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Smart Metering in Bestandsgebäuden: Wie Bayern der Bauwirtschaft hilft, Energiekosten zu senken und gesetzliche Vorgaben zu erfüllen

Smart Metering in Bestandsgebäuden: Wie Bayern der Bauwirtschaft hilft, Energiekosten zu senken und gesetzliche Vorgaben zu erfüllen

Smart Metering in Bestandsgebäuden: Echtzeitdatenerfassung für Energie- und CO₂-Management

Anforderungen an Bestandsimmobilien im Großraum München

Dekarbonisierungsvorgaben, volatile Strompreise und ESG-Berichtspflichten erhöhen den Handlungsdruck auf Eigentümer und Betreiber gewachsener Liegenschaften. Gerade in München, wo ein Großteil der Büro- und Wohnbauten vor 1990 entstanden ist, fehlen oftmals aktuelle Verbrauchsdaten. Digitale Stromzähler schaffen diese Transparenz, liefern Viertelstundenwerte und bilden die Grundlage für ein belastbares Energiemonitoring.

Ferraris-Zähler versus intelligente Messtechnik

Konventionelle Ferraris-Zähler werden einmal jährlich abgelesen und erlauben keine Lastganganalyse. Intelligente Messsysteme hingegen

  • erfassen Wirkleistung in 15-Minuten-Intervallen,
  • identifizieren Lastspitzen frühzeitig,
  • unterstützen vertragsoptimierte Strom-, Wärme- und Kälteversorgung.

Insbesondere bei gemischt genutzten Objekten mit komplexen Nebenkostenstrukturen entsteht so eine durchgängige Datengrundlage, die Banken und Investoren im Rahmen von Taxonomie-Prüfungen einfordern.

Quantifizierte Einsparpotenziale

Studien der Deutschen Energie-Agentur sowie des Fraunhofer-Instituts verorten die durchschnittliche Reduktion des Stromverbrauchs durch Smart Metering bei rund zehn Prozent; Techniklastige Nichtwohngebäude erreichen Werte bis zu 15 Prozent. In einem 12 000 m² großen Büroensemble in der Münchner Innenstadt entspricht dies über 100 000 kWh pro Jahr.

Rechtliche Leitplanken und Förderrahmen

Messstellenbetriebsgesetz (MsbG)

Das MsbG sieht einen stufenweisen Roll-out intelligenter Messsysteme vor. Unternehmen ab 100 000 kWh Jahresverbrauch unterliegen bereits der Ausstattungspflicht; ab 2025 werden auch kleinere Abnahmemengen einbezogen.

Energieeffizienzgesetz und ISO 50001

Größere Organisationen müssen ein zertifiziertes Energiemanagementsystem etablieren. Ohne automatisierte Messdatenerfassung lassen sich die geforderten Nachweise für kontinuierliche Verbesserungsprozesse nicht erbringen.

Förderkulisse in Bund und Land

Die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) bezuschusst Mess- und Regeltechnik mit bis zu 20 Prozent, sofern sie Bestandteil eines Sanierungspakets ist. In Bayern ergänzt das 10 000-Häuser-Programm diese Mittel und adressiert damit auch gemischte Portfolios.

Technischer Aufbau moderner Messsysteme

Zähler, Gateway und Backend

Ein intelligentes Messsystem besteht aus einem geeichten Digitalzähler und einem Smart-Meter-Gateway. Während der Zähler elektrische Energie erfasst, verschlüsselt das Gateway die Daten per Public-Key-Infrastruktur und überträgt sie an ein zentrales Backend. Bestehende Zählerschränke können meist weiterverwendet werden.

Medienübergreifende Integration

Über Modbus- oder M-Bus-Schnittstellen lassen sich Wärmemengen- und Gaszähler an das Gateway anbinden. Somit entsteht eine konsolidierte Datenbasis für alle relevanten Medienströme.

Datensicherheit nach BSI-Standard

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik definiert ein Schutzprofil, das Ende-zu-Ende-Verschlüsselung und manipulationssichere Hardwaremodule verlangt. Betreiber kritischer Infrastrukturen, etwa Kliniken, erfüllen damit zugleich ihre Datenschutzpflichten.

Vorgehen bei Planung und Umsetzung

Initiale Analyse und Zieldefinition

Zu Beginn steht eine Auswertung der vorhandenen Energieabrechnungen. Darauf aufbauend werden Projektziele – beispielsweise Lastspitzenmanagement oder Taxonomie-Konformität – festgelegt und in einer Roadmap verankert.

Einbauphasen und Baukoordination

Der Austausch der Hauptzähler bildet den ersten Meilenstein. Im Anschluss folgen Untermessungen für Unterverteilungen und Nutzergruppen. Eine zentrale Koordination reduziert Stillstandszeiten; der Gebäudebetrieb bleibt in der Regel aufrechterhalten.

Betrieb, Monitoring und Alarmierung

Nach der Inbetriebnahme erfolgt eine mehrwöchige Plausibilisierung. Die Betriebsphase nutzt Web-Dashboards, um Verbrauchsprofile, CO₂-Emissionen und spezifische Kennzahlen automatisiert zu überwachen. Abweichungen triggern Meldungen an Facility-Management oder Energiemanagement.

Praxiserfahrungen aus München und Umgebung

Büroquartiere

In einer Verwaltungszentrale in der Maxvorstadt deckte Smart Metering nächtliche Kälteerzeugung auf. Die anschließende Anpassung der Regelstrategie senkte den Jahresverbrauch um 12 Prozent, womit sich die Investition in weniger als 24 Monaten amortisierte.

Premium-Wohnimmobilien

Ein Penthouse-Ensemble in Grünwald nutzt digitale Zähler, um PV-Erzeugung, Batteriespeicher und Netzbezug separat zu bilanzieren. Der Eigenverbrauchsanteil stieg auf 65 Prozent, während der CO₂-Ausstoß nahezu halbiert wurde.

Einzelhandel und Light-Industrial

Ein Nahversorgungszentrum in Freising stattete sechs Mietbereiche mit Sub-Metering aus. Die verursachergerechte Nebenkostenabrechnung reduzierte Konfliktpotenziale und identifizierte eine überdimensionierte Lüftungsanlage. Eine Drehzahlbegrenzung spart seither rund 18 000 kWh jährlich.

Wirtschaftlichkeit und Amortisationshorizonte

Die Investition in Smart Metering zahlt sich in der Regel schneller aus, als die meisten Projektträger erwarten. Neben den unmittelbar messbaren Stromeinsparungen reduzieren sich Blindleistungsentgelte, und die verbesserte Datenbasis ermöglicht eine präzisere Bedarfsprognose bei Ausschreibungen. Erfahrungsgemäß liegen die spezifischen Investitionskosten in Bestandsgebäuden zwischen 0,8 und 1,5 €/m² Nutzfläche. Selbst konservative Rechenmodelle weisen bei Münchner Strompreisniveaus eine Amortisationszeit von zwei bis vier Jahren aus. Fördermittel verkürzen den Payback häufig auf unter 24 Monate, insbesondere wenn Querschnittstechnologien wie LED oder Frequenzumrichter parallel umgesetzt werden.

Schnittstellen zu Gebäudeautomation und ERP

Die volle Hebelwirkung entfaltet Smart Metering erst, wenn Lastdaten automatisiert in die Gebäudeleittechnik (GLT) und Unternehmenssoftware überführt werden. BACnet, OPC UA oder REST-APIs erlauben einen bidirektionalen Datenaustausch. So können Temperatur- oder Luftqualitätsregler Lastprognosen berücksichtigen, während das ERP-System Tarifanpassungen und CO₂-Preise in die Kostenrechnung einspielt. Größere Portfoliobetreiber in Bayern koppeln ihre Zählerdaten zudem an CAFM-Lösungen, um Wartungszyklen proaktiv auszusteuern.

Netzdienliches Peak Shaving

Mit den Viertelstundenwerten intelligenter Messsysteme lassen sich Lastspitzen identifizieren und durch Regelalgorithmen glätten. Batteriespeicher, Kaltwassererzeuger oder steuerbare Verbraucher werden so sequenziell angesteuert. In der Praxis reduziert dies Leistungsbezugsentgelte um bis zu 25 Prozent. Im Netzgebiet der Stadtwerke München ist darüber hinaus eine Präqualifikation für Flexibilitätsvermarktung möglich, wodurch zusätzliche Erlöse erzielt werden können.

Umsetzung in vermieteten und WEG-strukturierten Objekten

Gemischt genutzte Liegenschaften erfordern eine fein granulare Sub-Metering-Architektur, um Datenschutz und Umlagefähigkeit zu gewährleisten. In Mietverhältnissen wird der Messstellenbetrieb per Ergänzungsvereinbarung auf die Betriebskosten umgelegt. Bei Wohnungseigentümergemeinschaften empfiehlt sich ein Beschluss nach § 21 WoEigG, der Einbau und spätere Abrechnung eindeutig regelt. Ein integriertes Portal schafft Transparenz für alle Nutzer und beugt Auseinandersetzungen vor.

Ausschreibung und Anbieterwahl

Vergabeverfahren sollten einen Funktionskatalog als Ausschreibungskern enthalten: Datenauflösung, Protokolle, BSI-Konformität, Wartungsservice und Vertragslaufzeit. Besonders wichtig ist ein Interoperabilitätsnachweis, damit auch künftige Erweiterungen – etwa Ladeinfrastruktur – ohne proprietäre Hindernisse eingebunden werden können. In Bayern ist eine Aufteilung in Lose für Hardware, Gateway-Betrieb und Analysesoftware gängig; so lassen sich Spezialanbieter ohne Systembruch integrieren.

Typische Fallstricke und Lessons Learned

Fehlende Bestandspläne, unzureichende Absicherung der Zählerplätze und mangelhafte Funkabdeckung gehören zu den Hauptgründen für Terminverzüge. Frühzeitige Begehungen, inklusive Magnetfeldmessungen in Technikzentralen, reduzieren Nachträge. Ebenfalls häufig unterschätzt: die Qualität der Datenaufbereitung. Rohwerte sollten unmittelbar nach Eingang auf Ausreißer, Plausibilität und Zeitstempelabweichungen geprüft werden, um Fehlinterpretationen in KPIs zu vermeiden.

Zukunftsperspektiven und dynamische Tarife

Mit der Novellierung des Energiewirtschaftsgesetzes werden dynamische Stromtarife ab 2025 breiter verfügbar. Unternehmen können dann Day-Ahead-Preissignale nutzen und energieintensive Prozesse gezielt in Niedrigtarifphasen verlagern. In Kombination mit PV-Anlagen und Batteriespeichern entsteht ein quasi energieautarker Betriebsteil, der nicht nur CO₂-Emissionen senkt, sondern auch Netzentgelte optimiert. Digitale Zähler liefern hierfür die unverzichtbare Echtzeitbasis.

Datenbasierte CO₂-Bilanzierung

Verbrauchsdaten aus Smart-Meter-Systemen lassen sich direkt in Carbon-Accounting-Tools importieren. Der Emissionsfaktor des bayerischen Strommixes wird dabei automatisch hinterlegt, sodass sich Scope-2-Emissionen nach GHG-Protocol revisionssicher ausweisen lassen. Für Unternehmen mit ESG-Reporting-Pflicht stellt dies einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil gegenüber pauschalen Schätzverfahren dar.

Synergien mit weiteren Energieeffizienzmaßnahmen

Die gleichzeitige Modernisierung von Beleuchtung, Lüftung oder Antriebstechnik verstärkt den Nutzen digitaler Messdatenerfassung. Erfolge werden transparent dokumentiert, wodurch interne Budgets für Anschlussprojekte leichter freigegeben werden. Beratende Ingenieurbüros setzen in München zunehmend auf modulare Energiemonitoring-Pakete, die Schritt für Schritt erweitert werden können, ohne die anfängliche Investition zu entwerten.

Personalqualifikation und Change Management

Ein intelligentes Messsystem ersetzt kein fehlendes Fachwissen. Energiemanager und Facility-Teams sollten daher gezielt geschult werden, um Dashboards richtig zu interpretieren und Maßnahmen abzuleiten. Ein klar definierter Prozess von der Datenanalyse über die Maßnahmenfreigabe bis zur Wirksamkeitskontrolle verhindert, dass das System zur bloßen Datensammelstelle verkommt.

Ausblick: Regulation und Technologie

Die Bundesregierung plant, den Roll-out intelligenter Messsysteme weiter zu beschleunigen. Parallel entwickeln Hersteller Gateways mit Edge-Computing-Funktionalität, die KI-Algorithmen bereits vor Ort ausführen. Dadurch lassen sich Anomalien schneller erkennen und predictive Maintenance in die Praxis überführen. Betreiber, die heute auf offene Standards setzen, halten sich alle Optionen für diese künftigen Funktionen offen.

Fazit: Smart Metering bietet Bestandsgebäuden im Großraum München einen klaren betriebswirtschaftlichen und ökologischen Mehrwert. Investitionen amortisieren sich in wenigen Jahren, steigern die Gebäudetransparenz und schaffen belastbare Grundlagen für ESG-Berichte. Entscheider sollten jetzt eine systematische Bestandsaufnahme starten, offene Schnittstellen fordern und Fördermittel gezielt nutzen.

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