Zurück zum Blog
Blog/

Fußbodenheizung im Bestandsbau nachrüsten: Trockensysteme als Gamechanger für die Bauwirtschaft in Bayern

Fußbodenheizung im Bestandsbau nachrüsten: Trockensysteme als Gamechanger für die Bauwirtschaft in Bayern

Fußbodenheizung im Bestandsbau nachrüsten: Nasssystem versus Trockensystem

Marktimpulse im Raum München

Im süddeutschen Immobilienmarkt verändert sich der Sanierungsfokus spürbar. Steigende Energiepreise, ESG-Berichtspflichten und ein höheres Komfortniveau beschleunigen Entscheidungen für flächige Heizlösungen. Gerade in Büro-, Retail- und Premiumwohnflächen werden Heizkörper zunehmend durch Fußbodenheizungen ersetzt, um niedrige Vorlauftemperaturen mit Wärmepumpen oder modernen Brennwertkesseln kombinieren zu können.

Regulatorisches Umfeld und Kennzahlen

Das Gebäudeenergiegesetz 2023 verschärft Grenzwerte für den Endenergiebedarf. Parallel verpflichten EU-Taxonomie und CSRD Unternehmen, CO2-Einsparungen nachzuweisen. Nach Erhebungen des Bundesverbands Flächenheizungen lag 2022 der Anteil neu errichteter Nichtwohngebäude mit Fußbodenheizung bei rund zwei Dritteln. Im Bestand steigt die Rate aktuell zweistellig, bleibt aber unter 20 %. Untersuchungen der Technischen Universität München zeigen Einsparpotenziale von 8 – 12 % bei identischer Wärmeerzeugung; in Kombination mit Wärmepumpen erhöht sich die Effizienz um bis zu ein Fünftel.

Konstruktive Systeme im Vergleich

Sowohl Nass- als auch Trockensysteme basieren auf wasserführenden Rohrregistern, die Wärme an den Bodenbelag abgeben. Unterschiede ergeben sich durch Aufbauhöhe, Flächenlast, thermische Trägheit und Montagezeit.

  • Nasssystem: Rohrleitungen werden in Estrich eingebettet. Das Resultat ist eine hohe Speichermasse (80 – 120 kg/m²) und ein kontinuierlicher Wärmefluss, allerdings mit längeren Aufheizzeiten.
  • Trockensystem: Rohre liegen in Wärmeleitplatten aus Aluminium, Hartschaum oder Gipsfaser. Mit 15 – 25 kg/m² reduziert sich die statische Last; die Reaktionszeit verringert sich auf rund 30 min.

Planungsschwerpunkte für Gewerbe- und Premiumprojekte

Statische Reserven und Bauphysik

Vor der Systemwahl stehen Deckenlastprüfung und Aufbauhöhenanalyse. In Bestandsbüros aus den 1990er-Jahren sind freie Lastreserven von 40 – 60 kg/m² üblich, was häufig ein Trockensystem nahelegt. In Luxusapartments mit massiven Decken sind Nassvarianten machbar und erwünscht, um gleichmäßige Oberflächentemperaturen zu erzielen.

Bauablauf und Terminsicherheit

Die Trocknung von Zementestrich verlangt rund 28 Tage bis zur Belegreife, Anhydritestrich verkürzt diesen Zeitraum, benötigt jedoch Feuchteschutz. Trockenelemente können innerhalb von 24 h mit dem Endbelag versehen werden und reduzieren die Baustellenzeit um bis zu 40 %. In laufend genutzten Retailflächen oder Campusarealen spielt diese Verkürzung eine wesentliche Rolle, da Mietausfälle oder Produktionsunterbrechungen minimiert werden.

Kostentreiber

Materialaufwand beider Systeme liegt in ähnlicher Größenordnung; maßgeblich sind Montagezeiten, Lohnkosten und Folgekosten durch Flächenausfall. Trockensysteme amortisieren mögliche Mehrpreise über verkürzte Stillstandszeiten, während Nasssysteme bei längerer Bauphase mit geringeren Komponentenpreisen punkten.

Betriebsverhalten und Nutzeranforderungen

Die thermische Masse des Nasssystems puffert Lastspitzen und stabilisiert Raumtemperaturen – ein Vorteil in Hotels, Wellnessbereichen oder hochwertigen Wohnräumen. Trockensysteme reagieren schnell und eignen sich für intermittierende Nutzungsprofile wie Konferenz- oder Ausstellungszonen. Beide Ausführungen arbeiten effizient bei Vorlauftemperaturen unter 40 °C, was Staubaufwirbelung reduziert und hygienischen Anforderungen in Gesundheitseinrichtungen entgegenkommt.

Erfahrungen aus bayerischen Projekten

  • Bürocampus, München: Bei 45 kg/m² Deckenreserve fiel die Wahl auf ein 18 mm-Trockensystem. Abschnittsweise Installation ermöglichte eine schrittweise Rückkehr der Mieter. Monitoring weist seither eine Heizkostenreduktion von rund 11 % aus.
  • Denkmalschutzvilla, Starnberger See: Ein 65 mm-Anhydritestrich mit Kupferrohren sorgt in Kombination mit Sole/Wasser-Wärmepumpe für konstante 22 °C Raumtemperatur bei 30 °C Vorlauf.
  • Premium-Showroom, Innenstadt München: Aufgrund straffer Terminvorgaben entschied sich die Bauleitung für ein Trockensystem mit zusätzlicher Trittschalldämmung; der Verkauf lief nach zwölf Tagen wieder an.

Hydraulische Einbindung und Regelstrategien

Die Entscheidung für ein Nasssystem oder Trockensystem beeinflusst maßgeblich die hydraulische Einbindung in die bestehende Heizungsanlage. Bei niedrigen Vorlauftemperaturen bis 35 °C lassen sich beide Varianten direkt an Wärmepumpen oder Brennwertkessel anschließen. In gemischten Anlagen mit Radiatoren wird hingegen meist ein eigener Niedertemperaturkreis über Mischer oder Wärmetauscher eingerichtet. Für konstant genutzte Büroflächen empfiehlt sich eine witterungsgeführte Regelung mit gleitender Vorlauftemperatur; in intermittierend genutzten Konferenzbereichen gewährleisten raumweise Einzelraumregler mit Stellmotoren die notwendige Flexibilität. Der hydraulische Abgleich bleibt unverzichtbar, um Durchfluss und Rücklauftemperatur präzise einzustellen und die Effizienzpotenziale voll auszuschöpfen.

Belagswahl und Oberflächenperformance

Der Bodenbelag fungiert als letzte Wärmedurchgangsschicht und beeinflusst sowohl Oberflächentemperatur als auch Aufheizzeit. Naturstein, Feinsteinzeug und Terrazzo bieten hohe Wärmeleitfähigkeit und passen besonders zu Nasssystemen mit größerer Trägheit. Trockensysteme harmonieren gut mit schwimmend verlegtem Parkett, Mehrschichtdielen oder elastischen Belägen bis 0,15 m²K/W Wärmeleitwiderstand. Bei textilen Oberflächen sollte der Gesamtwiderstand (System plus Belag) unter 0,17 m²K/W bleiben, um die in DIN EN 1264 vorgegebenen Oberflächentemperaturen einzuhalten. In Verkaufsflächen spielt ferner die Punktlast eine Rolle: Dünnaufbauplatten aus Gipsfaser oder Zementfaser erreichen Druckfestigkeiten bis 20 kN/m² und verfügen damit über ausreichende Reserven für Schwerlastregale.

Schallschutz und Brandschutz im Bestand

Gerade in gewerblichen Mehrgeschossbauten sind flankierende Anforderungen an den Luft- und Trittschall entscheidend. Trockensysteme integrieren häufig eine Weichfaser- oder Mineralwolleauflage, die die Trittschallminderung von 19 dB bis 23 dB erreicht und so den bayerischen Mindeststandard für Bürogebäude nach DIN 4109 erfüllt. Nasssysteme erfordern zusätzliche Trittschalldämmmatten unter dem Estrich, wobei auf ausreichende Randfugenbreiten für die Estrichausdehnung zu achten ist. Brandtechnisch gelten beide Varianten als Bauteil im Bodenaufbau; Trockensysteme mit Gipsfaserplatten erreichen bei 25 mm Stärke eine Feuerwiderstandsdauer von F 30 bei Verwendung nicht brennbarer Dämmstoffe.

Förderprogramme und Wirtschaftlichkeitsrechnung

Für Sanierungsmaßnahmen in München und ganz Bayern stehen Bundesförderungen für effiziente Gebäude (BEG) sowie regionale Zuschüsse zur Verfügung. Wird eine Fußbodenheizung nachgerüstet und gleichzeitig die Wärmeerzeugung auf erneuerbare Energien umgestellt, kann ein Tilgungszuschuss von bis zu 20 % der Investitionskosten erzielt werden. Die Berechnung der Wirtschaftlichkeit zeigt, dass sich der Kapitalwert insbesondere bei hohen Energiepreisen verbessert: Bei einem gemischt genutzten Objekt mit 2 000 m² beheizter Fläche ermöglicht der Wechsel von 55 °C Radiatoren auf 32 °C Vorlauf eine jährliche Einsparung von rund 35 MWh Gas oder 6 t CO₂. Unter Einrechnung von Fördermitteln wird eine Amortisationszeit von 7 bis 9 Jahren erreicht.

Life-Cycle-Kosten und Instandhaltung

Die Rohrsysteme heutiger Fußbodenheizungen bestehen überwiegend aus vernetztem PE-Xa oder PE-RT mit Sauerstoffsperrschicht und sind auf eine Lebensdauer von mindestens 50 Jahren ausgelegt. Bei Nasssystemen schützt der Estrich die Rohrleitungen mechanisch, was den Wartungsaufwand minimiert. Trockensysteme wiederum erlauben einfachere Eingriffe bei späteren Grundrissänderungen, da Module partiell demontierbar sind. Regelmäßig zu prüfen sind lediglich die Regelventile und die Anlagenhydraulik; hier entstehen etwa alle 10 Jahre Kosten für Ventiltausch oder Pumpenmodernisierung. Berücksichtigt man den geringeren Energiebedarf, liegen die gesamten Life-Cycle-Kosten beider Systeme deutlich unter denen konventioneller Radiatorenlösungen.

Ökobilanz und Rückbaufähigkeit

Die Materialwahl entscheidet über die Ökobilanz: Ein Zementestrich-Nasssystem bindet rund 35 kg CO₂-Äquivalent pro Quadratmeter, während Leicht-Trockenestrich aus Gipsfaser unter 15 kg bleibt. Bei einem späteren Rückbau lassen sich Trockensystemplatten sortenrein trennen und dem Recycling zuführen. Auch bei Nasssystemen ist ein ökologischer Rückbau möglich, erfordert jedoch Abtrag und Sortierung des Estrichs. Investoren berücksichtigen diese Aspekte zunehmend, um in Taxonomie-konformen Gebäuden die steigenden Nachhaltigkeitsanforderungen zu erfüllen.

Praktische Checkliste für die Systemauswahl

• Tragreserve der Bestandsdecke erfassen und mit Systemgewicht abgleichen.
• Vorgesehene Nutzung und Regelprofile definieren; schnelle Regelung spricht für Trockensysteme, hohe Behaglichkeit über Nacht für Nasssysteme.
• Aufbauhöhe inklusive Belag und Übergängen zu bestehenden Bauteilen klären.
• Förderfähigkeit prüfen und Kombination mit erneuerbaren Wärmeerzeugern strategisch festlegen.
• Schall- und Brandschutzanforderungen projektbezogen belegen.
• Frühzeitige Abstimmung mit Estrich- oder Trockenbaugewerk einplanen, um Schnittstellenfehler zu vermeiden.

Fazit
Eine Fußbodenheizung steigert Effizienz und Komfort, wenn Aufbauhöhe, Lastreserve und Nutzungsprofil sorgfältig abgeglichen werden. Trockensysteme punkten mit geringer Masse, schneller Reaktionszeit und kürzerer Bauphase, während Nasssysteme durch hohe Speicherkapazität und gleichmäßige Oberflächentemperaturen überzeugen. Entscheider sollten Tragwerksanalyse, Regelstrategie und Fördermöglichkeiten systematisch prüfen, um die wirtschaftlich und technisch optimale Lösung zu realisieren.

Falls Sie eine ausführlichere Beratung oder ein konkretes Angebot wünschen, senden Sie uns eine Anfrage:
👉 Kontaktformular
Oder nutzen Sie unser Anfrageformular:
👉 Zum Angebotsformular

Zurück zum Blog

Kontakt

Bitte zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren! Wir versuchen, immer mit Ihnen in Kontakt zu bleiben und Ihre Anliegen schnellstmöglich zu bearbeiten.

Hauptinfo

Landsberger Straße 394, 81241 München

Folgen Sie uns in den sozialen Medien