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Wintergärten in Bayern: Effiziente Energiespeicher für Neubau- und Sanierungsprojekte dank neuer Gesetze und Fördermöglichkeiten


Wintergärten als Energiespeicher: Effizienzpotenziale für hochwertige Sanierungs- und Neubauprojekte

Energiepolitischer Kontext und Marktimpulse

Wintergärten dienen längst nicht mehr nur der architektonischen Aufwertung. Im Großraum München rücken sie zunehmend als solarer Wärmepuffer in den Fokus, weil mehrere Entwicklungen den Druck auf den Gebäudesektor erhöhen. Zum einen verschärfen EU-Taxonomie und Klimaschutzgesetz die CO2-Grenzen; zum anderen prognostiziert die Bundesnetzagentur Strom- und Gaspreise, die bis 2030 rund 40 Prozent über dem Niveau von 2020 liegen. Parallel wächst der Einfluss von ESG-Kriterien auf Finanzierungsentscheidungen. Immobilien, die nachweislich erneuerbare Energiequellen integrieren, erzielen bessere Ratings und geringere Kapital­kosten. Ein wintergartengestütztes Speicherkonzept bietet hier eine Möglichkeit, Energiegewinne zu realisieren, ohne vermietbare Fläche zu verlieren.

Normative Grundlagen und Förderrahmen

Technische Mindeststandards

  • Gebäudeenergiegesetz (GEG) 2024: Wintergartenflächen über 15 m² müssen den Effizienzhaus-Standard des Hauptgebäudes erfüllen.
  • U-Werte: Verglasung maximal 0,90 W/(m²·K); Rahmen maximal 1,30 W/(m²·K).
  • Sommerlicher Wärmeschutz: Nach DIN 4108-2 sind Übertemperaturen rechnerisch zu begrenzen; automatisierte Verschattung wird faktisch vorausgesetzt.

Fördermöglichkeiten

Die Bundesförderung für effiziente Gebäude – Einzelmaßnahmen honoriert hochwärmedämmende Verglasung mit Zuschüssen bis zu 12,5 Prozent der förderfähigen Investition. Bayernweit ergänzt die LfA Förderbank zinsgünstige Darlehen für CO2-arme Gewerbeimmobilien, sofern ein Gutachten die Speicherwirkung des Wintergartens belegt.

Aktuelle Kennzahlen aus Feldstudien

Hochschule München (2023): Heizwärmebedarf in 42 Bürogebäuden sank nach Wintergartennachrüstung im Mittel um 18 Prozent; Übertemperatur im Sommer stieg ohne aktive Kühlung nur um 1,2 Kelvin.

Weitere Untersuchungen der TU Dresden weisen solare Deckungsanteile von bis zu 35 Prozent an der Warmwasserbereitung nach, wenn Luft- und Wasserspeichersysteme kombiniert werden.

Simulationsgestützte Planung und Wirtschaftlichkeitsbetrachtung

Dynamische Modellierung

Software wie TRNSYS oder DesignBuilder bildet solare Gewinne, Verschattung, Nutzerprofile und thermische Masse ab. Auf Basis der Simulation werden Speicherkapazitäten, Lastverschiebung und Amortisationszeiten ermittelt. Für gewerbliche Projekte hat sich eine 40-jährige Cash-flow-Analyse bewährt, da die Glasfassade eine Lebensdauer von mindestens vier Jahrzehnten erreicht.

Kombination mit aktivierten Bauteilen

Die Kopplung eines Wintergartens mit thermischer Bauteilaktivierung erhöht die nutzbare Speicherzeit. Betonkerndecken übernehmen Überschusswärme und geben sie zeitversetzt ab. Laut Fraunhofer IBP amortisieren sich die etwa vierprozentigen Mehrkosten der Bausumme in durchschnittlich sieben Jahren.

Ausführungsdetails: Luftdichtheit, Beschattung, Schnittstellen

  1. Luftdichtheit: Eine Blower-Door-Messung sollte vor dem Innenausbau eine Luftwechselrate n50 von höchstens 1,0 h⁻¹ ausweisen, um Konvek­tionsverluste zu vermeiden.
  2. Beschattung: Wettergeführte Lamellensysteme verhindern Überhitzung und sichern dennoch ausreichende solar­thermische Gewinne in der Heizperiode.
  3. Technische Schnittstellen: Pufferspeicher und Wärmepumpe benötigen abgestimmte Vorlauftemperaturen. Im bayerischen Klimaraum bewähren sich Sole-Wärmepumpen mit 25 bis 30 °C Vorlauf, versorgt über Luft-Sole-Wärmetauscher, die die vom Wintergarten erwärmte Luft nutzen.

Praxiswerte aus unterschiedlichen Gebäudetypen

Büro- und Forschungsgebäude

Ein Münchner Technologiecampus (Baujahr 1995) realisierte 2022 einen 280 m² großen Wintergarten. Der Heizenergiebedarf sank jährlich um 95 MWh, die CO2-Emissionen um 24 t. Die erzielte Mietsteigerung von 1,90 €/m² kürzte die Pay-back-Zeit auf unter neun Jahre. Das DGNB-Zertifikat stieg von Bronze auf Silber.

Luxuswohnimmobilien

Bei einer Villa am Starnberger See ersetzte BETSA eine Holz­konstruktion durch ein hochisoliertes Aluminium-System mit Dreifachverglasung und latentwärmefähigen Phasenwechsel­materialien. Im ersten Betriebswinter reduzierte sich der Heizenergiebedarf um 28 Prozent, während die bewohnbare Fläche um 35 m² zunahm.

Gewerbe- und Einzelhandel

Ein Premium-Autohaus im Umland München nutzt seit 2023 einen verglasten Showroom als solare Energiequelle. Zwischen Oktober und April deckt der Wintergarten rund 30 Prozent des Raumwärmebedarfs; der Strombedarf der Luft-Wärmepumpe verringerte sich um 17 Prozent. Zusätzlich verbessert das lichtdurchflutete Ambiente die Kundenfrequenz.

Materialoptionen und konstruktive Details

Die Wahl des Trag- und Rahmenmaterials beeinflusst sowohl die thermische Performance als auch die Wartungszyklen. Aluminiumprofile mit thermischer Trennung dominieren im gewerblichen Segment, da sie große Stützweiten und schlanke Ansichten ermöglichen. Holz-Aluminium-Verbundsysteme bieten eine bessere CO₂-Bilanz und erlauben höhere Oberflächentemperaturen auf der Raumseite, was das Kondensationsrisiko senkt. Edelstahlverbinder sollten konsequent wärmeentkoppelt werden, um lineare Wärmebrücken zu begrenzen. Für großformatige Dachflächen empfiehlt sich Verbundsicherheitsglas mit teilvorgespanntem Einstand, das neben der Statik auch die Schneelastreserven nach DIN EN 1991-1-3 erfüllt. Dämmkerne aus Aerogel-Paneelen oder Vakuumisolationsplatten in opaken Brüstungsbereichen senken den Gesamt-U-Wert ohne die Ansichtsbreite zu vergrößern.

Feuchteschutz und Kondensatmanagement

Bei bayerischen Winterklimata kann die Außenluft bis zu −15 °C erreichen, wodurch bereits ab 35 % Innenluftfeuchte Taupunktunterschreitungen drohen. Planungstechnisch ist daher ein dreistufiges Konzept vorzusehen: erstens hochdiffusionsdichte Innenabdichtung, zweitens kapillaraktive Dämmebene zur Zwischenspeicherung von Feuchte, drittens geregelte Entwässerung über Profilrinnen. Sensorisch geführte Dachklappen mit Feuchtefühlern senken die rel. Luftfeuchte während unkritischer Temperaturfenster, ohne signifikante Wärmeverluste zu erzeugen. Für Gewerbeobjekte mit erhöhter Personenbelegung empfiehlt sich ein ergänzendes Enthalpie-Rückgewinnungsgerät, das die latente Feuchte in den Heizkreis zurückführt und so die Verdunstungskälte vermeidet.

Automatisierte Betriebsstrategien

Der energetische Nutzen eines Wintergartens steigt mit dem Grad der Regelungsautomation. Wetterprognosedaten lassen sich in die Gebäudeleittechnik einbinden, um Verschattung, Lüfterstufen und Wärmepumpe prädiktiv zu steuern. In München validierte Versuche zeigen, dass eine Prognoselogik auf Basis von sechs Stunden Vorhersage die nutzbare Solarwärme um bis zu 9 % erhöht. Eine adaptive Regelung der Vorlauftemperatur verhindert zugleich, dass die Betonkerndecken zu spät aufgeladen werden. Kommunizierende Raumfühler und CO₂-Sensoren optimieren den Frischluftanteil, was in Bürogebäuden nachweislich die Mitarbeiterproduktivität steigert.

Messkonzepte und Performance Monitoring

Öffentliche Förderprogramme verlangen zunehmend eine messtechnische Erfolgskontrolle. Für Wintergärten mit Speichereffekt hat sich ein Messkonzept mit folgenden Kernpunkten etabliert: Kalorimetrische Wärmemengenzähler zwischen Puffer und Raumluft, Globstrahlungssensoren auf horizontaler und geneigter Ebene, Oberflächentemperaturfühler in der Tragkonstruktion sowie Stromzähler für Antriebe und Pumpen. Nach DIN EN 15378 wird daraus ein Monatsbilanzbericht erzeugt, der IST- und SOLL-Werte vergleicht. Abweichungen von mehr als 10 % lösen einen Wartungs- oder Regelungscheck aus und erhalten so die zugesicherte Energieeffizienz.

Lebenszykluskosten und Rückbauperspektive

Die initial höhere Investition gegenüber einer herkömmlichen Fassade relativiert sich, wenn Wartung und Energiekosten über 40 Jahre betrachtet werden. Erfahrungswerte aus Münchner Gewerbeobjekten zeigen spezifische Lebenszykluskosten von 470 €/m² Wintergartenfläche; herkömmliche Glasfassaden liegen im Mittel bei 510 €/m², sobald eine separate Verschattungs- und Lüftungstechnik berücksichtigt wird. Durch modulare Konstruktion mit mechanisch lösbaren Knoten lassen sich Aluminium und Glas sortenrein trennen; ein Rückgewinnungsgrad von über 95 % ist erreichbar. Die erhöhte Restwertkalkulation fließt positiv in ESG-Bewertungen ein und senkt den Diskontsatz in finanziellen Szenarien.

Genehmigungs- und Brandschutzanforderungen in Bayern

Nach Art. 29 BayBO gelten Wintergärten als eigenständige Aufenthaltsräume, sobald sie zugänglich beheizt sind. Damit werden Abstandsflächen relevant, die häufig in innerstädtischen Lagen den Grundriss begrenzen. Eine Überdachung aus nichtbrennbaren Baustoffen der Klasse A nach DIN EN 13501-1 erleichtert die Zustimmung der unteren Bauaufsicht erheblich. Für Gebäudeklasse 4 und 5 ist ein Rauch- und Wärmeabzugsgerät mit automatischer Öffnung von min. 1/200 der Grundfläche erforderlich. Bei einer energetischen Kopplung mit einer Sprinkleranlage kann der Lüftungsquerschnitt um 20 % reduziert werden, was architektonische Freiheiten eröffnet.

Planungsprozess und digitale Werkzeuge

Building-Information-Modeling bildet die Geometrie und die technischen Systeme als gemeinsames Datenmodell ab. Gewerkeübergreifende Kollisionsprüfungen reduzieren Nachträge um durchschnittlich 6 % und verkürzen die Bauzeit. Der Bavarian Construction Cluster empfiehlt ein Phasenmodell, in dem nach LPH 3 eine BIM-basierte Energiebilanz erstellt wird. Auf dieser Grundlage lässt sich das Fördermaximum sichern, weil alle erforderlichen Nachweise für BEG-EM vorliegen. Augmented-Reality-Begehungen in der Rohbauphase unterstützen die genaue Positionierung von Sensorik und Lüftungsklappen und mindern so Funktionsrisiken im späteren Betrieb.

Zusätzliche Wertschöpfung durch solare Mehrfachnutzung

Eine Kombination aus lichtdurchlässiger Photovoltaik und thermischer Nutzung erhöht den Primärenergieersatz erheblich. Semitransparente PV-Module mit 40 % Lichtdurchlässigkeit erzielen in Südausrichtung bis zu 140 kWh_el pro Quadratmeter Modulfläche und verringern gleichzeitig die Kühllast. Im Gewerbebereich kann der Strom lokal für Ladeinfrastruktur oder Serverräume verbraucht werden, wodurch Lastspitzen geglättet und Netzentgelte gesenkt werden. Ein integriertes Energiemanagement verteilt Wärme, Kälte und Strom je nach Börsenpreis, was insbesondere bei dynamischen Tarifen Vorteile bietet.

Fazit: Richtig ausgelegte Wintergärten fungieren als multifunktionale Energiespeicher, die Heiz- und Kühlbedarf spürbar senken, förderfähige ESG-Vorteile generieren und gleichzeitig architektonische Qualität steigern. Entscheidend sind eine simulationsgestützte Planung, hochwertige Materialwahl, automatisierte Regelstrategien sowie ein belastbares Monitoring. Unternehmen, die diese Faktoren frühzeitig in den Projektablauf integrieren, realisieren kurze Amortisationszeiten und sichern sich langfristig stabile Betriebskosten.

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