. Dieses Modell ist in Gewerbeparks beliebt, da Bilanzverlängerungen vermieden werden und Servicelevel vertraglich garantiert sind.

Checkliste für Entscheider

– Kritische Verbraucher priorisieren und maximale Ausfallzeiten definieren.
– Ausgangs- und Spitzenlast messen, Reserve von mindestens 20 % einplanen.
– Normenlage prüfen: DIN VDE 0100-551, ‑710, ‑718 sowie lokale Immissionsrichtlinien.
– Hybridoptionen evaluieren: Batterie, BHKW, Diesel oder Wasserstoff.
– Frühzeitige Abstimmung mit Statik, Brandschutz und Genehmigungsbehörden.
– Wartungsvertrag mit Fernüberwachung abschließen, klaren Eskalationsplan hinterlegen.

Fazit
Eine moderne Notstromversorgung erfordert das Zusammenspiel von normkonformer Technik, digitaler Überwachung und klarem Wartungskonzept. Hybridlösungen aus Batteriespeicher, BHKW oder Dieselaggregat verbinden Wirtschaftlichkeit mit hoher Autonomie und erfüllen strengere Umweltauflagen. Entscheider sollten frühzeitig Lastprofile erheben, Förderchancen prüfen und eine integrale Planung wählen, um Versorgungslücken zu schließen und Betriebskosten zu optimieren.

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