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Fußbodenheizung nachrüsten in Bayern: Mit neuen Gesetzen zu mehr Energieeffizienz und Komfort in Bestandsimmobilien


Fußbodenheizung nachrüsten: Energieeffizienz und Komfort in bayerischen Bestandsimmobilien

Warum eine nachgerüstete Fußbodenheizung heute wettbewerbsrelevant ist

Unterschiedliche Klimazonen innerhalb eines Gebäudes, hohe Vorlauftemperaturen und steigende Energiekosten rücken die Flächenheizung in den Fokus vieler Eigentümer im Großraum München. Das System arbeitet mit Temperaturen von etwa 30–35 °C und passt damit optimal zu Wärmepumpen, Fernwärme oder hybriden Kessellösungen. Untersuchungen des Fraunhofer IBP zeigen Einsparpotenziale von bis zu 15 % beim Heizwärmebedarf gegenüber klassischen Radiatoren. Neben der Verbrauchsreduzierung verbessert sich die Marktfähigkeit eines Objekts, weil Miet- und Kaufinteressenten zunehmend auf CO₂-Bilanzen sowie behagliche Raumtemperaturen achten.

Datenlage, Normen und Förderkulisse für das Nachrüsten von Fußbodenheizungen

Marktpotenzial im Bestand

Nach Zahlen des Bundesverbands Flächenheizungen verfügen bundesweit rund 28 % der Neubauten, jedoch nur etwa 6 % des Bestands über eine Fußbodenheizung. Daraus resultiert ein beträchtliches Entwicklungsfeld für Investoren und Betreiber von Bürogebäuden, Handelsflächen oder hochwertigen Wohnanlagen in Bayern. Der Primärenergiebedarf kann je nach Nutzungstyp um 10–25 % sinken; in energieintensiven Non-Residential Objekten amortisieren sich die Investitionskosten oftmals binnen fünf bis sieben Jahren.

Rechtliche Anforderungen

Die Novelle des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) fordert schrittweise niedrigere Systemtemperaturen. Eine nachgerüstete Flächenheizung erfüllt diese Vorgaben, ohne dass tiefgreifende Eingriffe in die Fassaden- oder Dachkonstruktion erforderlich sind. DIN EN 1264 definiert die Leistungsdaten für Warmwasser-Fußbodenheizungen; zusätzlich greifen in Bayern brandschutzrechtliche Anforderungen der BayBO, die bei Trockenbau- oder Dünnschichtsystemen frühzeitig berücksichtigt werden müssen.

Förderprogramme

  • Bundesförderung Effiziente Gebäude (BEG): Bis zu 15 % Zuschuss, bei Kombination mit regenerativer Wärmeerzeugung bis 20 %.
  • Bayerische Landesprogramme, beispielsweise das 10 000-Häuser-Programm, unterstützen Misch- und Gewerbenutzungen mit zusätzlichen Boni.
  • Voraussetzung ist eine hydraulische Abgleichung sowie die Integration in ein Niedertemperatursystem.

Technische und wirtschaftliche Projektvorbereitung

Bestandsanalyse und Lastenheft

Eine präzise Aufnahme der vorhandenen Bausubstanz reduziert Projektrisiken. 3-D-Laserscans liefern millimetergenaue Daten zu Aufbauhöhen, Bodenebenheit und statischen Reserven. Daraus werden Zonierungspläne erstellt, die betriebsrelevante Bereiche während des Umbaus sichern.

Ausschreibung und Kalkulation

  1. Definition der Wärme­leistung nach DIN EN 12831.
  2. Festlegung der Systemart (Nass- oder Trockenbau, Dünnschicht, Kapillarrohr).
  3. Berücksichtigung von Bauzeit, Cashflow und steuerlichen Effekten in einem linearen oder gestaffelten Zahlungsplan.
  4. Bündelung weiterer Modernisierungsgewerke, etwa Smart-Building-Sensorik, um Synergien zu erzeugen.

Ausführung und Baukoordination

Trockenbauelemente mit Aufbauhöhen ab 20 mm erlauben eine Verlegung direkt auf bestehendem Estrich und minimieren Trocknungszeiten. In denkmalgeschützten Objekten bewähren sich kapillaraktive Systeme, da sie ohne massiven Eingriff in die Originalsubstanz auskommen. Die Bauleitung koordiniert Schnittstellen zu Elektrik, Brandschutz und Estrichbau, während eine baubegleitende Qualitätsüberwachung die normgerechte Wärmeabgabe sichert. Digitale Bautagebücher dokumentieren Fortschritt, Budget und Risiken in Echtzeit.

Anwendungsszenarien im bayerischen Immobilienbestand

Büro- und Verwaltungsbauten

In Open-Space-Konzepten verteilt Strahlungswärme die Temperatur homogen, reduziert Zugluft und ermöglicht eine Absenkung der Lufttemperatur um bis zu zwei Grad ohne Komfortverlust. Gleichzeitig kann die Flächenheizung im Sommer als Kühlsystem genutzt werden und damit die Lastspitzen der Klimaanlage abfedern.

Hochwertige Wohnobjekte

Penthouse- und Loftflächen im Münchner Stadtgebiet profitieren von barrierefreien Grundrissen ohne sichtbare Heizkörper. Naturstein, Parkett oder Gussasphalt behalten ihre gestalterische Wirkung, während Smart-Home-Schnittstellen eine individuelle Raumtemperierung ermöglichen.

Einzelhandel und Showrooms

Flexible Grundrisskonzepte verlangen nach einem Heizsystem, das Layout-Änderungen unterstützt. Eine installierte Fußbodenheizung hält Wandflächen für Präsentationsregale frei und verlängert gleichzeitig die Verweildauer der Kundschaft durch behagliche Fußwärme, was sich positiv auf den Umsatz auswirken kann.

Eine sorgfältige Integration der Flächenheizung in das Gesamtenergiekonzept stellt sicher, dass technische, wirtschaftliche und regulatorische Ziele gleichzeitig erfüllt werden.

Betrieb und Regelstrategien

Eine nachgerüstete Fußbodenheizung arbeitet mit trägen Massen und niedrigen Vorlauftemperaturen. Darum müssen Regelkreise auf längere Aufheiz- und Abkühlzeiten abgestimmt sein. In Nichtwohngebäuden empfiehlt sich eine witterungsgeführte Vorlauftemperaturregelung, kombiniert mit zeitabhängigen Absenkprofilen. Für Wohnanlagen etablieren sich raumbezogene Funk-Stellantriebe, die per KNX oder BACnet in die Gebäudeleittechnik eingebunden werden. In Bestandsbauten mit älterer Übergabestation lässt sich die hydraulische Weiche so umstellen, dass die Flächenheizung Vorrang erhält und Radiatorstränge nur bei Spitzenlast zugeschaltet werden. Dadurch wird die Jahresarbeitszahl von Wärmepumpen im bayerischen Klima um bis zu 0,4 Punkte gesteigert.

Sanierungsfreundliche Systemvarianten

Die Auswahl des Heizelementaufbaus hängt maßgeblich von vorhandenen Aufbauhöhen, Lastreserven und Nutzungsunterbrechungen ab.
• Dünnschichtsysteme (≈15 mm) eignen sich für Hotel- und Schulgebäude, in denen Terminpläne eng sind. Epoxidharzbasierte Vergussmassen erlauben eine schnelle Belegreife binnen 48 h.
• Trockenbauplatten mit Wärmeleitblechen und EPS-Kern bleiben unter 25 kg/m² und entlasten Holzbalkendecken historischer Wohnhäuser im Landkreis Miesbach.
• Kapillarrohrmatten werden direkt in eine 10 mm Spachtelmasse eingelegt und können neben dem Heizen auch passiv kühlen, sofern die Wärmequelle gleichzeitige Kälteproduktion zulässt.

Schnittstellen zu Wärmepumpen und Fernwärme

Niedrige Systemtemperaturen prädestinieren die Flächenheizung für Luft-/Wasser- und Solewärmepumpen. In Fernwärmenetzen, etwa in München-Sendling, ist häufig eine Auslegungstemperatur von 70/40 °C üblich. Mithilfe eines Niedertemperaturpuffers lassen sich hier Rücklauftemperaturen von 25–30 °C realisieren. Die Netzbetreiber honorieren dies mit Rücklauftemperaturboni, wodurch sich Netzentgelte um 3–5 % reduzieren. Bei Kaskadenwärmepumpen muss das Einschaltdifferenzband schmal gehalten werden, um Takten zu vermeiden. Der hydraulische Abgleich wird deshalb nicht nur volumenstrom-, sondern auch temperaturgeführt ausgelegt.

Inbetriebnahme und Qualitätssicherung

Vor der Estrichbelegung sind Druckprüfungen nach DIN EN 1264-4 durchzuführen. Ein Prüfprotokoll dokumentiert 1,3-fachen Betriebsdruck über mindestens 24 h. Temperierung des Estrichs erfolgt in sieben Stufen, beginnend bei 25 °C, damit Schwundrisse ausgeschlossen werden. In gewerblichen Flächen empfiehlt sich ein Thermografie-Scan zur Feststellung der Rohrlagen, um spätere Kernbohrungen ohne Leitungsbeschädigungen zu ermöglichen. Übergabestation, Pumpengruppe und Regelverteiler werden via Bus-System dauerhaft überwacht, Abweichungen >1 K lösen einen Alarm in der GLT aus.

Wirtschaftlichkeitsanalyse und Total Cost of Ownership

Die spezifischen Investitionskosten liegen im Bestandsumbau je nach System zwischen 55 und 95 €/m² beheizter Fläche. Hinzu kommen Anpassungen an Verteil- und Erzeugerseite. Im bayerischen Mittel erreichen Gewerbeobjekte Einsparungen von 11–18 kWh/m²a Heizwärme; bei einem Fernwärmepreis von 11 ct/kWh resultieren daraus 1,20–2,00 €/m²a. Setzt das Gebäude auf elektrische Wärmepumpen mit PV-Eigenstrom, sinken die Betriebskosten um bis zu 45 %. Betrachtet man den Lebenszyklus über 20 Jahre, führt die Kombination aus reduzierten Energiekosten, höherer Vermietbarkeit und geringeren Wartungsaufwendungen zu einer internen Verzinsung von 6–9 %, was über dem aktuellen Kapitalmarktniveau liegt.

Risiken und Schadenprävention

Fehlende Estrichtrennung zu aufgehenden Bauteilen kann Schallbrücken verursachen und die Baugenehmigung gefährden. Vor allem bei schwimmenden Konstruktionen muss die Randdämmstreifenhöhe die erhöhte Aufbauhöhe berücksichtigen. Beim Einsatz von Parkett mit niedriger Wärmeleitfähigkeit ist ein R-Wert ≤ 0,15 m²K/W sicherzustellen. Brandschutztechnisch dürfen F-30-Anforderungen durch Trockenestrichplatten nur erfüllt werden, wenn die Bauart im Verwendbarkeitsnachweis aufgeführt ist. Für Trinkwasserverunreinigungen bei Verpressung mit Heizungswasser verhindert ein Systemtrenner nach DIN EN 1717 das Rücksaugen in das öffentliche Netz.

Monitoring und Optimierung im Betrieb

Ein digitales Monitoring liefert Betriebsdaten zur kontinuierlichen Optimierung. Temperaturfühler je Heizkreis erfassen Rücklaufwerte, die über 27 °C liegen, als Effizienzverlust. Predictive-Maintenance-Algorithmen prognostizieren Abweichungen im Volumenstrom und lösen Serviceaufträge aus, bevor Komfortbeeinträchtigungen auftreten. Wird das System in eine ESG-Strategie eingebunden, reduzieren dokumentierte Effizienzsteigerungen den Carbon-Risk-Score und verbessern die Taxonomie-Konformität, was wiederum Finanzierungskonditionen positiv beeinflussen kann.

Praxisbeispiel aus Oberbayern

Ein Bürogebäude von 1989 in Rosenheim erhielt auf 2 800 m² eine Trockenbau-Fußbodenheizung in Verbindung mit zwei Luft-/Wasser-Wärmepumpen à 35 kW. Dank Nachtabsenkung und intelligenter Fensterkontaktsteuerung sank der spezifische Wärmebedarf von 125 auf 92 kWh/m²a. Die erzielten Fördermittel deckten 18 % der Investition, die Amortisationszeit beträgt laut Betreiber 6,3 Jahre.

Ausblick auf zukünftige Entwicklungen

Mit zunehmender Integration von Low-Ex-Quellen werden reversible Systeme an Bedeutung gewinnen. PVT-Kollektoren liefern simultan Strom und Niedertemperaturwärme, während kalte Nahwärmenetze in Stadterweiterungsgebieten wie Freiham eine ganzjährige Versorgung sicherstellen. Kapillarrohre mit hohem Flächenanteil werden in Betonkerntemperierung übergehen und so den Bedarf an separaten Kühlgeräten senken. AM-basierte Verteiler (Additive Manufacturing) könnten die Bauteilanzahl im Verteilerkasten halbieren und Wartungsarbeiten beschleunigen.

Checkliste für Entscheider

1. Aufbauhöhen und statische Reserven frühzeitig erfassen.
2. Systemsauswahl an Nutzungsprofil und Zeitplan anpassen.
3. Hydraulischen Abgleich und Regelstrategie auf Niedertemperatur auslegen.
4. Förderfähigkeit vor Vergabe prüfen und beantragen.
5. Monitoring einplanen, um Effizienzpotenziale laufend auszuschöpfen.

Fazit
Die Nachrüstung einer Fußbodenheizung steigert Effizienz, Komfort und Vermarktungsfähigkeit bayerischer Bestandsimmobilien. Wer Aufbauhöhen, Regelstrategie und Förderkulisse frühzeitig zusammenführt, erreicht kurze Amortisationszeiten und erfüllt kommende Niedertemperaturanforderungen bereits heute. Entscheidern wird empfohlen, eine detaillierte Bestandsanalyse, einen hydraulisch optimierten Entwurf und ein digitales Monitoring als festen Projektbestandteil vorzusehen, um technische und wirtschaftliche Ziele sicher zu erreichen.

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