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Keller abdichten in Bayern: Wichtige Normen, technische Standards und wirtschaftliche Risiken im Herbst 2023


Keller abdichten im Herbst: Normen, Lastfälle und Projektpraxis

Hydrologische Ausgangslage im Großraum München

Zwischen September und November steigt in Oberbayern die Regenintensität merklich. Der Deutsche Wetterdienst verzeichnete im Stadtgebiet München 2022 acht Starkregenstunden mit jeweils über 25 mm Niederschlag – rund doppelt so viele Ereignisse wie im langjährigen Mittel. Parallel legte der Grundwasserspiegel im Isar- und Würmbecken um bis zu 40 cm zu. Diese Kombination setzt erdberührte Bauteile unter erhöhten Wasserdruck. Keller, die noch nach älteren Richtlinien abgedichtet wurden, reagieren darauf mit Durchfeuchtung, Schimmel oder Korrosion technischer Anlagen. Fällt ein Untergeschoss als Lager-, IT- oder Haustechnikfläche aus, entstehen schnell sechsstellige Folgekosten.

Rechtlicher Rahmen und technische Standards

DIN 18533 – Systematik der Lastfälle

Die maßgebliche Regel ist seit 2017 die DIN 18533. Sie unterscheidet unter anderem:

  • W1-E: Bodenfeuchte bzw. nichtdrückendes Wasser
  • W2-E: drückendes Wasser, relevant bei ansteigendem Grundwasser oder Rückstau

Im herbstlichen München überwiegt häufig der Lastfall W2-E. Für Neubauten bieten sich hier wasserundurchlässige Betonkonstruktionen (Weiße Wanne) in Kombination mit quellfähigen Fugenbändern an. Bestandsobjekte werden dagegen meist über bituminöse oder mineralische Außenabdichtungen (Schwarze Wanne) ertüchtigt.

Ergänzende Vorschriften in Bayern

Die Verwaltungsvorschrift zur Bayerischen Bauordnung fordert einen schlüssigen Wasserableitungsnachweis. Wird die Vorgabe ignoriert, kann die Haftung bei einem Schaden direkt auf Bauherr oder Betreiber übergehen. Werden Abdichtarbeiten in eine energetische Gesamtsanierung eingebettet, lassen sich unter Umständen Mittel aus der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) anrechnen.

Planungsparameter für anspruchsvolle Kellerabdichtungen

Bestandsanalyse und Risikoquantifizierung

Eine projektsichere Planung beginnt mit einem Baugrund- und Feuchtegutachten. In innerstädtischen Lagen treten häufig Kapillarfeuchte, hygroskopische Salze und drückendes Wasser gleichzeitig auf. Nur eine differenzierte Messung der Durchfeuchtung, etwa per CM-Verfahren, ermöglicht die korrekte Zuordnung des Lastfalls und damit die Wahl des Systems.

Kalkulation und Vergabesystematik

Bei gewerblichen Objekten im sechsstelligen Investitionsbereich hat sich eine Meilensteinfinanzierung bewährt:

  1. Freilegung und Untersuchung der erdberührten Bauteile
  2. Auswahl und Einbau des Abdichtungssystems
  3. Rückverfüllung, Drainage und Oberflächenwiederherstellung

Dadurch bleibt die Liquidität an den realen Baufortschritt gekoppelt. Unvorhersehbare Untergrundfunde lassen sich in separaten Nachtragspositionen abbilden.

Ausführung und Qualitätssicherung

Die Schichtdicke bituminöser Abdichtungen ist im frischen Zustand regelmäßig zu kontrollieren; mineralische Dichtungsschlämmen benötigen eine definierte Aushärtungszeit, bevor Erdreich ansteht. Rissinjektionen auf PU-Harzbasis sind nur bei trockenen Rissflanken dauerhaft belastbar. Digitale Bautagebücher im BIM-Umfeld dokumentieren alle Prüfungen revisionssicher und erleichtern spätere Gewährleistungsprozesse.

Wirtschaftsdaten und Branchenbeispiele

Schadensvolumen und Wertberichtigungen

Das Fraunhofer IBP beziffert die jährlichen Feuchteschäden unterirdischer Bauwerke in Deutschland auf 3,5 Mrd. €. Rund 600 Mio. € entfallen davon auf den Großraum München. Eine Erhebung der Bayerischen Ingenieurekammer zeigt, dass jeder dritte Keller nach zwei Jahrzehnten Nutzung bereits deutliche Feuchtigkeitsspuren trägt. Bei Immobilienbewertungen werden Abschläge von bis zu 7 % registriert, wenn zeitgemäße Abdichtungen fehlen.

Praxisfälle aus Büro, Wohnen und Handel

  • Bürogebäude: Nach einem Starkregenereignis stand die USV-Technik eines Garchinger Unternehmens zehn Zentimeter unter Wasser. Eine nachträgliche KMB-Außenabdichtung mit Bentonitbahn verhinderte Folgeschäden; die Versicherung reduzierte die Prämie.
  • Hochwertiges Wohnen: Ein Wellness-Ausbau in Grünwald erforderte kristalline Kapillarabdichtungen im Negativverfahren und eine diffusionsoffene Klimasteuerung, um Kondensat bei 30 °C Wassertemperatur zu kontrollieren.
  • Einzelhandel: In Freising führte eine Drainagesanierung nach DIN 4095 in Verbindung mit Calciumsilikat-Innendämmung zur Reduktion der relativen Luftfeuchte von 85 % auf 55 % – Palettenschäden blieben aus.

Erfolgreich abgedichtete Untergeschosse reduzieren das Betriebsrisiko, stabilisieren Cashflows und leisten einen messbaren Beitrag zur Wertbeständigkeit bayerischer Immobilien.

Materialtechnologie und Systemwahl

Die Wahl des Abdichtungssystems orientiert sich an Wasserbeanspruchung, Substratfestigkeit und Bauphysik. Für drückendes Wasser haben sich polymermodifizierte Bitumendickbeschichtungen mit integrierter Füllstoffarmierung bewährt, weil sie Setzungen bis 2 mm rissüberbrückend aufnehmen. Bei mineralischem Mauerwerk mit erhöhtem Sulfatgehalt – typisch für Münchener Schotterebenen – bieten flexible, sulfatbeständige Dichtungsschlämmen eine chemisch stabile Lösung. Kristalline Kapillardichtungen ergänzen das Portfolio, wenn eine nachträgliche Innenabdichtung ohne Freilegung erfolgen muss. In Fugenbereichen sichern quellfähige, natriumbentonitbeschichtete Bänder eine selbstheilende Wirkung; bei Übergängen zu Bestandsfundamenten kommen Polyurethan-Injektionsschläuche zum Einsatz. Für Temperaturen unter 5 °C sind wintertaugliche PMBC-Formulierungen mit beschleunigtem Bitumenemulsionsanteil vorzusehen, um eine durchgängige Baustellenlogistik bis in den November zu gewährleisten.

Anschlussdetails und Schnittstellen

Fehlstellen entstehen häufig an Durchdringungen und Übergängen. Rohrdurchführungen werden im Neubau werkseitig mit Futterrohren und Dichtringen ausgeführt; im Bestand empfiehlt sich das zweistufige System: Injektionsharz zur Verpressung des Ringspalts, anschließend eine manschettenförmige Lamellenmanschette. Lichtschächte erhalten umlaufend ein 150 mm breites Dichtvlies als Trennlage, bevor die vertikale Wärmedämmung angeschlossen wird. Im Sockelbereich muss die horizontale Fassadenabdichtung DIN 18533-6 konform min. 150 mm oberhalb Gelände anschließen. Die Koordination mit Gewerken wie Elektro- oder Fernwärmebau wird über eine zentrale Durchdringungsliste gesteuert, die im BIM-Modell kollisionsgeprüft ist.

Bauablaufsteuerung im Herbstfenster

Die herbstliche Witterung erfordert eine eng getaktete Bauablaufplanung. Ein temporäres Wetterschutzdach über dem Arbeitsraum senkt Stillstandszeiten und ermöglicht die Applikation von Reaktivabdichtungen selbst bei Nieselregen. Sensorgestützte Estrich-Feuchteindikatoren geben frei, wann die Vorbehandlungsschicht ausreichend trocken ist. Für Notentwässerungen werden mobile Schmutzwasserpumpen mit 50 m³/h Kapazität vorgehalten, um Starkregenereignisse abzufangen. Der Aushub wird in separaten Fraktionen deponiert, damit eine rasche Verfüllung nach erfolgter Abnahme möglich ist. Im Kältefall werden Infrarotstrahler eingesetzt, um die Bauteiloberflächen vor der Beschichtung auf >8 °C zu temperieren; die Energiekennwerte fließen in die CO₂-Bilanz des Projekts ein.

Langzeitmonitoring und Wartung

Nach Inbetriebnahme bleibt die Kellerabdichtung ein dynamisches Bauteil. Kapazitive Feuchtesensoren in Wand- und Bodenaufbeton messen die Feuchtegradienten und schlagen bei 5 % Abweichung vom Referenzwert Alarm. Diese Daten werden in ein Gebäudeleitsystem eingespeist, das Wartungsintervalle automatisch anpasst. Einmal jährlich erfolgt eine visuelle Inspektion der Pumpensümpfe, alle drei Jahre eine Endoskopie von Fugenbereichen, um Mikrorisse frühzeitig zu detektieren. Versicherer honorieren solche Wartungskonzepte mit Prämiennachlässen von bis zu 12 %, wie eine Umfrage des Münchener Industrieversicherungsbundes zeigt.

Kosten-Nutzen-Betrachtung für Entscheider

Die Investition in eine DIN-konforme Kellerabdichtung liegt bei gewerblichen Objekten im Großraum München zwischen 250 € und 420 €/m² Außenwandfläche, abhängig von Zugänglichkeit und Systemwahl. Dem gegenüber stehen Risikokosten aus Betriebsunterbrechung, Wertberichtigung und Schimmelsanierung, die laut Fraunhofer-Modellrechnung bei durchschnittlich 8,2 €/m² und Jahr liegen. Ab einer Gebäudelebensdauer von zwölf Jahren amortisiert sich die Maßnahme, bei gleichzeitigem BEG-Förderzuschuss verkürzt sich der Break-Even auf unter neun Jahre. Besonders relevant ist der versicherungsmathematische Effekt: Eine Reduktion der Selbstbeteiligung um 25 T€ kann bereits im ersten Jahr höhere Einsparungen bringen als die laufende Kreditrate der Sanierung.

Synergien mit Energie- und Nachhaltigkeitszielen

Perimeterdämmungen aus XPS oder Resol-Hartschaum werden heute häufig als Träger für die Außenabdichtung genutzt. Werden diese Dämmplatten mit recyceltem CO₂-Basismaterial gewählt, sinkt der primäre Energieaufwand um bis zu 30 %. Die kombinierte Maßnahme lässt sich im Rahmen der Taxonomie-Verordnung anrechnen, was für institutionelle Investoren zunehmend ein Entscheidungsparameter ist. Im Gebäudebetrieb reduziert eine trockene Kellerwand den Wärmedurchgangskoeffizienten um rund 0,1 W/m²K, wodurch die Heizkosten in angrenzenden Bereichen messbar sinken.

Checkliste für eine projektsichere Umsetzung

• Baugrund- und Feuchtegutachten vor Vergabe beauftragen
• Lastfall gemäß DIN 18533 zweifelsfrei bestimmen
• Systemwahl auf Substrat und Temperaturfenster abstimmen
• Durchdringungsliste in BIM koordinieren und freigeben lassen
• Wetterschutz- und Notentwässerungskonzept für Herbstwetter vorhalten
• QS-Plan mit Soll-/Ist-Schichtdicken, Sensorik und Abnahmeprotokollen definieren
• Wartungsvertrag mit Monitoring-Pflichten abschließen

Fazit
Herbstliche Niederschläge und steigende Grundwasserpegel erhöhen die Anforderungen an Kellerabdichtungen im Großraum München. Entscheider sichern ihre Immobilienwerte, wenn sie frühzeitig den Lastfall nach DIN 18533 ermitteln, ein witterungsstabiles Abdichtungssystem wählen und ein digitales Qualitäts- sowie Wartungskonzept integrieren. So werden Feuchteschäden minimiert, Versicherungsprämien gesenkt und die Nachhaltigkeitsziele des Portfolios gestützt.

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