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Nachhaltig heizen in Bayern: So senken Holzpellets und Hackschnitzel die Energiekosten und erfüllen neue gesetzliche Vorgaben


Biomasse Heizung im Großprojekt: Holzpellets versus Hackschnitzel

Regulatorische und wirtschaftliche Ausgangslage

Steigende Beschaffungskosten für Gas und Öl, ein wachsender CO2-Preis sowie verschärfte Vorgaben der EU-Taxonomie prägen derzeit die Investitionsentscheidungen im Großraum München. Das Gebäudeenergiegesetz fordert ab 2025 bei neuen Anlagen einen Anteil von mindestens 65 % erneuerbarer Energie. Damit rücken Holzpellets und Hackschnitzel als biogene Brennstoffe in den Fokus von Bauträgern, Bestandshaltern und kommunalen Auftraggebern.

Grundprinzip und Wirkungsgradkriterien

Holzbasierte Biomasse Heizungssysteme arbeiten nach einem identischen Schema: Brennstoff wird im Kessel oxidiert, Wärme gelangt über einen Wärmetauscher in einen Puffer und versorgt anschließende Heizkreise. Effizienz und Betriebskosten hängen maßgeblich von Brennstoffqualität, Regelungstechnik, Lagerkonzept und Entaschung ab.

Pelletanlagen

Pellets bestehen aus getrockneten Sägespänen, die unter hohem Druck zu zylindrischen Presslingen verdichtet werden. Der Brennwert liegt stabil bei rund 4,8 kWh/kg. Aktuelle Kesselbaureihen erreichen Normnutzungsgrade bis 94 %. Da Pellets ein standardisiertes Schüttgut sind, lassen sie sich automatisiert fördern und exakt dosieren.

  • Lagerraumbedarf: etwa 0,9 m³ pro kW Heizlast
  • Ascheanfall: ca. 0,3 % der Einsatzmasse
  • Typische Austragung: Saug- oder Schneckensysteme mit integriertem Staubabscheider

Hackschnitzelanlagen

Hackschnitzel werden aus Waldrestholz, Landschaftspflegeholz oder Industrieabfällen hergestellt. Die Heizwerte variieren zwischen 3,2 – 4,2 kWh/kg, abhängig von der Restfeuchte. Moderne Feuerungen kompensieren diesen Schwankungsbereich mit Lambdasonden und Frequenzregelungen. Der Normnutzungsgrad liegt bei 88 – 91 % und damit etwas unter Pellets; dafür sind die spezifischen Brennstoffkosten in Süddeutschland um 15 – 25 % niedriger.

  • Lagerraumbedarf: rund 2 m³ pro kW Heizlast
  • Ascheanfall: etwa 1 % der Einsatzmasse
  • Typische Austragung: Kratzboden, Schubboden oder Schwerlastschnecke

Marktkennzahlen und Preisentwicklung

Der deutsche Pelletabsatz erreichte 2023 laut Branchenverbänden 3,6 Mio. t und legte damit um 11 % gegenüber dem Vorjahr zu. Gewerbliche Feuerungen über 50 kW wuchsen um rund 8 %. Hackschnitzel wurden im Fünfjahresmittel für 4,2 ct/kWh verkauft; Pellets lagen im selben Zeitraum bei durchschnittlich 5,5 ct/kWh. Regionale Lieferketten und langfristige Lieferverträge beeinflussen die Projektrentabilität deutlich.

Förderkulisse

Für Biomasse Heizungen stehen mehrere Zuschuss- und Kreditprogramme zur Verfügung. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle bezuschusst den Austausch fossiler Anlagen mit bis zu 55 % der förderfähigen Kosten. Kombinierte Kraft-Wärme-Kopplung mit ORC-Modul kann zusätzliche Boni von bis zu 10 % generieren. Bayern unterstützt über das Programm „BioKlima“ Machbarkeitsstudien und ergänzende Planungsleistungen.

Projektierung bei Investitionen im sechs- bis siebenstelligen Bereich

Leistungsbemessung

Die Auslegung beginnt mit einer detaillierten Lastganganalyse. Praxisdaten zeigen, dass Reservefaktoren in Altanlagen häufig zu hoch bemessen wurden. Simulationsgestützte Berechnungen reduzieren die Kesselleistung, senken Kapitalkosten und verkleinern den Lagerraum.

Finanzierungsstruktur

Ein typischer Finanzierungsmix für größere Anlagen kombiniert KfW-Kredit 263 (zinsvergünstigt) mit BAFA-Zuschüssen. Die Förderanträge sind vor Auftragserteilung einzureichen; nachträgliche Antragstellungen sind ausgeschlossen.

Baulogistik und Genehmigungen

  • Pelletanlagen ≥ 200 kW: Einblasstutzen mit rückstaubarer Absaugleitung und Staubfilter, um Immissionsschutzvorgaben einzuhalten.
  • Hackschnitzelanlagen: LKW-Abladestelle von mindestens 4 × 8 m, witterungsgeschützt; Bunkerwände erfordern in der Regel Ortbeton.
  • Abgasreinigung: Bei Anlagen in dicht besiedelten Quartieren sind Zyklonabscheider oder Elektrofilter vorzusehen, um Feinstaubgrenzwerte nach § 19a BImSchG einzuhalten.

Beispielhafte Einsatzfelder

Büro- und Verwaltungsgebäude

Eine Münchner Bestandsimmobilie mit 6 000 m² oberirdischer Nutzfläche ersetzte zwei Ölkessel (je 350 kW) durch zwei Pelletkessel à 180 kW und einen 15 m³-Schichtenspeicher. Der spezifische Endenergieverbrauch sank um 38 %, die CO2-Emissionen um 72 t pro Jahr.

Wohnobjekte im Premiumsegment

Ein Einfamilienhaus am Starnberger See setzt auf eine 70 kW Pelletheizung kombiniert mit Solarthermie. Das System deckt den gesamten Wärmebedarf und erzeugt rund 40 % des Warmwassers sommerdominant. Schalldämmhauben und flexible Saugleitungen sichern den geforderten Komfortstandard.

Einzelhandel und Nahwärme

Ein Lebensmittelhändler gruppierte fünf Filialen mit insgesamt 5 000 m² über ein Nahwärmenetz. Eine Hackschnitzelheizung mit 500 kW thermischer Leistung versorgt die Liegenschaften, wobei Restholz aus der eigenen Logistik rund 15 % des Brennstoffs stellt. Die langfristige Preisstabilität erleichtert die Kostenplanung und erfüllt die ESG-Vorgaben von Retail-Mietern.

Betriebskosten über den Lebenszyklus

Die Gesamtkosten einer Biomasse Heizung lassen sich in Kapitaldienst, Brennstoff, Wartung sowie Rückstellungen für Austauschkomponenten gliedern. In baupraktischen Wirtschaftlichkeitsrechnungen dominieren die Brennstoffaufwendungen mit rund 55 % der Vollkosten. Für Pellets werden im Großraum München aktuell 270 – 310 €/t kalkuliert, für lufttrockene Hackschnitzel 80 – 110 €/t. Berücksichtigt man den unterschiedlichen Heizwert, ergeben sich spezifische Wärmegestehungskosten von 5,4 – 6,1 ct/kWh (Pellets) beziehungsweise 3,6 – 4,5 ct/kWh (Hackschnitzel). Geringere Investitionssummen und niedrigere Ascheentsorgungskosten können den Pellet-Nachteil teilweise kompensieren, doch in Lastprofilen mit mehr als 2 500 Vollbenutzungsstunden pro Jahr ist die Hackschnitzelvariante in der Regel wirtschaftlicher.

Für Vollkostenvergleiche empfiehlt sich eine Net Present Value-Betrachtung über mindestens 15 Jahre. Hier zeigt sich, dass die Sensitivität auf Brennstoffpreissteigerungen doppelt so hoch ist wie auf Zinsänderungen. Festpreisverträge oder Indexklauseln mit regionalen Forstbetrieben sichern somit die Rendite ab.

Brennstofflogistik und Qualitätsmanagement

Die Logistikkette beginnt mit der Brennstoffklassifizierung. Für Pellets hat sich ENplus A1 etabliert; bei Hackschnitzeln erlaubt die ISO 17225-4 die Qualitätssicherung nach Wassergehalt, Stückigkeit und Ascheanteil. Bauherren sollten diese Normwerte bereits in den Lieferverträgen verbindlich festschreiben, um Kesselstörungen und Mehrkosten durch Nachsiebung zu vermeiden.

Beim Lagerkonzept gilt: Pellets werden bevorzugt eingeblasen, wodurch sich Lieferintervalle planbar halten lassen. Hackschnitzel benötigen Kipp- oder Schubbodenfahrzeuge; im Winterhalbjahr sollten Lieferfenster werktags vor 16 Uhr liegen, um die Lärmschutzauflagen der Landeshauptstadt München einzuhalten. Für Anlagen über 400 kW empfiehlt sich eine redundante Lageraufteilung auf zwei Bunker, um bei Wartungsarbeiten die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

Emissions- und Umweltmanagement

Die 1. BImSchV schreibt für Biomasseanlagen Abgasgrenzwerte von 20 mg/m³ Staub (Pellets) beziehungsweise 30 mg/m³ (Hackschnitzel) im Normzustand vor. Bei dichter Bebauung fordern Genehmigungsbehörden zunehmend Werte unterhalb dieser Schwellen. Zyklon- oder Elektrofilter reduzieren den Partikelaustrag auf unter 10 mg/m³ und lassen sich modular nachrüsten.

Eine verantwortungsvolle Projektsteuerung inkludiert außerdem das CO2-Monitoring. Obwohl beide Brennstoffe bilanziell CO2-neutral gelten, erwartet die EU-Taxonomie eine Dokumentation der Herkunft. In Bayern akzeptieren Förderstellen PEFC- oder FSC-Zertifikate als Nachweis.

Instandhaltung und Verfügbarkeitsgarantie

Der Wartungsaufwand bemisst sich nach Ascheanfall, Betriebsstunden und Verschleiß der Austragungstechnik. Bei Pellets genügen in der Praxis zwei turnusmäßige Serviceeinsätze pro Jahr. Hackschnitzelanlagen erfordern je nach Brennstoffqualität drei bis vier Einsätze plus eine jährliche Kesselschau durch einen Sachverständigen.

Für Objekte mit kritischer Wärmeversorgung, etwa Kliniken oder Rechenzentren, etablieren sich Service Level Agreements mit garantierten Reaktionszeiten von vier Stunden. Eine solche Vereinbarung verteuert die jährlichen Betriebskosten um etwa 2 %, erhöht aber nachweislich die Anlagenverfügbarkeit auf über 98 %.

Digitalisierung und Monitoring

Moderne Steuerungen verknüpfen Brenner, Pufferspeicher und Hydraulik über BACnet oder Modbus. Datenpunkte wie Kesseltemperatur, Sauerstoffgehalt oder Austragungsstromaufnahme werden in Echtzeit erfasst. Ein cloudbasiertes Dashboard erlaubt dem Facility Management, Trendanalysen zu fahren, Brennstoffanlieferungen zu prognostizieren und Frühwarnungen für Störungen zu erhalten.

In Sanierungsprojekten reduziert diese Transparenz den Energieverbrauch um zusätzliche 3 – 5 %, da Stillstandsverluste sichtbar werden. Gleichzeitig erleichtert das Monitoring die Berichtspflichten nach der Corporate Sustainability Reporting Directive, welche größere Unternehmen ab 2025 trifft.

Praxistipps für Ausschreibung und Vergabe

1. Vorgabe einer bedarfsgeführten Leistungsmodulation von mindestens 1:5, um Teillastverluste zu minimieren.
2. Aufnahme von Referenzprojekten des Bieters im Leistungsbereich ±20 % der geplanten Kesselleistung.
3. Festlegung eines Abnahmeprotokolls, das die Einhaltung der Einfahr- und Emissionswerte nach drei Monaten Betriebszeit überprüft.
4. Integration einer Schulung für betriebliches Personal mit Fokus auf Brandschutz und Brennstoffhandling, dokumentiert im Wartungshandbuch.
5. Berücksichtigung der Entsorgungskosten für Asche gemäß AVV 10 01 01 (Holzasche) bereits in der Kalkulation, um spätere Nachträge zu vermeiden.

Ausblick auf regulatorische Entwicklungen

Die Novellierung der BImSchV sieht ab 2028 einen strengeren Staubgrenzwert von 15 mg/m³ für alle Biomasseanlagen vor. Zudem diskutiert das Bayerische Umweltministerium eine Pflicht zur Wärmenetzfähigkeit für Anlagen über 500 kW, um die quartiersbezogene Abwärmenutzung zu fördern. Projektentwickler sollten diese Trends frühzeitig in ihre Planung einbeziehen, um teure Umrüstungen zu vermeiden.

Fazit: Holzpellets und Hackschnitzel bieten etablierte Wege, den 65 %-Erneuerbaren-Anteil sicher zu erreichen. Entscheidend für die Wirtschaftlichkeit sind eine realistische Lastprofilanalyse, qualitätssichere Brennstofflieferungen und ein vorausschauendes Instandhaltungskonzept. Wer frühzeitig Emissionsgrenzen und digitale Monitoringanforderungen berücksichtigt, minimiert Projektrisiken und sichert sich langfristig stabile Wärmegestehungskosten.

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