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Finanzierungsmodelle für Großprojekte in Bayern: Gemeinschaftsinvestition und Contracting als Antwort auf hohe Baukosten und neue Gesetze

Finanzierungsmodelle für Großprojekte in Bayern: Gemeinschaftsinvestition und Contracting als Antwort auf hohe Baukosten und neue Gesetze

Finanzierungsmodelle für Großprojekte: Gemeinschaftsinvestition und Contracting

Sanierungs- und Modernisierungsvorhaben im sechs- bis siebenstelligen Umfang binden heute mehr Kapital denn je. Hohe Zinsen, ESG-Vorgaben und ambitionierte Energieziele verschärfen den Investitionsdruck. Für Unternehmen im Großraum München stellt sich daher die Frage, wie sich Immobilienprojekte solide finanzieren lassen, ohne Liquidität oder Bonität übermäßig zu belasten. Zwei Modelle rücken dabei in den Fokus: die Gemeinschaftsinvestition (oft als Bürgerenergie- oder Pool-Invest bezeichnet) und das Contracting für Energie- und Effizienzmaßnahmen. Beide Ansätze eröffnen zusätzliche Kapitalquellen, verteilen Risiken und ermöglichen planbare Cashflows – ideale Voraussetzungen für anspruchsvolle Bauherren und Bestandshalter.

Warum das Thema jetzt wichtig ist

Die EU-Taxonomie und das neue Gebäudeenergiegesetz (GEG 2024) erhöhen die Standards für Energieeffizienz erheblich. Gleichzeitig fördern Bund und Freistaat Bayern den klimaneutralen Gebäudebestand mit Zuschüssen und zinsgünstigen Darlehen. Wer jetzt in energetische Sanierung investiert, profitiert doppelt: durch geringere Betriebskosten und durch Wertsteigerung der Immobilie. Doch Fördermittel decken selten den gesamten Kapitalbedarf. Gemeinschaftsinvestitionen und Contracting schließen diese Lücke und sichern die Umsetzung zeitkritischer Projekte, bevor Materialpreise oder regulatorische Anforderungen weiter steigen.

Grundlagen moderner Finanzierungsmodelle

Was versteht man unter Gemeinschaftsinvestition?

Eine Gemeinschaftsinvestition bündelt Kapital mehrerer Akteure in einer Projektgesellschaft (z. B. GmbH & Co. KG). Typische Teilnehmer sind Energiegenossenschaften, Family Offices oder lokale Bürgerbeteiligungen. Für das Sanierungsobjekt werden Anteile gezeichnet; die Rendite speist sich aus Mieten, Energieerträgen oder Verkaufserlösen. Das Modell reduziert das Einzelrisiko jedes Investors und verbessert die Eigenkapitalquote des Vorhabens.

Wie funktioniert Contracting?

Beim Contracting übernimmt ein externer Dienstleister (Contractor) Planung, Finanzierung und Betrieb einer Effizienzmaßnahme – etwa Heizzentrale, PV-Anlage oder Gebäudeleittechnik. Der Auftraggeber zahlt eine nutzungsabhängige Gebühr oder teilt sich die Einsparung (Einspar-Contracting). Vorteil: Investitionskosten wandern von der Bilanz des Eigentümers zum Contractor, während die Immobilie sofort von moderner Technik profitiert.

Aktuelle Daten, Studien & Regulatorik

Marktentwicklung und Kennzahlen

Die Deutsche Energie-Agentur (dena) beziffert das jährliche Contracting-Volumen 2023 auf rund 2,6 Mrd. €. Im Vergleich zu 2017 bedeutet dies ein Plus von 35 %. In Bayern liegt der Anteil gewerblicher Projekte bei 42 %. Parallel verzeichnen Bürgerenergiegesellschaften laut Bundesnetzagentur Investitionen von 1,1 Mrd. € in Photovoltaik und Quartierslösungen. Diese Zahlen zeigen: alternative Finanzierungsformen sind längst mehr als Nischenmodelle.

Gesetze und Förderprogramme

Wesentliche Rahmenwerke sind die Bundesförderung Effiziente Gebäude (BEG), das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG 2023) und das Gebäudeenergiegesetz (GEG 2024). Für Contracting relevant ist zudem § 3a EnSImMaV, der klarstellt, dass Einsparcontracting als energieeffiziente Dienstleistung gilt. Gemeinschaftsprojekte profitieren von KfW-Programmen 270 (Erneuerbare Energien) und 464 (Kommunalkredit), die auch Genossenschaften offenstehen. Auf Landesebene fördert das 10.000-Häuser-Programm Bayern Batteriespeicher in Kombination mit PV-Contracting.

Finanzplanung für anspruchsvolle Bauvorhaben

Kapitalstruktur und Risikoallokation

Bei Großprojekten empfiehlt sich ein Mix aus Eigenkapital, Mezzanine-Finanzierung und Förderdarlehen. Gemeinschaftsinvestitionen ersetzen dabei einen Teil des Eigenkapitals. Der Initiator behält die operative Kontrolle, verteilt aber das Finanzierungsrisiko. Contracting verlagert Investitions- und Performance-Risiken auf den Contractor, muss jedoch langfristig in die Gesamtfinanzierung eingepreist werden.

Wirtschaftlichkeitsanalyse und Kennzahlen

Für Entscheider zählen Netto-Kapitalwert (NPV), Internal Rate of Return (IRR) und Amortisationsdauer. Beim Contracting wird zusätzlich die Gesamtbetriebskostenbetrachtung (TCO) herangezogen: Einsparungen minus Contracting-Gebühr ergeben die Netto-Rendite. In Bürgerenergie-Projekten entscheiden Zeichnungssumme, Laufzeit und Kilowattpeak-Ertrag. Eine solide Sensitivitätsanalyse zeigt, wie sich Strompreisschwankungen oder CO₂-Kosten auswirken.

Umsetzungspraxis: Von der Idee zum Vertrag

Partnerauswahl und Due-Diligence

Erfahrene Generalunternehmer wie BETSA koordinieren Fachplaner, Rechtsexperten und Finanzierer. Entscheidend ist eine lückenlose Prüfung: Wirtschaftliche Kennzahlen des Contractors, Referenzen aus vergleichbaren Projekten und ein belastbares Instandhaltungskonzept über 10–20 Jahre.

Vertragsgestaltung im Contracting

Energie-Liefer- und Einsparcontracting unterscheiden sich in der Vergütungsstruktur. Zentrale Klauseln sind: Garantierter Wirkungsgrad, Mess- und Verifizierungsverfahren nach DIN 50001, Preisanpassungsformel für Energieträger sowie Exit-Optionen bei Eigentümerwechsel. Eine sorgfältige Vertragsprüfung stellt sicher, dass die Vergütung stets unter den prognostizierten Einsparungen bleibt.

Branchenspezifische Nutzenbeispiele

Bürogebäude & Unternehmenszentralen

Ein Münchner Softwareunternehmen ersetzte seine gasbasierte Kesselanlage durch ein Wärmepumpen-Contracting mit 1 MW Leistung. Der Contractor investierte 1,8 Mio. €. Die Firma zahlt eine fixe Wärmegebühr von 7,2 ct/kWh – 18 % unter dem vorherigen Gaspreisniveau. Ergebnis: 520 t CO₂-Einsparung jährlich, Bilanzentlastung und ESG-Scoring-Verbesserung.

Luxuswohnungen & Private Estates

Für eine denkmalgeschützte Villa am Starnberger See wurde eine Microgrid-Lösung mit PV, Speicher und Ladeinfrastruktur realisiert. Finanziert über eine Energiegenossenschaft, erhält der Eigentümer Solarstrom zum Festpreis von 12 ct/kWh. Die Genossenschaft partizipiert an Einspeiseerlösen und Immobilienwertsteigerung.

Gewerbe- und Einzelhandelsflächen

Ein Retail-Investor sanierte 4.000 m² Verkaufsfläche in Freising. LED-Beleuchtung und Lüftungsoptimierung wurden per Einsparcontracting eingebaut. Die Energiekosten sanken um 32 %, die Modernisierungskosten blieben außerhalb der Bilanz. So konnten Mietverträge ohne Nebenkostenexplosion verlängert werden.

Strategische Entscheidungskriterien

Unternehmer sollten abwägen, ob Kapitalbindung oder langfristige Vertragsbindung schwerer wiegt. Gemeinschaftsinvestitionen eignen sich, wenn Wertsteigerung und Ertragsbeteiligung bewusst geteilt werden sollen. Contracting ist ideal, wenn Technikrisiken ausgelagert und Energiekosten sofort gesenkt werden müssen. Steuerliche Aspekte, Bilanzierung nach IFRS 16 und ESG-Berichterstattung runden die Analyse ab.

Fazit

Gemeinschaftsinvestition und Contracting erschließen neue Finanzierungsquellen, reduzieren Risiken und beschleunigen die Umsetzung komplexer Sanierungsprojekte. Beide Modelle fügen sich flexibel in bestehende Kapitalstrukturen ein und erfüllen moderne ESG-Kriterien. Für Verantwortliche in Unternehmen, Investmentfonds oder Facility-Management bieten sie einen klaren Wettbewerbsvorteil: gesicherte Liquidität, planbare Erträge und ein zukunftssicherer Gebäudebestand. BETSA begleitet Sie dabei von der Machbarkeitsstudie bis zum schlüsselfertigen Projekt – mit regionaler Marktkenntnis und erprobten Partnernetzwerken.

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