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Energieeffizienz im Gewerbebau in Bayern: Betriebskosten senken und Immobilienwerte steigern durch neue gesetzliche Vorgaben

Energieeffizienz im Gewerbebau in Bayern: Betriebskosten senken und Immobilienwerte steigern durch neue gesetzliche Vorgaben

Energieeffizienz im Gewerbebau: Potenziale nutzen, Betriebskosten reduzieren, Asset-Werte stabilisieren

Marktdynamik und Kostenentwicklung

Seit 2021 verzeichnet die Bundesnetzagentur für Nicht-Haushaltskunden einen Strompreisanstieg von annähernd 40 Prozent. Parallel nehmen die Anforderungen aus Gebäudeenergiegesetz, EU-Taxonomie und Corporate Sustainability Reporting Directive deutlich zu. Im Großraum München, wo die Leerstandsquote traditionell niedrig ist, beeinflusst der Primärenergiebedarf inzwischen maßgeblich die Mietpreisbildung und die Kapitalisierungsrate. Energieeffizienz wandelt sich dadurch vom Differenzierungsmerkmal zum Bewertungsfaktor, der unmittelbar auf Cashflow und Portfoliowert wirkt.

Rechtliche Rahmenbedingungen und Förderkulisse

Energiekennzahlen im Bestand

Eine Untersuchung des Instituts für Gebäudetechnologie beziffert den industriellen Endenergieverbrauch in Deutschland zu 31 Prozent auf Prozesswärme und Raumheizung. In bayerischen Bestands-Gewerbebauten liegen die mittleren Heizverbräuche bei rund 190 kWh pro m² a; Neubauten nach aktuellem GEG-Standard erreichen dagegen weniger als 75 kWh pro m² a. Studien der Deutschen Energie-Agentur bestätigen, dass ganzheitliche Sanierungen aus Hülle, Technik und digitaler Steuerung durchschnittlich 45 Prozent Energie einsparen. Abhängig von Nutzung und Energiekosten bewegen sich Amortisationszeiträume zwischen fünf und neun Jahren.

Förderinstrumente auf Bundes- und Landesebene

Die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) bietet über die Kreditlinien 263/264 Fremdkapital bis 15 Mio. EUR mit Tilgungszuschüssen von maximal 25 Prozent, sobald nachgewiesene Effizienzstandards erreicht werden. Das bayerische 10 000-Häuser-Programm ergänzt diese Mittel für Einzelsanierungen, beispielsweise den Austausch von Lüftungsanlagen inklusive Wärmerückgewinnung. Seit der GEG-Novelle 2024 ist zudem festgelegt, dass neue Heizsysteme ab 2026 mindestens 65 Prozent erneuerbare Energien einbinden müssen; für Neubauten in Gewerbegebieten gilt die Verpflichtung bereits. Die EU-Taxonomie definiert darüber hinaus Grenzwerte für den Primärenergiebedarf, die künftig als Kreditvergabekriterium herangezogen werden.

Methodische Vorgehensweise bei Effizienzprojekten

Datenaufnahme und Analyse

Ein nach DIN EN 16247-1 zertifizierter Energieaudit liefert die Grundlage für jede Modernisierung. Dabei werden Lastprofile, thermische Schwachstellen und Anlagenwirkungsgrade erfasst und in einen strukturierten Maßnahmenfahrplan überführt. Entscheidend ist die Lebenszykluskalkulation: Höhere Investitionskosten für hochwertige Dämmstoffe oder smarte Gebäudeautomation amortisieren sich über reduzierte Verbräuche und längere Nutzungszyklen.

Finanzierung und Contracting-Optionen

Bei Investitionsvolumen im oberen sechs- oder siebenstelligen Bereich kommen häufig Energiedienstleistungs-Modelle zum Einsatz. Der Contractor übernimmt dabei Teile der Finanzierung und refinanziert sich aus garantierten Einsparungen. Für Eigentümer entstehen so geringere Eigenkapitalbindungen und eine verbesserte Liquidität. Vertragsmodelle sollten jedoch variable Laufzeiten und nachvollziehbare Performance-Indikatoren enthalten.

Bauausführung bei laufendem Betrieb

In aktiven Gewerbeimmobilien erfordert die Umsetzung eine abschnittsweise Realisierung, die den Betrieb aufrechterhält. Digitale Bauzeitenmodelle verknüpfen Baufortschritt und Mietflächenbelegung, wodurch betriebliche Einschränkungen präzise kommuniziert werden können. Building Information Modeling ermöglicht darüber hinaus die Kollisionsprüfung zwischen neuer Technik und Bestand, womit Nachtragsrisiken sinken.

Qualitätssicherung erfolgt vielfach durch Thermografie während der Rohbauphase, Luftdichtheitsmessungen nach der Blower-Door-Methode sowie IoT-Sensorik zur Inbetriebnahme. Tägliche digitale Checklisten von Bauleitung, Fachplanung und Energieberatung stellen sicher, dass Soll-Werte eingehalten werden.

Praxisbeispiele aus verschiedenen Nutzungsarten

Büroimmobilien

Bei Büroflächen entfallen bis zu 40 Prozent des Endenergieverbrauchs auf Lüftung und Kühlung. In einem Münchner Projekt führte die Kombination aus adiabater Rückkühlung und Photovoltaik-Dachanlage zu einem Primärenergiebedarf von 68 kWh pro m² a. Die PV-Erzeugung deckt dabei rund 55 Prozent des Kühlbedarfs, wodurch Netzlastspitzen vermieden werden.

High-End-Wohnobjekte

Ein denkmalgeschütztes Stadtpalais im Münchner Lehel erhielt eine Innendämmung mit kapillaraktiven Putzen, eine reversible Wärmepumpe und ein integriertes Eisspeichersystem. Der kombinierte Ansatz reduzierte den Jahresheiz- und Kühlbedarf um 52 Prozent, ohne die historische Fassade zu verändern. Ein anschließendes Gutachten bestätigte eine Wertsteigerung von rund 18 Prozent.

Einzelhandel und Center-Management

In Handelsimmobilien dominieren Beleuchtung und Lüftung den Energiebedarf. Ein innerstädtisches Shopping-Center senkte durch flächendeckendes LED-Retrofit mit Präsenz- und Tageslichtsensorik den Stromverbrauch für Beleuchtung um 70 Prozent. Ergänzt um Wärmerückgewinnung aus der Kälteanlage ergab sich eine Gesamtersparnis von jährlich 1,2 Mio. kWh.

Effizienzmaßnahmen zahlen sich doppelt aus: Sie senken Betriebskosten und mindern gleichzeitig das Transaktionsrisiko, da künftige Gesetzesverschärfungen bereits antizipiert sind.

Digitale Betriebsoptimierung und Monitoring

Gebäudetechnik erreicht ihr volles Einsparpotenzial erst im Regelbetrieb. Intelligente Energiemanagementsysteme sammeln Messdaten aus Zählern, Sensoren und Steuerungen und bilden daraus Lastgänge in Echtzeit ab. Werden Soll- und Ist-Werte automatisch abgeglichen, lassen sich Fehlfunktionen wie überhöhte Rücklauftemperaturen oder simultanes Heizen und Kühlen binnen Stunden identifizieren. In Münchner Multi-Tenant-Objekten führte die Einführung cloudbasierter Analytics zu einer zusätzlichen Verbrauchs­senkung von durchschnittlich acht Prozent gegenüber dem statischen Planungssoll. Entscheidend ist die Vernetzung aller Gewerke über offene Protokolle wie BACnet oder Modbus, damit Heizungs-, Lüftungs- und Beleuchtungssysteme datenbasiert harmonieren.

Regenerative Eigenversorgung und Sektorenkopplung

Photovoltaik bleibt im bayerischen Gewerbebau die kosteneffizienteste Quelle für erneuerbare Elektrizität. In Kombination mit Lithium- oder Salzkammer-Speichern können Lastprofile abgeflacht und Leistungspreisspitzen reduziert werden, was sich unmittelbar auf Netznutzungsentgelte auswirkt. Wärmepumpen profitieren zusätzlich von der Eigenstromproduktion: Ein COP von 4,0 senkt den spezifischen Primärenergiebedarf für Wärme und Kälte deutlich unter die EU-Taxonomie-Grenzwerte. Ergänzen Tiefenbohrungen oder Erdsonden das System, entsteht eine saisonale Sektorenkopplung, die sommerliche Kühlenergie in den Untergrund verlagert und im Winter wieder freisetzt. Für Parkhausdächer oder Logistikfassaden bietet sich darüber hinaus die Kombination mit Ost-/West-PV an, um den Stromertrag in die Morgen- und Abendstunden zu verschieben.

Wirtschaftlichkeitsberechnung im Lebenszyklus

Kapitalintensive Effizienzmaßnahmen lassen sich mit modernen Diskontierungsmodellen fundiert bewerten. Zu berücksichtigen sind neben CAPEX und OPEX auch CO₂-Preise, die gemäß Brennstoffemissionshandelsgesetz bis 2027 auf 65 €/t ansteigen. Beispielrechnung: Eine 3-MW-Wärmepumpenanlage ersetzt eine gasbasierte Heizung für eine Industriehalle und spart 1 350 t CO₂ pro Jahr. Allein der vermiedene CO₂-Kostenblock liegt damit ab 2027 bei rund 87 000 € jährlich. Addiert man eingesparte Brennstoffkosten und Tilgungszuschüsse aus der BEG, sinkt der Kapitalwert oft in den deutlich positiven Bereich. Sensitivitätsanalysen mit variablen Energiepreis- und Zinsannahmen geben Investoren zusätzliche Entscheidungs­sicherheit.

ESG-Reporting und Taxonomie-Konformität

Die Corporate Sustainability Reporting Directive verpflichtet große Unternehmen ab 2025, detaillierte Umweltkennzahlen offenzulegen. Für Immobilien bedeutet dies: Primärenergiebedarf, Treibhausgasemissionen und Sanierungsfahrpläne müssen prüfungsfest dokumentiert werden. In Bayern verlangen Kreditinstitute bereits heute Energie- und CO₂-Benchmarks als Bestandteil der Kreditakte. Softwaregestützte ESG-Dashboards aggregieren Daten aus Gebäudeleittechnik, Energiemanagement und Wartungsprotokollen, erstellen Taxonomie-Konformitätsberichte und weisen jede Kilowattstunde einem Scope-1-, Scope-2- oder Scope-3-Segment zu. Dadurch lassen sich Investitionen in Energieeffizienz unmittelbar als Beitrag zur Risikoreduktion und Ratingverbesserung positionieren.

Risiko- und Wertmanagement bei Transaktionen

Im gewerblichen Transaktionsmarkt wird Energieeffizienz zunehmend zum Preisparameter. Käufer kalkulieren CapEx-Backlogs für nicht erfüllte GEG-Anforderungen und ziehen diese von der Nettoanfangsrendite ab. Um Bewertungsabschläge zu vermeiden, empfehlen sich Early-Stage-Due-Diligence-Prüfungen mit detaillierten Energiekonzepten, Kostenschätzungen und Förderbestätigungen. Bei einem kürzlich veräußerten Logistikobjekt in Oberbayern führte der belastbare Sanierungsplan zu einem um 35 Basispunkte niedrigeren Kapitalisierungsaufschlag, was den Verkaufserlös um fast sechs Prozent steigerte.

Schlüsselrollen von Planungsteams und Fachgewerken

Effizienzprojekte verlangen eine interdisziplinäre Aufstellung: Energieberater initiieren Potenzialanalysen, TGA-Planer definieren Systemlösungen, Bauphysiker bewerten die Gebäudehülle und Fachjuristen prüfen Contracting- und Förderverträge. In der Ausführung sorgen gewerkeübergreifende Lean-Construction-Methoden für schlanke Abläufe. Die Einbindung lokaler Handwerksbetriebe reduziert Schnittstellenrisiken und sichert die Einhaltung bayerischer Normen wie der Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen. Für Betreiber endet das Projekt nicht mit der Abnahme: Schulungen des Facility-Management-Teams und klar definierte Wartungspflichten stellen sicher, dass die geplanten Energiekennwerte dauerhaft erreicht werden.

Fazit: Energieeffizienz im Gewerbebau verbessert Liquidität, Kreditwürdigkeit und Asset-Wert gleichermaßen. Digitale Monitoring-Systeme, regenerative Eigenversorgung und ganzheitliche Lebenszyklusberechnungen bilden das Fundament für fundierte Entscheidungen. Wer bereits heute ESG-und Taxonomie-konforme Standards umsetzt, reduziert künftige Nachrüstkosten, sichert seine Mieteinnahmen und stärkt die Verhandlungsposition bei Banken und Investoren.

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