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Dachsanierung und Dämmung in Bayern: Handlungsdruck steigt – Wie Gewerbeimmobilien von neuen GEG-Vorgaben profitieren können


Dachsanierung und Dämmung im bayerischen Gewerbebestand

Aktueller Handlungsdruck in München und Oberbayern

Steigende Energiepreise, ambitionierte Klimaziele und ein angespanntes Immobilienumfeld setzen Eigentümerinnen und Eigentümer von Bestandsgebäuden unter Zugzwang. Rund ein Fünftel der Wärmeverluste entweicht über unzureichend gedämmte Dachflächen. Gerade bei Gewerbeimmobilien spiegeln sich diese Verluste unmittelbar in den Betriebskosten wider. Parallel verschärfen das Gebäudeenergiegesetz (GEG) und die EU-Taxonomie ab 2023 die Nachweispflichten für Energieeffizienz. Wer die Vorgaben verfehlt, muss mit höheren CO2-Kosten, Wertabschlägen und geringerer Vermietbarkeit rechnen. Eine technisch sauber geplante Dachsanierung mit Dämmung senkt Transmissionswärme, stabilisiert das Raumklima und verlängert die Lebensdauer der Tragkonstruktion.

Regulatorischer Rahmen und wirtschaftliche Kennzahlen

Gesetzliche Mindestanforderungen

Seit der GEG-Novelle 2024 gilt für neu gedämmte Steildächer ein maximaler U-Wert von 0,14 W/(m²·K). Nichtwohngebäude unterliegen zusätzlich der Energieauditpflicht nach DIN EN 16247, wodurch die lückenlose Dokumentation sämtlicher Sanierungsschritte unabdingbar wird. Bei Aufdach-Photovoltaik sind Lastreserven in Statik und Windlastnachweis nach Eurocode 1 zwingend nachzuweisen, insbesondere in Schneelastzone 2 entlang des Alpenrands.

Förderlandschaft

Die Bundesförderung für effiziente Gebäude unterstützt Einzelmaßnahmen am Dach mit Tilgungszuschüssen von bis zu 15 %. Der Steuerbonus nach § 35c EStG ermöglicht zusätzlich 20 % steuerliche Entlastung verteilt auf drei Jahre. Eine rechtzeitige Beantragung vor Auftragsvergabe ist Voraussetzung für die Inanspruchnahme.

Wirtschaftliche Effekte

  • Die Deutsche Energie-Agentur beziffert das Einsparpotenzial im deutschen Nichtwohngebäudebestand auf rund 15 Mrd. kWh pro Jahr, davon ca. 30 % über Dächer.
  • Eine branchenweite Marktstudie weist für energetisch sanierte Dachflächen Amortisationszeiten von durchschnittlich sieben bis zehn Jahren aus.
  • Im Großraum München erhöhen energieeffiziente Dächer die Vermietungsquote um bis zu 18 %, wie das Immobilien-Barometer 2024 darlegt.

Technische Umsetzungsschwerpunkte

Bestandsanalyse und Planung

Vor jeder Maßnahme stehen Thermografie, Blower-Door-Test und eine Tragwerksprüfung. Ein Lifecycle-Costing über 30 Jahre liefert verlässliche Entscheidungsgrundlagen, da es Bau- und Betriebskosten integriert. Für bayerische Gewerbedächer in der Größenordnung ab 1 000 m² empfiehlt sich eine koordinierte Fördermittelstrategie, um Zins- und Tilgungszuschüsse optimal auszuschöpfen.

Dämmkonzepte und Materialien

Häufig kommt eine hybride Lösung aus Aufsparren- und Zwischensparrendämmung zum Einsatz. Typische Dämmstoffe:

  1. Mineralwolle: λ = 0,032–0,040 W/(m·K), nicht brennbar nach Euroklasse A1.
  2. PIR-Hartschaum: λ ≈ 0,022–0,026 W/(m·K), geringe Aufbauhöhe für niedrige Traufen.
  3. Holzfaserdämmplatten: λ ≈ 0,038–0,042 W/(m·K), hohe Wärmespeicherkapazität für sommerlichen Hitzeschutz.

Aufsparrendeckungen mit 160 mm PIR erreichen U-Werte von 0,12 W/(m²·K) und unterschreiten damit die gesetzlichen Mindestvorgaben. Zur Vermeidung von Tauwasser wird das Glaser-Verfahren nach DIN 4108-3 angewendet. Brandschutzanforderungen richten sich nach DIN 18234, während Qualitätssicherungssysteme gemäß VDI 6200 die Gewährleistungsrisiken minimieren.

Praxisbeispiele aus Oberbayern

  • Bürokomplex in München (Fassadenflächen 6 500 m²): Nach vollflächiger Aufsparrendämmung sanken die Heizkosten um 28 %, die Kühllast reduzierte sich dank gedrosseltem Solareintrag.
  • Denkmalschutzobjekt in Grünwald: Holzfaserdämmplatten verbesserten den sommerlichen Wärmeschutz; Messungen zeigten bis zu 4 °C niedrigere Innenraumtemperaturen während Hitzeperioden.
  • Retail-Park in Freising: Kombination aus Aufsparrendämmung und heller Cool-Roof-Abdichtung senkte die Dachoberflächentemperaturen um bis zu 15 °C, was den Stromverbrauch der Kälteanlagen um 17 % reduzierte.

Eine wärmebrückenarme Ausführung in Kombination mit konsequenter Bauablaufplanung reduziert nicht nur Energieverluste, sondern vermeidet auch Folgeschäden an Tragwerk und Innenausbau.

Bauleitung und Ausführung

In der oberbayerischen Witterung sind kurze Taktzeiten entscheidend. Notabdichtungen schützen offenliegende Dachflächen, während digitale Bautagebücher und Drohnenaufmaße die Abnahmeprozesse beschleunigen. Qualitätssicherung umfasst Stichproben zur Schichtdickenkontrolle, Luftdichtigkeitstests nach DIN EN 13829 sowie Fotodokumentationen für Fördermittel-Audits.

Montage von Photovoltaik und Sekundärsystemen

Eine energetische Dachsanierung eröffnet Synergien für Aufdach-Photovoltaik, Solarthermie und Sekundärschutzsysteme wie Schneefanggitter oder Gründachelemente. In Schneelastzone 2 ist eine Nachrechnung der Sparrenquerschnitte nach DIN EN 1995-1-1 Pflicht, um die zusätzliche Eigen- und Verkehrslast sicher abzutragen. Für Trapezblechdächer wird häufig eine Schienentraverse gewählt, die Lasten direkt in die Unterkonstruktion ableitet. Bei Holztragwerken empfiehlt sich ein flächig lastverteilendes Montagesystem, um punktuelle Kerbspannungen zu vermeiden. Kabelwege und Wechselrichterpositionen sollten in die Brandabschnittsplanung integriert werden, damit die elektrotechnischen Anlagen DIN VDE 0100-712 und DGUV-Richtlinie 203-077 erfüllen.

Entwässerungs- und Luftdichtheitskonzept

Die neue Dämmstoffdicke verändert die Attikahöhe und damit das Gefälle der Entwässerung. In Bayern ist gemäß Art. 37 BayBO sicherzustellen, dass Regenwasser gefahrlos abgeführt wird. Gefällekeile aus Mineralwolle oder PUR sind praxisbewährt; bei Metalldächern kommen vorgefertigte Gefällezargen zum Einsatz. Eine luftdichte Ebene gem. DIN 4108-7 wird meist über eine vollflächig verklebte Dampfbremse erreicht, die Stöße min. 10 cm überlappend und mit systemkonformem Klebeband ausgeführt sein müssen. Leckagen sind nach der Sanierung im Unterdruckverfahren (< 50 Pa) zu prüfen, um den n50-Wert < 1,5 h⁻¹ einzuhalten.

Brandschutz und Versicherungssicht

Gewerbliche Dächer unterliegen der Industriebaurichtlinie sowie den Vorgaben der Sachversicherer. Für PIR-Aufsparrenplatten ist ein FM-Approval oder ein einschlägiges Gutachten nach DIN EN 13501-5 empfehlenswert, um erhöhte Prämienaufschläge zu vermeiden. Abschottungen von Durchdringungen (DN 50–315) sind mit nichtbrennbaren Rohrkragen der Klasse A2 auszuführen. Bei Dächern mit PV-Anlage fordert die Bayerische Brandverhütungsschau einen trennenden Mindestabstand von 1,25 m zu Lichtkuppeln, um Rettungsfenster nutzbar zu halten.

Langzeitmonitoring und Wartung

Moderne Sensorsysteme erfassen Feuchtegehalt, Temperatur und Dachauflast in Echtzeit. Funkbasierte Feuchtemesspunkte melden Auffälligkeiten an die Gebäudeleittechnik und ermöglichen eine präventive Wartung. In Wartungsverträgen werden jährliche Prüfintervalle, Reinigungen der Dachabläufe und stichprobenartige Bauteilöffnungen festgelegt. Eine lückenlose Dokumentation erhöht die Restnutzungsdauer und ist bei Green-Building-Zertifizierungen (DGNB, LEED) verifizierungsrelevant.

Kosten- und Terminsteuerung

Für Flächen ab 5 000 m² hat sich ein zweistufiges Vergabeverfahren bewährt: Zuerst ein präziser Einheitspreis-LV auf Grundlage der ATV DIN 18338/18339, anschließend das Verhandlungsverfahren mit Wertung von Qualitätssicherungsangeboten. Ein BIM-gestützter Terminplan auf Wochenbasis erleichtert das Claim-Management und minimiert Stillstandskosten. Preissteigerungsklauseln gemäß § 313 BGB schützen Auftragnehmer und Auftraggeber vor volatilen Dämmstoffpreisen; die Indexierung erfolgt häufig anhand des Baupreisindex 041.

Zertifizierung und EU-Taxonomie-Konformität

Für institutionelle Eigentümer ist eine Einstufung als „Taxonomy-aligned“ wesentlich. Voraussetzung sind Primärenergieeinsparungen von mindestens 30 % gegenüber dem Referenzzustand sowie der Nachweis des Do-No-Significant-Harm-Prinzips. Eine hochwertige Dämmung verbessert den Energiebedarfsausweis und erleichtert den Zugang zu grünen Finanzierungsprodukten. Zusätzliche Pluspunkte bringen Recycling-fähige Dämmstoffe und ein Rückbaukonzept nach ISO 20887, das in Bayern zunehmend von Banken als Covenants verankert wird.

Qualitätssicherung und Fehlerprävention

Die häufigsten Schadensbilder resultieren aus mangelhaften Anschlüssen an aufgehende Bauteile, ungenügender Befestigung der Abdichtung und fehlender Hinterlüftung von Zwischensparrendämmungen. Eine Checkliste nach VDI 2700 Blatt 15 stellt sicher, dass alle Materialchargen transportsicher angeliefert werden und keine Druckstellen verursachen. Während der Ausführung sind Wärmebildkameras bei jedem Dachabschluss einzusetzen, um Brücken sofort nachzuarbeiten. Abschließend erfolgt ein Abgleich der U-Werte durch In-situ-Messung mittels Heat-Flux-Sensoren.

Nachhaltige Rückbau- und Recyclingstrategien

Dämmstoffe aus Mineralwolle können in Bayern über das Rücknahmesystem „Rockcycle“ oder „URSA-Recycling“ entsorgt werden. Für PIR-Platten existieren inzwischen Closed-Loop-Modelle, die bei sortenreiner Demontage bis zu 95 % Materialrückgewinnung erreichen. Eine vorgezogene Trennung der Schichten reduziert Entsorgungskosten um durchschnittlich 18 €/t und verbessert die Ökobilanz des Gesamtprojekts.

Fazit
Eine fachgerechte Dachsanierung mit abgestimmter Dämmung reduziert Energieverluste signifikant, steigert die Vermietbarkeit und sichert die Taxonomie-Konformität gewerblicher Immobilien in Bayern. Entscheider profitieren von frühzeitiger Bestandsanalyse, detaillierter Kosten- und Terminsteuerung sowie konsequenter Qualitätssicherung über den gesamten Lebenszyklus. Klare Schnittstellen zwischen Tragwerksplanung, Haustechnik und Brandschutz minimieren Risiken und verkürzen die Amortisationszeit.

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