Zurück zum Blog
Blog/

Einbruchschutz nach Fenstertausch in Bayern: Wichtige Pflichten, Normen und Fördermöglichkeiten für Bauunternehmen und Eigentümer

Einbruchschutz nach Fenstertausch in Bayern: Wichtige Pflichten, Normen und Fördermöglichkeiten für Bauunternehmen und Eigentümer

Einbruchschutz nach Fenstertausch: Anforderungen und Normen in Bayern

Sicherheitsrelevanz des Fenstertauschs

Der Austausch von Fenstern verändert die bauliche Hülle eines Gebäudes und greift damit unmittelbar in dessen Sicherheitsarchitektur ein. In Ballungsräumen wie München entstehen durch den hohen Vermögenswert vieler Objekte und eine dynamische Bedrohungslage erhöhte Risiken. Laut aktueller Polizeilicher Kriminalstatistik für Bayern erfolgt der überwiegende Teil der Einbruchsdelikte über Fenster und Fenstertüren auf Erdgeschossniveau. Parallel steigt der Druck, Bestandsgebäude im Zuge von ESG-Vorgaben energetisch zu modernisieren. Werden dabei lediglich Wärmedämmwerte optimiert, ohne den Einbruchschutz anzupassen, entsteht eine sicherheitstechnische Lücke, die Versicherer in der Risikoanalyse berücksichtigen.

Regulatorischer Rahmen und technische Normen

Gesetzliche Grundlagen

Die Bayerische Bauordnung (BayBO) verlangt eine ordnungsgemäße Bauausführung sowie einen Zustand, der dem Schutzbedürfnis der Nutzer entspricht. Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) regelt dagegen primär energetische Anforderungen, impliziert jedoch durch seine Schnittstellen zu DIN 4108-2 die Pflicht, begleitende Sicherheitstechnik nicht zu vernachlässigen. Ein direkter Grenzwert für Einbruchhemmung existiert in den Gesetzen nicht, dennoch gilt die allgemein anerkannte Regel der Technik als Mindestmaßstab.

Normative Klassifizierung

Die europäische Norm DIN EN 1627 ordnet Fenster und Türen in sechs Widerstandsklassen (RC1 N bis RC6) ein. Für Büro- und Gewerbeimmobilien in urbanen Lagen empfehlen Versicherer in der Regel mindestens RC2, bei exponierten Nutzungen oder wertintensiven Beständen vermehrt RC3. Ergänzend definiert die VdS-Richtlinie 2311 Anforderungen an Gefahrenanalysen und Schutzkonzepte. Eine Montage gemäß DIN 4108-7 ist erforderlich, um die klassifizierte Widerstandswirkung in die Baupraxis zu übertragen.

Förderkulisse

Investitionen in einbruchhemmende Fenster können über bundeseigene Förderprogramme kofinanziert werden, wenn sie im Rahmen energetischer Sanierungen auftreten. Regionale Initiativen – beispielsweise auf Landesebene – verknüpfen häufig Zuschüsse für Wärmeschutz mit Sicherheitsmerkmalen, setzen dabei jedoch eine Antragstellung vor Baubeginn voraus. Eine Doppelförderung ist ausgeschlossen, weshalb finanzierungsrelevante Vorgänge klar getrennt nachzuweisen sind.

Best-Practice-Ansätze in Planung und Ausführung

Risikoanalyse und Ausschreibung

Vor einer Fenstersanierung ist eine Objekt- und Lageanalyse erforderlich, die polizeiliche Statistiken, Bauart, Nutzerprofil und versicherungstechnische Vorgaben zusammenführt. Das Ergebnis bildet die Grundlage für eine belastbare Leistungsbeschreibung. Werden Widerstandsklassen erst in der Vergabephase definiert, entstehen erfahrungsgemäß Mehrkosten und terminliche Verzögerungen.

Montagequalität

Einbruchhemmende Eigenschaften ergeben sich nicht allein aus dem Produkt, sondern aus dem Gesamtsystem aus Rahmen, Verglasung, Beschlag und Befestigung. Befestigungsmittel müssen die einwirkenden Kräfte dauerhaft in das tragende Mauerwerk einleiten. Normkonforme Sicherheitsschrauben, Stahlanker sowie geeignete Montagebänder bilden hierzu den Standard. Ein Abnahmeprotokoll, das die Einhaltung der relevanten Normen dokumentiert, dient als Nachweis gegenüber Versicherern und Aufsichtsbehörden.

Integration in Gebäudeautomation

Moderne Glasbruchmelder und zustandsorientierte Sensoren lassen sich in bestehende Gebäudemanagementsysteme einbinden. Dadurch entsteht ein erweitertes Sicherheitslayer, das neben Einbruchversuchen auch Wartungsbedarfe meldet. Eine vernetzte Lösung unterstützt zudem die Erfüllung von Pflichten aus Betreiberverantwortung und erleichtert die Dokumentation entlang der DIN ISO 19650.

Branchenspezifische Anwendungsbeispiele

Büro- und Verwaltungsgebäude

Bodentiefe Glasfassaden in innerstädtischen Geschäftshäusern erfordern häufig RC3-Elemente, kombiniert mit Zugangskontrollsystemen und elektronischer Verschlussüberwachung. Das Zusammenspiel senkt potenzielle Schadenssummen und wirkt sich positiv auf Prämienkonditionen aus.

Hochwertiges Wohnen

Luxuswohnungen und Einfamilienhäuser mit großflächigen Verglasungen profitieren von Verbund-Sicherheitsglas, verdeckt liegenden Beschlägen und automatischer Sensorik. Die Lösung erhält das architektonische Erscheinungsbild, während Manipulationsversuche frühzeitig detektiert werden.

Einzelhandel und Showrooms

Schaufenster mit Sicherheitsglas der Klasse P6B nach DIN EN 356 in Verbindung mit massiven RC3-Rahmen erschweren Blitzeinbrüche. Eine motorisierte Verriegelung ermöglicht die zentrale Steuerung von Filialschließungen und minimiert Personalaufwand.

Hotels und Beherbergungsstätten

Hohe Gästefrequenz, wechselnde Nutzergruppen und eine 24-Stunden-Betriebszeit stellen besondere Anforderungen an den Fenstertausch in der Hotellerie. Gefordert sind Fenster der Klasse RC2 oder höher, die gleichzeitig eine definierte Schalldämmung gemäß DIN 4109 bieten. Da Brandschutzabschnitte häufig unmittelbar an Fassaden enden, sind zusätzlich feuerwiderstandsfähige Verglasungen nach DIN 4102-5 einzubauen. Eine Mehrfachverriegelung mit elektronischer Rückmeldung ermöglicht die Integration in das zentrale Schließ- und Zutrittsmanagement, ohne den Hotelbetrieb zu stören.

Öffentliche Bildungseinrichtungen

Schulen und Hochschulen mit stark frequentierten Pausenhöfen weisen ein erhöhtes Risiko für Vandalismus auf. Verglasungen der Klasse P4A nach DIN EN 356 in Verbindung mit RC2-Fenstern schützen vor Throwing-Break-Attacken, ohne das Budget zu sprengen. Auflagen aus der Bayerischen Schulbaurichtlinie erfordern dabei eine spezielle Absturzsicherung, die über statisch geprüfte Glasbrüstungen oder nachrüstbare Absturzleisten realisiert wird. Montagezeiten sind in Ferienabschnitte zu legen, damit der Lehrbetrieb ungestört bleibt.

Qualitätssicherung und Dokumentationspflichten

Prüfbare Sicherheit entsteht erst durch konsequente Dokumentation. Für jedes Fensterelement empfiehlt sich ein Montagepass, der Artikelnummer, Widerstandsklasse, Befestigungsmittel und ausführende Fachkraft nennt. Fotodokumentationen nach VdS 3547 sind als Anhang zur Bauakte aufzunehmen. Bei Projekten, die Fördermittel des Freistaats Bayern nutzen, verlangt die Bewilligungsstelle eine Bestätigung der normgerechten Ausführung durch einen Sachkundigen. Digitale Bautagebücher vereinfachen die lückenlose Nachverfolgung.

Versicherungsrechtliche Schnittstellen

Sachversicherer stufen das Risiko eines Objekts anhand der Widerstandsklasse der Fenster ein. Wird bei einem Fenstertausch die Klassifizierung reduziert oder nicht plausibel belegt, drohen Leistungskürzungen im Schadenfall. In München schreiben mehrere Versicherer für Betriebe mit Lagerware ab 1 Mio. € deklariertem Inventar mindestens RC3 vor. Ein technisches Maßnahmenprotokoll, abgezeichnet vom Sicherheitsplaner, dient als Nachweis und kann Prämienvorteile von bis zu 15 % ermöglichen.

Wartung, Nachrüstung und Lifecycle-Kosten

Einbruchhemmende Beschläge verlieren ohne jährliche Wartung ihre zertifizierte Funktion. DIN 18104-2 empfiehlt einen Inspektionsrhythmus von zwölf Monaten, bei stark frequentierten Flügeln halbjährlich. Der Wartungsvertrag sollte Schmierung, Nachjustierung und Prüfen der Verschraubungen umfassen. Für Bestandsfenster ohne ausreichende Widerstandsklasse kann eine Aufrüstung mittels Aufschraubsicherungen oder abschließbaren Griffen eine kosteneffiziente Zwischenlösung darstellen, solange die Tragfähigkeit des Rahmens ausreicht.

Digitale Planungstools und BIM

Building-Information-Modeling ermöglicht die frühzeitige Kollisionsprüfung zwischen Sicherheits­anforderungen, energetischen Kennwerten und Bauphysik. Parameter wie RC-Klasse, Glasaufbau oder Sensorik lassen sich als Attribute im IFC-Modell hinterlegen. Die modellbasierte Ausschreibung reduziert Nachträge, weil Leistungsverzeichnisse direkt aus dem geprüften Modell generiert werden. In Bayern wird die BIM-Methode bereits von mehreren Kommunen bei Schulen und Verwaltungsbauten verpflichtend gefordert.

Zukünftige Normen und Trends

Die laufende Überarbeitung von DIN EN 1627 sieht eine Anpassung der Prüflasten für RC2 und RC3 vor, um neuen Angriffswerkzeugen Rechnung zu tragen. Parallel arbeitet das Deutsche Institut für Normung an einer Ergänzung zur DIN 18008, die den Nachweis einbruchhemmender absturzsichernder Verglasungen vereinfachen soll. Auf Produktebene gewinnen faserverstärkte Kunststoffrahmen an Bedeutung, weil sie hohe Steifigkeit mit guten U-Werten kombinieren und damit den Zielkonflikt zwischen Wärmeschutz und Einbruchhemmung entschärfen.

Fazit: Ein wirkungsvoller Einbruchschutz nach Fenstertausch erfordert die präzise Abstimmung von Normen, Montagequalität und objektspezifischer Risikoanalyse. Unternehmen, die Widerstandsklassen frühzeitig definieren, die Dokumentation sichern und Wartungszyklen vertraglich festlegen, minimieren Haftungsrisiken und optimieren Versicherungskonditionen. Entscheider sollten daher Sicherheits- und Energieanforderungen integrativ planen und digitale Tools zur Qualitätssicherung nutzen.

Falls Sie eine ausführlichere Beratung oder ein konkretes Angebot wünschen, senden Sie uns eine Anfrage:
👉 Kontaktformular
Oder nutzen Sie unser Anfrageformular:
👉 Zum Angebotsformular

Fragen zu unseren Dienstleistungen oder individuelle Anforderungen?

Senden Sie uns Ihre Anfrage – wir beraten Sie gerne!

Zurück zum Blog

Kontakt

Bitte zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren! Wir versuchen, immer mit Ihnen in Kontakt zu bleiben und Ihre Anliegen schnellstmöglich zu bearbeiten.

Hauptinfo

Landsberger Straße 394, 81241 München

Folgen Sie uns in den sozialen Medien