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Herbstsanierung von Mehrfamilienhäusern in München: Chancen zur Effizienzsteigerung und Wertstabilität nutzen


Sanierung von Mehrfamilienhäusern im Herbst: Effizienz, Wertstabilität und Nutzerkomfort im Großraum München

Klimatische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen zwischen September und November

Der Zeitraum von Spätsommer bis Frühwinter schafft in Oberbayern vergleichsweise stabile Bau­bedingungen. Durchschnittstemperaturen um 10 – 15 °C verhindern Spannungsrisse in Fassaden­putzen, während die Niederschlags­statistik deutlich unter den Sommerwerten liegt. Diese Witterung erlaubt den kontinuierlichen Einsatz witterungs­empfindlicher Materialien wie mineralischer WDVS-Kleber oder bituminöser Dachbahnen. Gleichzeitig sinkt die Auslastung vieler Gewerke nach Abschluss der klassischen Hoch­bau­saison, was Kapazitäten für termin­kritische Leistungen freisetzt und eine exaktere Taktung der Bau­prozesse ermöglicht.

Parallel endet in zahlreichen Eigentümergemeinschaften das Haushaltsjahr. Noch verfügbare Instandhaltungs­rücklagen können durch Baubeginn vor dem 31. Dezember aktiviert werden, ohne die Liquidität des Folgejahres zu belasten. Abschreibungs­potenziale lassen sich so bereits im nächsten Veranlagungs­zeitraum wirksam machen. Die Kombination aus technischen und fiskalischen Vorteilen macht das Herbstfenster deshalb für Modernisierungs­maßnahmen an Mehrfamilienhäusern besonders attraktiv.

Regulatorischer Kontext und Förderlandschaft 2024/2025

Gebäudeenergiegesetz und europäische Richtlinien

Die Novellierung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) senkt den zulässigen Primär­energie­bedarf bei umfassenden Sanierungen auf höchstens 55 % des Referenzgebäudes. Ergänzend verpflichtet die EU-Gebäude­richtlinie (EPBD) nationalen Bestand, bis 2030 mindestens Effizienzklasse E und bis 2033 Klasse D zu erreichen. Für Portfoliobetreiber entsteht daraus ein unmittelbarer Handlungs­bedarf, da Vermiet­barkeit und ESG-Konformität zunehmend an die Einhaltung dieser Zielwerte gekoppelt werden.

Bundes-, Landes- und kommunale Fördermodule

Die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) gewährt Tilgungs­zuschüsse bis 20 % bei Erreichen des Effizienzhaus­standards 55; Einzelmaßnahmen werden mit bis zu 15 % bezuschusst. Das bayerische „10 000-Häuser-Programm“ ergänzt diese Mittel um einmalige Investitions­kosten­zuschüsse für Photovoltaik und Batteriespeicher. In München stehen zusätzlich kommunale Förderbausteine für die Schaffung bezahlbaren Wohnraums in Verbindung mit energetischer Aufwertung bereit. Förder­kombinationen sind möglich, sofern Antrag und technische Nachweise vor Baubeginn vollständig vorliegen.

Technische Handlungsfelder bei der Bestandsmodernisierung

Gebäudehülle

Eine präzise Bestands­analyse mittels Thermografie und Blower-Door-Messung identifiziert Wärmebrücken entlang Attika, Fenster­laibungen und Decken­rändern. Auf Basis dieser Ergebnisse werden mineralische WDVS-Systeme oder vorgehängte, hinterlüftete Fassaden (VHF) dimensioniert. Bei erhaltens­werter Bausubstanz oder denkmal­rechtlichen Vorgaben kommen kapillar­aktive Innen­dämmplatten zum Einsatz, um Feuchte­management und Wärme­schutz zu kombinieren. Moderne Dreifach­verglasungen mit UW-Werten ≤ 0,8 W/(m²K) komplettieren die thermische Hülle und verbessern gleichzeitig den Schallschutz.

Anlagentechnik und Wärme­erzeugung

In urbanen Bereichen bietet das Münchner Fernwärmenetz mit Vorlauf­temperaturen ≤ 90 °C eine hochgradig decarbonisierte Wärmequelle. Als hybride Variante kann eine Luft-Wasser-Wärmepumpe den Sommerbetrieb übernehmen und die Jahres­arbeitszahl optimieren. Außerhalb des Fernwärme­korridors dominiert die Sole-Wasser-Wärmepumpe mit Erdsonden. Die Integration wohnungs­weiser Übergabe­stationen ermöglicht dabei eine verbrauchs­abhängige Abrechnung gemäß Heiz­kosten­verordnung 2022 und reduziert Zirkulations­verluste.

Digitales Monitoring

Smart-Meter-Infrastrukturen liefern Lastgang­daten im Viertelstunden­rhythmus. Kombiniert mit einer Gebäude­leit­technik entstehen regelbare Leistungs­spitzen, die Netzentgelte reduzieren und die Einhaltung der BEG-Einsparziele dokumentieren. Bei Förder­projekten dienen diese Messwerte als Nachweisführung gegenüber den bewilligenden Stellen.

Projektorganisation und Bauablauf im bewohnten Bestand

Beschlussfassung in der Wohnungseigentümergemeinschaft

Sanierungs­entscheidungen erfordern nach § 22 Abs. 2 WEG eine qualifizierte Mehrheit. Ein unabhängiger Sanierungs­fahrplan (iSFP) strukturiert die Entscheidungs­grundlage und liefert zugleich alle energetischen Kenndaten für Förder­anträge. In webbasierten Eigentümer­portalen lassen sich Beschlüsse nachvollziehbar archivieren und Abstimmungs­prozesse beschleunigen.

Kostensicherheit und Finanzierung

Für Maßnahmenvolumina ab ca. 500 000 € empfiehlt sich das GMP-Modell (Guaranteed Maximum Price). Darin werden Preis­gleit­klauseln und Bonus-Malus-Regelungen für Termin- und Qualitäts­ziele vertraglich fixiert. Parallel entsteht ein Mittel­abrufplan, der Förder­auszahlung, Bankdarlehen und Eigenmittel synchronisiert und die Liquidität der WEG sichert.

Baulogistik und Bewohnerkommunikation

In dicht bebauten Stadt­quartieren erfolgt die Anlieferung über Zeitfenster und dezentrale Lagerpunkte. Ein Etagen­wechsel­schema mit maximal einem Strang pro Woche begrenzt die temporäre Nicht­verfügbarkeit sanitä­rer Einrichtungen. Lärmarme Kernbohr­technik, Staubschutz­vorhänge und ein digitales Bautagebuch minimieren Nutzer­belastungen und schaffen Transparenz für alle Projektbeteiligten.

Realisierte Projekte im Raum München

Mehrgeschosser, Baujahr 1974, München-Schwabing

Bei einem achtgeschossigen Wohnhaus mit 48 Einheiten reduzierte eine Außen­dämmung aus 16 cm Mineralwolle, der Austausch auf Holz-Aluminium-Fenster und der Wechsel von Ölzentral­heizung auf Fernwärme den Primär­energie­bedarf von 240 auf 78 kWh/(m² a). Die Gesamt­bauzeit betrug fünf Monate; für die Bearbeitung einer Wohneinheit waren jeweils zwei Tage erforderlich. Die förder­fähigen Kosten wurden zu 18,4 % bezuschusst.

Mehrparteienvilla, Baujahr 2001, Starnberger See

Hier lag der Fokus auf ESG-Konformität und Premium­standard. Eingebaut wurden Eichenholz­fenster mit Bronze­beschlägen, eine reversible Wärmepumpe in Kombination mit Bodenkonvektoren sowie eine hinterlüftete Naturstein­fassade mit 20 cm PUR-Dämmkern. Die energetische Aufwertung ermöglichte nach Fertigstellung eine durchschnittliche Mietpreis­steigerung von 22 % gegenüber dem lokalen Marktdurchschnitt.

Qualitäts- und Risikomanagement auf der Baustelle

Bereits in der Ausschreibungsphase entscheidet ein eindeutig definiertes Leistungsverzeichnis über spätere Nachträge. Für komplexe Gewerke wie Gebäudeautomatisierung oder Fassadenankersysteme empfiehlt sich eine funktionale Ausschreibung, in der das geforderte Ergebnis statt einzelner Positionen beschrieben wird. Während der Ausführung sichern tägliche Begehungen mit Foto-Protokollen und QR-basierten Mängeltickets den Informationsfluss zwischen Bauleitung, Fachplanern und Nachunternehmern. In der Praxis senkt dieses Verfahren die Nachbearbeitungsquote um bis zu 30 %. Ein begleitendes Baustoff-Monitoring – etwa Chloridgehaltsprüfungen bei Stahlbeton oder Feuchtemessungen im WDVS-Putz – reduziert Gewährleistungsrisiken und liefert belastbare Daten für die Dokumentation gemäß § 650 f BGB.

Brandschutz und Schallschutz als integrale Planungskomponenten

Im Bestand treffen oft nicht harmonisierte Normgenerationen aufeinander. Wird die Fassade nachträglich mit einem nichtbrennbaren WDVS der Baustoffklasse A 1 versehen, müssen Fensteranschlüsse und Rollladenkästen über Brandriegel der Klasse A 2 gesichert werden, um eine vertikale Brandweiterleitung auszuschließen. Gleichzeitiger Schallschutzgewinn entsteht beispielsweise durch Vorsatzschalen aus Gipsfaserplatten mit Mineralwolledämmung, die bei Gebäuden entlang der Stammstrecke oder des Mittleren Rings den Außenlärmpegel um bis zu 7 dB senken. Ein konsistentes Detailhandbuch, das alle Schnittstellen zwischen Brandschutz und Akustik erfasst, vermeidet Zielkonflikte und beschleunigt die Abnahme durch die Lokalbaukommission München.

Lebenszykluskosten und Wirtschaftlichkeitsanalyse

Zunehmend fordern Investoren „Total Cost of Ownership“-Berechnungen, die Energie-, Wartungs- und Austauschraten berücksichtigen. Eine 200 mm Mineralwollfassade verursacht zwar Mehrkosten von rund 25 €/m² gegenüber 160 mm, senkt jedoch die Heizlast um zusätzliche 8 %, was sich bei Fernwärmetarifen von derzeit 110 €/MWh nach weniger als acht Heizperioden amortisiert. Werden Photovoltaik-Aufdachsysteme kombiniert, lässt sich der Strombezug für Allgemeinflächen wie Aufzugsanlagen oder E-Mobil-Ladestationen nahezu eliminieren. In der Rentabilitätsmatrix nach DIN 276 und Kapitalwertmethode erhalten Entscheidungsträger so eine belastbare Grundlage für Capex- und Opex-Abwägungen.

Baustoffökologie und Rückbaupotenziale

Bayerische Kommunen honorieren kreislaufgerechtes Bauen mit erleichterten Genehmigungsverfahren für Containergenehmigungen und reduzierten Deponiegebühren. Rückbaubare Fassadenmodule aus Aluminiumverbund können am Ende der Nutzungsphase sortenrein getrennt und zu 90 % recycelt werden. Beim Innenausbau empfiehlt sich der Einsatz formaldehydfreier Holzwerkstoffe, um die Anforderungen des Umweltgutachtens nach DGNB-Silber oder besser zu erfüllen. Für mineralische Dämmstoffe besteht in München-Freimann ein Recyclinghub, der sortenreine Wolle als Zuschlagsstoff in Ziegelproduktionen zurückführt. Damit reduziert sich die Entsorgungsbilanz um bis zu 1,2 t CO₂-Äquivalente pro 1 000 m² Fassade.

Contracting- und Betreibermodelle

Steigende Kapitalmarktzinsen lenken den Fokus auf alternative Finanzierungsformen. Beim Wärme-Contracting übernimmt ein Energiedienstleister die Investition in die Wärmepumpe, während die Eigentümer nur eine Grund- und Arbeitspreispauschale zahlen. Das Modell verschiebt die Investitionsspitze auf eine laufende Betriebskostenposition, die umlagefähig ist. Für Beleuchtungsanlagen der Tiefgarage bietet sich Energiespar-Contracting an: Bewegungs- und CO-Sensoren mit DALI-Ansteuerung erreichen Einsparquoten von bis zu 75 % gegenüber konventionellen Leuchten. Die Einsparungen refinanzieren die Technik in weniger als fünf Jahren bei positiver Cash-Flow-Bilanz für die WEG.

Rechtliche Rahmenbedingungen bei Modernisierungsmieterhöhungen

Nach § 559 BGB dürfen acht Prozent der auf die Wohnung entfallenden Modernisierungskosten auf die Jahresmiete umgelegt werden. In München ist jedoch zusätzlich die Kappungsgrenze der Sozialgerechten Bodennutzung (SoBoN) zu beachten, sofern geförderter Wohnraum betroffen ist. Transparente Kostenaufstellungen mit Einzelgewerkliste und förderbedingten Abzügen sind essenziell, um Widersprüche nach § 559 b BGB zu vermeiden. Bei Beauftragung eines neutralen öffentlich bestellten Sachverständigen verringert sich erfahrungsgemäß die Zahl der Einsprüche um mehr als die Hälfte.

Digitale Werkzeuge für den Betrieb nach der Sanierung

Nach Übergabe wird das Gebäudemodell als as-built-BIM in das CAFM-System integriert. Inspektionszyklen für Flachdächer oder Feuchtigkeitschecks in Technikschächten lassen sich automatisiert terminieren. Für gesetzlich vorgeschriebene Legionellenprüfungen steuert die Software Probennahmepunkte und dokumentiert Ergebnisse revisionssicher. Dank KI-gestützter Auswertung der Smart-Meter-Daten werden Anomalien wie unplausible Grundlasten früh erkannt und Wartungseinsätze präventiv ausgelöst. Dadurch sinken Betriebskosten um durchschnittlich 6 % und die Verfügbarkeit der Anlagen steigt messbar.

Ausblick: Serielle Sanierung und modulare Bauteile

Pilotprojekte in Bayern zeigen, dass vorgefertigte Fassadenkassetten inklusive Fenster und Lüftungsgerät die Bauzeit an der Gebäudehülle um bis zu 60 % verkürzen. Digitale Aufmaßverfahren auf Basis von 3D-Laserscans garantieren Passgenauigkeit im Millimeterbereich. Serielles Sanieren wird 2025 in der BEG um einen Bonus von fünf Prozentpunkten ergänzt werden. Gerade für großvolumige Mehrfamilienhäuser entlang der S-Bahn-Trassen birgt dieses Verfahren erhebliche Skalenvorteile und reduziert die Beeinträchtigung der Bewohner auf wenige Tage.

Unterhaltungsstrategie nach der Modernisierung

Nach Abschluss der Arbeiten sollten Wartungsverträge mit klaren Performance-Indikatoren abgeschlossen werden. Ein jährliches Facelift-Budget von etwa einem Prozent der Baukosten deckt Kleinreparaturen wie Fugennacharbeitung oder Sensorjustierungen ab und verhindert teure Folgeschäden. Fünf Jahre nach Sanierungsende empfiehlt sich ein Instandhaltungs-Audit, um die Einhaltung der prognostizierten Energiekennwerte zu verifizieren und gegebenenfalls Nachbesserungen einzufordern.

Fazit: Eine herbstliche Sanierung von Mehrfamilienhäusern im Großraum München bietet dank moderater Witterung, günstiger Gewerkeauslastung und attraktiver Förderkulisse ein optimales Zeitfenster. Wer Qualitätsmanagement, Brandschutz, Wirtschaftlichkeit und Digitalisierung ganzheitlich integriert, minimiert Risiken, maximiert Förderquoten und schafft langfristige Wertstabilität. Entscheider sollten frühzeitig eine detaillierte Maßnahmen- und Finanzierungsstrategie definieren, um Projekte reibungslos umzusetzen und die Betriebskosten dauerhaft zu senken.

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