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Barrierefreier Eingang in Bayern: Wirtschaftliche Chancen und Gesetze für Bauprojekte im Jahr 2023

Barrierefreier Eingang in Bayern: Wirtschaftliche Chancen und Gesetze für Bauprojekte im Jahr 2023

Barrierefreier Eingang: Wirtschaftliche Relevanz, Normenumfeld und Umsetzungsschritte

Marktdynamik und strategische Bedeutung

Im Münchner Immobiliensektor wird der barrierefreie Eingang zunehmend als harter Standortfaktor bewertet. Hintergrund sind demografische Verschiebungen, verschärfte ESG-Kriterien und wachsende Anforderungen an soziale Nachhaltigkeit. Prognosen des Statistischen Bundesamts lassen bis 2030 einen Anstieg der Personengruppe mit eingeschränkter Mobilität um etwa ein Fünftel erwarten. Parallel steigen Berichtspflichten aus EU-Taxonomie und Barrierefreiheitsstärkungsgesetz. Ein nicht barrierefreier Haupteingang führt daher zu erhöhtem Leerstandsrisiko, reduzierter Rendite und potenziellen Haftungsfragen.

Normen, Gesetze und Förderkulisse

Für die Planung und Ausführung gelten die DIN 18040-1 für öffentlich zugängliche Gebäude, DIN 18040-2 für Wohngebäude sowie ergänzend die EN 17210. Auf Landesebene fordert die Bayerische Bauordnung (Art. 48) seit 2021 die barrierefreie Erreichbarkeit öffentlich zugänglicher Anlagen. Förderseitig unterstützen unter anderem die KfW-Programme 455-B und 455-E Investitionen in automatische Türen, Rampen oder Aufzugsnachrüstungen. Zusätzlich stellt der Bayerische Behindertenfonds Mittel für Einzelprojekte bereit. Voraussetzung ist stets ein konsistentes Gesamtkonzept, das Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit und technische Durchführbarkeit belegt.

Branchenkennzahlen

  • Universität Bielefeld (Studie 2023): 32 % der Neubauten erfüllen Barrierefreiheitsanforderungen nur teilweise; im Bestand 64 %.
  • Münchner Büroimmobilien: Leerstandsvorteil von Ø 1,7 Prozentpunkten bei nachweislich barrierefrei erschlossenen Flächen (JLL-Analysen).
  • Bayerischer Investmentmarkt: Renditeprämie bis zu 0,25 Prozentpunkte für Objekte, die DIN 18040 und EN 17210 einhalten.

Projektvorbereitung: Analyse, Modellierung, Finanzierung

Digitale Bestandsaufnahme

Zu Beginn empfiehlt sich eine 3D-Laserscan-Erfassung. Innerhalb weniger Stunden werden Höhendifferenzen, lichten Weiten und Fluchtweglängen millimetergenau dokumentiert. Das daraus resultierende Gebäudemodell ermöglicht Variantenvergleiche – etwa zwischen Rampe, Hebeplattform oder niveaugleichem Zugang – und reduziert Planungsunsicherheiten.

Kosten- und Finanzplanung

Eine vollständige Kalkulation beinhaltet Bauleistungen, technische Einbauten, Innenausbau sowie Betriebskosten wie Wartung sensorgesteuerter Türantriebe. Die DIN 18040 erlaubt Rampenlängsneigungen bis 6 %. Ist das Gelände günstiger, entfallen kostspielige Hubsysteme. In der Praxis lassen sich durch Kombination von KfW-Zuschüssen, AfA-Vorteilen und internen Umlagemodellen durchschnittlich 15 % der Investitionssumme kompensieren. Bei gewerblichen Objekten können mieterseitige Sonderwünsche über Staffelmiete oder CapEx-Umlage in die Kapitalwertbetrachtung integriert werden.

Ausführung: Schnittstellen und Qualitätssicherung

Gewerkekoordination

Der Eingang verbindet mindestens drei Hauptgewerke: Roh-/Tiefbau für Höhenangleichung, Metallbau für Tür- und Fassadenelemente sowie Elektrotechnik für Automatisierung und Zutrittskontrolle. Das Türportal ist Schnittpunkt von Brandschutz, Wärmeschutz und Barrierefreiheit. Eine Mock-up-Phase, in der Bewegungsflächen, Greifhöhen und Sichtachsen im Maßstab 1:1 geprüft werden, senkt laut Fraunhofer-Erhebungen die Baukosten um bis zu zwölf Prozent.

Digitale Abnahme und Dokumentation

Revisionssichere Apps erfassen Kennwerte wie Schwellenhöhe ≤ 2 cm, Drehmoment automatischer Türschließer und lichte Durchgangsweite ≥ 90 cm. Die Daten fließen direkt in das Facility-Management-System und bilden die Grundlage für Wartungszyklen, ESG-Audits und Versicherungsnachweise.

Praxisbeispiele aus Bayern

Büroimmobilie, München-Maxvorstadt

Ein 1980er-Jahre-Komplex erhielt eine abgesenkte Gehweganlage, eine überdachte Glasrampe mit rutschhemmender Oberfläche und ein sensorbasiertes Drehtürsystem. Ergebnis: Reduktion der Unfallquote, Steigerung der Aufenthaltsqualität, ESG-Social-Score plus sechs Prozentpunkte; Amortisation innerhalb von 28 Monaten.

Wohnungsbau, Isarvorstadt

Ein denkmalgeschütztes Gebäude wurde mit einem verglasten Plattformlift ausgestattet, der einen schwellenlosen Übergang von Tiefgarage bis Penthouse ermöglicht. Trotz strenger Auflagen wurde die Lösung hinter Naturstein integriert. Die Mieteinnahmen liegen rund zwölf Prozent über dem Vorjahreswert.

Einzelhandelszeile, Dachau

Eine 4 000 m² große Ladenzeile ersetzte Stufen durch modulare Betonrampen in Unternehmensfarbton und stattete alle Eingänge mit automatischen Linearantrieben samt Notstrom aus. Dokumentierte Effekte: Besucherplus von acht Prozent, Versicherungsprämienreduzierung um vier Prozent.

Bautechnische Details: Schwellen, Rampen und Türsysteme

Barrierefreie Schwellen werden bevorzugt als thermisch getrennte Nullschwellen ausgeführt. Aluminiumprofile mit Schallex-Trennelementen erreichen U-Werte von ≤ 1,3 W/m²K und erfüllen zugleich die Anforderung ≤ 2 cm Höhendifferenz. Für Rampen haben sich vorgefertigte Betonelemente der Expositionsklasse XF4 bewährt; sie halten Frost-Tausalastzyklen aus und benötigen dank werkseitiger Versiegelung nur alle fünf Jahre eine Nachbehandlung. Bei Türsystemen dominieren doppelwandige Aluminium-Glas-Konstruktionen mit RC2-Einbruchschutz und motorgesteuerten Drehflügeln. Antriebe müssen nach DIN 18650 und EN 16005 einen maximalen Öffnungswiderstand von 30 N sicherstellen, damit Nutzer mit Rollstuhl oder Rollator die Anlage ohne Kraftaufwand passieren können.

Integration in das Energiekonzept

Ein barrierefreier Eingang kann Wärmeverluste reduzieren, wenn luftdichte Doppelfoyers oder Schleusen eingeplant werden. Automatische Türen lassen sich über Präsenzsensoren mit der Gebäudeleittechnik koppeln, sodass Heiz- und Kühlenergie nicht unnötig entweichen. In Münchner Niedrigenergiegebäuden erzielen Luftschleieranlagen an stark frequentierten Zugängen im Jahresmittel Einsparungen von bis zu 12 % beim Heizwärmebedarf. Photovoltaik-Überdachungen liefern Strom für Türantriebe und Rampenheizungen – entscheidend für ESG-Ratings und Eigenverbrauchskonzepte.

Brandschutz, Schallschutz und Einbruchhemmung

Das Türportal muss brandschutztechnisch oft als T30-Fb klassifiziert werden; damit gilt eine Feuerwiderstandsdauer von 30 Minuten bei gleichzeitiger Rauchdichtheit. Schalltechnisch empfiehlt die DIN 4109 einen Rw ≥ 32 dB, um Straßenlärm im urbanen Umfeld zu mindern. Einbruchhemmung nach DIN EN 1627 Klasse RC2 ist für gewerblich genutzte Erdgeschosse der neue Standard. Wichtig ist die koordiniert geplante Verkabelung: Brandmelder, Zutrittskontrolle und Fluchtwegtechnik teilen sich Kombileerrohre, wodurch Wartungsöffnungen minimiert werden.

Lebenszyklusbetrachtung und Betriebskosten

Eine Gesamtkostenanalyse nach DIN 276 und DIN 18960 zeigt, dass Anschaffungen für sensorgesteuerte Türen nur etwa 25 % der Lifecycle-Costs ausmachen; 75 % entfallen auf Wartung, Energie und Ersatzteile. Predictive-Maintenance-Pakete reduzieren ungeplante Stillstände um bis zu 40 %. Für Plattformlifte sollten Betreiber jährliche Betriebskosten von rund 4 % der Anschaffungssumme einkalkulieren. Rampen verursachen dagegen lediglich Reinigung und Schneeräumung – in Bayern durchschnittlich 8 €/m² und Jahr.

Digitale Planung, BIM und Datenschnittstellen

Building-Information-Modelle halten Parametrik für Bewegungsflächen, Rampenneigung und Drehkreise vor. Herstellerbibliotheken (LOD 400) beinhalten bereits Prüfkriterien für DIN 18040, wodurch Planer Kollisionskontrollen frühzeitig durchführen können. Sensordaten aus dem Betrieb fließen über MQTT- oder BACnet-Protokolle zurück in das CAFM-System und erlauben laufende ESG-Berichte. Kommunale Genehmigungsbehörden in München akzeptieren inzwischen IFC-Modelle als ergänzende Unterlage, was die Prüfzeiten durchschnittlich um zehn Tage verkürzt.

Vergabeformen und Vertragsklauseln

Bei öffentlichen Auftraggebern dominiert das EVB-IT-Gebäude-Modell, das ergänzende Service Level Agreements für Türantriebe vorsieht. Private Investoren setzen häufig auf Generalunternehmerverträge mit GMP-Klauseln; dabei wird ein maximaler Zielpreis definiert und Mehrkostenrisiken werden anteilig auf den GU übertragen. Für Rampen mit konstruktiver Betonbauweise lohnt eine Teillosvergabe an regionale Mittelständler, da Transportwege und Betonrezepturen standortabhängig optimiert werden können.

Haftungsfragen und Versicherungsmanagement

Der Betreiber unterliegt der Verkehrssicherungspflicht nach § 836 BGB. Liegt die Schwellenhöhenüberschreitung über 2 cm und kommt es zum Sturz, haftet der Eigentümer regelmäßig verschuldensunabhängig. Versicherer honorieren eine DIN-konforme Ausführung mit Prämiennachlässen von 3 – 5 %. Bei automatischen Türsystemen sind halbjährliche Sachkundigenprüfungen erforderlich; eine fehlende Dokumentation kann den Versicherungsschutz gefährden.

Kostenkennwerte und Wirtschaftlichkeitsvergleich

Aktuelle Münchner Marktpreise (Stand Q1/2024) zeigen folgende Richtwerte:
• Betonrampe mit Edelstahllamellenhandlauf: 1 150 € / lfm
• Plattformlift bis 3 m Förderhöhe: 29 000 € zzgl. 2 400 € Montage
• Automatische Zweiflügeltür RC2 mit Glasoberlicht: 15 800 € inklusive Sensorik
Bei einer Nutzungsfrequenz von > 500 Personen/Tag amortisieren sich automatische Türen gegenüber manuellen Varianten in durchschnittlich 3,2 Jahren durch niedrigere Heizlast und geringere Personalkosten für Türöffnung. Ein Plattformlift rechnet sich bei Wohnobjekten ab einer Mietsteigerung von 1,4 €/m².

Entwicklungstrends im bayerischen Markt

Die Bayerische Staatsbauverwaltung plant ab 2025 eine Pflicht zur digitalen Einreichung von Barrierefreiheitsnachweisen. PropTech-Anbieter arbeiten an AI-gestützten Sensorleisten, die Rollstuhlprofile automatisch erkennen und Türflügel adaptiv steuern. Im Neubau von Produktionsstätten rücken bodenbündige Schleusen in Verbund mit AGV-Logistik in den Fokus, um gleichzeitig Menschen und Fahrerlose Transportsysteme konfliktfrei zu führen. Insgesamt wird der barrierefreie Eingang zunehmend als Ressource betrachtet, die Markenwahrnehmung, ESG-Scoring und Nutzererlebnis gleichermaßen beeinflusst.

Fazit
Ein fachgerecht geplanter und wirtschaftlich kalkulierter barrierefreier Eingang steigert den Marktwert, minimiert Haftungsrisiken und verbessert nachhaltig das ESG-Rating. Entscheidend sind eine datengestützte Bestandsanalyse, die frühzeitige Einbindung aller Gewerke sowie eine lebenszyklusorientierte Kostenkontrolle. Unternehmen, die DIN-17040-Konformität, Energieeffizienz und intelligente Wartung kombinieren, sichern sich in Bayern klare Standort- und Renditevorteile.

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