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Fensteraustausch im Frühling: Wie Bayern’s neue Energiegesetze Bauunternehmen und Eigentümern enorme Effizienzgewinne bieten


Fensteraustausch im Frühling: Effizienzpotenziale und Regularien für Bestandsgebäude in Bayern

Markt- und Bestandsanalyse im Großraum München

Die Metropolregion München vereint überdurchschnittliche Immobilienpreise mit einem hohen Anteil vor 1980 errichteter Bausubstanz. Nach Angaben des IVD entfallen rund 40 % aller Wohn- und Gewerbeflächen auf Gebäude mit Einfachverglasung oder frühen Isolierglas­generationen. Typische U-Werte dieser Bestandsfenster liegen oberhalb von 2,8 W/m²K; moderne Dreifachverglasungen erreichen heute etwa 0,7 W/m²K. TU-München-Studien belegen, dass allein der Austausch von Fenstern den Heizwärmebedarf um bis zu 15 % senken kann. Für ein 4 000 m² großes Bürohaus entspricht dies jährlich rund 30 000 kWh weniger Gas- oder Fernwärmebezug.

Frühling als bauoptimiertes Zeitfenster

Witterungsstabilität und Montagegeschwindigkeit

Zwischen März und Juni liegen die Tagesmitteltemperaturen in Bayern zumeist zwischen 10 °C und 20 °C, bei zugleich geringem Niederschlagsrisiko. Diese Bedingungen begünstigen die Aushärtung von Dichtstoffen und minimieren Feuchteeinträge in den Baukörper. Erfahrungswerte aus Ausführungsstatistiken zeigen eine bis zu 20 % kürzere Montagezeit je Fensteröffnung im Vergleich zu winterlichen Baustellenszenarien.

Geringe Nutzungsintensität und Kostensteuerung

Der Zeitraum nach der Heizperiode und vor der sommerlichen Hochauslastung bietet Facility-Managern Freiräume für etagenweise Sanierungen. Leerstand in Büroeinheiten, saisonale Buchungsdellen in Hotels oder turnusfreie Phasen in Schulen erlauben Umbaumaßnahmen mit begrenzter Betriebsstörung. Parallel liegt der Beschaffungspreis für Bauglas und Rahmenprofile häufig unter dem Niveau der Hauptsaison im Juli und August.

Technische Parameter moderner Fenstersysteme

Wärmeschutzkennwerte

Aktuelle Dreifachverglasungen nutzen Edelgasfüllungen (Argon, teils Krypton) sowie innenliegende Metalloxid­beschichtungen. Resultierende Ug-Werte bewegen sich zwischen 0,5 und 0,6 W/m²K. Rahmenkonstruktionen aus Holz-Aluminium oder hochdichtem PVC-Mehrkammerprofil erzielen Uf-Werte von 0,8 bis 1,0 W/m²K. Damit lässt sich ein Gesamt-Uw von etwa 0,7 W/m²K erreichen, was eine Wärmedurchgangs­reduzierung von über 70 % gegenüber Bestandsfenstern bedeutet.

g-Wert und sommerlicher Wärmeschutz

Der Gesamtenergiedurchlassgrad steuert den solaren Wärmeeintrag. Für süd- und westorientierte Fassaden in klimatisierten Bürobauten werden selektiv beschichtete Sonnenschutzgläser mit g-Werten um 0,5 eingesetzt, um Kühllasten zu mindern.

Schallschutz, Einbruchhemmung und Automation

  • Schallschutzklasse 4: Reduktion des Außenlärms um bis zu 45 dB, relevant an Verkehrskorridoren wie Mittlerer Ring oder Flughafenachsen.
  • Widerstandsklassen RC2/RC3: Erhöhter Einbruchwiderstand für Erdgeschosszonen von Retailflächen oder hochpreisigen Wohnobjekten.
  • Smart-Building-Schnittstellen: Integrierte Kontakte und Motoren erlauben Anbindung an GLT-Systeme, automatisiertes Lüften sowie Kopplung mit Sicherheits- und Brandschutztechnik.

Gesetzliche Anforderungen und Förderkulisse

Gebäudeenergiegesetz (GEG) und ESG-Rahmen

Seit 01.01.2023 limitiert das GEG den zulässigen Uw-Wert bei Fensteraustausch in beheizten Räumen auf 1,3 W/m²K. Für Eigentümer bedeutet dies Handlungsbedarf, wenn bestehende Elemente diese Schwelle überschreiten. Da Banken und Investoren parallel ESG-Konformität einfordern, wirkt sich der Fenstertausch direkt auf Energieausweis und Finanzierungsbedingungen aus.

Bundes- und Landesförderung

BEG Einzelmaßnahme: Zuschüsse bis 15 % der förderfähigen Kosten; mit individuellem Sanierungsfahrplan bis 20 %.

Ergänzend stellen Kommunen und der Freistaat Bayern Boni bereit, etwa über den EnergieBonusBayern. Förderfähig sind allerdings nur Systeme mit Uw ≤ 0,95 W/m²K; technische Nachweise müssen vor Antragstellung vollständig vorliegen.

Prozesskette von der Analyse bis zur Abnahme

Digitale Bestandsaufnahme und Planung

Laser-Scanning und Photogrammetrie erzeugen exakte 3D-Modelle, die in BIM-Workflows integriert werden. Kollisionsprüfungen, Mengenermittlungen und Detailanschlüsse lassen sich so früh validieren, was Planungsrisiken insbesondere bei denkmalgeschützten Fassaden reduziert.

Logistik und Bauleitung im laufenden Betrieb

Bewährt hat sich ein Rolling-Floor-Konzept, bei dem die Montage von Fensterachse zu Fensterachse taktgenau fortschreitet. Ein zweites Team übernimmt parallel den Ausbau und die getrennte Entsorgung alter Rahmen und Scheiben. Digitale Bautagebücher und QR-gestützte Mängelerfassung sichern lückenlose Dokumentation, unterstützt durch Blower-Door-Zwischenmessungen zur Kontrolle der Luftdichtheit.

Regionale Projektbeispiele

Büro- und Verwaltungsgebäude

Ein IT-Dienstleister in Garching ersetzte 280 Fenster und erzielte binnen zwölf Monaten eine Energieverbrauchs­senkung von 18 %. Mitarbeiterbefragungen verzeichneten parallel eine 12 %-Steigerung der Zufriedenheit.

Hochwertiger Wohnungsbau

In Grünwald wurde eine Villa aus den 1990er-Jahren mit Holz-Alu-Elementen und Smart-Glass nachgerüstet. Neben thermischer Optimierung standen Integration in die vorhandene KNX-Steuerung und erhöhte Sicherheit im Vordergrund. Ein Gutachten weist seither einen Marktwertzuwachs von rund 6 % aus.

Hotel- und Einzelhandelsimmobilien

Ein Boutique-Hotel in der Münchner Innenstadt installierte Schallschutzfenster der Klasse 4. Der Innenraumpegel reduzierte sich nachweislich um 40 dB, was sich in steigenden Gästebewertungen widerspiegelt. Gleichzeitig ermöglicht die neue Lüftungsautomation bedarfsorientierte Frischluftzufuhr ohne Komforteinbußen.

Detailanschlüsse und Bauphysik

Ein optimierter Uw-Wert entfaltet sein Potenzial erst, wenn der Anschluss an die Außenwand wärmebrückenfrei ausgeführt ist. Typische Altbauten im Großraum München besitzen Laibungsaufbauten aus Vollziegel oder Betonfertigteilen, gelegentlich mit unzureichend vergütetem Putz. Erfolgt der Fenstertausch ohne Anpassung der Anschlussfuge, wandert der Taupunkt in die Laibung und es drohen Feuchte- sowie Schimmelprobleme. Praxisgerechte Lösungen kombinieren vorkomprimierte Multifunktionsbänder für die innere Luftdichtung, ein diffusionsoffenes Mittelband und schlagregendichte Folien an der Außenseite. Für Klinker- oder Natursteinfassaden empfiehlt sich ein zweistufiger Aufdoppler mit PU-Montageschaum und überputzbarer Dichtfolie, um die Mindestdämmstärken der DIN 4108-2 zu erreichen.

Montage nach RAL-Leitfaden

Die RAL-Gütegemeinschaft definiert drei Ebenen: innen luftdicht, mittig wärme- und schalldämmend, außen witterungsgeschützt. Im Bestand wird häufig eine Hybridmontage eingesetzt, bei der Schraubanker die statische Last abtragen, während PU-Schaum oder Mineralwolle den Hohlraum füllt. Entscheidend ist die Einbaulage in der Dämmebene. Wird das Fenster in der Mitte der Wandstärke positioniert, reduziert sich der lineare Wärmebrückenzuschlag ψ auf Werte unter 0,03 W/mK. Bei WDVS-Fassaden erlauben Konsolenprofile aus Glasfaserverstärktem Kunststoff eine Vorwandmontage, ohne die Putzschicht zu schwächen.

Qualitätssicherung und Prüfverfahren

Vor Inbetriebnahme sind Blower-Door-Messungen nach EN 13829 vorzunehmen. Der zulässige n50-Wert für sanierte Nichtwohngebäude liegt bei 3,0 h⁻¹; hochwertige Büroobjekte streben 1,5 h⁻¹ an. Ergänzend prüfen Thermografie-Aufnahmen die Gleichmäßigkeit der Oberflächentemperaturen an den Anschlüssen. Bei objektrelevanten Schallschutzklassen empfiehlt sich ein Fremdlabor-Prüfbericht über das bewertete Schalldämm-Maß Rw, um Regressansprüche zu vermeiden. Für Smart-Building-Komponenten sind Funktionstests der BUS-Integration (z. B. BACnet, KNX) zu dokumentieren.

Kostenstruktur und Amortisierungszeitraum

Die Gesamtkosten für den Fensteraustausch in gewerblichen Objekten setzen sich aus rund 55 % Material, 30 % Montage, 10 % Planung und 5 % Entsorgung zusammen. In München liegen Komplettpreise je Quadratmeter Fensterfläche abhängig von Spezifikation zwischen 650 und 950 €. Bei einem Heizenergiepreis von derzeit 0,11 €/kWh (Fernwärme) amortisiert sich ein Austausch mit 1,5 kWh/m²a Einsparung innerhalb von acht bis zwölf Jahren. Wird die Investition über die BEG-Förderung und degressive AfA von 5 % abgefedert, verkürzt sich der Zeitraum auf fünf bis sieben Jahre. Zusatzeffekte wie Wertsteigerung und ESG-Konformität sind in dieser Kalkulation noch unberücksichtigt.

Ausschreibung und Vergabestrategien

Um Preis- und Termintreue zu gewährleisten, sollten Leistungsverzeichnisse positionsgenau nach STLB-Bau erstellt werden. Leistungsphase 6 der HOAI schließt dabei produktspezifische Beschreibungen ein, etwa „Fenster-System aus PVC-Mehrkammerprofil, Uw ≤ 0,8 W/m²K, RC2, verdeckt liegende Beschläge, werkseitig lackiert RAL 7016“. Zuschlagskriterien gewichten üblicherweise 60 % Preis, 20 % Technik, 20 % Referenzen. In ausgeschöpften Auftragsbüchern kann ein zweistufiges Verfahren mit Teilnahmewettbewerb die Qualität der Bieter verbessern. Für öffentliche Bauherren gelten zusätzlich die Haushaltsgrundsätze des Landes Bayern sowie die VgV.

Recycling und Entsorgungslogistik

PVC-Altfenster unterliegen der VerpackV-ähnlichen Rücknahmepflicht der Hersteller. Regionale Aufbereiter in Oberbayern etablieren Kreisläufe, bei denen bis zu 98 % des Kunststoffs granuliert und wiederverwendet werden. Floatglas wird zerkleinert und als Glasscherben an Glaswerke in der Oberpfalz geliefert; Recyclingquoten bewegen sich über 90 %. Die Entsorgung von mit PCB verunreinigten Dichtstoffen, die in Gebäuden vor 1975 häufig vorkommen, erfordert einen gesonderten Entsorgungsnachweis nach LAGA PN98. Eine saubere Trennung am Ausbauort reduziert die Entsorgungskosten um bis zu 30 %.

Risikomanagement und Haftungsfragen

Planungs- und Einbaufehler führen nicht selten zu Gewährleistungskosten, die den ursprünglichen Auftrag um 5 % überschreiten. Eine projektbezogene Montagedokumentation inklusive Fotobeweis, EC-3-Statik für Befestigungsmittel und Prüfprotokolle minimiert das Haftungsrisiko. Bei gewerblichen Objekten empfiehlt sich eine Erweiterung der Betriebshaftpflicht auf 5 Mio. € pauschal für Sach- und Personenschäden. Darüber hinaus ist zu klären, ob der ausführende Betrieb eine Gewährleistungsbürgschaft von 5 % der Auftragssumme stellt, wie es in VOB-Verträgen üblich ist. Unterschreitet der Einbau den geforderten Uw-Wert, kann der Bauherr Nachbesserung oder Schadenersatz beanspruchen; daher sind Konformitätserklärungen sowie Etiketten der Glashersteller aufzubewahren.

Synergien mit weiteren Sanierungsmaßnahmen

Die Fensterebene bietet Anschlussmöglichkeiten für vorgehängte hinterlüftete Fassaden, außenliegende Verschattungen und dezentral geregelte Lüftungsgeräte. Werden diese Gewerke in einem Takt zusammengeführt, reduzieren sich Gerüststandzeiten um bis zu 25 %. Beispielsweise lässt sich eine WDVS-Erneuerung mit Fensteraustausch koppeln, wodurch die Luftdichtigkeitsschicht durchgängig hergestellt werden kann. Darüber hinaus verbessert die Integration von Photovoltaik-Elementen in Sonnenschutzlamellen die Strombilanz und adressiert ESG-Kriterien der Kategorie E (Environment).

Ausblick auf normative Entwicklungen

Die Novellierung des GEG sieht für 2025 weitere Verschärfungen mit einem Ziel-Uw-Wert von 0,9 W/m²K vor. Parallel arbeitet die EU an der Überarbeitung der EPBD, die CO₂-Grenzwerte auch für Bestandsgebäude fordert. Für Investoren im Raum München lohnt es, bereits heute Fensterlösungen vorzusehen, die künftige Standards erfüllen, um Doppelinvestitionen zu vermeiden. Technisch markieren Vakuum-Isoliergläser mit 0,4 W/m²K und transparente Photovoltaik einen möglichen nächsten Schritt, der in Pilotprojekten an der TU München erprobt wird.

Fazit: Der planvolle Fensteraustausch im bayerischen Bestand kombiniert Energieeinsparung, ESG-Konformität und Komfortgewinn. Entscheider profitieren, wenn Detailanschlüsse bauphysikalisch sauber gelöst, RAL-konforme Montageprozesse eingehalten und Fördermittel intelligent genutzt werden. Eine solide Ausschreibung, engmaschige Qualitätssicherung und professionelle Entsorgungslogistik sichern Termin- und Kostentreue – und legen die Basis für langfristige Wertsteigerung.

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