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Herbstliche Lüftungsstrategien in Bayern: So schützen Bauunternehmen ihre Gebäude effektiv vor Feuchtigkeit und steigenden Betriebskosten


Herbstliche Lüftungsstrategien gegen Feuchtigkeit in Bayerns Gebäudebestand

Wechselwirkungen von Außenklima, Innenlasten und Bauphysik

Mit sinkenden Temperaturen und hoher relativer Außenfeuchte verschiebt sich im Herbst das hygrische Gleichgewicht vieler Nichtwohngebäude. Aufgewärmte Innenluft transportiert Wasserdampf aus Produktionsprozessen, Sanitärbereichen oder dichter Belegung zu kälteren Bauteiloberflächen. Wird dort der Taupunkt unterschritten, kondensiert Feuchtigkeit – ein Nährboden für mikrobielles Wachstum und Korrosion. Besonders anfällig sind Stahlträgeranschlüsse, Fensterlaibungen sowie betonkernaktivierte Decken ohne ergänzende Dampfsperre. Die Schadenstatistiken des Versicherungssektors belegen: Rund ein Fünftel aller gemeldeten Gebäudemängel im gewerblichen Bereich steht in direktem Zusammenhang mit unkontrollierter Feuchte.

Aktuelle Marktkennzahlen und regulatorische Eckpfeiler

Entwicklung der Betriebskosten und Nutzeranforderungen

Eine vernetzte Messkampagne der Technischen Universität Dresden dokumentierte, dass Bürogebäude mit mechanischer Be- und Entlüftung den Heizwärmebedarf um durchschnittlich 1,5 K absenken können, ohne Komforteinbußen zu verursachen. Parallel steigt der Stellenwert gesunder Raumluft: Mehr als 80 % institutioneller Investoren führen laut PwC-Befragung „Indoor Air Quality“ als Bewertungsgröße bei Ankaufsentscheidungen auf.

Gesetzliche Vorgaben und Förderkulisse

  1. Gebäudeenergiegesetz (GEG): Für jede umfassende Sanierung ist ein Lüftungskonzept nach DIN 1946-6 obligatorisch; der Nachweis des Mindestluftwechsels ist Bestandteil der Bauvorlage.
  2. Bundesförderung Effiziente Gebäude – Einzelmaßnahmen (BEG EM): Zuschüsse bis 20 % der förderfähigen Investitionssumme; zusätzlicher 5 %-Bonus bei Einbindung in einen individuellen Sanierungsfahrplan.
  3. Bayerische Ergänzungen: Die Richtlinie „EnergieBonusBayern“ adressiert kleine und mittlere Unternehmen, die in Wärmerückgewinnung oder bedarfsgeregelte Ventilatoren investieren.
  4. EU-Taxonomie: Für Neubau und Bestand ist der Nachweis niedriger CO2-Äquivalente vorzulegen; hocheffiziente Lüftungstechnik kann hier zur Konformität beitragen.

Methodisches Vorgehen bei Planung und Realisierung

Analytische Grundlagen

Eine projektbezogene Feuchtelast-Ermittlung bildet das Fundament. Relevante Einflussgrößen sind Personenbelegung, Prozessabwärme, Reinigungszyklen sowie Sorptionsverhalten der eingesetzten Baustoffe. Auf Basis dieser Daten wird ein dynamisches Simulationsmodell erstellt, das Taupunktwanderungen und Jahresenergiebedarf abbildet. Für Bestandsgebäude ergänzt ein Differenzdrucktest (Blower Door) die Analyse, um Leckagen frühzeitig zu quantifizieren.

Systemauswahl und Dimensionierung

  • Zentrale Zu- und Abluftanlagen mit Wärme- oder Feuchterückgewinnung erreichen Rückwärmegrade bis 90 % und eignen sich für Neubauten sowie tiefgreifende Kernsanierungen.
  • Dezentrale Fassaden- oder Fensterlüfter bieten sich an, wenn Denkmalschutz oder begrenzte Einbauhöhen den Einsatz von Hauptkanälen verhindern.
  • Spezialgeräte mit integrierter Entfeuchtung stabilisieren die relative Feuchte in Wellness- oder Laborbereichen unabhängig von der Heizperiode.

Baubegleitende Qualitätssicherung

Die Richtlinie VDI 6022 verlangt hygienegerechte Montagebedingungen. Sämtliche Luftleitungen sind bis zur Inbetriebnahme verschlossen zu halten; visuelle Abnahmen und Keimproben sind vor Nutzung obligatorisch. Nach Fertigstellung verifiziert ein unabhängiger Sachverständiger Luftmengen, Druckverluste und Schalldruckpegel. Ein digitales Monitoring-Dashboard überträgt CO2, Temperatur- und Feuchtewerte in Echtzeit an das Facility Management, sodass Regelabweichungen unmittelbar korrigiert werden können.

Praxisbeispiele unterschiedlicher Assetklassen

Büro- und Forschungscampus

Ein Technologiezentrum im Münchner Norden realisierte eine volumenstromgeregelte Anlage mit Rotationswärmetauscher. Der Heizwärmebedarf sank um 11 %, die durchschnittliche CO2-Konzentration blieb unter 800 ppm, und Krankheitstage der Belegschaft reduzierten sich um 7 % laut interner HR-Statistik.

Hochwertiges Wohnen

In Grünwald entschied sich eine Eigentümergemeinschaft für eine flächenintegrierte Unterflurlösung mit Kreuzgegenstromtauscher. Die Anlage hält die relative Feuchte ganzjährig bei 45 – 55 %, während Schalldruckpegel im Aufenthaltsbereich unter 20 dB(A) bleiben.

Automotive-Showroom mit Waschstraße

Ein Autohaus in Freiham koppelte seine Lüftungsanlage an eine reversible Wärmepumpe. Die Abluft deckt 35 % des Warmwasserbedarfs, die relative Feuchte in der Ausstellungshalle bleibt dauerhaft unter 60 %, und der jährliche Energieaufwand verringerte sich um rund 28 000 €.

In jedem dieser Szenarien zeigte sich, dass die Investition in eine präzise abgestimmte Lüftungstechnologie sowohl Betriebskosten senkt als auch den langfristigen Werterhalt der Immobilie sichert.

Lifecycle-Kosten und Amortisationshorizont

Die wirtschaftliche Bewertung moderner Lüftungssysteme beginnt mit der Gegenüberstellung von Investitionskosten und laufenden Aufwendungen. Erfahrungswerte aus bayerischen Nichtwohngebäuden zeigen, dass zentrale Anlagen mit Wärmerückgewinnung – abhängig von Energietarif und Laufzeit – eine statische Amortisation zwischen fünf und neun Jahren erreichen. Deutliche Treiber der Rentabilität sind die Strom-Gas-Preisspreizung und CO₂-Abgaben, welche die Einsparungen bei Heizenergie zusätzlich monetarisieren. Parallel sinken die Instandhaltungskosten klassischer Heizaggregate, weil entfeuchtete Zu­luft Korrosionsrisiken reduziert. Bei dezentralen Geräten fällt die Kapitalbindung geringer aus, dafür ergibt sich ein etwa 15 % höherer Filterwechselaufwand. Die Gesamtbetrachtung empfiehlt deshalb eine Life-Cycle-Cost-Analyse über 15 bis 20 Jahre, in die Förderboni und mögliche Anpassungen der Energiepreise einkalkuliert werden.

Digitale Betriebsoptimierung durch Sensorik und KI

Kontinuierliche Datenerfassung schafft die Grundlage für prädiktive Regelungskonzepte. In mehreren Münchner Pilotobjekten wird die Lüftungsanlage bereits über KI-Algorithmen geführt, die Belegungsgrade, Wetterprognosen und Strombörsenpreise verknüpfen. Auf Sensorebene dominieren CO₂-, TVOC- sowie Feuchtesensoren, die im Minutentakt in die Gebäudeleittechnik gespiegelt werden. Erste Auswertungen dokumentieren bis zu 18 % geringere Ventilatorlaufzeiten, ohne dass die relative Feuchte an sensiblen Bauteilen über 65 % steigt. Zusätzliche Einsparungen entstehen, wenn Photovoltaik­überschüsse aus dem eigenen Dachfeld genutzt werden, um die Lüftung temporär höher zu fahren und Gebäudemasse thermisch zu aktivieren.

Wartungskonzepte und Hygiene-Compliance

Der Erhalt hygienischer Betriebsbedingungen verlangt ein abgestuftes Wartungspaket. Spätestens alle zwei Jahre muss gemäß VDI 6022 eine Sichtprüfung der Luftkanäle erfolgen, doch in Nutzungen mit hoher Luftfeuchte – etwa Wäschereien oder Küchen – empfiehlt sich ein jährlicher Turnus. Filterwechsel rhythmisiert man idealerweise nach Druckverlustmessung statt Kalendervorgabe, um Materialverbrauch zu minimieren. Chemische Desinfektion ist nur dann erforderlich, wenn mikrobiologische Grenzwerte überschritten werden; die gängigere Methode in Bayern bleibt die trockene Reinigung mit rotierender Bürste und HEPA-Absaugung. Ein digitales Wartungslogbuch, verknüpft mit QR-Code an jeder Anlage, erleichtert die Dokumentation gegenüber Aufsichtsbehörden und Versicherern.

Integration in übergeordnete Energiesysteme

Lüftungstechnik entfaltet ihr volles Potenzial, wenn sie in ein Gesamtkonzept aus Wärmepumpe, PV-Anlage und Gebäudeautomation eingebettet wird. Rückgewonnene Wärme kann über hydraulische Weiche in den Pufferspeicher eingespeist werden, wodurch die Vorlauftemperatur der Wärmepumpe sinkt und deren COP steigt. In Fernwärmegebieten Oberbayerns lässt sich das Temperaturniveau der Abluft nutzen, um den Rücklauf aufzuwerten und Netzverluste zu verringern. Für mittelständische Betriebe interessant sind Power-Purchase-Agreements, die Nachtstrom aus Wasserkraft beziehen und so den elektrischen Betrieb der Ventilatoren CO₂-arm absichern.

Denkmalgeschützte Bestandsobjekte

Schlösser, Rathäuser oder historische Fabriklofts stellen besondere Anforderungen, weil Eingriffe in die Bausubstanz restriktiv gehandhabt werden. Hier haben sich kapillaraktive Innendämmungen kombiniert mit feuchtegeführten Fensterlüftern bewährt. Diese Geräte arbeiten druckneutral, vermeiden Zugerscheinungen und lassen sich farblich in Fensterleibungen integrieren. Wichtig ist eine lückenlose Baubegleitung: Schon geringe Undichtigkeiten an Durchdringungen können Kapillareffekte auslösen, die wertvolles Stuckwerk gefährden. Ein gemeinsam mit der Denkmalschutzbehörde abgestimmtes Monitoringprotokoll erhöht die Genehmigungsfähigkeit und reduziert spätere Haftungsrisiken für alle Projektbeteiligten.

Finanzierungs- und Vertragsmodelle für Gewerbeimmobilien

Weil Kapitalbindung häufig das vorzeitige Sanieren bremst, rückt Energy Performance Contracting in den Fokus: Ein Contractor plant, finanziert und betreibt die Lüftungsanlage und refinanziert sich über garantierte Einsparungen. In Bayern etablieren sich außerdem Mieterstrommodelle, bei denen Lüftung, PV und Speicher in eine Betreibergesellschaft ausgegliedert werden. Dies ist besonders für Multi-Tenant-Objekte attraktiv, da Verbrauchsdaten exakt verursachergerecht zugeordnet werden können. Ergänzend bieten Hersteller Service-as-a-Product-Verträge an, die über definierte Luftqualitätsindikatoren wie CO₂-ppm oder Feuchtewerte abgerechnet werden. Dadurch wandelt sich die Lüftung von einer technischen Anlage zu einer Dienstleistung mit klaren Service-Level-Agreements.

Praxiskennzahlen für Entscheidungsprozesse

Entscheider profitieren von belastbaren Benchmarks, um Projekte frühzeitig zu priorisieren. Auswertungen von über 60 bayerischen Sanierungen ergeben mittlere Lüftungsspezifische Investitionskosten von 145 €/m² Bruttogrundfläche bei zentralen Systemen. Die spezifische Energieeinsparung beträgt im Median 29 kWh/m²a, was bei aktuellen Energiepreisen einer Kosteneinsparung von rund 4 €/m²a entspricht. Die relative Reduktion der Feuchteschäden liegt bei 70 %, gemessen an Versicherungsclaims vor und nach Sanierung. Solche KPIs schaffen Transparenz gegenüber Stakeholdern und erleichtern die Budgetfreigabe in Konzern- oder Verwaltungsstrukturen.

Ausblick auf regulatorische Entwicklungen

Ab 2025 verpflichtet die Revision der EU-Gebäuderichtlinie zum kontinuierlichen Monitoring zentraler technischer Anlagen über 290 kW. Damit wird das bereits heute praktizierte Dashboard-Reporting faktisch zum Standard. Parallel plant die Bayerische Staatsregierung die Einführung eines digitalen Gebäuderessourcenpasses, in dem Lüftungssysteme hinsichtlich Kreislauffähigkeit und Rückbaupotenzial bewertet werden. Die Wahl langlebiger, sortenrein trennbarer Materialien erhält somit nicht nur einen ökologischen, sondern auch einen monetären Vorteil, weil höhere Restwerte in der Total-Asset-Bilanz erzielt werden können.

Fazit
Hocheffiziente Lüftungskonzepte senken Betriebskosten, schützen vor Feuchtigkeitsschäden und erhöhen die Marktattraktivität von Gewerbeimmobilien. Eine konsequente Lifecycle-Betrachtung, digitale Betriebsführung und bedarfsgerechte Wartung sind dabei die wesentlichen Erfolgsfaktoren. Entscheider sollten frühzeitig eine simulationsgestützte Planung beauftragen, Fördermittel einbinden und Service-Level-Verträge definieren, um Kosten- und Qualitätsziele verlässlich zu erreichen.

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