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Energieaudit Wohngebäude in Bayern: Neue gesetzliche Vorgaben und Fördermöglichkeiten für maximale Energieeffizienz und CO₂-Reduktion

Energieaudit Wohngebäude in Bayern: Neue gesetzliche Vorgaben und Fördermöglichkeiten für maximale Energieeffizienz und CO₂-Reduktion

Energieaudit Wohngebäude: Effizienzpotenziale erkennen und bewerten

Markt- und regulatorische Ausgangslage in Bayern

Steigende Bezugskosten für Strom und Wärme, verschärfte ESG-Reportings sowie ambitionierte Klimaziele auf Landes- und Bundesebene erhöhen den Handlungsdruck auf Eigentümer von Mehrfamilienhäusern und Wohnportfolios. In Deutschland entfallen rund 35 % des Endenergieverbrauchs und knapp 30 % der CO₂-Emissionen auf den Gebäudesektor. Der Bund fordert bis 2030 eine Reduktion dieser Emissionen um 44 %, ansonsten drohen Ausgleichszahlungen auf EU-Ebene. Für Entscheidungsträger in München bedeutet dies: Energie­effizienz rückt vom Kostenthema zum wesentlichen Werttreiber.

Rechtlicher Rahmen und Förderumfeld

EU-Richtlinien und nationales Recht

Die Energieeffizienz­richtlinie (EED) verpflichtet große Unternehmen zu wiederkehrenden Audits gemäß DIN EN 16247-1. Zwar adressiert die Pflicht primär gewerbliche Betriebe, doch nutzen institutionelle Wohnungs­investoren das identische Verfahren, um Portfolios verlässlich zu bewerten. Parallel setzt das Gebäudeenergie­gesetz (GEG 2024) ambitionierte Standards: Beim Heizungstausch sind ab 2025 mindestens 65 % erneuerbare Energieanteile nachzuweisen; Sanierungsfahrpläne werden stärker formalisiert.

Zuschüsse und steuerliche Hebel

Die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) unterstützt Einzelmaßnahmen ebenso wie Effizienzhaus­stufen. In Verbindung mit dem bayerischen EnergieBonusBayern lassen sich Tilgungszuschüsse erhöhen und Zinslasten reduzieren. Voraussetzung ist meist ein Energieaudit oder ein individueller Sanierungsfahrplan (iSFP). Investitionskosten, die messbar den Energieverbrauch senken, können zudem beschleunigt steuerlich abgeschrieben werden.

Methodischer Ablauf eines Energieaudits nach DIN EN 16247-1

Datenerhebung und Bestandsanalyse

Zu Beginn werden Planunterlagen, Verbrauchs- und Abrechnungsdaten, Wartungsprotokolle sowie Nutzerprofile zusammengeführt. Für ein einzelnes Mehrfamilienhaus reichen in der Regel Verbräuche der letzten drei Jahre; bei größeren Beständen erfolgt eine Clusterung ähnlicher Gebäude, um Aufwand und Kosten zu optimieren.

Vor-Ort-Untersuchungen

  • Thermografie zur Lokalisierung von Wärmebrücken
  • Blower-Door-Test zur Ermittlung der Luftdichtheit
  • Energiezähler und Datenlogger zur Betriebsdatenerfassung von Wärmeerzeugern und Lüftungsanlagen
  • Raumklima­monitoring bei hochwertigen Ausstattungen, um Komfortanforderungen einzubeziehen

Auswertung und Maßnahmenpriorisierung

Die Messdaten fließen in ein dynamisches Gebäudemodell. Daraus werden drei Handlungsebenen abgeleitet:

  1. Sofortmaßnahmen mit Payback unter drei Jahren (z. B. hydraulischer Abgleich, Pumpentausch)
  2. Mittelfristige Optimierungen (Heizungsmodernisierung, Regelungstechnik)
  3. Strategische Investitionen in Gebäudehülle oder erneuerbare Energieerzeugung

Der Auditbericht enthält Kostenschätzungen, Einsparpotenziale, Fördersätze sowie einen Umsetzungszeitplan und liefert damit die Basis für Investitionsentscheidungen.

Typische Einsparmöglichkeiten im Wohnbestand

Gebäudehülle

Ungedämmte Außenwände verursachen bis zu einem Viertel der Transmissionsverluste. Eine Fassadendämmung in WLS 032-Qualität reduziert den Endenergiebedarf um bis zu 120 kWh pro m² und Jahr. Ergänzend senken dreifach verglaste Fenster den Wärmeverlust um rund 15 %. Dämmungen von Dach- und Kellerdecke steigern die Wirkung und unterstützen ein homogenes Temperaturprofil.

Anlagentechnik

Bestandskessel der 1990er-Jahre arbeiten häufig unter 70 % Jahresnutzungsgrad. Der Austausch gegen eine hybride Wärmepumpe mit Spitzenlastkessel verschiebt die Effizienz auf über 90 %. Hocheffizienz­pumpen, hydraulische Abgleiche und modulare Pufferspeicher vervollständigen das Konzept. In größeren Liegenschaften kann Solarthermie bis zu 30 % des Warmwasserbedarfs decken.

Betriebsführung und Monitoring

Digitale Verbrauchsvisualisierungen senken den Energieeinsatz erfahrungsgemäß um rund zehn Prozent ohne bauliche Eingriffe. Smart-Metering, adaptive Thermostate und automatisierte Reports an Facility-Manager sichern die dauerhafte Wirkung der baulichen Maßnahmen.

Umsetzungsbeispiel aus dem Großraum München

Drei Mehrfamilienhäuser Baujahr 1974 in Schwabing wiesen einen spezifischen Endenergieverbrauch von 210 kWh /m² a auf. Das durchgeführte Energieaudit identifizierte eine Kombination aus Fassadendämmung, Fenstertausch, hybrider Wärmepumpe und digitalem Monitoring als wirtschaftlich optimale Lösung. Nach Umsetzung fiel der Verbrauch auf 85 kWh /m² a, die CO₂-Emissionen sanken um 70 %. Die Gesamtinvestition im oberen sechsstelligen Bereich amortisiert sich innerhalb von neun Jahren und erhöhte den Verkehrswert um acht Prozent.

Lebenszykluskosten und Wirtschaftlichkeitsanalyse

Eine reine Betrachtung der Investitionskosten greift bei energetischen Modernisierungen zu kurz. Relevanter ist der Barwert der gesamten Lebenszykluskosten über 20 bis 30 Jahre. In die Kalkulation fließen Energiepreise, Instandhaltung, CO₂-Abgaben und Restwerte ein. Durch die steigende CO₂-Bepreisung (ab 2027 mindestens 45 €/t) verschiebt sich der Break-even von Effizienzmaßnahmen deutlich nach vorn. Bei Fassadendämmungen kann der Kapitalwert bereits nach 13 Jahren positiv werden, wenn die Preisgleitklausel für Erdgas auf 5 % p. a. angesetzt wird. Ein Energieaudit liefert die belastbaren Verbrauchsdaten, um solche Szenarien präzise zu modellieren und die optimale Sanierungsreihenfolge festzulegen.

ESG- und Taxonomie-Konformität sicherstellen

Institutionelle Investoren müssen ihre Portfolios zunehmend nach EU-Taxonomie und Offenlegungsverordnung klassifizieren. Ein Wohngebäude gilt erst als „ökologisch nachhaltig“, wenn es entweder den aktuellen Neubaustandard unterschreitet oder eine Primärenergieverbesserung um mindestens 30 % nachweist. Der Auditbericht nach DIN EN 16247-1 dokumentiert die Ausgangswerte lückenlos, was Prüfer von Wirtschafts­prüfungs­gesellschaften beim ESG-Rating anerkennen. Die Ergänzung um Social-KPIs – etwa Innenraumluftqualität und Barrierefreiheit – stärkt die „S“-Säule und erhöht langfristig die Vermietbarkeit.

Risiken bei Verzug oder Teilmaßnahmen

Aufgeschobene Effizienzprojekte erhöhen nicht nur die Betriebskosten, sondern auch technische und regulatorische Risiken. Wartungsintensive Kesselanlagen bedeuten längere Stillstandszeiten, und die Nichterfüllung der 65-%-Erneuerbaren-Vorgabe kann zu hohen Austauschkosten innerhalb kurzer Frist führen. Ein weiterer Kostenfaktor sind steigende Erbpacht- und Versicherungsprämien, da Risikoträger vermehrt den CO₂-Footprint einpreisen. Teilmodernisierungen ohne ganzheitliche Systembetrachtung bergen zudem Gewerkeschnittstellen-Risiken, wie unkontrollierte Feuchte im Bauteilverbund oder mangelhafte Regelstrategien in hybriden Heizsystemen.

Auswahlkriterien für qualifizierte Auditoren

Die DIN EN 16247-1 verlangt Fachkunde, Unabhängigkeit und eine akkreditierte Zertifizierung. In Bayern sind Energieberater mit Kammerzulassung sowie bauvorlageberechtigte Ingenieure am Markt etabliert. Sinnvoll ist eine Doppelqualifikation: Erfahrungen in der Wohnungswirtschaft plus Kenntnisse der BEG-Förderlogik. Ein Prüfkriterium ist die Messgeräteausstattung – beispielsweise kalibrierte Wärmebildkameras und luftdichte Mehrkammer-Blower-Door-Systeme. Für größere Wohnportfolios empfiehlt sich ein interdisziplinäres Team aus Bauphysik, TGA-Planung und Finanzierungsexperten, um die Ergebnisse direkt in Förderanträge und Fremdkapitalstrukturen zu überführen.

Einbindung der Auditergebnisse in die Baupraxis

Nach Abschluss des Audits werden die Handlungsempfehlungen in einen Umsetzungsfahrplan überführt. Dieser Fahrplan muss ausführungsreife Leistungsbeschreibungen, Zeitachsen und Gewerkeschnittstellen enthalten. Bauträger in München nutzen dafür häufig Lean-Construction-Methoden, um energetische Maßnahmen mit Instandhaltung und Mietermanagement zu synchronisieren. Wichtig ist die Rückkopplung: Nach jeder Bauetappe werden Messwerte erfasst und mit den Prognosen verglichen. Abweichungen von mehr als 10 % lösen einen Korrekturzyklus aus, sodass Fehlentwicklungen früh erkannt werden.

Digitale Werkzeuge zur Effizienzsteigerung

Building Information Modeling (BIM) erleichtert die Übertragung der Audit-Daten in Planungs- und Ausschreibungstools. Ein digitaler Zwilling aggregiert Thermografien, Lüftungsdaten und Smart-Meter-Profile in einer gemeinsamen Datenumgebung. Facility-Manager können daraus Wartungszyklen vorausschauend planen, während Energieberater Simulationsläufe für Lastspitzen oder Schattenwurf von PV-Modulen erstellen. Ergänzend lassen sich IoT-Sensoren nachrüsten, die Vor- und Rücklauftemperaturen, Luftfeuchte und CO₂-Konzentration in Echtzeit an ein CAFM-System melden. Die laufende Analyse ermöglicht Energie-Contracting-Modelle, bei denen Einsparungen garantiert und finanzierungsrelevant werden.

Perspektive Nahwärme und Quartierslösungen

Gerade in urban verdichteten Gebieten wie dem Münchner Osten bietet die Einbindung in bestehende oder geplante Wärmenetze zusätzliche Hebel. Kommunale Wärmepläne – bis 2026 in ganz Bayern verpflichtend – zeigen Erschließungsgebiete für Nah- und Fernwärme auf Basis von Geothermie oder Biomasse. Ein Energieaudit kann die Anschlussfähigkeit prüfen und Variantenrechnungen zwischen dezentraler Wärmepumpe, Hybridlösung und Netzanschluss vergleichen. Synergien ergeben sich, wenn mehrere Eigentümer ein Quartierskonzept aufsetzen: Größere PV-Flächen, gemeinsame Pufferspeicher und Lastmanagement senken Investitions- und Betriebskosten pro Wohneinheit.

Fazit
Ein fundiertes Energieaudit nach DIN EN 16247-1 liefert belastbare Entscheidungsgrundlagen für Wirtschaftlichkeit, ESG-Konformität und Förderzugang. Wer die Ergebnisse konsequent in lebenszyklusorientierte Sanierungsfahrpläne, digitale Prozesse und vernetzte Energiekonzepte überführt, reduziert Betriebskosten, minimiert regulatorische Risiken und steigert den Immobilienwert nachhaltig. Firmenkunden sollten frühzeitig qualifizierte Auditoren einbinden, um Förderfenster optimal zu nutzen und Schnittstellenprobleme im Projektverlauf zu vermeiden.

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