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Isolierglas und Wärmeschutz: Wie das neue Gebäudeenergiegesetz die Bauwirtschaft in Bayern revolutioniert und Eigentümern erhebliche Einsparungen ermöglicht


Isolierglas und Wärmeschutz: Potenziale moderner Fenster im bayerischen Bestand

Rahmenbedingungen für energieeffiziente Fassaden

Im Großraum München steigen die Anforderungen an den thermischen Standard von Gewerbeimmobilien rapide. Das novellierte Gebäudeenergiegesetz 2024 verschärft die zulässigen Grenzwerte für den Jahresprimärenergiebedarf, zugleich erhöhen sich CO₂-Abgaben auf fossile Brennstoffe. Eigentümer von Bestandsobjekten stehen damit vor einem doppelten Kostentreiber: höhere Betriebsausgaben und mögliche Abwertung in ESG-Ratings. Da bis zu 30 Prozent der Heizwärme über veraltete Fenster verloren gehen, rückt Isolierglas als zentrale Stellschraube in den Fokus.

Eine Untersuchung des ifeu-Instituts aus 2023 veranschlagt den mittleren U-Wert älterer Verbundfenster in nicht wohnwirtschaftlich genutzten Gebäuden auf 2,8 W/(m²K). Demgegenüber erzielen aktuelle Zweifach-Verglasungen Werte um 1,2 W/(m²K), Dreifachsysteme erreichen häufig 0,7 W/(m²K). Bei einem 5 000 m² großen Bürokomplex lassen sich dadurch 60–120 MWh Heizwärme jährlich einsparen, was im bayerischen Fernwärme- oder Erdgaspreisumfeld einem fünf- bis sechsstelligen Betrag pro Jahr entspricht.

Förderliche Rahmenbedingungen

  • Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) gewährt bis zu 15 % Zuschuss für Fensteraustausch, bei individuellem Sanierungsfahrplan 20 %.
  • Voraussetzung: U-Wert ≤ 0,95 W/(m²K); realistisch nur mit hochwertiger Dreifachverglasung.
  • Förderungen können mit degressiver Abschreibung (§ 7g EStG) oder zinsverbilligten KfW-Programmen kumuliert werden.

Technische Parameter von Isolierglas

Isolierglas besteht aus zwei oder mehr Scheiben, die durch Trockenluft oder Edelgase getrennt sind. Relevante Kennwerte sind:

  1. U-Wert – beschreibt den Wärmeverlust durch Transmission; niedrige Werte signalisieren gute Dämmwirkung.
  2. g-Wert – gibt den solaren Gesamtenergiedurchlass an; hohe Werte maximieren passive Zugewinne, niedrige Werte reduzieren sommerliche Überhitzung.
  3. ψ-Wert – repräsentiert die lineare Wärmebrücke im Randverbund; „warme Kanten“ halbieren den ψ-Wert gegenüber konventionellen Aluminiumabstandsprofilen.

Zweifach-Isolierglas mit Argonfüllung und Low-E-Beschichtung erreicht U-Werte von 1,1–1,3 W/(m²K). Dreifachsysteme unter Einsatz von Krypton oder hochpräzisen Low-E-Schichten unterschreiten 0,8 W/(m²K). Entscheidend ist das Zusammenspiel von U- und g-Wert: Eine rein auf Minimierung des U-Wertes ausgelegte Lösung kann den solaren Gewinn reduzieren und damit das Heizlastprofil ungünstig verschieben.

In Ballungsgebieten mit hoher Dichte an Büro- und Laborflächen bietet eine ganzheitliche Bilanz nach DIN 4108-6 die verlässlichste Grundlage für die Auswahl des optimalen Glasaufbaus.

Verglasungsoptionen und Wirtschaftlichkeit

Zweifach-Verglasung im Sanierungsalltag

Bei Fassaden mit statischen oder denkmalrechtlichen Einschränkungen bleibt die zweifache Glasstruktur häufig die praktikable Lösung. Der U-Wert sinkt typischerweise von 2,8 auf 1,2 W/(m²K), die Montage erfordert geringere Flügellasten und ermöglicht kürzere Bauzeiten. In Beständen der Münchner Gründerzeit liegt die Amortisationsdauer bei aktuellen Energiepreisen zwischen fünf und acht Jahren.

Dreifach- und Vierfachsysteme für Premiumhüllen

Für Neubauten oder tiefgreifende Sanierungen, in denen Passivhausniveau angestrebt wird, kommen zusätzliche Scheiben zum Einsatz. Die dritte Scheibe reduziert Konvektion, während Edelgasfüllungen und mehrfach aufgedampfte Low-E-Schichten die langwellige Abstrahlung minimieren. In Verbindung mit warmen Randverbünden werden U-Werte von 0,7 W/(m²K) erreicht. Großformatige Fassadenflächen – etwa in Showrooms oder Atrien – profitieren von gleichmäßigeren Innenoberflächentemperaturen und geringerem Zugempfinden.

Spezialgläser und adaptive Lösungen

Selektiv beschichtete Gläser lassen hohe Lichttransmission bei reduziertem Gesamtenergiedurchlass zu. Elektrochrome Schichten oder integrierte Jalousien ermöglichen eine tageszeitabhängige Steuerung, wodurch nicht nur Heiz- sondern auch Kühlenergiebedarf sinkt. In klimatisch anspruchsvollen Standorten wie dem Münchner Stadtkern mindern solche Hybridlösungen Spitzenlasten im Sommer um bis zu 15 Prozent.

Lebenszykluskosten

Eine Modellrechnung der Technischen Universität München für ein siebengeschossiges Bürogebäude zeigt: Der Wechsel von Zweifach- auf Dreifach-Isolierglas senkt den jährlichen Heizwärmebedarf um 18 Prozent. Bei einer Nutzungsdauer von 30 Jahren übersteigen die eingesparten Energiekosten die Mehrinvestition um das Zwei- bis Dreifache − ohne Berücksichtigung von Fördermitteln. Hinzu kommen qualitative Effekte wie höherer Nutzerkomfort oder Mietprämien für ESG-konforme Flächen, die institutionelle Investoren im Münchner Umland mit bis zu fünf Prozent angeben.

Die tatsächliche Ersparnis hängt wesentlich von der Ausführungsqualität ab. RAL-konforme Montage, luftdichte Anschlussfugen und Blower-Door-Tests vor und nach dem Austausch entscheiden darüber, ob theoretische Kennwerte in der Praxis erreicht werden.

Planung und Ausschreibung als Kostentreiber oder -senker

Eine wirtschaftlich tragfähige Fenstersanierung beginnt mit einer belastbaren Bestandsaufnahme. Thermografie, Klimadaten aus der Bayerischen Landesklimastation und raumweise Heizlastberechnungen nach DIN 12831 liefern die Grundparameter. Darauf aufbauend sollten Planer in München und Oberbayern mindestens drei Varianten – Zweifach-, Dreifach- und selektiv beschichtetes Isolierglas – nach DIN 18599 simulieren. Die Ergebnisse gehören in die Ausschreibung, damit alle Bieter identische U-, g- und ψ-Werte zugrunde legen. Ein präziser Leistungsvermerk senkt Nachträge um bis zu acht Prozent, wie eine Auswertung von 26 öffentlichen Vergaben der LfA Förderbank Bayern zeigt.

Schnittstellen zur Fassade: Tauwasser und Wärmebrücken

Mit sinkendem U-Wert steigen die inneren Scheibentemperaturen, gleichzeitig wandert der kritische Taupunkt oft in den Anschlussbereich. In Bestandsgebäuden mit zweischaligem Mauerwerk oder Sichtbeton gilt daher: Die seitlichen Leibungen benötigen eine Zusatzdämmung, damit der fRsi-Faktor laut DIN 4108-2 ≥ 0,70 bleibt. Wärmebrücken in Anker- oder Konsolbereichen können über Dämmzylinder oder lastabtragende PU-Blöcke entschärft werden. Bei Pfosten-Riegel-Fassaden empfiehlt sich der Einsatz durchgehend thermisch getrennter Pfosten, um ψ-Werte < 0,040 W/(mK) zu erreichen.

Montagepraxis und Qualitätssicherung

Die Baustellenlogistik im dicht bebauten Münchner Kerngebiet erfordert kurze Einbauzeiten und geringe Geräuschemissionen. Vorfertigung auf Stockmaß reduziert den Kranbedarf um rund 30 Prozent. Für Dreifachverglasung sollten Versetzgeräte mit Vakuumsaugern ≥ 400 kg vorgesehen werden, da Flügelgewichte häufig 150 kg überschreiten. Zur Qualitätssicherung empfiehlt sich ein abgestuftes Verfahren:
• Luftdichtigkeitstest unmittelbar nach Fenstereinbau, Grenzwert n50 ≤ 1,5 h⁻¹.
• Thermografie vor Schließen der Laibung, um Fehlstellen im Dämmkeil zu detektieren.
• Prüfprotokoll nach DIN 4109-4 zur Kontrolle des Schalldämmmaßes, sofern Verkehrslärm > 65 dB(A) vorliegt.
Fehlerhafte Anschlüsse sind die Hauptursache für Gewährleistungsfälle; jede zweite Reklamation betrifft Undichtigkeiten oder Tauwasserschäden.

Schallschutz und Nutzerkomfort

Entlang der Stammstrecke oder dem Mittleren Ring sind Fassadenpegel zwischen 70 und 78 dB(A) keine Seltenheit. Isolierglas mit asymmetrischem Scheibenaufbau – beispielsweise 8 mm / 16 mm Spacer / 4 mm – steigert das Rw um bis zu 4 dB gegenüber symmetrischen Aufbauten, ohne den Wärmeschutz zu verschlechtern. Trittschalldämmende Randverbünde und gasgefüllte Hohlräume verbessern zusätzlich den Körperschallschutz in Labor- und Forschungsgebäuden, in denen Vibrationen empfindliche Messgeräte beeinflussen.

Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft

Die EU-Taxonomie sowie das geplante Bayerische Klimaschutzgesetz verlangen eine Bilanzierung der Grauen Energie. Fensterprofile aus Aluminium mit ≥ 75 Prozent Recyclatanteil reduzieren den CO₂-Fußabdruck um etwa 2,0 kg CO₂-Äquivalent pro Laufmeter. Mehrscheiben-Isolierglas kann heute bereits sortenrein zerlegt werden; spezialisierte Aufbereiter in Niederbayern gewinnen Soda-Kalk-Glas und Edelmetallbeschichtungen zurück. Das Gebäuderessourcenpass-Modul der Bayerischen Architektenkammer dokumentiert diese Kreisläufe und schafft Transparenz für Investoren, die Green-Bond-Kriterien erfüllen müssen.

Digitale Werkzeuge für Monitoring und ESG-Reporting

Nach der Inbetriebnahme lässt sich die Performance via IoT-Sensorik lückenlos verfolgen. Fensterkontakte, Oberflächentemperaturfühler und CO₂-Sensoren liefern Daten für das ESG-Reporting nach ECORE-Standard. In der Praxis konnten bei Münchner Büroimmobilien bis zu zehn Prozent zusätzliche Energieeinsparung erzielt werden, weil die Nutzerführung – etwa Absenkung der Raumtemperatur bei gekippten Fenstern – auf Echtzeitdaten basiert. Über BIM-Modelle werden Wartungsintervalle der Dichtungen automatisiert generiert und Fehlstellen frühzeitig erkannt.

Wartung, Betrieb und Haftung

Isolierglas gilt als wartungsarm, doch Dichtlippen verlieren innerhalb von zehn Jahren bis zu 25 Prozent Elastizität. Ein vertraglich fixierter Wartungsplan (insbesondere für elektrochrome Gläser) empfiehlt halbjährliche Sichtkontrollen und eine Erneuerung der Versiegelung nach 12–15 Jahren. Betreiberverantwortliche gemäß VDI 3810 Blatt 2 haften, wenn Undichtigkeiten zu Schimmelbefall oder Substanzschäden führen. Eine Dokumentation sämtlicher Prüfungen ist daher integraler Bestandteil des Facility-Management-Systems.

Kosten-Nutzen-Analyse in der Praxis

Für ein typisches Münchner Gewerbeobjekt von 10 000 m² BGF ergaben aktuelle Ausschreibungen folgende Kennzahlen:
• Zweifach-Isolierglas: Invest ≈ 310 €/m², Einsparung 35 kWh/(m²a), Amortisation 7 Jahre.
• Dreifach-Isolierglas: Invest ≈ 380 €/m², Einsparung 48 kWh/(m²a), Amortisation 6 Jahre.
• Selektiv beschichtetes Dreifachglas mit elektrochromer Steuerung: Invest ≈ 520 €/m², Einsparung 50 kWh/(m²a) Heizung plus 9 kWh/(m²a) Kühlung, Amortisation 9 Jahre.
Entscheidend ist die Gleichzeitigkeit von Heiz- und Kühlbedarf. Gebäude mit hohem internen Wärmeeintrag – etwa Rechenzentren oder Life-Science-Labore – profitieren überproportional von adaptiven Gläsern, während klassische Bürostrukturen oft mit konventioneller Dreifachverglasung auskommen.

Erfolgsfaktoren für die Umsetzung in Bayern

1. Frühzeitige Einbindung eines Sachverständigen für Bauphysik, um U-, g- und ψ-Werte nachzuweisen.
2. Nutzung kumulierter Förderprogramme, insbesondere Kombination aus BEG-Zuschuss und KfW-Kredit.
3. RAL-zertifizierte Montagepartner auswählen, um Gewährleistungsrisiken zu minimieren.
4. Digitale Monitoring-Strategie definieren, um die erreichte Energieeffizienz transparent darzustellen und kontinuierlich zu optimieren.

Fazit
Isolierglas ist ein wirkungsvolles Instrument, um den Primärenergiebedarf von Bestandsgebäuden in Bayern deutlich zu reduzieren. Wirtschaftlich sinnvoll sind Lösungen, die bauphysikalische Anforderungen, Montagequalität und digitale Nachverfolgung vereinen. Unternehmen profitieren von geringeren Betriebskosten, verbesserten ESG-Ratings und einer höheren Vermarktungsfähigkeit ihrer Flächen. Eine fundierte Planung, die richtigen Förderkombinationen und eine RAL-gütegesicherte Ausführung sind für einen erfolgreichen Fensteraustausch entscheidend.

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