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Dachbegrünung in Bayern: Herbstpflege sichert langfristige Gebäudewerte und reduziert Betriebskosten um bis zu 25%


Dachbegrünung in Bayern: Herbstpflege als Schlüssel zur Bestandserhaltung

Relevanz der Herbstpflege für begrünte Dächer

Die Zahl der Gründächer im Großraum München hat sich laut städtischem Umweltreferat innerhalb einer Dekade mehr als verdoppelt. Parallel verschieben sich klimatische Rahmenbedingungen: längere Dürrephasen, häufigere Starkregen­ereignisse und strengere Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes treffen auf Bestandsdächer, die vor allem im Winter stark beansprucht werden. Eine systematische Pflege im Spätherbst sichert die Wasserretention, minimiert Frostschäden an der Abdichtung und stabilisiert den Wärmedurchgangskoeffizienten zur Heizperiode. Bei großflächigen Gewerbeobjekten lassen sich so bis zu 25 % der saisonalen Betriebskosten einsparen und Gewährleistungsrisiken deutlich reduzieren.

Datenlage, Normen und Förderrahmen

Marktentwicklung in Zahlen

Der Bundesverband GebäudeGrün meldet für das Jahr 2022 rund 9 Mio. m² Neu- oder Nachrüstung von Dachbegrünungen in Deutschland, 65 % davon als Extensivsysteme. In hochverdichteten Regionen wie München steigt der Anteil intensiver Aufbauten mittlerweile auf 40 %, da zusätzliche Nutzungen – beispielsweise PV-Integration oder Aufenthaltsflächen – gefragt sind. Untersuchungsergebnisse der Technischen Universität München beziffern die maximale Regenwasser­speicherung gut gewarteter Systeme auf bis zu 90 l /m²; lokaler Hitzeinseleffekte können um rund 3 °C gemindert werden.

Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen kalkuliert für begrünte Dächer bei regelmäßiger Wartung um etwa 18 % geringere Lebenszykluskosten gegenüber konventionellen Flachdächern. Vernachlässigte Entwässerung oder Durchwurzelung bewirken dagegen ein bis zu vierfaches Instandhaltungsbudget.

Regulatorische Anforderungen und Zuschüsse

Technische Grundlagen liefern die FLL-Richtlinien für Dachbegrünungen, DIN 18531 für Abdichtungen und DIN 4095 für Bauwerksdrainagen. Lastannahmen werden nach Eurocode 1 überprüft. Ein aktueller FLL-Hinweis legt fest, dass Wartungswege auf Gründächern mit Photovoltaik-Gestellen dauerhaft begehbar sein müssen. Förderseitig kombinieren die Bundesförderung für effiziente Gebäude – Einzelmaßnahmen (BEG EM) sowie das städtische Programm „GründachPLUS“ in München Zuschüsse von bis zu 20 % beziehungsweise 50 €/m², sofern festgelegte Retentionswerte nachgewiesen werden. Für Neubauten gilt das Bayerische Klimaschutzgesetz mit teilweiser Begrünungspflicht bei Nichtwohngebäuden.

Planungs- und Finanzierungsprozesse großer Sanierungsvorhaben

Eine Bestandsaufnahme bildet den Auftakt: Sachverständige legen ein Schichtenprotokoll an, entnehmen Kernbohrungen und ermitteln Tragreserven. Daran schließen sich Last- sowie Wasserhaushaltsberechnungen an. Häufig empfiehlt sich eine Teilflächenstrategie, bei der zunächst kritische Zonen – etwa Attiken oder Durchdringungen – saniert werden, um Stillstandzeiten im Betrieb zu begrenzen.

Die Finanzierung wird üblicherweise aus einer Mischung von KfW-Darlehen (Programm 261) und kommunalen Zuschüssen strukturiert. Förderanträge sind vor Vergabe einzureichen; in der Praxis erfolgt dieser Schritt bis spätestens zum Ende des Sommers, damit die Baumaßnahmen im Herbst starten können.

Im Kontext der EU-Taxonomie verlangt die Berichterstattung den Nachweis eines positiven Umweltbeitrags ohne erhebliche Beeinträchtigungen. Bauherren integrieren daher zunehmend Monitoring­systeme, die Feuchte, Temperatur und Abfluss dokumentieren. Die Daten belegen den Wasserrückhalt und erleichtern spätere Due-Diligence-Prüfungen.

Operative Umsetzung und Bauleitung im Herbstfenster

Vegetationspflege

  • Entfernen von Laub, Fremdbewuchs und ungebundenem Saatgut
  • Substratnivellierung und, falls erforderlich, Applikation von Langzeitdüngern
  • Mahd bei Sedumflächen einmal jährlich; Scherrenschnitt oder Mulchgang bei intensiven Aufbauten

Entwässerungskontrolle

Kontrollschächte, Kiesfangleisten und Notüberläufe werden geleert und auf Risse inspiziert. Endoskopische Kamerasysteme erleichtern die Prüfung schwer zugänglicher Attikabereiche. Alle Befunde fließen in das Wartungsprotokoll nach VOB C, um Gewährleistungsfristen gerichtsfest zu dokumentieren.

Dichtheitsprüfung

Elektroimpedante Messtechnik ermöglicht zerstörungsfreie Feuchte­ortung im Millimeterbereich. Punktreparaturen können vor Wintereinbruch durchgeführt werden. Befinden sich PV-Anlagen auf modularen Aufständerungen, lassen sich diese kurzzeitig anheben, um verdeckte Schadstellen zu sanieren, ohne die Technik komplett abzubauen.

Nutzenprofile ausgewählter Immobiliensegmente

Büro- und Verwaltungsgebäude

Studien des Fraunhofer-IBP weisen nach, dass sichtbares Dachgrün die Mitarbeiter­zufriedenheit um bis zu 15 % hebt. In einem Münchner Bürokomplex aus den 1990er-Jahren verbesserte eine Sanierung samt Neubepflanzung die Heizenergie­bilanz binnen eines Jahres um 12 %; die Vermietungsquote stieg von 82 % auf 96 %.

Premium-Wohnimmobilien

Bei einem Penthouse-Ensemble in Grünwald wurde die intensiv begrünte Dachfläche im Rahmen der Herbstpflege mit LED-Lichtbändern und kapillarer Bewässerung nachgerüstet. Der Wasserverbrauch sank um 30 %; der erzielte Verkaufspreis lag 1.500 €/m² über dem regionalen Premiumschnitt.

Gewerbe- und Einzelhandelsflächen

Shopping-Center und großflächiger Einzelhandel stellen erhöhte Anforderungen an Rutschfestigkeit und Traglast. Prüfungen nach DIN 51130 dokumentieren Haftreibwerte, während Flucht- und Rettungswege kontrolliert werden. Ein Center im Münchner Norden verzeichnete nach einer umfassenden Herbstwartung null Haftungsfälle durch Stolpern und spart jährlich rund 180 m³ Abwassergebühren, da die Stadt für nachgewiesene Niederschlags­retention Gebührenerstattungen gewährt.

Die Herbstpflege verbindet bautechnische Sicherung, wirtschaftliche Optimierung und regulatorische Konformität – ein Pflichttermin im Jahreskalender jeder Gebäudeverwaltung.

Qualitätsmanagement und Dokumentation

Ein tragfähiges Qualitätskonzept beginnt mit einer lückenlosen Dokumentation aller Arbeitsschritte. Digitale Bautagebücher erfassen Mengen, Witterungsbedingungen und Fotobelege direkt auf dem Dach. Ergänzend wird ein Wartungszertifikat nach FLL ausgestellt, das Prüfpunkte, Messwerte und etwaige Mängel kategorisiert. Dieser Nachweis ist bei Gewährleistung, Versicherungsschäden oder Fördermittelkontrollen unerlässlich. Projektsteuerer setzen zunehmend auf QR-basierte Systemetiketten an Dachzugängen, um Prüflogiken und Wartungsintervalle automatisiert abzurufen.

Risikomanagement und Arbeitsschutz

Die Kombination aus Nässe, Laub und herbstlichen Windlasten erhöht das Unfallpotenzial. Eine Gefährdungsbeurteilung gemäß DGUV Regel 101-013 legt verbindliche Vorgaben für Absturzsicherung, Verkehrssicherung und persönliche Schutzausrüstung fest. Permanente Sekuranten oder Schienensysteme erleichtern wiederkehrende Inspektionen und werden bei Sanierungen bevorzugt nachgerüstet, da temporäre Geländer den Bauablauf verzögern und höhere Folgekosten verursachen. Für Gewerbedächer mit Publikumsverkehr schreibt die Bayerische Bauordnung absturzsichere Bereiche von mindestens 3 m ab Attikakante vor.

Digitale Sensorik und Betriebskontrolle

IoT-fähige Sensoren mit LoRaWAN-Funk standardisieren Feuchte-, Temperatur- und Rückstauindikatoren in 15-Minuten-Intervallen. Die Daten fließen in cloudbasierte Dashboards, die bei definierten Schwellenwerten automatische Wartungsaufträge an Facility-Dienstleister auslösen. In einem Logistikpark südlich von München verringerte dieses System die Vor-Ort-Kontrollen um 40 % und verkürzte die Reaktionszeit bei verstopften Notüberläufen von durchschnittlich vier Tagen auf unter zwölf Stunden.

Materialauswahl und Ersatzteilstrategie

Für Nachsaaten und Substratergänzungen werden regional zertifizierte Sedum-Mischungen eingesetzt, um Frost-/Tau-Wechseln in der Alpenvorlandzone standzuhalten. Filtervliese der Klasse S-FLL 300 g/m² bieten ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Wasserdurchlass und Feinpartikelrückhalt. Bei Kiesfangleisten empfiehlt sich verzinkter Stahl mit Pulverbeschichtung ≥ 120 µm, um den Korrosionsschutz über die reguläre Nutzungsdauer von 30 Jahren zu gewährleisten. Ersatzteile wie Kontrollschachtdichtungen werden chargenrein gelagert, um bei Beanstandungen eine lückenlose Rückverfolgbarkeit zu sichern.

Ausschreibung und Vergabepraxis

Leistungsverzeichnisse orientieren sich an STLB-BauZ und integrieren Positionsnummern für Pflegegänge, Dichtheitsprüfungen sowie Datenschnittstellen zu CAFM-Systemen. Öffentliche Auftraggeber in Bayern setzen verstärkt auf funktionale Leistungsbeschreibungen mit Pauschalvergütung für fünf Jahre Pflege. Dadurch wandert das Kosten- und Terminrisiko stärker auf den Bieter, was präzise Mengen- und Leistungsansätze im Angebotsstadium erfordert. Ein frühzeitiger Abgleich mit Förderauflagen verhindert Nachträge.

Wirtschaftlichkeitsberechnung und ROI

Bei Anlagen ab 1 000 m² empfiehlt sich eine dynamische Kapitalwertanalyse. Dabei werden Investitionsmehrkosten der Herbstpflege gegen Einsparungen aus verlängerten Sanierungszyklen, reduzierten Heiz- bzw. Kühlkosten und geringeren Niederschlagsgebühren gestellt. Projektdaten aus fünf Münchner Referenzobjekten zeigen Amortisationszeiten zwischen 4,8 und 6,3 Jahren. Sensitivitätsrechnungen belegen, dass die Entsorgungs- und Austauschkosten der Abdichtung bei fehlender Pflege den Barwert um bis zu 35 €/m² verschlechtern.

Häufige Fehlerquellen und Präventionsmaßnahmen

Die praxisrelevanten Schadensbilder lassen sich auf wenige Hauptursachen zurückführen: fehlende Wurzelbarrieren, unzureichende Notentwässerung, Fehleinschätzungen der Eigenlast nach Substratdurchfeuchtung und falsche Dachgefälleausbildung. Präventiv wirken systematische Probewässerungen mit Lastmessung, regelmäßige Drainagereinigungen und ein statisches Re-Assessment nach zehn Betriebsjahren. Durch diesen Maßnahmenkatalog sank die Zahl der frostbedingten Undichtigkeiten in einem Immobilienportfolio mit 47 000 m² Dachfläche von neun auf zwei Fälle pro Saison.

Serviceverträge und Lebenszyklusstrategie

Dienstleistungsverträge werden idealerweise als Kombimodell aus Grundpauschale und Leistungsabhängigkeit strukturiert. Die Grundpauschale deckt zwei Pflichtpflegen pro Jahr, während Sonderleistungen – etwa Sturm- oder Hagelinspektionen – per Einheitspreis abgerechnet werden. KPI-basierte Service Level wie Reaktionszeit ≤ 24 h oder Verfügbarkeit ≥ 99 % schaffen klare Erwartungen. Auf Basis eines 15-Jahres-Planes werden Rückstellungen gebildet, welche die prognostizierten Kosten für Filterschichttausch, Substrataufdopplung und Abdichtungserneuerung beinhalten.

Fazit
Eine konsequent gesteuerte Herbstpflege sichert die technische Substanz, reduziert Betriebskosten und erfüllt zugleich die steigenden Umwelt- und Berichtspflichten. Bauherren und Betreiber in Bayern profitieren, wenn sie Qualitätsmanagement, digitale Sensorik und risikoorientierte Serviceverträge frühzeitig verknüpfen. Wer so vorgeht, erhöht die Lebensdauer der Dachbegrünung signifikant und schafft nachweisbaren Mehrwert für Nutzer, Investoren und Umwelt.

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