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Gründächer in München: Wie neue Gesetze ökologisches Bauen fördern und die Bauwirtschaft in Bayern transformieren

Gründächer in München: Wie neue Gesetze ökologisches Bauen fördern und die Bauwirtschaft in Bayern transformieren

Gründächer in München: Ökologische Leistung und Wärmedämmung als Standortfaktor

Marktdruck, Klimaziele und rechtlicher Kontext

Die Landeshauptstadt verzeichnet seit Jahren eine hohe Nachverdichtung. Gleichzeitig steigen die durchschnittlichen Sommerhöchsttemperaturen; 2022 lag der Wert laut Deutschem Wetterdienst 1,4 °C über dem langjährigen Mittel. Stadtklima, Regenwassernetz und Biodiversität geraten dadurch unter Druck. Kommunale Bebauungspläne enthalten daher zunehmend Festsetzungen für Dachbegrünungen, während das Gebäudeenergiegesetz (GEG 2023) strengere Grenzwerte für den Jahres-Primärenergiebedarf definiert.

Relevante Kennzahlen

  • Bundesweit wurden 2022 ungefähr 9 Mio. m² neue Dachbegrünungen gemeldet; der Anteil Münchens betrug rund 8 %.
  • Messungen der TU Darmstadt zeigen eine Reduktion der Abflussspitze um bis zu 80 % bei extensiven Aufbauten und bis zu 99 % bei intensiven Systemen.
  • Das Fraunhofer IBP ermittelte bei einem 120 mm Substrataufbau eine Verringerung der Wärmestromdichte in der Heizperiode um bis zu 30 % gegenüber einem unbegrünten Warmdach.

Gesetze und Förderkulisse

§ 10 GEG verlangt ein angemessenes Wärmeschutzniveau; die Bayerische Bauordnung ermöglicht Kommunen, Dachbegrünungen verpflichtend vorzuschreiben (§ 9 BayBO). Ergänzend flankieren Förderinstrumente wie die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) oder das Münchner Programm „Ökologische Dächer“ die Investition. Bei Kombination einer Begrünung mit Photovoltaik kann zusätzlich der KfW-Kredit 270 in Anspruch genommen werden.

Planung, Statik und Ausführung

Tragwerks- und Lastannahmen

Die gesättigte Flächenlast extensiver Dächer liegt üblicherweise zwischen 0,8 und 1,5 kN/m². Intensive Varianten bewegen sich deutlich darüber; bei Dachgärten mit Bäumen werden bis zu 5 kN/m² kalkuliert. Bestehende Hallen- oder Bürogebäudedecken erfordern deshalb häufig eine Nachrechnung nach DIN 1991-1-1. Stahlträgerverstärkungen oder Leichtsubstrate dienen als kompensierende Maßnahmen.

Schichtenaufbau und Normen

  1. Vegetations- und Substratschicht
  2. Filterlage
  3. Drän- und Speicherelement
  4. Trenn-/Schutzlage
  5. Abdichtung mit Wurzelschutz nach FLL

Die DIN 18531-5 schreibt bei intensiver Begrünung eine zweilagige Abdichtung vor. Für die Materialprüfung gilt das FLL-Wurzelfestigkeitsverfahren. Im Rahmen von Sanierungen empfiehlt sich der komplette Rückbau vorhandener Abdichtungen, um Bauteilübergänge beurteilen zu können.

Bauablauf und Wirtschaftlichkeit

In innerstädtischen Lagen begrenzt die Genehmigungslage den Kraneinsatz; Zeitfenster von weniger als sechs Stunden pro Tag sind üblich. Vorgefertigte Systempaletten verkürzen die Montagezeit um bis zu 30 %. In der Investitionsrechnung addieren sich Mehrkosten von etwa 25 – 35 €/m² gegenüber einem Standarddach. Über einen 20-jährigen Betrachtungszeitraum gleichen reduzierte Kühl- und Heizenergiemengen sowie entfallene Regenwassergebühren diesen Aufschlag aus.

Bewirtschaftung und Risiko

Extensive Dächer erfordern zweimal jährlich Pflegegänge: Kontrolle der Dachabläufe, Rückschnitt konkurrierender Arten und Nachfüllen von Substrat. Sensorisch gestützte Feuchte- und Nährstoffmessungen unterstützen Facility-Teams bei Flächen über 2 000 m². Dokumentationspflichten aus dem Versicherungswesen machen lückenlose Protokolle über Materialchargen, Schweißnähte und Wartungen notwendig, um Haftungsfälle eindeutig zuzuordnen.

Anwendungsfelder und technische Synergien

Büro- und Verwaltungsbauten

Simulationsrechnungen des Fraunhofer ISE belegen eine Reduktion der Innentemperatur um 4 – 6 °C bei Open-Space-Konzepten, wodurch sich die Kühllast um bis zu 15 % vermindert. ESG-Ratings wie GRESB berücksichtigen Gründächer als Biodiversitäts- und Klimaanpassungsmaßnahme.

Premium-Wohnobjekte

Eigentumsanlagen in Bogenhausen, Schwabing sowie Grünwald zeigen Preisaufschläge von bis zu 8 % für Objekte mit nutzbaren Dachgärten. Tragfähige Stahlbetondecken ermöglichen Aufbauten von 500 kg/m² für Pools oder Outdoor-Küchen.

Einzelhandel und Logistik

In SB-Märkten entfallen bis zu 50 % des Stromverbrauchs auf Kühlmöbel. Das verbesserte Dachklima senkt die Verdichterlaufzeiten. Pilotmärkte im Landkreis Fürstenfeldbruck melden zudem längere Verweilzeiten der Kundschaft bei Biodiversitätsdächern.

Solar-Grün-Dach und Schwammstadt

Die Kopplung von PV-Modulen mit extensiver Begrünung erhöht den spezifischen Stromertrag um bis zu fünf Prozent, da Pflanzenverdunstung die Modultemperatur senkt. Aufgeständerte Systeme werden ballastiert, eine Durchdringung der Abdichtung entfällt. Parallel adressiert das Konzept die Vorgaben der städtischen Schwammstadt-Strategie, die eine verzögerte Regenwasserabgabe fordert.

Ein Gründach kombiniert Wärmedämmung, Retention und ökologische Aufwertung auf derselben Grundfläche – ein Vorteil, der in verdichteten Quartieren Münchens kaum anders zu erzielen ist.

Genehmigungsprozess und Behördenauflagen

Bereits in der Vorplanung entscheidet sich, ob eine Dachbegrünung als verfahrensfreie Maßnahme gilt oder eine eigenständige Baugenehmigung benötigt. Maßgeblich sind die Bayerische Bauordnung, die jeweiligen Bebauungspläne sowie Satzungen zum Regenwassermanagement. In München fordern Bezirksausschüsse häufig ein Retentionspotenzial von mindestens 50 l/m², weswegen der detaillierte Schichtenaufbau samt Stauhöhe in den Entwässerungsantrag aufzunehmen ist. Eine frühe Abstimmung mit dem Referat für Klima- und Umweltschutz verkürzt die Prüfzeiten deutlich; Erfahrungswerte zeigen eine Reduktion von acht auf fünf Wochen, wenn Entwässerungsnachweise, Substratzertifikate und Brandschutzkonzept gemeinsam eingereicht werden.

Brandschutz und Versicherungsrelevanz

Pflanzenschicht und Substrat wirken im Normalfall brandhemmend, dennoch verlangt die Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen bei Flachdächern über 2 000 m² eine brandschutztechnische Zonierung. Unbepflanzte Wartungsgänge müssen mindestens 1,5 m breit sein und mineralisch beschichtet werden, um Brandlasten zu unterbrechen. Versicherer honorieren konforme Planung mit Prämiennachlässen von bis zu zehn Prozent, stellen jedoch Bedingungen: jährliche Vegetationsrückschnitte, lückenlose Entwässerungswartung und Montageprotokolle für Blitzschutzanschlüsse. Für Photovoltaik-Gründach-Kombinationen ist ein Überspannungsschutz nach DIN EN 62305-3 nachzuweisen, da das erhöhte Oberflächenniveau das Risiko von Blitzanwirkungen steigert.

Materialwahl, Lieferkette und Baustellenlogistik

Ein hoher Recyclinganteil im Dränelement senkt die Umweltwirkungen, gleichzeitig beeinflusst die Kornabstufung des Materials die Wasserableitung. Regionale Substratmischungen aus Oberbayerischem Ziegelsplitt und Kompost reduzieren den Transportaufwand und erfüllen die Vorgaben der FLL zur Salz- und Schwermetallbegrenzung. In dicht bebauten Straßenzügen erweist sich der Einsatz von Big-Bags auf Möbelliftsystemen als effizient: Bis zu 180 m² Substrat lassen sich pro Stunde fördern, ohne Gehweg- oder Straßensperrungen zu beantragen. Bei Objekten über sechs Geschossen wird häufig eine temporäre Silierung eingerichtet, um kranunabhängig nachzuliefern und witterungsbedingte Stillstände zu vermeiden.

Digitale Planung und Performance-Monitoring

Building-Information-Modeling erleichtert das Kollisionsmanagement zwischen Entwässerungssträngen, PV-Unterkonstruktionen und Vegetationszonen. Wasserspeicherwerte, Brandschutzstreifen und Wartungswege werden als separate Layer hinterlegt, wodurch Statiker Lastverteilungen exakt auswerten können. Nach Fertigstellung sichern Sensorknoten zur Substratfeuchte und Temperatur ein datengestütztes Facility-Management. Betreiber erhalten stündliche Statusmeldungen über ein Dashboard; bei Trockenperioden kann die Bewässerung automatisiert anlaufen. Erste Praxisauswertungen an Münchner Verwaltungsbauten zeigen, dass der Echtzeitabgleich von Feuchtewerten und Wetterdaten den Wasserverbrauch um bis zu 35 % senkt.

Nutzungsvarianten und Mehrfachfunktionen

Dachflächen lassen sich modular zonieren: Retentionsflächen, Solarmodule, Aufenthaltsbereiche und Technikaufbauten teilen sich die Grundfläche ohne Funktionskonflikte. Versickerungsaktive Pflanzbereiche rund um Lüftungsgeräte vermeiden Hotspots mit hoher Oberflächentemperatur, während Sitzdecks aus heimischer Lärche Aufenthaltsqualität schaffen. Diese Mehrfachnutzung beeinflusst die Planung der Absturzsicherung; kombinierte Systeme aus fest installierten Geländern und Einzelanschlagpunkten genügen in der Regel, sofern eine Nutzungshäufigkeit unterhalb der Schwelle „regelmäßige Begehung“ nach DGUV 201-056 nachgewiesen wird.

Rückbau, Recycling und Instandhaltungsstrategien

Die durchschnittliche Lebensdauer eines mehrlagigen Gründachaufbaus liegt bei 40 Jahren, vorausgesetzt die Abdichtung bleibt intakt. Beim planmäßigen Rückbau lassen sich Substrat und Vegetationsmatten mechanisch trennen und als Bodenverbesserer wiederverwenden, sofern keine Kontaminationen vorliegen. Dränplatten aus Polypropylen können sortenrein dem Recycling zugeführt werden. Eine Instandhaltungsstrategie mit fünfjährigen Zustandsprüfungen beugt Folgeschäden vor: Prüfkriterien sind Schichtdicken, Nahtüberstände und Wurzeldurchtritte. Erfahrungen aus Münchner Bestandsobjekten zeigen, dass gezielte Teilsanierungen in Jahr 25 die Nutzungsdauer um mindestens eine Dekade verlängern und kostspielige Komplettsanierungen vermeiden.

Wirtschaftliche Bewertung und Förderoptimierung

Eine Vollkostenanalyse berücksichtigt Bau, Unterhalt, Energieeinsparung, Abwassergebühren, Förderung und Restwert. Für ein extensives Gründach mit Photovoltaik und 12 kWp Leistung ergibt sich bei aktuellen Energiepreisen eine Amortisationszeit von knapp zwölf Jahren. Die Kombination verschiedener Förderprogramme ist zulässig, solange kumulierte Zuschüsse 60 % der Investitionskosten nicht überschreiten. Häufig genutzte Bündelung: 15 % Zuschuss aus dem Münchner Programm „Ökologische Dächer“, 20 % Tilgungszuschuss der BEG für Effizienzgebäude 55 und ein vergünstigter KfW-Finanzierungskredit. Wichtiger Hinweis: Förderanträge müssen vor dem Vertragsschluss mit ausführenden Firmen gestellt sein; nachträgliche Beantragungen werden regelmäßig abgelehnt.

Zukunftstrends und Forschung

Universitäre Studien untersuchen derzeit Substrate mit Biochar-Anteilen zur dauerhaften Kohlenstoffbindung. Gleichzeitig entwickeln Hersteller bifaziale PV-Module, die diffuse Rückstrahlung der Vegetationsschicht nutzen und so höhere Stromerträge liefern. Für Robotiklösungen zur automatisierten Pflege laufen Pilotversuche an Logistikdächern in der Region Oberbayern; erste Ergebnisse versprechen eine Halbierung der Wartungskosten. Planende und ausführende Unternehmen, die diese Entwicklungen früh in ihre Konzepte integrieren, sichern sich Wettbewerbsvorteile und erfüllen künftige Anforderungen aus EU-Taxonomie und CSRD-Berichtspflichten.

Fazit: Dachbegrünungen in München liefern messbare Beiträge zu Klimaanpassung, Energieeffizienz und Immobilienwert. Erfolgsfaktoren sind eine frühzeitige Abstimmung mit Behörden, ein statisch optimierter Schichtenaufbau, eine brandschutzkonforme Detailplanung und datenbasiertes Monitoring. Unternehmen, die diese Punkte konsequent umsetzen, reduzieren Betriebskosten, erhöhen Förderchancen und positionieren sich als nachhaltiger Marktteilnehmer.

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