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Energieeffizienz in denkmalgeschützten Gebäuden: Aktuelle Gesetze und Fördermöglichkeiten für Bauprojekte in Bayern

Energieeffizienz in denkmalgeschützten Gebäuden: Aktuelle Gesetze und Fördermöglichkeiten für Bauprojekte in Bayern

Energieeffizienz bei denkmalgeschützten Gebäuden in Bayern

Ausgangslage in der Metropolregion München

Denkmalgeschützte Immobilien prägen Straßen- und Stadtbilder zwischen Altstadt, Maximilianstraße und den historischen Ortskernen der Umlandgemeinden. Gerade hier überlagern sich zwei Ziele: Erhalt der kulturellen Identität und Senkung des Primärenergiebedarfs. Eigentümerinnen und Eigentümer, die ein Denkmal sanieren oder im Bestand betreiben, müssen daher gestiegene Anforderungen aus Klimaschutz, Betriebskostenkontrolle und ESG-Reporting gleichzeitig erfüllen.

Parallel verschärfen EU-Taxonomie, novelliertes Gebäudeenergiegesetz (GEG) und Energieausweise ab 2024 den Handlungsdruck. Ohne Anpassung drohen steigende Nebenkosten, Wertabschläge und geringere Vermietbarkeit. Die Wirtschaft reagiert: Premium-Mieten für energieoptimierte Denkmäler, Green-Leases in Gewerbeverträgen und höhere Ratings in Nachhaltigkeitsindizes sind inzwischen marktrelevant.

Rechtliche und finanzielle Rahmenbedingungen

Regulatorik

Während das GEG Neubauten strenger bewertet, erhalten Denkmäler nach § 105 GEG Erleichterungen. Maßnahmen gelten hier als „wirtschaftlich vertretbar“, müssen jedoch plausibel Energie einsparen und dürfen geschützte Bauteile nicht beeinträchtigen. Die Bayerische Denkmalbehörde verlangt für jeden Eingriff eine fachliche Begründung und technische Nachweise, weshalb eine frühzeitige Abstimmung Projektzeiten verkürzt.

Förderinstrumente

  • KfW-Programm 297/298: zinsgünstige Darlehen mit bis zu 25 % Tilgungszuschuss für ambitionierte Effizienzstandards.
  • Steuerliche Sonderabschreibung nach § 7i EStG: bis zu 9 % der Sanierungskosten pro Jahr über acht Jahre, anschließend 7 % über weitere vier Jahre.
  • Bayerische Landesprogramme: Zuschüsse für denkmalpflegerische Mehraufwendungen sowie Energiekonzepte, die das historische Erscheinungsbild bewahren.

Eine Kombination mehrerer Quellen ist zulässig, sofern beihilferechtliche Obergrenzen eingehalten werden. Antragstellung hat grundsätzlich vor Baubeginn zu erfolgen.

Technische Strategien zur energetischen Optimierung

Bestandsanalyse und Planung

Grundlage jeder Maßnahme ist eine multidisziplinäre Bestandsaufnahme:

  1. 3D-Laserscans erfassen Geometrie millimetergenau.
  2. Materialgutachten klären Tragfähigkeit und Schadstoffbelastung historischer Bauteile.
  3. Energieberater erstellen einen individuellen Denkmal-Sanierungsfahrplan mit Prioritäten, Kosten und CO2-Bilanz.

Digitale Building-Information-Modelle (BIM) verknüpfen Denkmaldaten mit Haustechnik-Simulationen, um Konflikte zwischen Leitungsführung, Brandschutz und Statik früh zu minimieren.

Gebäudehülle

Außenfassaden sind oftmals ortsbildprägend und dürfen nicht verändert werden. Geeignete Lösungen sind daher:

  • Innenliegende, diffusionsoffene Dämmung auf Basis von Calciumsilikat oder Aerogel-Putzsystemen.
  • Restaurierte Holzfenster mit Mehrscheiben-Isolierverglasung in Denkmalschutzprofilen.
  • Dachflächen mit Aufsparrendämmung aus Holzfaser oder Vakuumdämmpaneelen, falls die Dachhaut erneuert wird.

Technische Gebäudeausrüstung

Haustechnik entscheidet über den tatsächlichen Energieverbrauch. Praxisbewährte Ansätze:

  • Wärmepumpen mit Erdsonden, Grundwasserbrunnen oder Abwärmenutzung aus angrenzenden Gewerbeprozessen.
  • Bauteilaktivierung in Decken und Böden zur kombinierten Heiz- und Kühlfunktion bei geringen Vorlauftemperaturen.
  • Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung und demand-controlled Ventilation zur Reduktion von Lüftungswärmeverlusten.
  • Smarte Sensorik für Temperatur- und Feuchtemonitoring, um Kondensat und Schimmel an sensiblen Oberflächen auszuschließen.

Sektorale Beispiele aus der Praxis

Büro- und Verwaltungsnutzung

Ein neoklassizistisches Kontorhaus in der Münchner Altstadt wurde nach Umbau mit LED-Beleuchtung, dynamischer Verschattung und Photovoltaik im Innenhof ausgestattet. In Verbindung mit Bauteilaktivierung sank der Primärenergiebedarf um mehr als die Hälfte, ohne die Fassade zu verändern. Langfristige Mietverträge profitieren von stabilen Betriebskosten.

Exklusive Wohnimmobilien

Ein Ensemble historischer Villen in Grünwald erhielt hochgedämmte Dachschrägen, denkmalgerechte Holz-Alu-Fenster und Wärmepumpentechnik. Die Heizenergie sank um nahezu 50 %. Gleichzeitig ermöglichten Kühldecken sommerlichen Komfort im Dachgeschoss.

Einzelhandelsflächen

Ein ehemaliges Kaufhaus in Rosenheim wurde für Premium-Retail umgerüstet. Kapillaraktive Innendämmung, Wärmerückgewinnung in der Lüftung und tageslichtabhängige LED-Systeme reduzierten den Endenergiebedarf deutlich, während großformatige Schaufenster erhalten blieben.

Bis zu 60 % Energieeinsparung sind laut aktuellen Studien auch im Denkmalschutz erreichbar, wenn Planung, Technik und Handwerk eng verzahnt vorgehen.

Projektsteuerung und Genehmigungsmanagement

Eine effiziente Abwicklung beginnt mit einer abgestimmten Roadmap, die alle Verfahrensschritte von der Voranfrage bis zur Schlussabnahme abbildet. In der Praxis bewährt sich ein zweistufiges Vorgehen: Zuerst wird mit der Unteren Denkmalbehörde eine restauratorische Voruntersuchung diskutiert, parallel erfolgen Vorabgespräche mit der Energieagentur und dem Landratsamt. Sobald die Eckpunkte feststehen, folgt die Detailplanung inklusive statischer Nachweise, Wärmebrückenberechnung und Brandschutzkonzept. Für komplexe Ensembles empfiehlt sich eine Projektsteuerung nach AHO 9, um Schnittstellen zwischen Architekt, Fachplanern, ausführenden Firmen und Förderstellen transparent zu halten. Dadurch sinkt das Risiko von Baustopps wegen ungeklärter Genehmigungslagen.

Kosten-Nutzen-Abwägung und Lebenszyklusanalyse

Gerade im Premiumsegment der Münchner Innenstadt erreichen die Baukosten schnell vierstellige Beträge pro Quadratmeter. Wirtschaftlich bleibt eine Maßnahme jedoch nur, wenn die Lebenszykluskosten – also Erstellung, Betrieb, Instandhaltung und Rückbau – ganzheitlich bewertet werden. Mit Hilfe dynamischer Kostenmodelle lassen sich Investitionen in Wärmepumpentechnik, Hochleistungsdämmung oder Photovoltaik am Flachdach desselben Gebäudes vergleichen. Wesentliche Parameter sind Energiepreisprognosen, steuerliche Effekte aus § 7i EStG und erwartete Mieterträge. Regelmäßig ergeben sich Amortisationszeiträume von zehn bis fünfzehn Jahren, wobei CO₂-Bepreisung und ESG-Vorgaben die Wirtschaftlichkeit zunehmend verbessern.

Bauphysikalische Besonderheiten

Historische Mauerwerke reagieren sensibel auf Änderungen im Feuchte- und Temperaturhaushalt. Wird eine Innenwand gedämmt, verschiebt sich der Taupunkt in Richtung Raumluft; kapillaraktive Systeme auf Calciumsilikatbasis puffern Kondensat, ohne die Substanz zu schädigen. Bei Gewölbekellern führt eine Kombination aus Sockelabdichtung und kapillarbrechender Schicht zu deutlich besseren Temperaturbedingungen für die Haustechnik. Besonderes Augenmerk gilt der Differenzklimasituation: In Kirchen, Museen oder Bibliotheken dürfen Temperatur- und Feuchteschwankungen maximal zwei Kelvin beziehungsweise fünf Prozentpunkte pro Tag betragen, um Kunstgut nicht zu gefährden. Eine feinfühlige Regelstrategie mit CO₂- und Feuchtesensoren ist dort Pflicht.

Qualitätssicherung während der Bauausführung

Energetische Sanierungen an denkmalgeschützten Gebäuden erfordern Handwerker mit Zusatzqualifikation. Bereits vor Auftragsvergabe sollten Referenzen in der Restaurierung sowie Zertifikate nach DIN 18336 (Bauwerksabdichtung) oder DIN 18345 (Wärmedämm-Verbundsysteme) vorliegen. Während der Ausführung kontrolliert eine externe Bauleitung jeden Bauabschnitt mittels Checklisten: Einblasdichten bei Innendämmungen, Leckageprüfungen von Erdwärmesonden, korrekte Verlegung kapillarer Rohrregister in historischen Holzbalkendecken. Zusätzlich sichern Blower-Door-Tests in zwei Phasen – einmal rohbauoffen, einmal ausbaufertig – die Luftdichtheit. Abweichungen werden protokolliert und unmittelbar nachgebessert, um Folgeschäden zu verhindern.

Monitoring und Betrieb nach Sanierung

Nach Fertigstellung entscheidet die Betriebsphase über den realen Einspareffekt. Ein digitales Energie-Monitoring mit Monats- und Tagesprofilen vergleicht Plan- und Ist-Werte. Bei Abweichungen kann das Facility-Management Heizkurven, Lüftungsvolumen oder Beleuchtungszeiten nachjustieren. Für größere Portfolios lohnt ein Energiemanagementsystem nach ISO 50001; es stellt auditierbare Kennzahlen für ESG-Berichte bereit und verbessert die Kreditwürdigkeit bei Green-Bonds. Gleichzeitig steigert ein komfortables Raumklima die Nutzerzufriedenheit – ein relevanter Weichfaktor für Mietverträge in Bestlagen wie Lehel oder Schwabing.

Sicherheits- und Brandschutzintegration

Moderne Technik muss sich in historische Bauteile einfügen, ohne deren Brandverhalten zu verschlechtern. Leitungsführungen werden daher häufig in bestehenden Schornsteinzügen oder stillgelegten Fahrstuhlschächten verlegt. Für die Aktivierung massiver Kellergewölbe empfiehlt sich eine Sprinklerung mit Trockenrohr, um Denkmalsubstanz nicht dauerhaft zu befeuchten. Brandschutzkonzepte setzen auf vernetzte Rauchmelder und Funkmodule, weil klassische Verkabelung die Stuckdecken beeinträchtigen würde. Alle Maßnahmen sind mit Prüfsachverständigen abzustimmen, damit die Baugenehmigung nicht gefährdet wird.

Digitalisierung und Dokumentation

Ein lückenloses digitales Gebäudebuch dient als Nachweis gegenüber Behörden, Versicherern und Investoren. Es umfasst 3D-Modelle, Materialpässe, dynamische Bauwerksdaten für Wärme- und Feuchteverhalten sowie Wartungsprotokolle der Haustechnik. Durchgängig verwendete Klassifikationssysteme wie IFC erleichtern Datenimporte in CAFM-Software. Das Resultat ist eine transparente Datenbasis, die Überprüfungen nach EU-Taxonomie-Kriterien beschleunigt und künftige Umbauten kalkulierbarer macht.

Fazit
Energieoptimierung bei denkmalgeschützten Gebäuden in Bayern ist technisch machbar, wirtschaftlich darstellbar und kulturell wertvoll – wenn Planung, Genehmigung und Ausführung sorgsam verzahnt sind. Ein strukturiertes Projektmanagement, fundierte Lebenszyklusanalysen, qualifizierte Handwerker und kontinuierliches Monitoring sichern langfristig niedrige Betriebskosten, hohe Mietrenditen und regulatorische Konformität. Firmenkunden sollten daher frühzeitig spezialisierte Partner einbinden und Förderoptionen voll ausschöpfen, um Effizienzpotenziale ohne Substanzverlust zu realisieren.

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