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Schimmelprävention in München: Bauphysikalische Strategien zur Werterhaltung von Immobilien in der Übergangszeit

Schimmelprävention in München: Bauphysikalische Strategien zur Werterhaltung von Immobilien in der Übergangszeit

Schimmelprävention in der Übergangszeit: Bauphysikalische Strategien für den Großraum München

Bedeutung der Übergangszeit für Feuchteschutz und Immobilienwert

Zwischen dem Abschalten der Heizung und dem Beginn der aktiven Kühlung schwankt die Außentemperatur in Oberbayern täglich um mehrere Grad. Gleichzeitig steigt die Niederschlagswahrscheinlichkeit im Herbst laut Deutschem Wetterdienst kontinuierlich. Diese Konstellation verlängert feuchte Witterungsphasen bei moderaten Innenraumtemperaturen und schafft optimale Bedingungen für mikrobielle Besiedelung. Sanierungsstatistiken verzeichnen deshalb den größten Anteil an Schimmelbefunden genau in diesen Wochen. Die Folgekosten belaufen sich bei gewerblichen Objekten auf durchschnittlich 38 €/m² Nutzfläche, bei hochwertigen Wohnbauten deutlich höher. Mietausfälle, Rückstellungen und versicherungsrechtliche Auseinandersetzungen erhöhen die wirtschaftliche Tragweite zusätzlich.

Bauphysik, Regulatorik und Wirtschaftlichkeit im Überblick

Bauphysikalische Kerngrößen

Schimmelsporen benötigen Feuchtigkeit, organisches Substrat und Temperaturen bis 40 °C. Die Feuchte resultiert in der Regel aus Kondensation: Warme, feuchte Innenluft trifft auf Bauteiloberflächen, deren Temperatur unter dem Taupunkt liegt. Während der Übergangszeit ist dieser Effekt ausgeprägt, weil die Heizung häufig nur sporadisch betrieben wird. Bauteile mit geringer Wärmespeicherfähigkeit – Fensterlaibungen, Attiken, Stahlbetonstützen – kühlen rasch aus. Gleichzeitig reduziert eine luftdichte Gebäudehülle den spontanen Luftwechsel.

Normen und gesetzliche Vorgaben

Das Gebäudeenergiegesetz 2024 fordert eine explizite Feuchteschutzprüfung bei jeder energetischen Maßnahme. DIN 1946-6 schreibt ein Lüftungskonzept vor, sobald mehr als ein Drittel der Fenster ausgetauscht oder größere Abdichtungsarbeiten durchgeführt werden. Förderprogramme von Bund und Land bezuschussen Lüftungstechnik mit Wärmerückgewinnung, sofern der Nachweis zur Vermeidung von Tauwasser vorliegt. Die Einhaltung dieser Regelwerke reduziert nicht nur das Haftungsrisiko, sondern sichert auch Refinanzierungspotenziale.

Kostendimension und Risikoverteilung

Versicherungsanalysen zeigen, dass rund 70 % der feuchteinduzierten Schäden auf unzureichende Lüftung oder Bauphysikfehler zurückgehen. Präventive Planung verursacht nur einen Bruchteil der Kosten einer späteren Sanierung. Investitionen in Sensorik, Lüftung und Detailanschlüsse amortisieren sich daher häufig innerhalb weniger Heizperioden.

Integrale Konzepte: Risikoanalyse, Ausführungsdetails und Monitoring

Vulnerable Zonen und Nutzungsprofile

  • Attiken, ungedämmte Geschossdecken sowie Installationsschächte mit eingeschränkter Zugänglichkeit
  • Büroeinheiten während Nutzerwechseln, wenn Heiz- und Lüftungsroutinen ausgesetzt werden
  • Luxuswohneinheiten mit großflächigen Verglasungen und hochdichten Fensterprofilen
  • Einzelhandelsflächen, die nachts unbeheizt bleiben und zyklische Temperaturabfälle aufweisen

Planerische und bauliche Maßnahmen

  1. Messtechnische Erfassung von Temperatur und relativer Luftfeuchte mittels Datenloggern als Grundlage für das Lüftungskonzept nach DIN 1946-6.
  2. Einsatz feuchtevariabler Dampfbremssysteme bei Fassaden- oder Dachsanierungen zur Förderung der Rücktrocknung.
  3. Kapillaraktive Innendämmungen – etwa Kalziumsilikatplatten – für erhaltenswerte Bestandsfassaden.
  4. Reduktion punktueller Wärmebrücken durch Aufdopplung der Dämmung in Fensterlaibungen und Geschossdeckenrändern.
  5. Dimensionierte Außenluftdurchlässe oder bedarfsgeführte Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung zur Sicherstellung des Grundluftwechsels.

Digitales Monitoring und Qualitätssicherung

Smarte Feuchte- und Temperaturfühler lassen sich in kritischen Bauteilschichten integrieren. Per LoRaWAN oder Mobilfunk übertragen sie Echtzeitdaten an cloudbasierte Plattformen. Triggerwerte definieren, ab wann Dienstleister oder Facility-Management automatisiert benachrichtigt werden. Jahrl. Thermografie in Verbindung mit Blower-Door-Tests deckt neue Undichtigkeiten auf und ergänzt die Sensordatenlage.

Praxisbeispiele aus unterschiedlichen Nutzungen

Bürogebäude am Mittleren Ring, München: Durch Kombination einer vorgehängten hinterlüfteten Fassade mit bedarfsgeführter Zuluftregelung sank die mittlere Raumluftfeuchte von 65 % auf 45 % in der Herbstperiode.

Villa am Starnberger See: Kapillaraktive Innendämmung plus sensorgesteuerte Lüftung hielt die Holzfeuchte in Tragwerksbalken dauerhaft unter 16 % – ein Wert unterhalb der kritischen Schwelle für Pilzwachstum.

Modehaus in der Münchner Innenstadt: Dezentrale Fassadenlüfter mit Enthalpietauscher stabilisierten die Luftfeuchte auf 50 % ± 5 %, während die Heizenergiekosten um 18 % sanken.

Ausführungsdetails: Anschlussstellen und Materialwahl

Eine robuste Schimmelprävention beginnt an den geometrisch komplexen Bauteilanschlüssen. In Münchner Bestandsbauten treten die höchsten Oberflächenfeuchten an Übergängen zwischen Mauerwerk und Stahlbeton auf. Hier verändert sich die Wärmeleitfähigkeit abrupt, wodurch sich der lokale f-Wert (Temperaturfaktor) verschlechtert. Detailzeichnungen sollten daher innenseitig mineralische Dämmkeile oder Vakuumdämmplatten vorsehen, um den Mindestf-Wert von 0,71 nach DIN 4108-2 dauerhaft einzuhalten. Dampfbremsfolien werden bei Sanierungen häufig geteilt, weshalb ein reduzierter sd-Wert von ≤ 10 m in Verbindung mit vollflächiger Verklebung empfehlenswert ist. Für Außenecken und Laibungen haben sich vorkonfektionierte EPDM-Manchetten bewährt; sie verkürzen die Montagezeit und reduzieren Fehlstellen, die bei Schlagregen zu Feuchteeintrag führen können.

Kombinierte Lüftungs- und Heizstrategien

Während der Übergangszeit ist die Systemtrennung von Lüftung und Heizung häufig unwirtschaftlich. In Bürokomplexen des Großraums München werden daher vermehrt Kleinstwärmepumpen in Lüftungsgeräten eingesetzt. Sie liefern 1 – 3 kW Heizleistung, heben die Zulufttemperatur um 5 K an und senken zugleich die relative Feuchte, ohne dass die zentrale Heizungsanlage anlaufen muss. In Wohngebäuden mit Fußbodenheizung kann ein Luftfeuchtesignal aus Innenraumsensoren in die Heizkreisregelung integriert werden. Sinkt die Oberflächentemperatur der Bauteile unter 18 °C, erhöht die Regelung die Vorlauftemperatur temporär um 2 K. Diese kleine Anpassung reduziert die Kondensationsgefahr um bis zu 40 %, wie Vergleichsmessungen an einer Wohnanlage in Freimann zeigten.

Betriebliches Facility Management und Nutzer-Schulung

Technische Lösungen verlieren an Wirkung, wenn Betriebsabläufe nicht angepasst sind. Ein standardisiertes Feuchtemanagement-Handbuch sollte daher folgende Punkte abdecken:
– Wochenpläne für Stoßlüftung oder Anlagenbetrieb in leerstehenden Flächen.
– Verantwortlichkeiten für das Ablesen von Sensorwerten und das Dokumentieren von Abweichungen.
– Eskalationspfade, sobald kritische Feuchtegrade überschritten werden.

Für gemischt genutzte Gebäude empfiehlt sich ein Roll-out-Programm: Erstbesichtigung, Einweisung der Nutzer, quartalsweises Reporting. Bereits kurze Schulungen von 30 Minuten senken laut Erfahrungswerten den ad-hoc-Feuchteeintrag durch falsches Lüften um ein Drittel.

Förderkulisse und steuerliche Optimierung

Die Bayerische Wohnungsbau­förderung (BayWoFG) erkennt Investitionen in feuchteadaptive Dämmstoffe und zentrale Lüftung mit Wärmerückgewinnung als förderfähig an. Darüber hinaus können Körperschaften die Maßnahmen als Erhaltungsaufwand sofort steuerlich geltend machen, sofern der Charakter des Gebäudes nicht wesentlich verändert wird. Für gewerbesteuer­pflichtige Betriebe sind die Investitionen nach §7g EStG begünstigt, wenn sie Bestandteil eines Energie- oder Ressourceneffizienzkonzeptes sind. Bei der Fördermittelbeantragung ist ein bauphysikalischer Nachweis über den Schimmel-Risikofaktor (Isopleth-System nach VDI 6022 Bl. 1) oft ausreichend; eine aufwendige WUFI-Simulation ist nur in Sonderfällen erforderlich.

Datenbasierte Risikoindizes und KI-Prognosen

Mit dem Anstieg smarter Sensorik wächst der Datenbestand, der für prädiktive Algorithmen nutzbar ist. In mehreren Gewerbeparks in Oberhaching werden KI-Modelle eingesetzt, die Temperatur- und Feuchtedaten mit Wetterprognosen des DWD koppeln. Das System berechnet einen tagesaktuellen Schimmelrisiko-Index zwischen 0 und 1. Überschreitet der Wert 0,75, passt die Gebäudeautomation die Volumenströme an oder aktiviert eine gezielte Bauteilerwärmung. Erste Auswertungen belegen eine Reduktion feuchtekritischer Stunden um 55 % gegenüber herkömmlicher Festwertregelung. Wichtig ist jedoch die kontinuierliche Validierung der Modelle, da Bauwerksalterung und Nutzerverhalten die Ausgangsparameter verändern.

Checkliste für Projektbeteiligte

1. Frühphase: Feuchte-Screening des Bestands, Definition der Risikokategorien, Planung von Messpunkten.
2. Entwurfsphase: Wärmebrücken­berechnung, Auswahl feuchtevariabler Schichten, Festlegung des Lüftungskonzeptes.
3. Ausführung: Luftdichtheitsprüfung nach jeder abgeschlossenen Ausbauetappe, Fotodokumentation der Anschlussdetails.
4. Inbetriebnahme: Abgleich Sensor-Sollwerte, Schulung des Facility-Teams, Übergabe des Feuchtemanagement-Handbuchs.
5. Betrieb: Quartalsweise Datenauswertung, jährliche Thermografie, Anpassung der Lüftungsparameter an Nutzerwechsel.

Fazit: Eine wirksame Schimmelprävention im Großraum München erfordert das abgestimmte Zusammenspiel aus bauphysikalisch korrekten Details, adaptiver Lüftungs- und Heiztechnik sowie datenbasiertem Facility Management. Investitionen in feuchteadaptive Materialien, Sensorik und Schulung amortisieren sich schnell, da Sanierungs- und Mietausfallrisiken deutlich sinken. Entscheider sollten frühzeitig ein ganzheitliches Konzept beauftragen, um Fördermittel auszuschöpfen und Haftungsrisiken zu minimieren.

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