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Solarthermie für Mehrfamilienhäuser in Bayern: Effiziente Warmwasserbereitung senkt Kosten und stärkt Nachhaltigkeit in der Bauwirtschaft

Solarthermie für Mehrfamilienhäuser in Bayern: Effiziente Warmwasserbereitung senkt Kosten und stärkt Nachhaltigkeit in der Bauwirtschaft

Solarthermie im Mehrfamilienhaus: Effiziente Warmwasserbereitung in Bayern

Marktdruck, Kostenstruktur und regulatorische Ausgangslage

Steigende Brennstoffpreise, ambitionierte CO₂-Grenzwerte und begrenzte Fachkräftekapazitäten prägen die bayerische Bau- und Immobilienlandschaft. Im Großraum München liegt der Anteil der Wärmebereitstellung an den gesamten Betriebskosten eines Mehrfamilienhauses laut Energie- und Wasserwirtschaftsverband bereits bei bis zu 35 %. Jede solar erzeugte Kilowattstunde Warmwasser entlastet somit unmittelbar die Nebenkostenstruktur und verbessert die Liquidität der Eigentümergemeinschaft. Parallel honorieren Finanzierer den ESG-Beitrag: Ein niedrigerer Kapitalisierungszinssatz spiegelt sich in höheren Objektbewertungen und günstigerer Fremdkapitalkondition wider.

Auf Behördenseite verlangt die Bayerische Bauordnung für Neubauten heute Mindestanteile erneuerbarer Energien, während der Bund eine vergleichbare Regelung für Bestandsgebäude vorbereitet. Solarthermie erfüllt diese Vorgaben technologieoffen und ohne Abhängigkeit von volatilen Brennstoffmärkten. In innerstädtischen Lagen sorgt die sichtbare Installation außerdem für Reputationseffekte, die Vermietung und Mieterbindung begünstigen.

Technische und wirtschaftliche Eckdaten

Deckungsgrade und Energieerträge

Feldmessungen des Fraunhofer ISE zeigen, dass gut ausgelegte Solarthermieanlagen in Mehrfamilienhäusern 50 – 60 % des jährlichen Warmwasserbedarfs decken können. Süddeutsche Standorte mit einer mittleren Globalstrahlung von etwa 1 150 kWh/m² erreichen vereinzelt Werte bis 70 %. Eine mehrjährige Messreihe an einem Münchner Objekt wies eine Reduktion des spezifischen CO₂-Ausstoßes um 23 kg je m² Wohnfläche und Jahr nach.

Kostenverlauf und Amortisationszeiträume

Im großflächigen Mehrfamilienhaussektor sinken die spezifischen Investitionskosten, weil Pufferspeicher ab ca. 1 400 l Volumen, variable Verlegeschächte sowie optimierte Hydraulikstränge Skaleneffekte erzeugen. Marktanalysen nennen Amortisationszeiten von acht bis zwölf Jahren in Sanierungen; bei Neubauprojekten verkürzt sich der Zeitraum teilweise auf unter sieben Jahre, da Gerüststellung und Leitungswege ohnehin kalkuliert werden.

Förderlandschaft und rechtliche Rahmenbedingungen

Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG)

Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle fördert Solarthermieanlagen mit bis zu 30 % Zuschuss, bei gleichzeitiger Heizungsoptimierung mit bis zu 40 %. Der Tilgungszuschuss wird über die KfW in zinsgünstige Kredite eingebettet, sofern Effizienzhausstandards wie „EH 70 EE“ eingehalten werden. Entscheider erhalten damit eine kalkulierbare Finanzierungsbasis, die den Eigenkapitalbedarf spürbar reduziert.

Landesprogramme und Energieeffizienzgesetz

Das bayerische 10 000-Häuser-Programm ergänzt die Bundesmittel um Zuschüsse für innovative Speicher- und Monitoringlösungen. Seit 2023 setzt zudem das Energieeffizienzgesetz Obergrenzen für Endenergieverbräuche in gewerblich genutzten Gebäuden. Da regenerativ erzeugte Wärme bilanziell mindernd wirkt, hilft Solarthermie dabei, die vorgegebenen Schwellenwerte ohne kostenintensive Kompensationsmaßnahmen einzuhalten.

Schlüsselprozesse in Planung und Umsetzung

Potenzialanalyse und Simulation

Eine projektspezifische Voruntersuchung berücksichtigt Dachstatik, Ausrichtung, Verschattung sowie bestehende Wärmeverteilung. Süddächer mit 30 – 45 ° Neigung liefern in Bayern ein Optimum; Ost-West-Flächen erreichen durch größere Kollektorflächen vergleichbare Jahreserträge. Werkzeuge wie TRNSYS oder Polysun simulieren Ertrag, Pufferspeicherladedynamik und hydraulische Verluste, sodass Kollektor- und Speicherdimensionierung belastbar ausgelegt werden können.

Hydraulisches Konzept

Bewährt hat sich ein bivalenter Pufferspeicher mit zwei voneinander getrennten Wärmetauschern. Der untere Tauscher bindet das Solarfeld ein, der obere die konventionelle Spitzenlastquelle. Eine Temperaturspreizung von mindestens 10 K stellt einen hohen Kollektorertrag bei niedriger Pumpenlaufzeit sicher. Rücklaufanhebung und taktarme Regelstrategien reduzieren Start-Stopp-Verluste und verlängern die Lebensdauer der konventionellen Erzeugungseinheit.

Bauablaufkoordination

Vor Montagebeginn überprüft ein Statiker die Dachlastreserven, insbesondere bei Bestandsgebäuden aus den 1970er-Jahren. Aktuelle Aluminium-Rahmen- und Vakuumröhrentechnologien minimieren Zusatzlasten, wodurch nachträgliche Verstärkungen oftmals entfallen. Während der Bauphase sind Gerüstbauer, Dachhandwerk, TGA-Montage und Dämmspezialisten eng zu koordinieren. Nach VDI 2169 wird die Anlage mittels Funktionsprotokoll in Betrieb genommen; ein Online-Monitoring in den ersten zwölf Monaten ermöglicht die frühzeitige Erkennung von Ertragsabweichungen und schützt Gewährleistungsansprüche.

Praxisszenarien und Nutzungsmuster

Büro- und Verwaltungsgebäude

In Verwaltungsimmobilien fallen Warmwasserlastspitzen überwiegend in den Mittagsstunden an. Solarthermie deckt dieses Profil, senkt den Bezug aus Gas- oder Fernwärmenetzen zur teuersten Tageszeit und unterstützt die konforme ESG-Berichterstattung.

Hochpreisiger Wohnungsbau

Objekte mit gehobenem Ausstattungsstandard – beispielsweise in Starnberg oder Grünwald – weisen häufig erhöhte Warmwasserbedarfe für Wellnesszonen oder Poolheizungen auf. Vakuumröhrenkollektoren mit hohen Betriebstemperaturen liefern auch in Übergangszeiten ausreichend Wärme und sichern die Einhaltung künftiger Energieeffizienzklassen.

Gewerbe- und Mixed-Use-Immobilien

In Mischobjekten mit Gastronomie oder Friseurfilialen lassen sich modular skalierte Solarthermieanlagen installieren. Die Wärmekosten können transparent nach Flächen- oder Verbrauchsschlüsseln umgelegt werden, was die Nebenkostenabrechnung vereinfacht und die Attraktivität der Flächen für nachhaltigkeitsorientierte Mieter steigert.

Mess- und Regeltechnik

Eine stabile Anlagenperformance beginnt mit einer sauberen Sensorik. Für den bayerischen Mehrfamilienhaus‐Standard haben sich mindestens zwei geeichte Wärmemengenzähler – einer im Solarkreis, einer im Trinkwasserrücklauf – etabliert. Ergänzt werden sie durch Temperaturfühler im oberen und unteren Pufferspeichersegment. Eine Modbus‐fähige Datenanbindung ermöglicht die Übertragung in gängige Leitsysteme oder externe Monitoringportale. In der Praxis wird eine Auflösung von zehn Sekunden gewählt, um Zapfspitzen und kurze Pumpenläufe korrekt abzubilden. Algorithmen für Stagnationsschutz reduzieren Anlagendruck und Stillstandstemperaturen, indem sie bei drohender Überhitzung Wärmepotenzial in den Puffer oder optional in eine Notkühlstrecke abführen.

Betriebsführung und Wartungskosten

Die jährlichen Betriebskosten belaufen sich in München erfahrungsgemäß auf 1,5 – 2,0 % des Investitionsvolumens. Darin enthalten sind Frostschutzprüfungen, Pumpeninspektionen und visuelle Kollektorchecks. Frostschutzflüssigkeiten auf Propylenglykolbasis müssen alle fünf bis sieben Jahre ausgetauscht werden; eine Analyse nach VDI 2169 prüft pH-Wert, Leitfähigkeit und Inhibitoren. Digitale Wartungsverträge koppeln die Vergütung häufig an Zielgrößen wie spezifischen Solarertrag (kWh/m²Koll./a) und Anlagenverfügbarkeit. Durch diese Leistungskennzahlen lassen sich Servicelevel transparent kontrollieren und nachjustieren.

Qualitätssicherung nach Inbetriebnahme

In den ersten 18 Betriebsmonaten liegen die Ertragsabweichungen statistisch am höchsten. Ein strukturiertes Monitoring vergleicht daher den gemessenen Monats­energieertrag mit dem simulierten Referenzwert. Weichen die Ist-Daten um mehr als 10 % nach unten ab, werden Ursachen wie Luft­einschlüsse, falsch eingestellte Volumenströme oder Verschattungseinflüsse untersucht. Eine erneute Hydraulik­balance beseitigt häufig 70 % der Defizite. Die dabei gewonnenen Parameter fließen in die Betriebsanweisung für den Hausmeister­dienst ein und sichern langfristig gleichbleibende Warmwasserkosten.

Risikofaktoren und Haftungsfragen

Planungs- und Ausführungsfehler wirken sich auf die Gewährleistung nach BGB und VOB/B aus. Typische Streitpunkte sind Haarrisse in Vakuumröhren, unsachgemäße Dachdurchdringungen oder nicht DIN-konforme Druckausdehnungsgefäße. Ein separates Abnahme­protokoll für die Solarthermie ergänzt die reguläre TGA-Abnahme. Bei Bestandsanlagen empfiehlt sich eine Bauherrenhaftpflicht, die witterungsbedingte Schäden während der Umrüstphase abdeckt. Projektentwickler reduzieren ihr Haftungsrisiko, wenn sie bereits in der Leistungsbeschreibung die aktuellen Zertifikate nach Solar Keymark als Mindeststandard vorgeben.

Wirtschaftlichkeitsbetrachtung im Lebenszyklus

Die entscheidende Kennzahl bleibt der interne Zinsfuß (IRR) nach Steuern. Bei aktuellen Brennstoffpreisen von 11 ct/kWh Erdgas und 14 ct/kWh Fernwärme erreicht ein Münchner Objekt mit 50 Wohn­einheiten einen IRR von 6 – 8 % bei einer Solarkollektorfläche von 1,1 m² pro Wohneinheit. Sensitivitätsanalysen zeigen, dass eine Preissteigerung der Brennstoffe um 3 % pro Jahr den IRR um rund 1,5 Prozentpunkte anhebt. Werden zusätzliche Einnahmen aus dem CO₂-Kostenaufteilungsgesetz berücksichtigt, verschieben sich die Amortisationszyklen um bis zu zwei Jahre nach vorn.

Schnittstellen zu Wärmepumpe und Nahwärme

In dichten Quartieren rund um die bayerische Landeshauptstadt gewinnen hybride Versorgungskonzepte an Bedeutung. Solarthermie speist ihre Energie vorrangig in einen zentralen Pufferspeicher, während Luft-Wasser-Wärmepumpen die Restlast übernehmen. Eine Rücklaufanhebung auf 25 °C optimiert die Leistungszahl der Wärmepumpe und verhindert Legionellenrisiken. Wird die Immobilie an ein Nahwärmenetz angeschlossen, kann überschüssige Solarwärme über einen hydraulischen Weichenpunkt eingespeist werden; ein Rückspeisetarif nach kWh macht die Investition zusätzlich kalkulierbar.

Zukunftstechnologien und Marktentwicklung

Der Trend geht zu PVT-Kollektoren, die gleichzeitig elektrischen und thermischen Ertrag liefern. Erste Pilotanlagen in Bayern erreichen Flächenwirkungsgrade von über 60 % (thermisch + elektrisch) und reduzieren den Dachflächenbedarf in urbanen Zonen. In Kombination mit stromgeführten Wärmepumpen entsteht ein nahezu autarkes Versorgungssystem. Parallel arbeitet die Industrie an Hochtemperatur­kollektoren mit überhitzungsfreien Absorbern – ein Ansatz, der Wartungskosten senkt, weil weniger Glykol­wechsel erforderlich ist. Die erwartete Verschärfung der EU-Ökodesign-Richtlinie dürfte diese Technologien rasch in den Standardbau treiben.

Fazit: Solarthermie bietet für bayerische Mehrfamilienhäuser eine planbare und förderfähige Reduktion der Warmwasserkosten. Entscheider sollten frühzeitig in detaillierte Simulation, belastbare Monitoringkonzepte und eine klare Schnittstellendefinition investieren. Wirtschaftlich überzeugend sind Anlagen, die mindestens 50 % Deckungsgrad erreichen, hybride Pufferlösungen integrieren und digitale Serviceverträge nutzen.

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