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Nachhaltige Innenraumgestaltung in Bayern: So profitieren Bauunternehmen von Naturmaterialien für Herbst und Winter


Innenraumgestaltung mit Naturmaterialien für Herbst- und Winterperioden

Strategische Bedeutung im Großraum München

Im süddeutschen Ballungsraum steigen die Erwartungen an Innenräume, die sowohl ökologische Kennzahlen erreichen als auch ein behagliches Klima bieten. Treiber sind verschärfte ESG-Vorgaben, ambitionierte Energieziele und wachsender Nutzerfokus auf Gesundheit. Naturbasierte Werkstoffe wie Holz, Naturstein, Lehm oder Schurwolle adressieren diese Anforderungen, indem sie geringe graue Energie aufweisen und gleichzeitig eine warme, winterfeste Atmosphäre schaffen. Untersuchungen des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik weisen nach, dass sichtbare Holzflächen das Stresslevel um bis zu 20 % reduzieren. Parallel erzielten Objekte mit zertifizierter Naturmaterial­ausstattung laut BrickVest eine durchschnittliche Wertsteigerung von rund 6 % beim Verkauf.

Regulatorische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen

EU-Taxonomie und nationale Richtgrößen

Seit 2023 verlangt die EU-Taxonomie eine detaillierte Offenlegung der Umweltauswirkungen größerer Sanierungen. Werkstoffe mit niedrigem Global Warming Potential (GWP) verbessern direkt die Kriterien „Klimaschutz“ und „Ressourcenmanagement“. Insbesondere zertifiziertes Holz oder Lehmputz unterstützen die Erfüllung dieser Kennzahlen.

Förderkulissen im Freistaat

Bayerische Investoren können kombinierte Fördergelder nutzen. Die KfW-Programme 261 / 263 honorieren Effizienzgebäude, wenn ökologische Bauprodukte verbaut werden. Ergänzend bezuschusst das Landesprogramm „Energieeffiziente Gebäude Bayern“ unter anderem Naturdämmstoffe oder mineralische Innenputze. Im Premium- und Gewerbesegment fließen zusätzliche Punkte in Zertifizierungssysteme wie DGNB oder LEED, wenn regionale, rückbaubare Materialien eingesetzt werden; der Beitrag kann bis zu 3 % der Gesamtbewertung ausmachen.

Materialporträts: Leistung und Grenzen

Laubholz für hochfrequentierte Zonen

Eiche, Esche und vergleichbare Laubhölzer erreichen Brinell-Härtewerte von ≥ 3,5 N / mm² und widerstehen damit stärkerer mechanischer Belastung als Nadelholz. Thermisch modifizierte Varianten (TMT) zeigen verbesserte Dimensionsstabilität bei der wintertypischen Schwankung von Temperatur und Luftfeuchte. Emissionsarme Hartöle, die gemäß AgBB-Bewertung freigegeben sind, schützen die Oberfläche ohne VOC-Belastung.

Regionale Steine und keramische Substitute

Jurakalk, Granit oder Solnhofener Platten verkürzen Transportwege und erfüllen hohe ästhetische Ansprüche in Lobby- und Empfangsbereichen. Falls Gewicht oder Budget limitieren, bilden Feinsteinzeugfliesen mit Naturstein-Optik eine Alternative. Entscheidend bleibt eine fachgerechte Entkopplung, um Spannungsrisse bei Temperaturgradienten zu vermeiden.

Lehm- und Kalkputze als Klima­puffer

Ein 20 mm starker Lehmputz kann bis zu 0,5 kg Wasserdampf pro Quadratmeter zwischenspeichern, wodurch Luftfeuchtespitzen gedämpft werden. Er und mineralischer Kalkputz sind der Baustoffklasse A1 zugeordnet und verbessern den Schallschutz massiver Wände um bis zu 3 dB. Für stark beanspruchte Nassräume empfiehlt sich Kalkputz wegen höherer Alkalität.

Textile Naturfasern

  • Schurwolle: adsorbiert Schadstoffe wie Formaldehyd oder Ammoniak.
  • Filzpaneele: hohe Schallabsorption für Open-Office-Strukturen.
  • Hanfgewebe: widerstandsfähig, antibakteriell und recyclingfähig.

Diese Textilien unterstützen den DGNB-Kredit „Material Cycle“ und steigern die Akustikqualität ohne synthetische Zusätze.

Planungsparameter und Budgetierung

Lebenszykluskosten im Investorenfokus

Eine Total-Cost-of-Ownership-Analyse zeigt, dass naturbasierte Oberflächen über 20 Jahre bis zu 15 % weniger Instandhaltungsaufwand verursachen als melaminharzbeschichtete Werkstoffe. Dieser Effekt wirkt sich positiv auf den Kapitalwert aus, da Ersatzinvestitionen seltener und geringer ausfallen.

Schnittstellen zu TGA und Brandschutz

Frühzeitige Abstimmung mit der Technischen Gebäudeausrüstung ist obligatorisch. Holz in Rettungswegen benötigt gegebenenfalls B-s1,d0-klassifizierte Beschichtungen. Lehmflächen erhöhen die hygroskopische Masse eines Raumes, was in der Auslegung der Lüftung berücksichtigt werden sollte. Gemäß MLAR 2016 ist bei sichtbaren Holzdecken ein Mindestabstand von 40 mm zu Wärmeerzeugern einzuhalten.

Baubetriebliche Umsetzung

Logistik und Wintertauglichkeit

Bei Temperaturen um 12 °C und 60 % relativer Feuchte bindet Lehmputz mit einer Geschwindigkeit von etwa 1 mm pro Tag ab. Mobile Infrarotstrahler verkürzen den Prozess ohne zusätzliche Luftfeuchtebelastung. Holzeinbauten sind mit 9 ± 2 % Holzfeuchte einzubauen, um spätere Fugen- oder Rissbildung zu vermeiden. Vorbeheizte Containerlager verringern Reklamationsquoten laut Institut für Holztechnologie Dresden um bis zu 30 %.

Digitale Dokumentation

BIM-Modelle dienen als zentrales Werkzeug für Materialpässe, EPD-Nachweise und VOC-Prüfprotokolle. QR-Codes auf Bauteilen verknüpfen physische Elemente mit digitalen Daten und reduzieren Aufwände im ESG-Reporting.

Praxisbeispiele aus Bayern

Büro- und Verwaltungsgebäude

Ein Münchner Bürokomplex mit 7 200 m² Nutzfläche erhielt Lärchenlamellen vor Sichtbeton-Kernen. Nach Inbetriebnahme lagen die TVOC-Werte bei 120 µg/m³, deutlich unter gängigen Richtwerten. Eine Post-Occupancy-Befragung ergab eine 18 % höhere Nutzerzufriedenheit.

Hospitality und High-End-Residential

Ein Boutique-Hotel am Tegernsee kombinierte heimische Tanne mit Lehmstreichputz. Der jährliche Pflegeaufwand sank um 12 %. Gleichzeitig erreichte das Objekt eine Green-Sign-Auszeichnung, die den Nachhaltigkeitsgrad belegt.

Retail-Flächen

Ein Flagship-Store in der Maximilianstraße ersetzte lackierte MDF-Displays durch Solnhofener Kalkstein und Wollfilzmodule. Binnen der darauffolgenden Wintersaison stieg der Umsatz um 8 %, was unter anderem auf das verbesserte Raumklima zurückgeführt wurde. Die modularen Elemente lassen sich für saisonale Umbauten werkzeuglos versetzen und senken langfristige Umbaukosten.

Qualitätssicherung während der Nutzungsphase

Nach der Abnahme entscheidet in vielen Projekten die laufende Überwachung über den dauerhaften Erfolg der Innenraumgestaltung mit Naturmaterialien. Digitale Sensorik misst Temperatur, CO₂ sowie VOC-Konzentrationen und legt Abweichungen in einem Betriebsdashboard ab. Betreiber können so lüftungs- oder reinigungsbezogene Maßnahmen auslösen, bevor Grenzwerte überschritten werden. Für Holzoberflächen empfiehlt die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft halbjährliche Feuchtemessungen mittels kapazitiver Sonden. Lehm- und Kalkputze erfordern eine Sichtprüfung auf Abplatzungen; wird eine Alkalireinigung vermieden, verlängert sich die Wartungsperiode erfahrungsgemäß um zwei Jahre. Die dokumentierten Daten fließen in ESG-Berichte ein und erleichtern die Re-Zertifizierung nach DGNB oder LEED.

Rückbau- und Wiederverwendungskonzepte

Naturmaterialien entfalten ihren ökologischen Vorteil vollständig, wenn Wiederverwertung bereits in der Planungsphase bedacht wird. Modulare Holzpaneele mit unsichtbarer Klickmechanik lassen sich demontieren und als Sekundärbaustoff in anderen Objekten einsetzen. Jurakalkplatten können sortenrein zurückgegeben oder im regionalen Werk neu kalibriert werden. Für Lehmbauplatten gilt: trockener Rückbau ermöglicht bis zu 90 % stoffliche Wiederverwendung. Die Kreislauffähigkeit wird in Materialpässen dokumentiert und vom Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr positiv bewertet, weil sie Sanierungskosten senkt und Deponiegebühren vermeidet.

Arbeits- und Gesundheitsschutz bei Verarbeitung

Beim Zuschneiden massiver Hölzer oder Schleifen von Kalkputzen entstehen Feinstäube, die laut TRGS 900 kurzfristig die Arbeitsplatzgrenzwerte überschreiten können. Mobile Absaugungen mit H-M-Klasse-Filtern reduzieren die Belastung um bis zu 95 %. Für Hanf- und Wollfasern sind Messerleisten anstelle von Heißschneidern vorzuziehen, um thermische Zersetzung zu verhindern. In geschlossenen Winter­baustellen ist ein Luftwechsel von mindestens 4/h einzuhalten, damit Formaldehyd-Emissionen aus frischen Ölen in unter zwei Tagen auf unkritische Werte absinken. Persönliche Schutzausrüstung umfasst FFP3-Masken und schneidhemmende Handschuhe beim Umgang mit Naturstein.

Einbindung in digitale Fertigungsketten

Durchgängige Datenmodelle vereinfachen den Übergang von der Planung zur Werkstattfertigung. CNC-Bearbeitung von Eichenlamellen erfolgt direkt aus dem BIM-Modell, wodurch Verschnittquoten um 8 % sinken. Lehmbauplatten lassen sich nach G-Code-Vorlagen automatengestützt fräsen; die dadurch erreichbare Millimetergenauigkeit verkürzt die Montagezeit bei Trockenbauwänden um durchschnittlich 20 %. In der Serienfertigung von Akustikpaneelen aus Schurwolle steigert die RFID-Verfolgung die Lieferzuverlässigkeit auf über 98 %. Diese Kennzahlen beeinflussen die Termin- und Kostensteuerung positiv und minimieren Nachträge.

Wirtschaftliche Szenarien bis 2030

Modellrechnungen der IHK für München und Oberbayern prognostizieren, dass Immobilien mit hohem Anteil an nachwachsenden Rohstoffen bis 2030 einen Mietaufschlag von 4 % erzielen können, sofern sie die Kriterien „Net-Zero Carbon“ und „Healthy Building“ erfüllen. Gleichzeitig sinken die betriebsbedingten Emissionen, sodass Unternehmen steuerliche Vorteile nach dem neuen Bundesklimaschutzgesetz geltend machen können. Investoren kalkulieren mit einer amortisationsbereinigten Verzinsung (IRR) von bis zu 7 % bei einer Nutzungsdauer von 25 Jahren, wenn Wartungszyklen und Rückbaupotenziale konservativ angesetzt werden.

Zukunftstrends in Forschung und Entwicklung

Universitäten in Freising und Rosenheim arbeiten an Hybridwerkstoffen, in denen Zellulosefasern mit Lehmgranulat verpresst werden. Erste Versuche zeigen eine 30 % höhere Druckfestigkeit gegenüber klassischem Lehmputz, bei gleichzeitig verbesserter Wärmespeicherung. Additive Fertigung mittels robotergestütztem Spritzauftrag erlaubt organische Formen in Empfangsbereichen, ohne Stützschalungen zu benötigen. Für Innenraumgestaltung in kalten Jahreszeiten sind zudem latentwärmespeichernde Holzelemente in Entwicklung, die Paraffinwachse einschließen und Temperaturspitzen um bis zu 3 K ausgleichen. Der Markteintritt wird laut Prognosen 2026 erfolgen.

Praxisleitfaden für Ausschreibungen

1. Leistungsbeschreibung präzisieren: Stoffeigenschaften wie GWP-Wert, Herkunft und Zertifikatspflicht festlegen.
2. Bemusterung verpflichtend vor Submission: Holzmuster mit Endbeschichtung, Lehmplatten im finalen Farbton, Naturstein mit definierter Porosität.
3. Zuschlagskriterien gewichten: 70 % Preis, 20 % Qualitätsnachweise, 10 % Rückbaukonzept. Dadurch wird der reelle Lebenszykluswert berücksichtigt.
4. Vertragsstrafen und Bonusregelungen aufnehmen: Einhaltung der VOC-Grenzwerte ≤ 250 µg/m³ nach 28 Tagen wird mit Bonus von 0,5 % der Auftragssumme honoriert; Überschreitung führt zu Malus.
5. Dokumentationspflicht digital abbilden: Übergabe der Materialpässe im IFC-Format als Vertragsbestandteil.

Versicherungstechnische Aspekte

Versicherer bewerten Baustoffwahl zunehmend nach Brandschadens­statistiken. Bei klassifizierten Holzoberflächen mit B-s1,d0 reduziert sich die Gebäudeversicherung je nach Anbieter um durchschnittlich 4 %. Für Lehmputze greift eine Verringerung der Prämie im Feuchteschadensbereich, da Schimmelrisiken im Vergleich zu Gipskarton um bis zu 60 % niedriger liegen. Voraussetzung ist eine lückenlose Feuchteschutzplanung inklusive Monitoring während der ersten Heizperiode. Einzelhandel und Hotellerie profitieren besonders, weil Policen dort flächenbezogen höher ausfallen.

Checkliste für den Bauablauf in der kalten Jahreszeit

• Temperaturkontrolle: Baustellenheizung so regeln, dass Oberflächen ≥ 10 °C bleiben.
• Luftfeuchte limitieren: Max. 70 % relative Feuchte, um Ausblühungen an Kalkputz zu vermeiden.
• Anlieferung just-in-time: Naturstein und Holz zwischenlagern < 48 h auf der Baustelle. • Schutzfolien entfernen: Erst nach Klimaanpassung, um Kondensatbildung zu verhindern. • Abschlussmessung: Holzfeuchte, VOC und Gleichgewichtsfeuchte vor Übergabe protokollieren.

Fazit
Naturmaterialien steigern Wert, Behaglichkeit und Nachhaltigkeit von Gewerbe- und Wohnimmobilien im bayerischen Markt. Entscheidend sind eine frühzeitige Integration in die TGA- und Brandschutzplanung, klar definierte Ausschreibungsunterlagen und laufendes Monitoring während Betrieb und Rückbau. Wer modulare Systeme wählt, digitale Materialpässe implementiert und Winterbaustellen sorgfältig klimatisiert, reduziert Risiken, senkt Lebenszykluskosten und erfüllt ESG-Vorgaben langfristig.

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