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Fußbodenheizung im gewerblichen Bestandsbau: Nass- oder Trockensystem? Entscheidungsgrundlagen für moderne Bauprojekte in Bayern

Fußbodenheizung im gewerblichen Bestandsbau: Nass- oder Trockensystem? Entscheidungsgrundlagen für moderne Bauprojekte in Bayern

Fußbodenheizung nachrüsten: Nass- vs. Trockensystem im gewerblichen Bestandsbau

Der Immobilienmarkt im Großraum München erlebt einen tiefgreifenden Wandel. Energieeffizienz, ESG-Reporting und ein spürbar steigender Komfortanspruch setzen Bestandsobjekte unter Modernisierungsdruck. Eine häufig diskutierte Maßnahme ist das Nachrüsten einer Fußbodenheizung. Sie verteilt die Wärme flächig, senkt Vorlauftemperaturen und harmoniert mit Wärmepumpen oder Niedertemperaturkesseln. Doch welches System ist für anspruchsvolle Gewerbeflächen, Büroimmobilien oder luxuriöse Wohnobjekte die bessere Wahl – das klassische Nasssystem oder das leichte Trockensystem? Der folgende Fachbeitrag liefert Entscheidungsträgern eine fundierte Grundlage, um Projekte ab dem mittleren sechsstelligen Segment frühzeitig richtig aufzusetzen.

Warum das Thema jetzt wichtig ist

Mit dem Gebäudeenergiegesetz (GEG 2023) steigen die Anforderungen an den Endenergiebedarf von Bestandsgebäuden. Gleichzeitig forcieren EU-Taxonomie und CSRD-Reporting die Dekarbonisierung von Portfolios. Fußbodenheizungen arbeiten mit Vorlauftemperaturen zwischen 28 °C und 40 °C und ermöglichen so Effizienzsprünge gegenüber konventionellen Radiatoren. Für Eigentümer, die ihre Objekte im Bestand halten oder mit langfristiger Exit-Strategie planen, sichert die Modernisierung Wertstabilität und Vermietbarkeit. In Luxuswohnungen wiederum ist eine homogene Flächenheizung Bestandteil des erwarteten Qualitätsniveaus.

Aktuelle Daten, Studien und Regulatorik

Branchenkennzahlen

Nach Angaben des Bundesverbands Flächenheizungen wurden 2022 bereits rund 64 Prozent aller neu errichteten Nichtwohngebäude mit einer Fußbodenheizung ausgestattet. Im Bestand liegt die Quote unter 15 Prozent, wächst aber jährlich zweistellig. Studien der Technischen Universität München zeigen, dass Einsparungen im Heizbetrieb zwischen 8 und 12 Prozent möglich sind, wenn Radiatoren durch Flächenheizungen mit identischer Wärmeerzeugung ersetzt werden. Bei gleichzeitiger Umstellung auf eine Wärmepumpe steigt die Effizienz um weitere 20 Prozent.

Förderprogramme und Gesetze

Die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) gewährt im Sanierungsfall bis zu 20 Prozent Zuschuss für Flächenheizungen, sofern eine förderfähige Wärmeerzeugung installiert oder vorbereitet wird. Zusätzlich sind steuerliche Abschreibungen für energetische Modernisierungen möglich. In Bayern gelten darüber hinaus regionale Zuschüsse, etwa über den KfW-Ergänzungskredit Energiewende Bayern. Für Gewerbeimmobilien relevant ist auch die ISO 50001-Zertifizierung, die durch niedrigere Energiekosten und mögliche Stromsteuererstattungen wirtschaftliche Vorteile schafft.

Technische Grundlagen: Nass- und Trockensystem im Vergleich

Beide Systeme verfolgen dasselbe Prinzip: Kunst­stoff- oder Kupferrohre transportieren warmes Wasser durch den Estrich beziehungsweise durch Trockenmodule und geben die Energie an den Bodenbelag ab. Unterschiede ergeben sich aus Konstruktionshöhe, Gewicht, thermischer Trägheit und Bauzeit.

Praxisnahe Tipps für anspruchsvolle Projekte

Planung und Finanzierung

Bei Gewerbe- und Luxusobjekten gilt die Devise: Erst die Lastenhefte definieren, dann Systeme auswählen. Prüfen Sie frühzeitig die statischen Reserven der Decken. Ein konventionelles Nasssystem bringt inklusive Estrich 80 bis 120 Kilogramm pro Quadratmeter auf die Waage. Trockensysteme wiegen selten mehr als 25 Kilogramm pro Quadratmeter. Im Gegenzug überzeugt das Nasssystem durch eine sehr gleichmäßige Wärmeabgabe und hohe Speichermasse. Entscheider sollten die erwarteten Nutzerprofile berücksichtigen. In flexiblen Büroflächen mit wechselnden Belegungen ist die schnelle Aufheizzeit des Trockensystems von Vorteil. Für Luxuswohnungen, in denen konstante Behaglichkeit zählt, wird das Nasssystem häufiger favorisiert.

Finanziell betrachtet liegen die Materialkosten in ähnlicher Größenordnung. Die Kostentreiber sind Arbeitszeit, Bauablauf und mögliche Mietausfälle. Trockensysteme verringern die Bauzeit um bis zu 40 Prozent, da keine Estrich-Trocknung erforderlich ist. Dies reduziert die Unterbrechung des laufenden Geschäftsbetriebs, was besonders bei Retail-Flächen ins Gewicht fällt. Bei Projekten mit hohem Termindruck kann sich der Aufpreis für Spezialplatten schnell amortisieren.

Umsetzung und Bauleitung

Die Schnittstelle zwischen TGA-Planung und Ausbaugewerken entscheidet über Terminsicherheit. Bei Nasssystemen ist die Estrichgüte entscheidend. Ein hochwertiger Zementestrich benötigt etwa 28 Tage bis zur belegreifen Trocknung. Mit Anhydritestrich verkürzt sich die Zeit, erfordert aber Feuchteschutz. Moderne Trockensysteme nutzen Aluminium-Wärmeleitplatten in Hartschaum- oder Fermacell-Trägern. Hier kann der Oberbelag oft nach 24 Stunden verlegt werden. Für Leitungsführungen von Sprinkler- oder Datenleitungen müssen Aussparungen geplant werden, um Kollisionen zu vermeiden.

Die Bauleitung sollte Engpässe im Liefermarkt im Blick behalten. Dämmstoffknappheit oder verlängerte Lieferzeiten für Spezialpumpengruppen beeinflussen den Zeitplan. Ein Puffer von zwei Wochen ist in der Praxis realistisch. In i.d.R. digitalisierten Projekten empfiehlt sich ein BIM-Modell. Es verschafft allen Stakeholdern Transparenz und ermöglicht Kollisionsprüfungen, bevor der erste Rückbau erfolgt.

Leistungsfähigkeit im laufenden Betrieb

Nasssysteme punkten mit hoher thermischer Masse. Sie halten Wärme länger und glätten Lastspitzen. In Hotels oder High-End-Residenzen steigt dadurch die subjektive Behaglichkeit. Nachteilig ist die träge Regelung. Ein Nutzer, der nur für eine Stunde Tagungsraumwärme benötigt, muss frühzeitig vorheizen. Trockensysteme reagieren binnen 30 Minuten, da die Energie schnell an die Bodenoberfläche gelangt. Das spart Energie in intermittierenden Nutzungsprofilen, beispielsweise bei Konferenzcentern oder Ausstellungsflächen.

Aus hygienischer Sicht sind beide Systeme unkritisch, sofern Vorlauftemperaturen unter 40 °C liegen. Die Gefahr von Staubaufwirbelung sinkt gegenüber Radiatoren deutlich, was in Arztpraxen und Wellnesseinrichtungen erwünscht ist.

Branchenspezifische Nutzenbeispiele

Bürogebäude und Unternehmenszentralen

Ein Münchner IT-Campus aus den 1990er-Jahren wurde 2022 modernisiert. Die Deckenreserve betrug nur 45 Kilogramm pro Quadratmeter. Die Wahl fiel auf ein Trockensystem mit 18 Millimetern Aufbauhöhe. Die Installation dauerte sechs Wochen pro Gebäudeabschnitt, das Mieterlager konnte dadurch im Folgequartal planmäßig zurückkehren. Laut Monitoring sind seit Inbetriebnahme 11 Prozent Heizenergie eingespart worden, obwohl die Bürofläche um 8 Prozent gewachsen ist.

Luxuswohnungen und Private Estates

In einer denkmalgeschützten Villa am Starnberger See forderte der Bauherr ein unsichtbares Heizsystem, das mit einer Sole/Wasser-Wärmepumpe und PV-Strom harmoniert. Ein Nasssystem mit 65 Millimetern Anhydritestrich sichert hier eine gleichmäßige Wärmeverteilung. Ergänzt wurde eine Einzelraumregelung über KNX. Das Ergebnis: konstante 22 Grad Raumtemperatur bei durchschnittlichen Vorlauftemperaturen von 30 Grad. Der gehobene Anspruch an Haptik und Raumklima wird dauerhaft erfüllt.

Gewerbe- und Einzelhandelsflächen

Ein Premium-Showroom in der Münchner Innenstadt musste im laufenden Betrieb modernisiert werden. Wegen des straffen Terminplans entschied sich die Projektleitung für ein Trockensystem. Zusätzliche Schallschutzlagen unter den Modulen reduzierten Trittschall um zehn Dezibel. Die Trocknungszeit entfiel, sodass der Showroom nach zwölf Tagen wieder geöffnet war. Durch die schnelle Regelbarkeit können Modewechsel im Store Design ohne Komforteinbußen erfolgen.

Entscheidungskriterien zusammengefasst

Das Nasssystem empfiehlt sich, wenn eine dauerhaft gleichmäßige Wärmeverteilung, hohe Speichermasse und robuste Estrichoberfläche im Vordergrund stehen. Statik, Aufbauhöhe und Trocknungszeiten müssen jedoch eingeplant werden. Das Trockensystem bietet Vorteile bei geringen Deckenlasten, niedriger Aufbauhöhe und engen Zeitfenstern. Seine schnelle Reaktionszeit spart Energie in intermittierenden Nutzungsprofilen.

Fazit

Wer in München und Umgebung eine Fußbodenheizung nachrüsten möchte, steht vor der Wahl zwischen Nass- und Trockensystem. Beide Lösungen steigern Energieeffizienz und Nutzerkomfort, unterscheiden sich aber in Bauzeit, Gewicht und Regelverhalten. Eine sorgfältige Analyse des Gebäudes, der statischen Reserven und der Nutzungsprofile ist unerlässlich. Als erfahrener Generalunternehmer begleitet BETSA anspruchsvolle Bauherren von der Machbarkeitsstudie bis zur schlüsselfertigen Übergabe. Wir koordinieren sämtliche Gewerke, optimieren den Bauablauf und sichern die Einhaltung von Budget, Qualität und ESG-Vorgaben.

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