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Erneuerbare Energien im Bestand: Neue gesetzliche Anforderungen und Fördermöglichkeiten für Münchens Gewerbeimmobilien

Erneuerbare Energien im Bestand: Neue gesetzliche Anforderungen und Fördermöglichkeiten für Münchens Gewerbeimmobilien

Umstellung auf erneuerbare Energien im Bestand: Technische und wirtschaftliche Aspekte für Gewerbeimmobilien in München

Markt- und Kostendruck im Großraum München

Hohe Gewerbemieten und steigende Energiepreise prägen den Immobiliensektor der Landeshauptstadt. Nach Angaben des Bayerischen Landesamts für Statistik erhöhten sich die durchschnittlichen Strom- und Wärmekosten im Jahr 2023 um rund 18 %. Unternehmen reagieren darauf mit detaillierten Total-Cost-of-Occupancy-Analysen und legen gesteigerten Wert auf ESG-Kriterien. Energieversorgung entwickelt sich damit vom reinen Betriebsmittel zum entscheidenden Standortfaktor. Immobilien, die Photovoltaik, Wärmepumpen oder Geothermie integrieren, erzielen häufig geringere Leerstandsquoten und eine attraktivere Bonitätseinstufung bei institutionellen Investoren.

Rechtliche Rahmenbedingungen und Förderkulisse

Gebäudeenergiegesetz (GEG)

Seit Januar 2024 verschärft das GEG die Anforderungen an den Primärenergiebedarf. Bei Heizungserneuerungen ist künftig ein Anteil von mindestens 65 % regenerativer Energie nachzuweisen. Fossile Kessel sind nur noch in klar definierten Ausnahmefällen zulässig.

Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG)

Die BEG-Förderrichtlinie gewährt Investitionszuschüsse von bis zu 30 % für Sanierungsmaßnahmen wie Luft-, Sole- oder Wasser-Wärmepumpen, Solarthermieanlagen oder Biomassekessel. Ein zusätzlicher Umweltbonus von 5 % wird beim Austausch alter Ölkessel ausgelöst.

KfW-Kredite und landesspezifische Programme

Darlehen der Programmnummern 263/264 ermöglichen Kreditvolumen bis 25 Mio. EUR zu vergünstigten Konditionen und enthalten Tilgungszuschüsse bis 20 %. Das Bayerische Elektromobilitätsgesetz verlangt bei Neubau oder Erweiterung von Stellplatzanlagen eine Vorhaltung von Ladeinfrastruktur, was die Kopplung von Photovoltaik und Batteriespeichern wirtschaftlich begünstigt.

Datengrundlagen und Potenziale

Der Zentraler Immobilien Ausschuss (ZIA) beziffert das Sanierungspotenzial des deutschen Nichtwohngebäudebestands bis 2030 auf mehr als 200 Mrd. EUR, wovon knapp 15 % auf Bayern entfallen. Eine Untersuchung der Technischen Universität München zeigt, dass allein die Nachrüstung vorhandener Dachflächen mit Photovoltaik in älteren Gewerbeobjekten bis zu 1,5 TWh Strom pro Jahr generieren könnte. Bei gewerblichen Strompreisbandbreiten von 25 – 35 ct/kWh amortisieren sich entsprechende Anlagen in der Regel nach sieben bis neun Jahren.

In der Summe entspricht das mögliche PV-Stromaufkommen dem Jahresbedarf von rund 400 000 Münchner Haushalten und reduziert zugleich CO₂-Emissionen um etwa eine Million Tonnen.

Vorgehensmodell von der Analyse bis zur Inbetriebnahme

Bestandsaufnahme und Potenzialanalyse

Ein strukturiertes Energiedaten-Audit bildet die Grundlage jeder Umstellung auf erneuerbare Energien im Bestand. Verbrauchswerte, Gebäudetechnik, Dachstatik und Nutzerprofile werden mittels 3D-Laserscans und Thermografie erfasst. Die Ergebnisse münden in einem Sanierungsfahrplan, der CapEx, OpEx, Abschreibungen und steuerliche Effekte transparent abbildet.

Finanzierungsstruktur

Viele Förderprogramme setzen die Einbindung eines Energieeffizienz-Experten voraus. Die parallele Beantragung von Zuschüssen und zinsverbilligten Darlehen kann die interne Verzinsung (IRR) eines Projekts um mehrere Prozentpunkte verbessern. Bei großvolumigen Vorhaben empfiehlt sich eine Kombination aus gesichertem Fremdkapital und revolvierenden Linien zur Abdeckung von Liquiditätsspitzen während der Bauausführung.

Planung und Genehmigung

  • Vorlage eines Wärmepumpen- oder PV-Konzepts beim Landratsamt bzw. der Lokalbaukommission.
  • Statiknachweis für zusätzliche Dachlasten sowie Brandschutzprüfung.
  • Abstimmung mit Netzbetreibern wegen Einspeisemanagement und Leistungsbegrenzung.

Ausführung und Qualitätsmanagement

Bei Baumaßnahmen in laufendem Mietbetrieb sind präzise Bauzeitenpläne unerlässlich. Häufig wird zuerst die Gebäudehülle ertüchtigt, anschließend folgen technische Gewerke und schlussendlich der Innenausbau. Digitale Bauakten und BIM-Modelle ermöglichen Kollisionsprüfungen zwischen Leitungsführung und Tragwerk und reduzieren damit Nachträge. Performance-Tests wie PV-Stringmessungen oder COP-Verifikationen bei Wärmepumpen werden dokumentiert und dienen als Nachweis gegenüber Förderstellen.

Anwendungsfälle aus unterschiedlichen Assetklassen

Büro- und Verwaltungsgebäude

Ein IT-Campus aus den 1990er-Jahren im Münchner Norden ersetzte seine gasbasierte Kälteanlage durch eine reversible Luft-Wasser-Wärmepumpe und installierte 800 kWp Photovoltaik auf Dach und Carport. Das Vorhaben senkte die jährlichen CO₂-Emissionen um 65 % und deckt 40 % des Strombedarfs vor Ort.

Premium-Wohnimmobilien

Eine Wohnanlage in Grünwald nutzt seismisch geprüfte Erdwärmesonden in Verbindung mit Flächenheizung und dezentraler Lüftung. Durch Kombination mit dreifach verglasten Holz-Alu-Fenstern erfüllt das Objekt den Effizienzhaus-Standard 40 EE; Sachverständigengutachten beziffern den Wertzuwachs auf rund 12 % gegenüber vergleichbaren unsanierten Einheiten.

Einzelhandels- und Logistikflächen

Ein Retail-Park südlich von München installierte 1 MWp Photovoltaik auf einem Flachdach. Der Strom versorgt Kälteanlagen, Beleuchtung und Ladepunkte für Kundenfahrzeuge; überschüssige Energie wird über ein Power-Purchase-Agreement vermarktet. Die Einsparung gegenüber marktüblichen Stromtarifen beträgt rund 10 %.

Betriebs- und Vermarktungsmodelle

Neben der klassischen Eigenversorgung lassen sich für gewerbliche Liegenschaften in München heute drei Vermarktungswege unterscheiden: Mieterstrom, Direktlieferung an verbundene Unternehmen sowie externe Power-Purchase-Agreements. Beim Mieterstrommodell bleibt der Immobilieneigentümer Betreiber der Photovoltaik-Anlage und verkauft Strom an die Nutzer im Gebäude; Finanzbehörden werten die Erlöse als gewerbliche Einkünfte, weswegen vorab die erweiterte Kürzung nach § 9 Nr. 1 Satz 2 GewStG zu prüfen ist. Direktlieferung bietet sich an, wenn mehrere Produktionsstätten desselben Konzerns räumlich benachbart sind und über eine Kundenanlage nach EnWG verbunden werden können. Für größere Dachflächen mit mehr als 750 kWp schafft ein langlaufendes PPA Planungssicherheit: Der Abnehmer garantiert fixe Arbeitspreise, während der Anlagenbetreiber von beschleunigten Abschreibungen nach § 7c EStG profitiert.

Intelligente Systemintegration und Lastmanagement

Der wirtschaftliche Erfolg erneuerbarer Energien im Bestand hängt maßgeblich von der Kopplung der einzelnen Gewerke ab. Ein Energiemanagementsystem (EMS) aggregiert Messdaten aus Photovoltaik, Wärmepumpe, Ladeinfrastruktur und Batterie in Echtzeit. Algorithmen verschieben Verbraucher wie Kälteanlagen in Zeiten hoher PV-Erzeugung und kappen Spitzenlasten, was Netzentgelte senkt. In Tiefgaragen installierte bidirektionale Ladepunkte fungieren zusätzlich als Pufferspeicher und stabilisieren die Gebäude­frequenz in Sekundenreserve-Programmen der Übertragungsnetzbetreiber. Für Hallenbauten ohne gedämmte Hülle empfiehlt sich eine Kombination aus Luft-Luft-Wärmepumpe und Deckenstrahlplatten, deren modulierende Ventilatoren direkt über das EMS angesteuert werden.

Instandhaltung und Betriebskostenoptimierung

Während CapEx durch Förderprogramme spürbar sinkt, wird Opex zum Hebel langfristiger Renditen. Präventive Wartung reduziert Ausfälle; hierfür senden Wechselrichter, Umrichter und Wärmepumpen-Regler Zustandsdaten an eine zentrale Cloud-Plattform. KI-gestützte Analysen erkennen Abweichungen im COP oder Hot-Spot-Muster einzelner PV-Module frühzeitig. In Wartungsverträgen sollten fixe Reaktionszeiten, Ersatzteilverfügbarkeit und ein jährlicher Leistungs-Guaranteed-Yield verankert sein. Für Geothermieanlagen verlangen viele Versicherer eine Bohrlochüberwachung mittels faseroptischer Temperaturmessung, um Setzungsrisiken in Münchener Molasseböden zu minimieren.

Risikomanagement und rechtliche Fallstricke

Brandschutzauflagen nach DIN VDE 0100-712 und VDE-AR-N 4105 erfordern bei PV-Systemen über 135 kWp typgeprüfte Sicherheits­schalter, die Leitungen in Treppenräumen bis auf 120 V DC freischalten. Bei Wärmepumpen mit brennbaren Kältemitteln (z. B. Propan) ist eine Gefährdungsbeurteilung nach Betriebssicherheitsverordnung durchzuführen. Mietrechtlich muss der Vermieter energetische Modernisierungen mit drei Monaten Frist ankündigen, darf aber nur bis zu 8 % der förderbereinigten Kosten auf die Jahresmiete umlegen. Eine fehlerhafte Fortschreibung des Energieausweises gefährdet dagegen die Taxonomiefähigkeit und kann zu Wertabschlägen beim Exit führen.

ESG-Reporting und Taxonomiefähigkeit

Investoren fordern belastbare Kennzahlen zu CO₂-Reduktion, Primärenergiebedarf und Klimarisiko. Die EU-Taxonomie definiert für Nichtwohngebäude einen Grenzwert von 85 kWh/m² a Endenergie oder eine Reduktion um mindestens 30 % gegenüber dem Ausgangszustand. Gewerbeimmobilien, die erneuerbare Energien integrieren, erreichen diese Schwelle häufig schon nach der ersten Sanierungsstufe. CRREM-Pfadanalysen belegen zudem künftige Carbon-Value-at-Risk-Abschläge, falls Maßnahmen ausbleiben. Ein lückenloses Monitoring ermöglicht es, die Scopes 1-3 nach GHG-Protocol zu dokumentieren und in Nachhaltigkeitsberichte gemäß CSRD zu überführen.

Wirtschaftlichkeitsrechnung und Sensitivitätsanalyse

Die Vollkostenbetrachtung kombiniert Kapitaldienst, Wartung, Restwert und CO₂-Kosten. Bei typischen Münchner Strompreiserwartungen von 30 ct/kWh liegt der Levelized Cost of Electricity für eine 500 kWp Aufdach-PV bei rund 9 ct/kWh. Luft-Wasser-Wärmepumpen erzielen, abhängig von der Jahresarbeitszahl, Wärmegestehungskosten zwischen 7 und 11 ct/kWh. Eine Sensitivitätsanalyse zeigt: Steigt der CO₂-Preis gemäß BEHG auf 100 €/t, verkürzt sich der Break-even um bis zu zwei Jahre. Entscheider sollten daher neben dynamischen Strom- und Gaspreis­szenarien auch regulatorische Rahmenparameter modellieren.

Technologische Trends und Zukunftsperspektiven

Hochtemperatur-Wärmepumpen bis 165 °C eröffnen neue Einsatzfelder in Bestandsobjekten mit Radiatoren; erste Pilotanlagen im Münchner Umland erreichen COP-Werte von 2,5 bei 90 °C Vorlauf. Kalte Nahwärmenetze mit 12 °C Vorlauf bieten Quartieren die Möglichkeit, mehrere Gebäude regenerativ zu versorgen und Spitzenlasten zwischen Verbrauchern auszugleichen. Für Logistikhallen werden Leichtbau-PV-Module mit 4 kg/m² entwickelt, die keine Dachverstärkung erfordern. Kombiniert mit lichtdurchlässigen Elementscheiben verbessern sie das Tageslichtniveau und reduzieren Beleuchtungslasten. Prognosen des Fraunhofer-ISE gehen davon aus, dass hybride Anlagenkonzepte bis 2030 den Ertrag pro Quadratmeter Dachfläche um 20 % steigern können.

Schritt-für-Schritt-Roadmap für Projektträger

1. Energie-Baseline erfassen (Messkonzept, Lastgänge, Gebäudehülle).
2. Machbarkeitsstudie inklusive Netz- und Statikprüfung erstellen.
3. Förderanträge fristgerecht einreichen und Bankenkonsortium finalisieren.
4. Ausführungsplanung BIM-basiert vertiefen, Schnittstellen freigeben.
5. Bauphase mit Lean-Management-Methoden steuern, Meilensteine tracken.
6. Abnahme, Inbetriebnahme und Monitoring-Setup durchführen.
7. ESG-Kennzahlen erstmals reporten und Optimierungsloop starten.

Praxisbeispiel Münchner Innenstadt

Ein denkmalgeschütztes Kontorhaus aus der Gründerzeit integrierte Dach-PV, eine Grundwasser-Wärmepumpe und einen 200 kWh Lithium-Speicher. Trotz strenger Auflagen der Lokalbaukommission wurden sichtbare Module vermieden, indem Kollektoren hinter der Attika angeordnet wurden. Wärme und Kälte werden über ein 4-Leiter-System in die Mieteinheiten verteilt; Raumluftgeräte mit EC-Motoren ermöglichen bedarfsgerechte Lüftung. Die Betriebskosten sanken um 28 %, der Vermietungsgrad stieg von 88 auf 97 %.

Lessons Learned aus Münchner Projekten

Klare Verantwortlichkeiten zwischen Eigentümer, Generalplaner und Energieversorger verhindern Verzögerungen bei der Netzanschlusszusage. Eine frühe Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde reduziert Planungszyklen um durchschnittlich sechs Wochen. Performance-Garantieverträge mit Bonus-Malus-System motivieren Fachfirmen, Solarfelder sauber zu halten und Wärmepumpen hydraulisch einzustellen. Schließlich verkürzen modulare Bauweisen die Rüstzeiten in engen Innenstädten deutlich.

Fazit
Immobilienbetreiber im Großraum München können durch den zielgerichteten Einsatz von Photovoltaik, Wärmepumpen und intelligentem Lastmanagement ihre Energiekosten nachhaltig senken, regulatorische Vorgaben erfüllen und die Taxonomiefähigkeit sichern. Erfolgreich sind Projekte, die auf einer fundierten Bestandsanalyse, solider Förderstrategie und digitalem Monitoring basieren. Entscheidungsträger sollten frühzeitig Experten einbeziehen, um Genehmigungsrisiken zu minimieren und die Renditepotenziale erneuerbarer Energien voll auszuschöpfen.

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