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Dämmstoffe im Vergleich: So optimieren Bauunternehmen in Bayern ihre Projekte und erfüllen neue Energiestandards

Dämmstoffe im Vergleich: So optimieren Bauunternehmen in Bayern ihre Projekte und erfüllen neue Energiestandards

Dämmstoffe vergleichen: Mineralwolle, EPS und Naturmaterialien im gewerblichen Bestand

Marktdruck und rechtlicher Rahmen in München

Im Ballungsraum München treffen hohe Energiepreise auf eine dichte Regulatorik. Gebäudeenergiegesetz, EU-Taxonomie und firmenspezifische ESG-Strategien lenken Investitionen zunehmend in die Gebäudehülle. Hinzu kommt der lokal angespannte Vermietungsmarkt: Jeder eingesparte Kilowattstundenwert verbessert das Betriebsergebnis und reduziert Leerstandrisiken. Vor diesem Hintergrund gewinnt die sachlich fundierte Auswahl des Dämmstoffs für Bürohäuser, Einzelhandelsimmobilien und hochwertige Wohnobjekte an strategischer Bedeutung.

Zahlen, Studien und Vorgaben

Energiebedarf und Wirtschaftlichkeit

Laut einer Langzeitstudie des Fraunhofer IBP entfallen in typischen Bürogebäuden bis zu 40 % des Endenergiebedarfs auf die Beheizung. Wird die Gebäudehülle mit einer optimierten Dämmung ertüchtigt, sinkt dieser Anteil um 25 – 35 %. In hochpreisigen Wohnprojekten liegt das Einsparpotenzial aufgrund höherer Komforttemperaturen bei rund 40 %. Aktuelle Benchmarks zeigen Amortisationszeiten zwischen acht und zwölf Jahren, abhängig von Flächennutzung und Energietarif.

Förderlandschaft und Normen

Die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) gewährt Tilgungszuschüsse von bis zu 20 %, sofern definierte Effizienzklassen erreicht werden. Parallel fordert das seit 2024 gültige Gebäudeenergiegesetz bei Sanierungen einen Primärenergiebedarf von maximal 55 % des Referenzgebäudes. Für Kapitalgesellschaften ist die EU-Taxonomie von Relevanz: Nur Objekte innerhalb des besten 15-Prozent-Segments ihres Gebäudetyps gelten als „ökologisch nachhaltig“. Ein quantifizierter Dämmstoffvergleich unterstützt hier die Berichtspflicht.

Technische Kennwerte im Materialvergleich

Wärmeschutz und sommerliche Behaglichkeit

Mineralwolle (Glas- und Steinwolle) erreicht Wärmeleitfähigkeiten von 0,032 – 0,040 W/mK und erfüllt damit gängige GEG-Vorgaben bei moderaten Schichtdicken. EPS (expandiertes Polystyrol) liegt mit 0,030 – 0,038 W/mK ähnlich, besitzt jedoch eine geringere Rohdichte. Naturdämmstoffe wie Holzfaser, Zellulose oder Hanf bewegen sich bei 0,036 – 0,045 W/mK, bieten aber aufgrund ihrer Masse eine längere Phasenverschiebung. Besonders in Dachaufbauten zeigt die Simulation, dass Holzfaserplatten die Spitzenraumtemperatur spürbar absenken können.

Brandschutz

Mineralwolle entspricht Baustoffklasse A1 und bleibt bis 1 000 °C formstabil. EPS gehört zur Klasse E; Brandriegel aus nichtbrennbaren Werkstoffen sind in Fassaden über 22 m nach Bayerischer Bauordnung verpflichtend. Naturmaterialien variieren zwischen B2 und, nach Behandlung, B1. Je höher das Gebäude, desto früher sollte eine brandschutztechnische Risikoanalyse die Materialwahl flankieren.

Feuchteverhalten und Akustik

Mineralwolle ist kapillar inaktiv und diffusionsoffen, was Tauwasserbildung vermindert und zugleich eine hohe Schalldämmung liefert. EPS wirkt diffusionshemmend; in kritischen Bestandswänden sind feuchtevariable Dampfsperren notwendig. Naturdämmstoffe können Wasser puffern und fördern so ein ausgeglichenes Raumklima. Einblasdämmungen auf Zellulosebasis oder Holzwolleverbundplatten liefern darüber hinaus Vorteile beim Schallschutz, insbesondere in Open-Space-Büros.

Ökobilanz und Rückbau

Die Herstellung von Mineralwolle verursacht etwa 1,0 kg CO₂-Äquivalente je Kilogramm, während EPS je nach Produktionsstandort bei rund 3,0 kg liegt, jedoch bei geringerer Flächenmasse. Naturmaterialien bewegen sich zwischen 0,2 und 0,5 kg und speichern Kohlenstoff. Beim Rückbau ist Mineralwolle stofflich recyclebar, benötigt aber getrennte Erfassung. EPS wird überwiegend energetisch verwertet. Biobasierte Dämmstoffe können in der Regel stofflich oder biologisch verwertet werden, was in ESG-Berichten positiv anrechenbar ist.

Planung, Finanzierung und Ausführung

Konzeptphase

Eine integrale Bestandsanalyse – bestehend aus Thermografie, Blower-Door-Test und Energiebedarfsberechnung – bildet die Grundlage für den Ziel-U-Wert. Bei Sanierungsvolumina im mittleren sechs- bis siebenstelligen Bereich empfiehlt sich eine dynamische Kapitalwertbetrachtung, um den Einfluss verschiedener Dämmstoffe auf Cashflow und Restwert transparent zu machen. Finanzinstitute berücksichtigen zunehmend Material-EPDs in ihren Nachhaltigkeitsratings.

Baulogistik und Qualitätssicherung

Trockene Lagerung ist bei Mineralwolle unerlässlich, da Feuchte die Wärmeleitfähigkeit erhöht. EPS erfordert lösungsmittelfreie Kleber, um VOC-Emissionen zu reduzieren. Naturdämmstoffe sind empfindlich gegenüber Dauerfeuchte; hinterlüftete Ebenen oder diffusionsoffene Putzsysteme schützen die Konstruktion. Eine eng getaktete Sequenzplanung verhindert Stillstandszeiten und minimiert Sperrungen in innerstädtischen Lagen.

Praxisbeispiele aus Oberbayern

Verwaltungsgebäude

Ein südlich von München liegender Unternehmenssitz ersetzte 80 mm Polystyrol durch 160 mm Steinwolle. Der Heizwärmebedarf sank um 28 %; das Gebäude erreichte im Nachhaltigkeitsrating eine höhere Einstufung, was langfristige Mietverlängerungen begünstigte.

Premium-Wohnobjekt

Bei einer Dachaufstockung in Grünwald kamen Holzfaser-Außenwände zum Einsatz. Die maximalen Innenraumtemperaturen an heißen Tagen reduzierten sich um 4 K, während der Verkaufspreis pro Quadratmeter den Materialmehraufwand um ein Vielfaches übertraf.

Einzelhandel

Ein Fachmarktzentrum im Landkreis Ebersberg erhielt ein Wärmedämmverbundsystem aus EPS, unterstützt durch mineralische Brandriegel. Die Bestandskonstruktion mit limitierter Zusatzlast wurde eingehalten, und die Laufzeiten der Kälteanlagen reduzierten sich um durchschnittlich fünf Stunden pro Woche.

Montagesysteme und bauteilspezifische Auswahlkriterien

Wandaufbauten im Bestand erfordern ein exakt abgestimmtes System aus Dämmstoff, Befestigung und Oberflächenbeschichtung. Bei klassischen Wärmedämmverbundsystemen kommen Mineralwolle oder EPS in Plattenform zum Einsatz. Die Entscheidung fällt häufig zugunsten der Polystyrolvariante, wenn geringe Auflasten und schnelle Taktzeiten im Vordergrund stehen. Für Fassaden mit hohem Schallschutzbedarf oder anspruchsvoller Brandschutzklasse A1 empfiehlt sich dagegen die nichtbrennbare Steinwolle. Hinterlüftete Vorhangfassaden erlauben eine flexible Materialwahl: Holzfaserplatten oder Zellulosekerne punkten hier mit einer höheren Wärmespeicherkapazität, während Metallkassetten mit Einblas-Mineralwolle überwiegend in Industrieobjekten Verwendung finden.

Im Dachbereich dominieren Aufsparensysteme. Holzfaserprodukte bieten durch ihre Masse einen wirksamen Hitzeschutz, was in Flachdachanbauten und Penthouse-Strukturen entlang der Isar besonders geschätzt wird. Bei inversen Flachdächern sichern druckfeste EPS-Platten mit wasserabweisender Spezialbeschichtung eine langlebige Konstruktion. Eine vorgezogene Windlastberechnung stellt sicher, dass die großformatigen Elemente in den Föhntälern Südbayerns stabil verbleiben.

Tragwerksgrenzen und statische Nachweise

Die Zusatzlast durch Dämmstoffe liegt bei Mineralwolle zwischen 15 – 25 kg/m², bei EPS bei rund 5 – 8 kg/m² und bei Holzfaserplatten je nach Rohdichte bei 18 – 26 kg/m². Für Bestandsfassaden aus den 1970er-Jahren mit schlanken Mauerwerksquerschnitten kann die Differenz entscheidend sein. Ein vereinfachter Nachweis nach DIN 4108-2 reicht nicht mehr aus, sobald die Nutzlastreserven kleiner als 5 % sind. Hier ist ein prüffähiges statisches Gutachten mit Dübelzugversuchen erforderlich. In Kombination mit Dämmstoffdicken über 200 mm empfiehlt sich eine schubsteife Unterkonstruktion aus Aluminiumprofilen, um Setzungen zu vermeiden und Fassadenrisse auszuschließen.

Kostenstruktur über den Lebenszyklus

Eine Vollkostenanalyse unterscheidet Invest, Betrieb, Instandhaltung und Rückbau. Die reinen Materialpreise bewegen sich aktuell (Q2/2024) in München bei 13 – 17 €/m² für EPS 032, 20 – 26 €/m² für Mineralwolle 035 und 25 – 33 €/m² für Holzfaserplatten 039. In der Praxis schlägt jedoch der Montageaufwand stärker zu Buche: Einblasdämmungen senken die Arbeitszeit um bis zu 30 %, während aufwendige Verschraubungen für Hochhausfassaden die Personalkosten erhöhen. Über einen Betrachtungszeitraum von 30 Jahren amortisieren sich Mineralwollsysteme bei Gebäuden mit hoher Geräuschbelastung schneller, da ein zusätzlicher Vorsatzschalenaufbau entfällt. Naturdämmstoffe gewinnen in Projekten mit ESG-Boni, wenn CO₂-Speicherung monetarisiert werden kann oder Kreditinstitute geringere Zinsspreads gewähren.

Bauwerksmonitoring und Betriebseffizienz

Digitale Feuchtesensoren im Wärmedämmverbund helfen, stehende Feuchtigkeit frühzeitig zu detektieren. In einem Pilotprojekt am Mittleren Ring konnten dadurch 12 % Wartungskosten eingespart und Schimmelrisiken vollständig vermieden werden. Kombiniert mit smarten Heizungsstellantrieben lassen sich Regelzonen präzise auf den solaren Zugewinn abstimmen. Mineralwolle reagiert träger auf Temperaturänderungen, weshalb gleitende Regelstrategien vorzuziehen sind. EPS-Fassaden profitieren von schnellerer Aufheizung, erfordern aber strengere Taupunktüberwachung. Holzfaser- und Zelluloseaufbauten halten die Innentemperatur stabil, sodass Nachtlüftungskonzepte wirtschaftlich umsetzbar sind.

Dokumentationspflichten und ESG-Konformität

Für klimaorientierte Finanzierungsmodelle verlangt die EU-Taxonomie eine lückenlose Dokumentation des Primärenergiebedarfs sowie der globalen Erwärmungswirkung der verbauten Produkte. Environmental Product Declarations (EPD) bilden die Basis. Mineralwolle- und EPS-Hersteller bieten EPD-Datensätze nach EN 15804 an; Naturdämmstoffe liefern häufig Zusatzangaben zur Kohlenstoffbindung. Bei öffentlichen Ausschreibungen im Rahmen der Bayerischen Bauordnung reicht ein Verweis auf allgemeine bauaufsichtliche Zulassungen nicht mehr aus. Eine digitale Materialakte, eingebettet in Building Information Modeling, reduziert den Aufwand beim Jahresreport um bis zu 40 Arbeitsstunden und sichert zugleich die Kreislauffähigkeit beim späteren Rückbau.

Ausblick auf kommende Normänderungen

Für 2025 ist eine Novelle der DIN 18559 zur thermischen Sanierung von Bestandsfassaden avisiert. Erwartet wird eine Verschärfung der Mindestanforderungen an die sommerliche Behaglichkeit, was insbesondere leichtere EPS-Aufbauten ohne Zusatzmasse vor neue Herausforderungen stellt. Ebenfalls im Entwurf befindet sich eine Anpassung der Muster-Fassadenrichtlinie, die für Gebäude ab Gebäudeklasse 4 eine durchgängige Brandriegelhöhe von 30 cm fordert. Unternehmen, die jetzt auf Mineralwolle oder schwer entflammbare Naturdämmstoffe setzen, reduzieren das Risiko späterer Nachrüstungen. Ergänzend wird die Förderkulisse der BEG zur Mitte 2024 nochmals angepasst: Zuschüsse sind künftig an digitale Betriebsdatenerfassung gekoppelt, wodurch Monitoring-Lösungen zum wirtschaftlichen Standard werden dürften.

Fazit
Eine belastbare Dämmstoffentscheidung kombiniert bautechnische Eignung, Brandschutz, Lebenszykluskosten und ESG-Konformität. Mineralwolle überzeugt bei hohen Sicherheitsanforderungen und Schallschutz, EPS bei Budget- und Gewichtsbeschränkungen, Naturdämmstoffe bei CO₂-Bilanz und sommerlichem Komfort. Wer frühzeitig Statik, Montageablauf und digitale Dokumentation integriert, minimiert Projektrisiken und maximiert Förderchancen. Unternehmen sollten daher projektbezogen eine Wirtschaftlichkeitsrechnung erstellen, die Material-EPD, Betriebsdaten und kommende Normänderungen einbezieht.

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