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Herbstliche Dachinspektionen in Bayern: Strategische Wartung für Werterhalt und gesetzliche Sicherheit im Bauwesen

Herbstliche Dachinspektionen in Bayern: Strategische Wartung für Werterhalt und gesetzliche Sicherheit im Bauwesen

Dachinspektion im Herbst: strategische Wartung für Werterhalt und gesetzliche Sicherheit

Witterungsprofil im süddeutschen Herbst

Zwischen Alpenrand und Donau wirken im Oktober und November hohe Luftfeuchte, rasche Temperaturwechsel sowie erste Starkwindereignisse auf Dachflächen ein. Diese Belastungen offenbaren Undichtigkeiten, gelöste Befestigungen oder thermische Schwachstellen wesentlich schneller als in anderen Jahreszeiten. In Kombination mit einer Niederschlagsmenge, die 2023 laut Deutschem Wetterdienst 120 % des bayerischen Langzeitmittels überschritt, entsteht ein Prüffenster, das Entscheider für Gewerbeimmobilien, Wohnquartiere und öffentliche Liegenschaften gezielt nutzen.

Regulatorischer Kontext und Kennzahlen

Markt- und Schadensstatistik

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft verortet rund 65 % aller witterungsbedingten Gebäudeschäden am Dach, im Gewerbesegment liegt der durchschnittliche Einzelfall bereits über 35 000 €. Besonders betroffen sind großflächige Flachdächer mit Folien- oder Bitumenabdichtungen. Wärmebildaufnahmen aus Münchner Beständen belegen, dass eine Durchfeuchtung von lediglich fünf Prozent in der Dämmebene den U-Wert um bis zu 15 % verschlechtert und damit den Energieverbrauch unmittelbar anhebt.

Normen und Förderung

  • Gebäudeenergiegesetz 2024: U-Wert-Grenzen von 0,20 W/(m²K) bei Steil- und 0,14 W/(m²K) bei Flachdächern als Sanierungsauslöser.
  • DIN 18531: Planungs- und Ausführungsgrundlage für nicht genutzte Dachflächen.
  • DIN 18234: Vorgaben zur Begrenzung der Brandweiterleitung auf Flachdächern.
  • DIN 68800-2: Holzschutzanforderungen bei geneigten Konstruktionen mit Dachstuhl.
  • BEG-Zuschüsse bis 20 % sowie ergänzende Darlehen aus dem bayerischen 10 000-Dächer-Programm bei gleichzeitiger Photovoltaik-Installation.

Eine normgerechte Dachinspektion wird damit zum Schlüsseldokument für Verkehrssicherungspflicht, Förderantrag und ESG-Reporting.

Projektorganisation und Budgetsteuerung

Digitale Bestandsaufnahme

Drohnenbefliegung kombiniert mit Feuchtemessungen liefert ohne Gerüstzugang hochauflösende Geometrie- und Schadensdaten. Diese Informationen fließen in Building-Information-Modelle, die Instandsetzungsvarianten, Lebenszykluskosten und steuerliche Parameter transparent darstellen.

Kostenoptimierung

  1. Dämmstofftrocknung plus partielle Abdichtung kann bis zu 50 % einer Vollsanierung einsparen.
  2. Sammelausschreibungen für Portfolio­objekte senken Materialeinheitspreise nach Erfahrungswerten um etwa acht Prozent.
  3. Liquiditätsplanung entlang der BEG-Auszahlungsfristen reduziert Zwischenfinanzierungsbedarf.

Ausführung und Bauleitung

Die Bündelung von Abdichtung, Blitzschutz und PV-Montage in einer Generalunternehmerstruktur minimiert Schnittstellenrisiken. Bei begrünten Flachdächern im Raum München bewähren sich Bitumenbahnen mit integrierter Wurzelschutzlage. Steildachbereiche profitieren häufig bereits vom Austausch einzelner Rinnenhaken, um Schneelasten kontrolliert abzuleiten. Bauleitende Ingenieure kontrollieren wöchentlich Verarbeitungstemperaturen sowie Holzfeuchte; DIN 68800 erlaubt maximal 20 %.

Praxisbeispiele aus Bayern

Büro- und Verwaltungsgebäude

Ein 8 500 m² großes Flachdach in München-Nord wies mittels Infraroterfassung punktuelle Durchfeuchtungen auf 900 m² aus. Die Sanierung in zwei Abschnitten sicherte den laufenden Betrieb; eine parallel installierte 750 kWp-PV-Anlage reduziert den Strombezug um rund 110 000 € jährlich und stärkt die EU-Taxonomie-Konformität.

Stadtvillen und denkmalgeschützte Wohnobjekte

Schiefergedeckte Dächer mehrerer Grünwalder Villen zeigten feine Risse und Insekteneintritte im Dachstuhl. Durch den Austausch einzelner Schablonen und eine Aufsparrendämmung erreichten die Gebäude Energieklasse B. Gegenüber einer vollständigen Neueindeckung wurden rund 280 000 € eingespart.

Einzelhandels- und Logistikflächen

Bei Retail-Parks im Alpenvorland identifizierte die Herbstinspektion defekte Lichtkuppeln. Die schnelle Erneuerung inklusive Smoke-Heat-Ventilatoren erfüllte die Brandschutzauflagen der LBO Bayern und sicherte Mietvertragsverlängerungen ohne Umsatzunterbrechung im Weihnachtsgeschäft.

Typische Schwachstellen im Detail

Anforderungsprofile unterscheiden sich je nach Dachform, doch die wiederkehrenden Schadensherde bleiben konstant. Bei Flachdächern treten Nahtundichtigkeiten entlang der Überlappungen sowie Perforationen durch nachträgliche Leitungsführungen auf. Steildächer zeigen vermehrt lose Firstziegel, korrodierte Schneefangsysteme und mikrobiell belastete Unterspannbahnen. Übergänge zwischen Attika und Entwässerung gelten als Schwachpunkt Nummer eins; hier führen fehlerhafte Gefällegeometrien zu stehender Nässe und Frostsprengungen. Eine thermografische Aufnahme bei 8 °C Außentemperatur offenbart Wärmebrücken zuverlässig, wenn der Temperaturgradient zwischen Innen- und Außenseite mindestens 12 K beträgt.

Ablauf einer normenkonformen Dachinspektion

Der Prüfgang gliedert sich in Vorprüfung, Hauptkontrolle und Abschlussprotokoll. In der Vorprüfung werden meteorologische Fenster festgelegt und die Verkehrssicherung gemäß DGUV 201-056 eingerichtet. Die Hauptkontrolle umfasst Sichtprüfung, Kernbohrungen auf Verdachtsflächen, Dichtigkeitsmessungen per Tracergas sowie Drohnenbildauswertung. DIN 18599 empfiehlt mindestens fünf Stichproben je 1 000 m². Abschließend erstellt der Sachverständige ein Fotoprotokoll mit Sanierungsmatrix, das die Prioritäten A (innerhalb 4 Wochen), B (innerhalb 6 Monaten) und C (prüfen bei nächster Wartung) ausweist. Dieses Dokument ist anschließend digital in das CAFM-System einzuspielen, um Wiederholungsintervalle automatisiert auszulösen.

Rechts- und Versicherungsfragen

Für Betreiber gewerblicher Dächer gilt § 836 BGB: Wird ein Dritter durch mangelnde Instandhaltung geschädigt, haftet der Eigentümer, es sei denn, er kann die Erfüllung seiner Verkehrssicherungspflicht lückenlos nachweisen. Viele Gebäudeversicherer in Bayern verankern daher Wartungsklauseln, die eine jährliche Dachinspektion zur Bedingung des Vollkaskoschutzes machen. Wird die Inspektion nicht fristgerecht durchgeführt, droht im Schadenfall eine Leistungskürzung von bis zu 20 %. Eine vollständig ausgefüllte Prüfdokumentation reduziert nicht nur dieses Risiko, sondern erleichtert zudem die Rückstellung der Instandhaltungsrücklage nach IDW RS HFA 31.

Integration von Photovoltaik und Gründach

Die Kombination von PV-Modulen und extensiver Begrünung erfordert abgestimmte Schichtenaufbauten. PV-Unterkonstruktionen sollten ballastermitätsoptimiert sein, um die zulässige Dachlast von meist 150 kg/m² nicht zu überschreiten. Eine Vegetationsschicht von sechs Zentimetern Sedum-Substrat fungiert als natürlicher Kühler; Messungen der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf ergaben bis zu 8 % Mehrertrag durch reduzierte Modultemperatur. Statiknachweise sind vor Baubeginn nach DIN EN 1991 Teil 1-4 für Windsoglasten zu führen, wobei Schneelasten oberhalb 700 m NHN mit regionalen Zuschlägen zu kalkulieren sind.

Wirtschaftlichkeitsberechnung und ROI

Eine Analyse von 42 Dachsanierungen in Oberbayern zeigt: Die mittlere Investition von 67 €/m² amortisiert sich binnen 7,4 Jahren, wenn Energieeinsparung, Versicherungsvorteile und Ausfallvermeidung kumuliert werden. Bei gleichzeitiger PV-Integration reduziert sich die Amortisationszeit auf durchschnittlich 4,9 Jahre. Kalkulatorisch anzusetzen sind 1,2 MWh Jahresertrag pro installiertem kWp im Münchner Umland. Zusätzlich lassen sich 5 % der Gesamtinvestition durch Sammelabrufe bei Bitumen und Dämmstoffen einsparen, wenn der Auftraggeber ein Mehrjahreslos ausschreibt.

Qualifikationsanforderungen an Fachprüfer

Die Bayerische Ingenieurekammer-Bau fordert für Sachverständige eine mindestens fünfjährige Berufserfahrung im Dach- und Holzbau sowie den Nachweis regelmäßiger Fortbildungen, etwa über das Institut für Bauwerksdiagnostik Rosenheim. Für Arbeiten an Absturzkanten ist eine gültige PSAgA-Schulung zwingend. Betriebe, die Inspektion und Wartung bündeln, profitieren von geringeren Rüstkosten; gleichwohl sollten Prüfer von Ausführenden personell getrennt sein, um Interessenkollisionen zu vermeiden.

Datenbasierte Instandhaltungsstrategie

Moderne Sensorik erlaubt eine kontinuierliche Feuchte- und Temperaturüberwachung der Dachschichten. Funkbasierte Logger senden Messwerte im 15-Minuten-Takt an eine Cloud-Plattform, die bei Abweichungen sofortige Wartungstickets generiert. In einem Logistikzentrum in der Nähe des Münchner Flughafens konnte durch diese Technik ein Leck frühzeitig erkannt und so ein Waren­schaden von über 400 000 € verhindert werden. Investitionskosten von unter 3 €/m² für Sensorik amortisierten sich dadurch innerhalb eines Quartals. Für die Datenhaltung gelten DSGVO-Regeln; personenbezogene Informationen werden nicht verarbeitet, dennoch empfiehlt sich eine TOM-Dokumentation nach Art. 32 DSGVO.

Langlebigkeit durch geeignete Materialien

Polymerbitumenbahnen mit Elastomeranteil (SBS) zeigen in Klima­kammerprüfungen eine um 30 % höhere Kälteflexibilität gegenüber oxidiertem Bitumen, was insbesondere für bayerische Frost-Tau-Zyklen relevant ist. Bei metallischen Dachdeckungen verlängern Aluminium­falzbahnen mit PVDF-Beschichtung die Wartungszyklen auf bis zu 25 Jahre. Holztragwerke profitieren von Vor­veredelung mit Borsalz, das die Anforderungen nach DIN 68800-3 erfüllt und einen chemischen Holzschutz in KS-Schutzklassen 0–2 ermöglicht. Jede Materialwahl sollte im Planungsgespräch anhand Lebenszykluskosten und Rückbau­potenzial bewertet werden, um ESG-Kriterien zu erfüllen.

Empfehlung für Vertragsmodelle

Für Betreiberportfolios bieten sich zweistufige Modelle an: Rahmenverträge über wiederkehrende Dachinspektionen und Einzelabrufe für konkrete Sanierungsmaßnahmen. Eine Bonus-Malus-Regelung, gekoppelt an definierte Zielgrößen wie U-Wert-Verbesserung oder Reduktion ungeplanter Wassereintritte, erzeugt Anreiz zur nachhaltigen Ausführung. Als Abrechnungsbasis dienen DIN 276-Kostengruppen 330 (Konstruktionen) und 340 (Dach). Bei PV-Erweiterung wird Kostengruppe 474 (Betriebstechnik) ergänzt, um steuerliche Förderung nach § 35c EStG sauber trennen zu können.

Supply-Chain-Sicherung

Der bayerische Markt spürt weiterhin Lieferzeiten von bis zu sechs Wochen für Bitumenbahnen und Dämmstoffe. Strategische Pufferlager in eigenen Logistikzentren oder die Bündelung über Einkaufsgemeinschaften vermeiden Bauverzögerungen. Für kritische Komponenten wie Lichtkuppeln sollten redundante Bezugsquellen dokumentiert sein. Eine Liefergarantievereinbarung mit Vertragsstrafe ab dem achten Verzugstag schützt vor Sperrfristen in der nassen Jahreszeit und sichert die Fertigstellung zum Jahresabschluss – ein wesentlicher Faktor für bilanzielle Aktivierung.

Ausblick auf die nächste Heizperiode

Mit Inkrafttreten der Novelle des Gebäudeenergiegesetzes steigen die Anforderungen an den Endenergieverbrauch. Dächer gelten als wichtigste Stellschraube, da bis zu 30 % der Wärmeverluste darüber abwandern. Wer die Herbstinspektion nutzt, um Sanierungspakete vorzubereiten, kann Förderanträge noch vor dem Stichtag 31. 12. einreichen und so die maximalen BEG-Zuschüsse sichern. Die Praxis zeigt, dass ein Vorlauf von mindestens zwölf Wochen zwischen Befund und Ausführung realistisch ist, um Genehmigungen, Material und Montagepersonal in Einklang zu bringen.

Fazit: Eine herbstliche Dachinspektion liefert belastbare Daten für Budgetierung, Risikominimierung und Energieoptimierung. Wer Schwachstellen früh erkennt, vermeidet kostspielige Folgeschäden, sichert Versicherungsansprüche und profitiert von staatlichen Förderprogrammen. Entscheider sollten qualifizierte Fachprüfer beauftragen, digitale Dokumentationsprozesse etablieren und Instandsetzungsmaßnahmen mit PV-Integration strategisch bündeln.

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