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Energieeffizienz in der Bauwirtschaft: So profitieren Immobilienbesitzer in Bayern von Gebäudebegrünung und neuen gesetzlichen Anforderungen

Energieeffizienz in der Bauwirtschaft: So profitieren Immobilienbesitzer in Bayern von Gebäudebegrünung und neuen gesetzlichen Anforderungen

Energieeffizienz durch Gebäudebegrünung

Rahmenbedingungen im Großraum München

Steigende Beschaffungskosten für Strom und Wärme, ambitionierte Klimaschutzziele sowie eingeschränkte personelle Ressourcen prägen derzeit die Immobilienwirtschaft in München und ganz Bayern. Betreiber von Bürokomplexen, Gewerbeflächen oder hochwertigen Wohnobjekten suchen daher nach baulichen Maßnahmen, die sowohl Betriebskosten senken als auch regulatorische Anforderungen erfüllen. Gebäudebegrünung – als Dach-, Fassaden- oder Innenhoflösung – etabliert sich in diesem Kontext als technisch belastbarer Baustein der Energieeffizienzstrategie.

Thermischer Nutzen von Dachbegrünung und Fassadenbegrünung

Vegetationsschichten wirken wie mehrlagige Pufferspeicher. Das Zusammenspiel aus Substrat, Wurzeln und Blattwerk verringert den Wärmedurchgangskoeffizienten und reduziert den solaren Last­eintrag.

  • Untersuchungen der Technischen Universität München belegen eine Minderung der solaren Einstrahlung auf begrünten Dächern um bis zu 60 Prozent.
  • Für Fassaden liegt der nachweisbare Kühl­effekt bei rund 6 Kelvin, gemessen an Referenzflächen ohne Begrünung.

Somit sinkt der Spitzenbedarf elektrischer Kälteerzeugung, gleichzeitig bleibt Heizwärme in den Übergangs­zeiten länger im Gebäude. Beide Effekte wirken auf die Bilanzwerte der Energiebedarfsausweise und unterstützen ESG-Berichtspflichten, die seit 2023 fortlaufend verschärft werden.

Kennzahlen und regulatorische Vorgaben

Energieeinsparpotenziale

Laut Bayerischer Architektenkammer können extensive Dachbegrünungen rund 12 kWh Wärme­energie pro Jahr und Quadratmeter Dachfläche einsparen; bei intensiver Ausführung steigt diese Zahl auf bis zu 20 kWh. Auf eine 2.000 m² große Gewerbefassade übertragen, ergeben sich zudem Kühlenergie­einsparungen von mehr als 30 MWh pro Jahr, wie das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung ermittelte.

Förderlandschaft in Bayern

Die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) erkennt Begrünungsmaßnahmen an, sofern deren Beitrag zur Gesamt­energie­bilanz nachgewiesen wird. Bayern ergänzt dies durch das 10.000-Dächer-Programm; Kommunen wie München unterstützen zudem Retentionsdächer mit pauschalen Zuschüssen von bis zu 50 €/m², wenn Regenwassermanagement integriert ist. Werden diese Instrumente frühzeitig in die Planung eingebunden, verbessert sich regelmäßig die förderfähige Effizienzklasse des gesamten Projekts.

Planungs- und Ausführungsaspekte komplexer Projekte

Integrative Planung

Die Einbindung von Dachbegrünung oder Fassadenbegrünung sollte spätestens in der Vorplanung erfolgen, damit Wechselwirkungen mit Dämmstärken, Anlagendimensionierung und Statik vollständig bewertet werden können. Wirtschaftlichkeitsmodelle zeigen, dass Mehrkosten für Vegetationsschichten häufig durch reduzierten Dämmstoffbedarf, kleinere Kältezentralen oder zusätzliche Fördermittel kompensiert werden.

Statische Voraussetzungen

Bestandsdächer aus den 1960er- und 1970er-Jahren besitzen oftmals Reserven, die mit modernen Leichtsubstraten genutzt werden können. Liegt keine ausreichende Tragreserve vor, ermöglicht ein gezielter Lastabtrag – etwa durch Rückbau nicht tragender Aufbauten – die Realisierung ohne kostenintensive Stahlverstärkungen.

Bauausführung und Qualitätssicherung

Die Schnittstellen zwischen Abdichtung, Wurzelschutz, Substrataufbau und Vegetationsschicht erfordern eine präzise Koordination. Prüfroutinen für Stauhöhen, Schichtdicken sowie Tragfähigkeitsnachweise sind Bestandteil zeitgemäßer Qualitätspläne. Sensorik zur Feuchte- und Temperaturüberwachung erlaubt die Anbindung an bestehende Gebäudeleittechnik und stellt einen wartungsarmen Betrieb sicher.

Anwendungsfelder und Praxisbeispiele

Büro- und Forschungsstandorte

Auf einem Münchner Technologiecampus wurde eine kombinierte Lösung aus Dachbegrünung und Photovoltaik realisiert. Die Vegetationsschicht senkt die Modultemperatur der PV-Anlage, was einen Effizienzgewinn von rund acht Prozent ermöglicht. Parallel reduzierte sich die Kühllast des obersten Geschosses im ersten Betriebsjahr um 18 Prozent.

Hochwertige Wohngebäude

Bei Penthouse-Sanierungen im innerstädtischen Bereich dient eine flache Kräuterbegrünung nicht allein der Energieeinsparung. Sie erlaubt eine schlankere Aufsparren­dämmung, wodurch historische Traufhöhen eingehalten und denkmalpflegerische Vorgaben erfüllt werden. Die Integration automatisierter Tropfbewässerung minimiert den Pflegeaufwand.

Gewerbe- und Einzelhandelsflächen

Flachdächer von Supermärkten oder Logistikimmobilien eignen sich für Retentions­lösungen. Gespeichertes Regenwasser kühlt die Dachfläche in Trockenperioden passiv um bis zu drei Grad. Gleichzeitig werden Spitzenabflüsse bei Starkregen gedrosselt, was sich auf Versicherungskosten und Entwässerungsgebühren auswirken kann.

Gebäudebegrünung verbindet Energieeinsparung, Spitzenlast­management und Regenwasserrückhalt in einem baulichen Element. Die Bewertung dieser Mehrfachwirkung ist entscheidend für wirtschaftliche Entscheidungen.

Betriebsphase und Lebenszykluskosten

Berechnungen der Bayerischen Energieagentur zeigen, dass die Mehrinvestition für eine extensive Dachbegrünung auf Gewerbeobjekten im Mittel nach neun bis zwölf Jahren durch geringere Kühl- und Heizkosten ausgeglichen ist. Wird zusätzlich Regenwasserrückhalt integriert, reduzieren sich Entwässerungsgebühren, was die Amortisationszeit um bis zu zwei Jahre verkürzt. Bei intensiven Systemen verlängert sich die Wirtschaftlichkeitsrechnung, gleichzeitig steigt der Immobilienwert laut Gutachterausschüssen im Großraum München um durchschnittlich 4 %. Für die Kapitalkostenbewertung empfiehlt sich eine dynamische Investitionsrechnung über 25 bis 30 Jahre, da Substrat und Abdichtung bei fachgerechter Ausführung mindestens diesen Zeitraum standhalten.

Pflege- und Instandhaltungskonzepte

Die laufenden Aufwendungen unterscheiden sich deutlich zwischen extensiver und intensiver Begrünung. Extensive Dachbegrünung erfordert zwei bis drei Begehungen pro Jahr zur Kontrolle von Entwässerung, Substratnachfüllung und ungewolltem Gehölzaufkommen. Fassadenbegrünung mit Rankhilfen benötigt jährliche Sicherheitsinspektionen der Traganker. Für Systeme mit Bewässerungsautomaten empfiehlt sich eine Quartalwartung, die bereits in die Wartungsverträge der technischen Gebäudeausrüstung eingebunden werden kann. Erfahrungsgemäß liegen die jährlichen Pflegekosten bei extensiven Anlagen bei etwa 2 €/m², bei intensiven Dachgärten bei 8 – 12 €/m².

Brandschutz- und Versicherungsthemen

Die Bayerische Bauordnung verlangt für Dächer über 20 % Neigung sowie für Fassadenabschlüsse geprüfte, nicht brennbare Substrate nach DIN 4102-A2. Bei Flachdächern greift das Regelwerk der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau (FLL), dessen Vorgaben von Münchner Genehmigungsbehörden regelmäßig eingefordert werden. In der Praxis ist ein umlaufender Kiesstreifen von mindestens 50 cm brandschutztechnischer Standard. Versicherer honorieren konforme Umsetzung häufig mit Prämiennachlässen von 3 – 5 %, sofern ein Pflege- und Kontrollplan vorliegt.

Schallschutz und Innenraumkomfort

Messreihen des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik in Holzkirchen ermitteln bei begrünten Fassaden Schallpegelsenkungen von bis zu 5 dB im mittleren Frequenzbereich. Das verbessert insbesondere in dicht bebauten Quartieren nahe den Münchner Ausfallstraßen den Innenraumkomfort. Ebenso relevant ist der psychologische Effekt für Mitarbeitende: Grüne Dachterrassen werden in Mitarbeiterbefragungen regelmäßig als wichtiger Faktor für Aufenthaltsqualität und Arbeitgeberattraktivität genannt.

Digitale Planung und Monitoring

Building-Information-Modeling (BIM) erleichtert die interdisziplinäre Abstimmung zwischen Tragwerksplanung, Haustechnik und Landschaftsarchitektur. Begrünungsaufbauten lassen sich als parametrische Bauteile modellieren; Sensordaten zu Feuchte, Nährstoffgehalt und Temperatur werden über IoT-Module in das CAFM-System eingespeist. Dadurch entsteht ein digitales Abbild, das Wartungszyklen vorausschauend steuert und Fehlentwicklungen wie Staunässe früh erkennt. Pilotprojekte in Bayern berichten von bis zu 20 % geringeren Bewässerungsmengen durch datenbasiertes Management.

Vergabe- und Vertragsmodelle

Für größere Liegenschaften bieten sich funktionale Leistungsbeschreibungen an, die den thermischen Zielwert und die Regenwasserrückhaltekapazität definieren. So verbleibt dem Auftragnehmer Spielraum bei der Wahl des Dachaufbaus, während der Bauherr Klarheit über Performancekennzahlen erhält. Bündelvergabe an Generalübernehmer verkürzt Schnittstellen, erfordert jedoch eine detaillierte Qualitätssicherung hinsichtlich Abdichtung und Wurzelschutz. Bei kommunalen Bauherren im Großraum München wird zunehmend das Partnerschaftsmodell genutzt, bei dem Planer, Bauunternehmen und Facility-Management bereits in der Ausschreibung zusammengeführt werden.

CO2-Bilanz und Taxonomie-Konformität

Begrünte Dächer und Fassaden binden im Substrat und Pflanzenbestand rund 3–5 kg CO₂ pro Quadratmeter und Jahr. Dieser Wert ist zwar moderat, wird jedoch in ESG-Ratings positiv berücksichtigt, weil neben der direkten Bindung auch die vermiedenen Emissionen aus reduziertem Energiebedarf zählen. Nach EU-Taxonomie gelten Begrünungsmaßnahmen als beitragend („contributing“), wenn sie die Energieeffizienz des Gebäudes um mindestens 10 % verbessern oder die lokale Überflutungsgefahr reduzieren. Die Kombination aus Energieeinsparung, Spitzenlastreduktion und Regenwassermanagement erfüllt in den meisten Münchner Praxisfällen beide Kriterien.

Risiko- und Gewährleistungsmanagement

Die häufigsten Schadensbilder entstehen durch fehlerhafte Anschlüsse an Lichtkuppeln oder Durchdringungen. Verträge sollten daher eine fünfjährige Gewährleistung auf Abdichtung und Vegetationsaufbau enthalten, ergänzt um eine optionale Verlängerung der Wartungspflicht. Ein Abnahmeprotokoll mit Referenzfotos, Schichtdickenmessungen und Dichtigkeitsprüfungen ist Standard. Hinzu kommt das Monitoring der Pflanzenentwicklung in den ersten beiden Vegetationsperioden; Mängel wie Substratrutsch oder Auswaschungen lassen sich so rechtzeitig nacharbeiten.

Rückbau und Recycling

Sollte ein Austausch am Ende der Lebensdauer nötig sein, lassen sich Substrate nach Bodenanalyse häufig als Landschaftsbauerde weiterverwenden. Abdichtungsbahnen mit Wurzelschutzschicht werden getrennt gesammelt und in Bayern überwiegend thermisch verwertet. Die Dokumentation in digitalen Bauwerksbüchern erleichtert späteren Rückbauunternehmen die Materialtrennung und erfüllt die Anforderungen des Bayerischen Ressourceneffizienzgesetzes.

Zukunftstrends

Mehrere Kommunen prüfen derzeit die Einführung verbindlicher Grün­dach­satzungen nach Augsburger Vorbild. Parallel entwickeln Hersteller modulare Retentionsboxen, die sich ohne Durchdringung auf Bestandsdächer auflasten lassen. In Verbindung mit semitransparenten Photovoltaikmodulen entstehen Multifunktionsdächer, die Stromerzeugung, Verdunstungskühlung und Wasserrückhalt gleichzeitig abdecken. Für Planer öffnet dies neue Spielräume, um Energieeffizienz und Klimaanpassung in einem Baustein zu integrieren.

Fazit: Gebäudebegrünung bietet nachweislich Einsparungen bei Heiz-, Kühl- und Entwässerungskosten, steigert den Immobilienwert und unterstützt ESG- sowie Taxonomie-Vorgaben. Entscheider profitieren, wenn sie Begrünung früh in die Planung integrieren, Pflegekonzepte vertraglich fixieren und digitale Monitoringlösungen nutzen. Eine fundierte Lebenszyklusanalyse und die Nutzung bayerischer Förderprogramme sichern wirtschaftliche Vorteile und minimieren Projektrisiken.

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