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Hygieneanforderungen für Lüftungssysteme in Bayern: Neuer Leitfaden für Bauprojektleiter und Betreiber jetzt unverzichtbar

Hygieneanforderungen für Lüftungssysteme in Bayern: Neuer Leitfaden für Bauprojektleiter und Betreiber jetzt unverzichtbar

Hygieneanforderungen bei Lüftungssystemen im Großraum München

Die Qualität der Innenraumluft hat sich längst zu einem strategischen Entscheidungsfaktor im Lebenszyklus gewerblicher Gebäude entwickelt. Im verdichteten Ballungsraum München mit seinen hohen Grundstückspreisen und einer Vielzahl dicht belegter Immobilien wird der hygienische Betrieb von Lüftungsanlagen besonders streng betrachtet. Betreiber müssen nachweisen, dass ihre Anlagen nicht nur energetisch effizient, sondern auch mikrobiologisch unbedenklich arbeiten. Der folgende Fachbeitrag beschreibt die aktuellen Rahmenbedingungen, relevante Normen und zentrale Prozessschritte bei Sanierungen und Neubauprojekten.

Rahmenbedingungen und wirtschaftliche Relevanz

Seit dem pandemiebedingten Fokus auf Aerosolreduktion haben gesetzliche und wirtschaftliche Treiber das Thema in den Vordergrund gerückt. Neben den verschärften CO₂-Grenzwerten für Nichtwohngebäude auf EU-Ebene verlangen Versicherer vermehrt einen Nachweis des hygienegerechten Betriebs als Bestandteil der Risikoprüfung. Fehlende Inspektionen führen nicht nur zu potenziellen Gesundheitsschäden, sondern können auch den Gebäudewert mindern und die Vermarktungsfähigkeit einschränken.

Fraunhofer-Berechnungen beziffern Produktivitätsverluste durch schlechte Raumluftqualität auf bis zu acht Prozent, während brancheneigene Untersuchungen im Großraum München eine mikrobiologische Belastung von rund einem Drittel der inspizierten Luftleitungen zeigen.

In monetären Größenordnungen bedeutet dies bundesweit jährliche Mehrkosten von mehreren Milliarden Euro durch Krankheitsausfälle, Energieineffizienzen und vorzeitige Anlagenerneuerung.

Normative Grundlagen und Förderlandschaft

Relevante Regelwerke

  • VDI 6022: Verlangt Erstinspektionen durch qualifiziertes Personal, Hygieneprüfungen im Drei-Jahres-Rhythmus sowie eine lückenlose Dokumentation des Anlagenzustands.
  • DIN EN 16798-3: Definiert Berechnungsansätze für Luftmengen und Raumluftkategorien, die als Basis für die Auslegung dienen.
  • Bayerische Bauordnung: Ergänzt bundesrechtliche Vorgaben um landesspezifische Anforderungen, etwa bei Sonderbauten.
  • Infektionsschutzgesetz: Schreibt für Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und Versammlungsstätten eine kontinuierliche Filterüberwachung vor.

Förderkulisse

Die Bundesförderung für effiziente Gebäude koppelt Zuschusshöhen an den Nachweis eines hygienisch einwandfreien Betriebs. Ergänzend bieten Landesprogramme zinsvergünstigte Darlehen für Maßnahmen, die gleichzeitig den Energieverbrauch senken und den mikrobiellen Eintrag reduzieren.

Projektablauf von der Planung bis zur Inbetriebnahme

Bedarfsermittlung und Wirtschaftlichkeitsanalyse

Ausgangspunkt jeder Maßnahme ist eine detaillierte Analyse von Raumbelegung, Prozesswärmelasten und bestehendem Kanalnetz. Für Flächen über 1 000 m² empfiehlt sich ein kombiniertes Hygiene- und Energieaudit, das Luftmengenbedarf, Filterkonzepte und Life-Cycle-Costs zusammenführt. Banken honorieren die so gewonnene Transparenz mit günstigeren Finanzierungskonditionen.

Konzeption und Ausschreibung

Ein belastbares Lastenheft beschreibt Luftvolumenströme, Druckverluste sowie Reinheitsanforderungen und definiert Schnittstellen zu Gebäudeleittechnik und Brandschutz. Hochwertige HEPA-Filter, UV-C-Module oder antimikrobielle Beschichtungen verursachen höhere Anfangskosten, reduzieren jedoch Wartungsaufwand und ersetzen teure Betriebspausen.

Realisierung unter laufendem Betrieb

Im Bestand erfolgt die Umsetzung häufig im Modulprinzip: Teilstränge werden sequenziell stillgelegt, dekontaminiert und re-installiert. Beim Rückbau kontaminierter Bauteile gilt das Prinzip der geschlossenen Transportkette, um Sekundärverschleppung zu verhindern. Die Bauleitung koordiniert dabei Lüftungsfachplaner, TGA-Gewerke und Hygieneinspektoren engmaschig.

Abnahme und Monitoring

Vor Übergabe schreibt die VDI 6022-A mikrobiologische Abklatschtests, Sichtprüfungen von Tropfenabscheidern und Strömungsmessungen vor. Sensorisch vernetzte Prüfpunkte ermöglichen anschließend ein automatisiertes Monitoring; Grenzwertabweichungen werden unmittelbar an die Gebäudeleittechnik gemeldet.

Referenzszenarien aus unterschiedlichen Nutzungsarten

Büro- und Verwaltungsgebäude

Bei einem Software-Campus im Münchner Norden reduzierte eine hygienekonforme Sanierung die krankheitsbedingten Ausfalltage um ein Viertel und erleichterte die Zertifizierung nach LEED Gold. Messungen ergaben eine deutliche Absenkung des mittleren CO₂-Gehalts während Spitzenbelegung.

Premium-Wohnimmobilien

Im Hochpreissegment steigen die Erwartungen an geräuscharme Lüftungsanlagen mit HEPA H14-Filtern. Gekoppelt an Smart-Home-Systeme dokumentieren CO₂- und VOC-Sensoren die Luftqualität in Echtzeit. Ein Projekt am Starnberger See verzeichnete eine 90-prozentige Reduktion des Pollenindexes im Innenraum und damit eine nachweisbare Wertsteigerung der Immobilie.

Einzelhandel und Gastronomie

Ein Modehaus in der Münchner Innenstadt integrierte UV-C-Module in der Zuluft, um Geruchsstoffe und Keime zu minimieren. Die Aufenthaltsdauer der Kundschaft stieg, was sich unmittelbar auf den Umsatz je Quadratmeter auswirkte. Parallel erfüllte der Betreiber bereits heute strengere VOC-Grenzen, die ab 2024 verbindlich werden.

Gesundheitswesen und Reinraumanwendungen

In Kliniken, Laboren und Hightech-Produktionsstätten gelten Hygieneanforderungen, die über die VDI 6022 hinausgehen. In Münchner Krankenhäusern wird beispielsweise nach DIN 1946-4 eine Schwebstofffilterstufe H13/H14 in Kombination mit redundanten Ventilatorgruppen verlangt. Selbst geringfügige Undichtigkeiten in Übergabeflanschen können das Keimspektrum im OP beeinflussen und zu Abweichungen in der Hygienezertifizierung führen. Eine lückenlose Differenzdrucküberwachung zwischen Schleuse, Vorbereitungsraum und OP-Saal ist daher Standard. Bei Reinräumen der Pharmaindustrie im Raum Bayern kommen zusätzlich Partikelzähler zum Einsatz, die in Echtzeit Warnmeldungen an die Gebäudeleittechnik senden, sobald die Klassengrenzen gemäß ISO 14644 überschritten werden.

Logistik- und Produktionshallen

Großvolumige Hallen in der Automobil- und Elektronikfertigung kombinieren oft Prozessabluft, Schweißrauchabsaugung und Komfortlüftung. Eine Herausforderung in München stellt dabei die hohe Staubbelastung entlang stark befahrener Zufahrtswege dar, die das Vorfiltersystem schneller altern lässt. Wirtschaftlich sinnvoll ist ein zweistufiges Filtersystem mit G4-Vorfiltern und F9-Hauptfiltern, ergänzt um drehzahlvariable Ventilatoren. Durch den Abgleich mit aktuellen Produktionsrhythmen lassen sich bis zu 15 % Stromkosten einsparen, ohne die Luftqualität zu gefährden. Betreiber nutzen zunehmend Condition-Monitoring-Plattformen, um Wartungsintervalle flexibel an die tatsächliche Verschmutzungsrate anzupassen.

Typische Schwachstellen in Bestandsanlagen

Regelmäßige Audits zeigen, dass die meisten Hygienerisiken in älteren Lüftungssystemen auf drei Kernprobleme zurückzuführen sind: unzureichend abgedichtete Isolierungen, verschlissene Tropfenabscheider und mangelhafte Kondensatführung. In Bayern häufig anzutreffende Dachzentralen aus den 1990er-Jahren verfügen oft nur über ein Gefälle von einem Prozent, während die heutige Norm mindestens zwei Prozent fordert. Das Resultat sind stehende Wasserfilme, die mikrobiologisches Wachstum begünstigen. Zusätzlich lässt sich ein signifikanter Druckverlustanstieg in verölten Ventilatoreinheiten beobachten, wodurch nicht nur der Energieverbrauch steigt, sondern auch die Luftströme in den Endzonen abfallen.

Digitale Werkzeuge für kontinuierliches Hygienemonitoring

Sensorik und Cloud-Analytics etablieren sich als verbindliche Bausteine im Facility Management. CO₂-Ampeln haben sich bereits in Büroflächen durchgesetzt; nun folgen Feinstaub-, VOC- und Luftfeuchtesensoren, die per LoRaWAN vernetzt werden. In München pilotiert ein Versicherungskonsortium ein Bonus-Malus-System, das Prämien an digital verifizierte Hygieneberichte koppelt. Daten aus den Sensoren werden wöchentlich an einen digitalen Zwilling des Gebäudes übertragen, der Unsicherheiten in Luftvolumenströmen simuliert und bei Grenzwertüberschreitungen selbstständig Work-Orders an den Wartungsdienstleister auslöst.

Verknüpfung mit Energiemanagement-Systemen

Die Kombination von Hygiene- und Energiekennzahlen schafft Synergien. Wird eine Filterstufe aufgrund steigender Druckdifferenz ausgetauscht, sinkt nicht nur die Keimzahl in der Zuluft, sondern auch der Strombedarf des Ventilators. In bayerischen Bürokomplexen mit mehr als 10 000 m² Bruttogrundfläche lassen sich laut Praxisstudien bis zu 8 kWh/(m²·a) einsparen, wenn Filterwechseldaten in das DIN 50001-konforme Energiemanagement integriert werden. Gleichzeitig rekonfigurieren Betreiber die Volumenstromregler so, dass Nacht- und Wochenendabsenkungen aktiviert bleiben, ohne das Risiko von Kondensationsschäden zu erhöhen.

Rollen und Verantwortlichkeiten im Wartungsvertrag

Ein präziser Service Level Agreement (SLA) trennt Pflichten und Haftung. Der Anlagenbetreiber bleibt rechtlich für den hygienischen Betrieb verantwortlich, selbst wenn Instandhaltung und Dokumentation an einen Dienstleister vergeben werden. Empfehlenswert ist ein dreistufiges Vertragsmodell: monatliche Sichtkontrolle, vierteljährliche Funktionsprüfung und die umfassende Hygieneinspektion im Dreijahresrhythmus. Jede Stufe enthält festgelegte Reaktionszeiten, Prüfpunkte sowie Nachweisdokumente, die digital archiviert werden. Gerade in München setzen Projektentwickler vermehrt auf BIM-basierte Wartungspläne, in denen Ersatzteilverfügbarkeiten und Reinigungstermine direkt hinterlegt sind.

Zukunftsausblick: Gesetzliche Änderungen und technische Trends

Die Novelle der VDI 6022 ist für 2025 angekündigt und wird voraussichtlich strengere Anforderungen an luftgetragene Viren stellen. Parallel diskutiert der Bayerische Landtag eine Ergänzung zur Bauordnung, nach der CO₂-Sensorik in Neubauten oberhalb 400 m² Nutzfläche verpflichtend sein könnte. Technikseitig rücken Photokatalysefilter, antivirale Beschichtungen und Wärmetauscher mit integrierter Keimabtötung in den Fokus. Für gewerbliche Betreiber im Großraum München bedeutet dies, dass Investitionsentscheidungen schon heute auf Kompatibilität mit künftigen Hygieneerweiterungen geprüft werden sollten.

Fazit

Hygieneanforderungen bei Lüftungssystemen beeinflussen längst nicht mehr nur das Gesundheitsniveau, sondern auch Energieeffizienz, Versicherungskonditionen und Gebäudebewertungen. Wer frühzeitig Schwachstellen ermittelt, digitale Monitoring-Tools einbindet und klare Wartungsverträge abschließt, senkt Kosten und minimiert Haftungsrisiken. Planer und Betreiber in Bayern sollten daher Hygienekonzepte bereits in der Vorplanung mit dem Energiemanagement verknüpfen und dabei kommende Normverschärfungen antizipieren.

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