Brandschutz energetische Sanierung: Rechtliche Grundlagen und Planungsparameter
Regulatorischer Rahmen in Bayern
In Bayern greifen bei jeder energetischen Sanierung mehrere Vorschriften ineinander. Ausgangspunkt ist das Gebäudeenergiegesetz, das Mindestwerte für Primärenergiebedarf und U-Werte definiert. Parallel dazu legt die Bayerische Bauordnung fest, welche Feuerwiderstandsklassen die tragenden und raumabschließenden Bauteile erreichen müssen. Für WDVS Dämmung Brandschutz sind darüber hinaus die DIN 4102 beziehungsweise DIN EN 13501-1 maßgeblich. Sie ordnen Baustoffe von A1 (nicht brennbar) bis F (leicht entflammbar) ein. Entscheidend ist, wie die Dämmstoffe in die fünf bayerischen Gebäudeklassen fallen. Ab GK 4 schreibt die BayBO Brandriegel aus nicht brennbaren Materialien vor. Ergänzend regelt die Muster-Leitungsanlagen-Richtlinie, wie Leitungen durch Wände geführt werden dürfen, ohne die Abschottung zu schwächen.
Zuwendungen der Kreditanstalt für Wiederaufbau oder der Bundesförderung für effiziente Gebäude sind an dieselben Schutzziele geknüpft. Fördergeber erkennen Nachweise nur an, wenn sie sowohl die energetische Kennziffer als auch den Brandschutz WDVS bestätigen. Unternehmer, die die Prüfberichte zeitgleich einreichen, verkürzen die Bearbeitungsdauer bei KfW und Regierung von Oberbayern spürbar.
Interdependenzen zwischen Wärmedämmung und Feuerwiderstand
Jede zusätzliche Dämmlage verändert die thermischen und die brandschutztechnischen Eigenschaften einer Außenwand. Ein Polystyrol-WDVS mit 160 mm Dicke halbiert zwar den Transmissionswärmeverlust, erhöht jedoch die brennbare Masse an der Fassade erheblich. Das führt zu strengeren Anforderungen an Brandriegel, Sturzbereiche und Geschossübergänge. Mineralische Systeme reduzieren die Brandlast, besitzen aber ein höheres Flächengewicht und können so die zulässige Lastreserve älterer Verankerungen überschreiten. Das statische Gutachten muss daher stets parallel zur Brandschutzprüfung erfolgen.
Für Entscheider in München bedeutet das: Betriebsunterbrechungen lassen sich nur minimieren, wenn Fachplaner Energie und Brandschutz in einem gemeinsamen BIM-Modell abbilden. Das Modell zeigt früh Kollisionen, etwa wenn die Leitungsführung einer Luft-Wasser-Wärmepumpe einen notwendigen Brandabschnitt quert. So können Brandschutzklappen oder alternative Routen schon in der Entwurfsphase hinterlegt werden, anstatt sie auf der Baustelle kostenintensiv nachzurüsten.
Auswahlkriterien für Dämmstoffe
- Thermische Leitfähigkeit λ ≤ 0,035 W/(m·K)
- Baustoffklasse mindestens B1 für Gebäudeklasse 3, ab GK 4 A2 oder höher
- Diffusionswiderstand in Verbindung mit bestehender Dampfsperre
- Zulassung nach Allgemeinen Bauartgenehmigungen oder Europäisch Technischer Bewertung
Die Gewichtung der Kriterien variiert je nach Nutzung. Ein Hotel in der Münchner Altstadt priorisiert Schallschutz und Evakuierungszeiten, während ein Logistikzentrum in Hallbergmoos brandschutztechnisch vor allem den Einfluss von PV-Anlagen auf dem Dach adressiert.
Planungsprozess und Dokumentation
Brandschutz energetische Sanierung erfordert eine phasenbezogene Dokumentation. In der Vorplanung erstellt der Fachplaner ein Brandschutzkonzept gemäß Art. 62 BayBO. Dieses Konzept definiert die erforderliche Feuerwiderstandsdauer der Bauteile, Fluchtweglängen sowie die Installation von Rauchabzugs- und Löschanlagen. Während der Ausführungsplanung werden Details zu Anschlussfugen, Befestigungspunkten und Dämmstoffdicken zeichnerisch fixiert. Alle Änderungen an der TGA fließen als Revisionsunterlagen in die sogenannte Bauakte ein, die bei einer behördlichen Abnahme vorgelegt werden muss.
Facility-Manager mit ISO 55001-Pflichtenstandards sollten die digitalen Bautagebücher direkt in ihr Asset-Management-System integrieren. Das ermöglicht einen durchgängigen Nachweis gegenüber Versicherern und verkürzt die Schadensregulierung, falls es trotz aller Vorsorge zu einem Brandereignis kommt. Steuerrechtlich lassen sich die Aufwendungen für Dokumentation als Betriebsausgaben ansetzen, sofern sie Bestandteil des Instandhaltungsprozesses sind.
Kontrollpunkte während der Bauphase
- Eingangskontrolle der Baustoffe auf Ü-Kennzeichen oder CE-Kennzeichnung
- Stichprobenhafte Prüfung der Brandriegelbreite und des Versatzes an Gebäudeecken
- Thermografische Aufnahme zur Detektion von Hohlstellen vor Armierungsputz
- Abschlusstest der Leitungsabschottungen mittels Rauchgasinhalt-Messung
Werden Abweichungen festgestellt, kann die Bauleitung Korrekturen sofort beauftragen. Verzögerungen durch nachträgliche Öffnungen der fertigen Fassade lassen sich so vermeiden, und der Terminplan bleibt stabil.
Ansprechpartner und Unterstützung
Sobald erste Energie- oder Brandschutzkennwerte vorliegen, erstellen wir bei BETSA ein modular aufgebautes Angebot. Darin sind Leistungsbilder für Bestandsaufnahme, Konzept, Fachplanung und Bauleitung getrennt ausgewiesen, sodass Budget und Verantwortlichkeiten klar bleiben. Nutzen Sie das Anfrageformular von BETSA, um Unterlagen hochzuladen und einen festen Beratungstermin zu erhalten.
Ausführungsvarianten für Bestandsfassaden
Bei Mehrfamilienhäusern aus den 1970er-Jahren empfiehlt sich häufig ein zweischichtiger Aufbau: außen ein nichtbrennbarer Mineralwollestriegel zur Erfüllung des Brandschutz WDVS, innen eine Hochleistungsplatte aus resolharzgebundenem Schaum zur Einhaltung der geforderten U-Werte. Das System reduziert die Gesamtdicke, hält die Lasten gering und erreicht Baustoffklasse A2. In innerstädtischen Blockrandgebäuden mit Klinkervorsatz wird dagegen gerne ein hinterlüftetes Vorhangfassadensystem eingesetzt. Hier lassen sich Brandriegel als durchgehende Lamellen integrieren, ohne die Optik zu beeinträchtigen. Beide Varianten sind in Bayern über Allgemeine Bauartgenehmigungen abgedeckt, verlangen jedoch eine objektbezogene Zustimmung der unteren Bauaufsicht, wenn Leitungsdurchführungen größer als 50 mm anfallen.
Einbindung technischer Anlagen
Luft-Wasser-Wärmepumpen, Photovoltaik-Strings oder Ladeinfrastruktur erhöhen die Durchdringungsdichte der Hüllfläche. Jede Kernbohrung muss sowohl energetisch als auch brandschutztechnisch bewertet werden. Praxis in München ist der Einsatz vorgefertigter Abschotthülsen, die werkseitig den Feuerwiderstand EI 90 nachweisen. Nach der Montage wird der Ringspalt mit mineralischem Mörtel vergossen, womit die Forderungen der BayBO und der DIN 4102 für WDVS Dämmung Brandschutz erfüllt sind. Eine nachträgliche Abdichtung mit PU-Schaum ist unzulässig und führt regelmäßig zu Beanstandungen durch Prüfingenieure.
Nachweisführung gegenüber Sachversicherern
Versicherer erwarten für Gewerbeobjekte in Gebäudeklasse 4 und 5 ein erweitertes Brandschutz energetische Sanierung-Protokoll. Dieses umfasst neben statischen Gutachten eine Dokumentation der ausführenden Firmen, Chargennummern der Dämmstoffe sowie thermografische Aufnahmen vor Schlussbeschichtung. Bei Beachtung dieser Anforderungen sinken Prämien für Betriebsunterbrechungsversicherungen um bis zu 12 %. In Bayern akzeptieren die meisten Versicherer digitale Protokolle im GAEB-XML-Format, sofern sie mit qualifizierter elektronischer Signatur versehen sind.
Lebenszykluskosten und Wirtschaftlichkeit
Nicht brennbare Systeme liegen in der Erstinvestition etwa 20 % über EPS-Varianten. Rechnet man jedoch die jährliche Differenz bei Versicherungsprämien, den Wegfall zusätzlicher Brandriegel und die längere erwartete Nutzungsdauer von 40 Jahren ein, verschiebt sich der Kapitalwert häufig zugunsten mineralischer Lösungen. Förderprogramme der Regierung von Oberbayern gewähren darüber hinaus einen Bonus von 5 €/m², wenn das WDVS nachweislich die Baustoffklasse A1 erreicht.
Typische Fehlerquellen und Risikominimierung
• Unzureichende Verdübelung in Altfassaden mit Hohlkammerziegeln führt zu schleichenden Setzungen und Rissbildung in Armierungslagen.
• Fehlender Brandschutzsockel bei Perimeterdämmungen begünstigt Brandfortschritt über Lichtschächte.
• Nicht abgestimmte Fugendichtstoffe an Fensteranschlüssen verlieren bei Brand ihre Elastizität und erzeugen Rauchdurchtritt.
Empfehlung: Vor dem Putzauftrag eine baubegleitende Sichtprüfung durch den vereidigten Sachverständigen veranlassen; Kostenpunkt etwa 1 €/m² Fassadenfläche und gut investierte Präventionsmaßnahme.
Digitale Prüfroutinen für kommunale Liegenschaften
Landkreise und Städte setzen vermehrt auf BIM-basierte Abnahmeprozesse. In der Modellkoordination werden die Brandschutz-Parameter jeder Bauteilschicht mit den energetischen Kennwerten verknüpft. Ein Ampel-Dashboard zeigt Echtzeit-Konformität zu BayBO und Gebäudeenergiegesetz. Für Schulen im Großraum München konnten so Bauzeiten um drei Wochen verkürzt werden, weil Nachträge frühzeitig identifiziert wurden. Die Methode eignet sich gleichermaßen für private Investoren, da die Mehrkosten für das Modell zu weniger als zwei Prozent der Gesamtsumme betragen.
Fazit
Mineralische oder hybride Systeme bieten langfristig das beste Verhältnis aus Energieeffizienz, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit. Entscheider sollten frühe integrale Planung, sauber dokumentierte Durchdringungen und BIM-gestützte Qualitätskontrollen fest in ihr Pflichtenheft aufnehmen. Wer darüber hinaus alle Nachweise gebündelt zur Abnahme vorlegt, beschleunigt Förderbescheide und reduziert Versicherungsprämien nachhaltig.
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