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Herbstgewitter in Bayern: Neue Blitzschutzvorschriften schützen Bauprojekte vor steigenden Schäden und Haftungsrisiken

Herbstgewitter in Bayern: Neue Blitzschutzvorschriften schützen Bauprojekte vor steigenden Schäden und Haftungsrisiken

Blitzschutz in Bayern: Gebäude sicher durch Herbstgewitter führen

Steigende Gefährdungslage durch saisonale Unwetter

Herbstgewitter entwickeln sich in Süddeutschland zunehmend zu einem betriebsrelevanten Risiko. Messungen des Blitz-Informationsdienstes zeigen für Oberbayern im Jahr 2023 eine Einschlagrate von 2,4 Ereignissen je Quadratkilometer – rund 18 Prozent mehr als im Vorjahr. Parallel dazu verteuern sich Ersatzteile für Gebäude- und Anlagentechnik. Die Kombination aus höherer Einschlaghäufigkeit und steigenden Wiederbeschaffungskosten erhöht das Schadenspotenzial für Büroimmobilien, Produktionsstätten und hochwertige Wohngebäude gleichermaßen.

Ein Blitzeinschlag kann Datenverluste, Brände oder Produktionsstillstände verursachen. Neben Sachschäden drohen Haftungsfälle, etwa wenn Personen zu Schaden kommen oder Lieferverpflichtungen nicht eingehalten werden können. Ganzheitliche Blitzschutzsysteme sichern deshalb nicht nur die Bausubstanz, sondern auch Geschäftsprozesse, Markenreputation und ESG-Kennziffern.

Normative und wirtschaftliche Rahmenbedingungen

Schadensstatistik und Versicherungswirtschaft

Laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft summierten sich 2022 bundesweit Blitz- und Überspannungsschäden auf etwa 200 Millionen Euro. Bei gewerblichen Großschäden betrug das Mittel 62 000 Euro pro Ereignis, in Produktionsumgebungen häufig mehr. In dicht bebauten Metropolräumen wie München steigt das Risiko zusätzlich, weil Ableitströme benachbarte Leitungsnetze koppeln und Überspannungen verstärken.

Gesetzliche Vorgaben und Förderkulisse

Für Sonderbauten fordert die Bayerische Bauordnung eine Blitzschutzanlage nach DIN EN 62305 (VDE 0185-305). Brandschutzkonzepte für Versammlungsstätten, Hotels oder Laborgebäude verweisen ebenfalls auf Blitz- und Überspannungsschutz. Wird die Forderung ignoriert, kann der Versicherer Leistungen kürzen oder verweigern. Finanzierungshilfen bestehen etwa im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG), sofern Blitzschutz in eine energetische Sanierung integriert wird.

Projektschritte von der Risikoanalyse bis zur Abnahme

Analyse und Klassifizierung

Zu Projektbeginn erstellt der Sachverständige einen Gefährdungspotenzialbericht. Bewertet werden Standort, Gebäudegeometrie, Nutzungsart und Blitzdichte. Das Ergebnis ist die Einordnung in Blitzschutzklassen I bis IV. Für Rechenzentren, Gesundheitsimmobilien oder Unternehmenszentralen mit kritischer IT werden in der Regel die Klassen I oder II definiert. Diese Einstufung bildet die Basis für Dimensionierung, Materialwahl und Abstandsvorgaben.

Systemauslegung und Komponenten

  • Fangeinrichtung: Fangstangen, Maschennetze oder Leiterseile nehmen den Blitzstrom auf.
  • Ableitungen: Leitungen führen den Strom auf kürzestem Weg zum Erdungssystem.
  • Erdungsanlage: Ring- oder Fundamenterder verteilen die Energie im Erdreich.
  • Potentialausgleich: Leitfähige Gebäudeteile werden auf ein gemeinsames elektrisches Niveau gebracht, um gefährliche Spannungsunterschiede zu vermeiden.

Auf Flachdächern in München kommt häufig ein Maschensystem zum Einsatz, das Photovoltaikflächen integriert. So entstehen keine Schattungszonen und die Wartungswege bleiben zugänglich. Der für brennbare Dachmaterialien erforderliche Trennungsabstand wird nach DIN EN 62305-3 berechnet.

Qualitätssicherung in der Bauphase

Während der Ausführung kontrolliert eine VdS-anerkannte Fachkraft Materialeingang, Verbindungsstellen und den Anschluss an die Blitzschutz-Potentialausgleichschiene. Messungen des Erdungswiderstands und eine lückenlose Fotodokumentation fließen in das Abnahmeprotokoll. Die Dokumentation ist für Behörde, Brandschutzprüfer und Versicherer gleichermaßen relevant.

Praxisbeispiele aus dem Großraum München

Büro- und IT-Standorte

Ein Softwarehaus in Unterschleißheim koppelte den Neubau seiner Serverräume mit einem Blitzschutz der Klasse I. Durch die separate Fangeinrichtung sank die Ausfallwahrscheinlichkeit der Rechencluster um rund 90 Prozent. Die Versicherung reduzierte daraufhin die Selbstbeteiligung um ein Viertel.

Exklusive Wohnobjekte

Ein denkmalgeschütztes Anwesen am Starnberger See erhielt Kupferfangstangen, die farblich in die Fassade integriert wurden. Kombiniert mit Kategorie-B-Überspannungsschutz bleibt Smart-Home-Technik selbst bei Naheinschlägen funktionsfähig. Ein Gutachten verzeichnete einen Immobilienwertzuwachs von etwa fünf Prozent.

Handels- und Logistikflächen

Ein Retail-Park in Garching betreibt eine Photovoltaikanlage mit 2 MW Spitzenleistung. Ein getrenntes Fangstangensystem verhindert Brandüberschläge auf die PV-Module. Die Einhaltung des berechneten Trennungsabstands ermöglichte eine schnelle Baugenehmigung und senkte die Versicherungsprämien merklich.

Betriebliche Wartungspflichten und Prüfzyklen

Unternehmer treffen Betreiberpflichten, die in DIN EN 62305-3 und der BetrSichV konkretisiert sind. Für Blitzschutzanlagen gilt in Bayern ein Grundsatz: Nach jeder wesentlichen baulichen Veränderung sowie turnusmäßig alle vier Jahre ist eine Sicht-, Mess- und Funktionsprüfung vorgeschrieben. Bei explosionsgefährdeten Bereichen oder wenn Blitzschutzklasse I gefordert ist, verkürzt sich das Intervall auf zwei Jahre. Prüfprotokolle müssen die Messwerte der Erdungswiderstände, den Zustand der Verbindungsstellen und eventuelle Korrosionsanzeichen dokumentieren. Das Protokoll dient als Nachweis gegenüber Versicherung, Aufsichtsbehörde und im Haftungsfall vor Gericht.

Digitale Nachverfolgung und Condition Monitoring

Moderne Blitzstrom-Zähler in den Ableitungen erfassen jeden Einschlag inklusive Stromstärke und Polarität. Die Werte werden via Modbus oder BACnet in das Gebäudeleitsystem übertragen. In Münchner Gewerbeparks reduziert dieses Monitoring die Inspektions- und Störungszeiten um bis zu 30 %, weil Wartungstrupps gezielt dorthin geschickt werden, wo die höchste Belastung gemessen wurde. Zusätzlich lassen sich die Daten mit Wetterdiensten koppeln, um Wartungsfenster vorausschauend zu planen.

Schnittstellen zu Photovoltaik und gebäudetechnischen Anlagen

Die Energiewende erhöht die Dichte installierter PV-Flächen auf Dach und Fassade. Jede Gleichstromleitung kann jedoch als Zündbrücke wirken, wenn der Trennungsabstand zu Blitzschutzbauteilen unterschritten wird. In der Praxis bewährt sich das Konzept, PV-Kabel ausschließlich innerhalb metallener Leitungsführungen zu verlegen und in das Potentialausgleichssystem einzubinden. Auf Wechselrichter- und Zählerschrankseite sind Typ I+II-Kombiableiter Pflicht, um Überspannungen in Niederspannungs- und Datenleitungen zu begrenzen. Damit lassen sich laut Erfahrungen aus Oberpfälzer Industriehallen mehr als 95 % der Überspannungsereignisse unterhalb der Störschwelle halten.

Wirtschaftlichkeitsbetrachtung und Return on Investment

Die Errichtungskosten für Blitzschutzsysteme liegen erfahrungsgemäß zwischen 0,4 % und 1,0 % der Gesamtbaukosten. Dem stehen Einsparungen durch geringere Sachschäden, reduzierte Stillstandszeiten und niedrigere Versicherungsprämien gegenüber. Eine Beispielrechnung für einen Produktionsstandort in Freising zeigt: Bei 20 Mio. € Anlagenwert, einer statistischen Schadenserwartung von 0,05 % pro Jahr und einer Selbstbeteiligung von 25 000 € amortisieren sich 150 000 € Investitionskosten bereits nach rund vier Jahren. Steuerlich können die Aufwendungen als sofort abzugsfähige Betriebsausgaben oder über die AfA verteilt werden, was die Liquiditätsbelastung weiter senkt.

Typische Planungsfehler und Best-Practice-Lösungen

Zentrale Fehlerquellen sind unzureichende Trennungsabstände, mangelhafte Einbindung von metallischen Fassadenelementen und fehlende Koordination mit dem Elektriker. Empfehlenswerte Gegenmaßnahmen:
– Frühzeitige BIM-basierte Kollisionsprüfungen zwischen Blitzschutzleitern und Haustechnik.
– Verwendung korrosionsbeständiger Werkstoffe, vor allem bei salzhaltiger Luft entlang der Voralpenautobahn A 95.
– Einbeziehung des Blitzschutzplaners in alle Planungsbesprechungen ab Leistungsphase 2, um spätere Umbauten zu vermeiden.

Ablauf der Vergabe und Auswahl des Fachpartners

Die Ausschreibung sollte neben der Ausführungsnorm DIN EN 62305 auch VdS 2010, Materialqualitäten und Prüfanforderungen enthalten. In München verlangen viele Bauherren die VdS-Zertifizierung des Bieters und einen Nachweis regelmäßiger Schulungen. Bewertet werden Preis, Referenzen in ähnlicher Gebäudeklasse sowie Reaktionszeiten im Störfall. Im Vergabegespräch empfiehlt es sich, die Schnittstellen zu Facility-Management-Systemen abzufragen, um durchgängige Dokumentationsprozesse sicherzustellen.

Betreiberhaftung und Versicherungstechnische Aspekte

Versicherer stufen eine fachgerecht gewartete Blitzschutzanlage als risikomindernd ein. Wird ein Prüfintervall versäumt oder eine protokollierte Mängelbehebung nicht umgesetzt, kann die Regulierungspflicht entfallen. Für Firmenkunden bedeutet das: Blitzschutz ist nicht nur bautechnische Anlage, sondern Teil des Risikomanagements. Die Integration in ein übergreifendes Gefahrenabwehr- und Notfallkonzept wird von Auditoren nach ISO 22301 und TISAX zunehmend abgefragt.

Nachrüstung im Bestand

Gerade Objekte aus den 1980er- und 1990er-Jahren weisen häufig keinen vollständigen äußeren Blitzschutz auf. Bei Stahlbetonskelett-Bauten kann der Bewehrungsstahl als natürlicher Ableiter genutzt werden. Für Ziegelmassivbau sind nachträglich aufgesetzte Aluminium-Leiter gängig. Die Montage erfolgt durch Kernbohrungen mit zugelassenen Verbundankern, um die Luftdichtheitsebene nicht zu durchdringen. Kombiniert mit Einzelableitern aus Edelstahl entsteht eine leistungsfähige Anlage, ohne die Gebäudehülle optisch zu beeinträchtigen.

Dokumentationsanforderungen und Audit-Readiness

Ein vollständiges Anlagenbuch umfasst Bestandspläne, Prüfprotokolle, Materialzertifikate und Fotos aller Verbindungsstellen. Digitale Zwillinge ermöglichen es, die Historie jedes Leiters nachzuvollziehen. Bei größeren Unternehmen in der Region München wird die Dokumentation inzwischen mit CAFM-Systemen verknüpft, sodass Prüffristen automatisiert angestoßen werden. Dadurch erreichen Betreiber sowohl die Anforderungen der Bayerischen Bauordnung als auch die Nachweisführung gegenüber Auditoren für Corporate Governance und Nachhaltigkeits-Reporting.

Künftige Entwicklungen

Mit zunehmender Verdichtung urbaner Räume rückt der Blitzschutz noch stärker in den Fokus. Forschungsprojekte an der Technischen Universität München untersuchen Überspannungskonzepte für Gleichstrom-Netzarchitekturen und E-Mobilitäts-Ladeparks. Parallel entwickeln Hersteller wartungsfreie Erdungssysteme auf Graphitbasis, die auch bei felsigem Untergrund stabile Widerstände liefern. Entscheider, die heute vorausschauend planen, sichern sich somit langfristige Systemkompatibilität und reduzieren spätere Umrüstkosten.

Fazit
Ein professionell geplantes, installiertes und gewartetes Blitzschutz- und Überspannungsschutzsystem minimiert Betriebsunterbrechungen, schützt Sachwerte und erfüllt gesetzliche Betreiberpflichten. Frühzeitige Einbindung des Fachplaners, digitale Monitoring-Lösungen und eine lückenlose Dokumentation sind dabei wesentliche Erfolgsfaktoren. Firmenkunden in Bayern sollten Investitionsentscheidungen an der erwarteten Schadenhäufigkeit, den Versicherungsrabatten und dem Schutz kritischer Infrastruktur ausrichten.

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